Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Dienstag, 19. Februar 2002 
7. die Türen Jörg Schneider in «Fix und fertig» «Käppeli>-Jörg Schneidtr tanzt mit seinem imaginären Girl herum und verwan­ delt den Hochzeitstag zum Chaos. (Bild: Gerolf Hauserf Das Theater am Kirchplatz ist ein Mehrspartentheater, d. h. auf dem Spielplan sollten ste­ hen: Schauspiel, Volkstheater, Kabarett, Musik usw., im Ideal­ fall eine ausgewogene Mi­ schung, also für alle etwas. Gerolf Häuser  . Die vergangenen Monate zeigten, das TaK ist ein «Einspartentheater» gewor­ den, die «leichte Muse» beherrscht den Spielplan. Nichts dagegen. Will ich aber ein Schauspiel sehen, klassisch oder modern, muss ich wieder nach Zürich, St. Gallen oder Chur. Schade! Zugleich, das weiss ich, haben Jene ebenso Recht, die sagen: Um Volks-- theater zu sehen, muss ich nicht nach ich-weiss-nicht-wohin fahren, das TaK bietet das. Vier Buchstaben dazu, und ich bin einverstanden: «auch», das TaK bietet das auch. Jetzt ist im TaK «Fix und fertig» mit Jörg Schneider zu sehen - fünfmal hintereinander. Okay, das bringt Geld. Wenn damit anderes finanziert wird: bingo! Also gut, schau'n wir uns Jörg Schneider an. Fix und fertig kam ich raus und fragte mich, wo bin ich? In einer Zcitmaschine. zurückversetzt um zig Jahre, im Ohnsorg-Theater, bei Millowitsch oder wje sie heissen. Gehört das ins Theater, oder sollten Volkstheater ft Co. besser von Gemcin- desaal zu Gemeindesaal ziehen? Nein, ich bin weil davon entfernt, die schau­ spielerische Leistung von Jörg 
Schnei­ der und seinem Ensemble mit Theater­ aufführungen des Feuerwehrvereins XY zu vergleichen: die einen sin,d Pro­ fis, bei den anderen sind Einsatz und Liebe zum Theaterspielen zu bewun­dern. 
Inhaltlich darf man schon ver­ gleichen, denn diese Stücke sind alle" nach dem gleichen Strickmuster gebas­ telt, auch «Fix und fertig» vom engli­ schen Autor Ray Cooney: Und ewig schwingen die Türen, knallen an Köp­ fe, verursachen Geistesverwiming; immer gibt es den Schwerhörigen, der Gesagtes immer gleich falsch versteht, immer gibt es die Hysterische usw. - austauschbar. Aber da gibt es z.B. Vin- cenzo Biagi. Wie er in «Fix und fertig»" den Dr. Göll, Opa von Jeanln und Schwiegervater von Karl Käppeli, spielt, das ist grossartig. Warum heisst es: «den Käppeli spielt natürlich Jörg Schneider»? Biagi in einer grösseren Rolle zu sehen, muss ein noch grösse­ rer Genuss sein. Auch Ruth Bannwart als Frau Dr. Göll war sehr überzeugend. Natürlich wird die Szene von «Käppe- Ii«-Jörg Schneider beherrscht, der we­ gen einer genialen Werbeidee den Hochzeitstag seiner Tochter Jeanin (Karin Moser) vergisst und gegen... natürlich die Türkante knallt. Die Fol­ ge: Halluzinationen, d.h. seine Werbe- Idee, das Charleston-Mädchen, steht quicklebendig vor ihm, der Papa sieht sich als Hollywood-Star der 20er-Jah- re, tanzt mit seinem imaginären Girl herum und verwandelt den Hochzeits­ tag zum Chaos. Das ist perfekt getimt, da gibt es keine Patzer, da stimmt jeder Auftritt auf die Sekunde genau, das ist professionell. Nur, die Witze sind so platt gewalzt, haben einen solchen Bart, dass man im Keller das monotone Rasseln der Bartwickelmaschine hört. Aber erlaubt ist, was gefällt. Und dem Publikum gefällt's. Vielleicht bin ja nur ich so verknorkst, dass es mir kaum ein Lächeln abringt, wenn ich tausendmal gehörte Witze zum 1001. Mal höre. 
Konzert mit dem jungen Ensemble «araxes» in Triesenberg «araxes» ist die Vereinigung der jungen Musikinterpreteri Jürgen Natter und Christian Spiss. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Musik unterschiedlicher Zeit­ epochen «begreifbar» zu ma­ chen. Je nach Projekt werden zusätzliche Musiker eingeladen. Gerolf Hauser Obwohl die Enscmblemitglieder relativ viel Konzerterfahrung haben, ist das Konzert am Freitag, den 22. Februar "um 20 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef in Triesenberg das erste Auftreten des Ensembles. In Triesenberg spielen Jo- sette Spirig (Sopran), Christian Spiss (Querflöte), Jakob Diblik (Violine), Jür­ gen 
Natter (Orgel und Cembalo) und Bela'Lampert (Violoncello) Werke von J. S. Bach. Was ist äraxes? «araxes» - ein ungewohnter Name. Ob die jungen Musikei7-innen damit wohl anspielen auf die Grenze zwi­ schen Asien und Europa, die Herodot beim Fluss Araxes sieht, der ins Kaspi- sche Meer mündet? Oder nehmen sie Bezug zu Armenien, eines der höchst­ gelegenen Länder" Westasiens,- durch das der heute Arax genannte Fluss sich zieht, Grenze zwischen dem russi­ schen und persischen Armenien? Oder zur Kura-Araxes-Kultur der frühen Bronzezeit, die man zeitgeschichtlich mit der mykenischen Kultur auf eine. Stufen stellen kann? Auch die ge- schichtsträchtigen Flüsse Euphrat und Tigris sind nicht fern, ebenso der 5137 Meter hohe Grosse Ararat, auf dem, nach dem Alten Testament, Noah mit seiner Arche gelandet sein soll. Ja, es gibt sogar die Meinung; dass jene Re­ gion üm den Fluss Araxes das «Land Eden» gewesen sein soll. Grosse Kunstwerke Wie dem auch sei, «araxes» besteht aus jungen Studenten des Landeskon­ servatoriums Feldkirch, «araxes»- Gründungsmitglied Christian Spiss studierte bei Eva Amsler und seit 2001 bei Karl-Heinz Schütz Querflöte. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei Philipe Bernold, Benoit Fromanger, Hans-Ge­ org Schmeiser, Dieter Fluiy und Nao- taka Nishida. Er ist mehrfacher Preisträger bei «Prima la Musica» Lan­ des- und Bundeswettbewerben.'Jürgen Natter, ebenfalls Gründungsmitglied 
Ensemble iarares»t von links' Jakob Diblik (Violine), Jürgen Natter (Orgel Und. Cembalo) und Christian Spiss (Querflöte). Auf dem Bild fehlt Bela Lampeft.- des Ensembles, studierte bei Günther Fetz und seit 1998 bei Elisabeth Za- . vfadke Orgel,, ausserdem .Cembalo bei Johannes Hämmerle sowie Dirigiereh bei Guntram Sinima. Er- besuchte,' Meisterkürse u.a. bei Guy Bovet, Mi­ chael Radulescu und Rudolf Lutz. Er ist mehrfacher Preisträger bei «Prima la Musica» Landes-'und .Bundeswett­ bewerben. Seit Januar dieses Jahres ist er "Organist der Kirche zu St. Josef in Triesenberg. Josette Spirig sang u.a. die Solosteljen in Weihnachts- und Os­ termessen, fühlt sich aber auch Im Gospelgesang zu Hause. Seit Sommer 2000 studiert sie am Konservatorium Feldkirch klassischen Gesang bei lnge- bor'g Döbozy. Das Konzertprogramm . besteht aus Orgelwerken undjtammer- musik von Johann Sebastian Bach.' Jürgen Natter schreibt dazu: «Die «Toccata und Fuge d-moll» von Bach kennt wohl jedes Kind (zumindest den . Anfang) und ist hier zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Im Konzert zu hören. Die «Trioson'ate in c-moll für Flöte, Violine und Basso continuo» aus dem «Musikalischen Opfer» ist eines der schönsten Kammermusikwerke 
Bachs, und «Passacäglia und Fuge 'moll» ist wohl das grösste Kunstwerk für Orgel, das Bach jetpals erdacht hat.» Neben diesen Werken bietet «ara­ xes» noch die Sonate in C-Dur für Flö­ te und Basso continuo und geistliche Lieder aus «Schemeliis Gesangbuch» für Sopran und Orgelcontinuo. «araxes»-Konzert am Freitag, den .22. Februar um 20 Uhr in der Pfarrkir- .che St. Josef in Trjesenberg. Immer mehr fürs Ausland! 1980: 1990: 2000: 2010: 
784 Mio t'581 Mio 2'274 Mio ????? Mio UNO-Beitritt NEIN www.uno-neln.ch • lÄSSISSiSiS Htrwr Die SCHWESTER 2|§!< flä LUDWIG MARXER DIE SCHWESTER KRIMINALROMAN Teil 37 >lch finde, das ist eine tolle Idee», sagte Frau Rotter, und bevor sie weiterspreclien konnte, hatte sich Simone schon den Hörer ge­ schnappt. • »Was 
ist eine tolle Idee, Papa?» 'In den Weihnachtsferien irgend­ wohin zu fahren. Zum Beispiel in die Berge, zum. Skifahren.' »Prima!* rief das Kind aus, »dann wünsche ich mir zum Christkind doch nicht die Pup­ penküche, sondern Skierl Aber wirklich, Papa, machen wir das? 
Und uns tust du dann, wenn ich Ski fahre? Kannst du es über­ haupt?* ».Nein, mein Schatz, ich habe es nie gelernt. Ich stehe dann mit der Oma unten und sehe dir zu.» Und die- Sonne scheint mir ins Gesicht und wird mir so guttun, dass ich meine Tabletten verges­ sen kann. »Das wird wunderbar, Papa! Und wann - wann fahren wir? Und wohin?' »Das werden wir alles sehen.« »Und du versprichst, dass wir es machen uierden?* »Hoch und heilig/« 'Also, dann tschüs, Papa!' »Gib mir noch-', die Oma, hatte er sagen wollen, aber da war die Verbindung schon unterbrochen. Er betrat ein »CaJ<?*, das ihm mehr wie eine Bar vorkam und bestellte ein Bier. Er stand an der Theke, inmitten junger Leute, und bemühte sich, ihren Dialekt zu verstehen. Wie lange war es her, seit er abends allein, einfach so, hinaus auf ein Bier gegangen war? Er konnte sich nicht entsin­ nen. Damals mit Claudia ab und zu. Viel zu selten. Aber da war ja noch das Kind gewesen, und sie hatten keinei] Babysitter. Wenn ich mich um einen bemüht hätte; hätten wir einen gehabt. Und Mama wäre immer gekommen. 
'Sie sollten nicht alle Schuh} nur bei sich suchen*, hatte ihm der Psychiater geraten, »Ihre Frau hätte auch von sich aus sagen können, was ihr nicht passt.« Sie hatten nicht miteinander gespro­ chen - übereinander. Nur über das Kind. Und wäre Simone nicht gekommen, hätten wir niemals geheiratet. 
Er stand auf, schwankte, setzte sich auf die Bettkante.»Was~sojf er sechs Biere, wenn er Psycho­ pharmaka nahm, schalt er sich. Er tappte zum Fenster, dessen unfixierte Läden wild ausschlu­ gen. Ein Föhnsturm tobte. Flu­ chend, unter. Außietung aller Konzentration, gelang es ihm, die Läden zu <erwiscl\en und ein-. Bücher und mehr Sfc Luzl Str. 37, Eschen . Tel +423/3737184, Fax ««23/3737188 . emali:  books@omni.it Ludwig Marxer liest aus seinem Buch Sonntag, 28. April um 11 ;0Ö Uhr Bilderausstellung Uschi Stoff, Pfründhaus Eschen 24 Stunden online nach BQcher schmökom:  www.omni.il Rotter sah die Bedienung an, hob den Finger und nickte ihr zu. Sie missverstand seine Aufforde­ rung, zahlen zu wollen, und brachte ihm ein zweites, insge­ samt heute schon das vierte Bier, Nun; 
warum nicht? Mitten in der Nacht wachte Rot­ ter auf. Sein Schädel brummte, und im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Geweckt hatten ihn laute Geräusche. Krachen von Holz gegen Holz. Vom. Fen­ ster her kam es. Es war gekippt, der Vorhang bauschte, sich. Die Läden. Sie schlugen aneinander. 
zuhaken. Halb drei war es. Seit eineinhalb Stunden erst war er im Bett. Was für wirren Blödsinn er zusammengeträumt hattet In einein Segelboot war er unter­ wegs gewesen, mit Simone und Mutter, Und auch Claudia war dabei gewesen. In einem gras­ grünen Bikini. Dann waren' sie gekentert. Claudia hatte fort­ während blöd gekichert, sich am Schwert des' Bootes festklam-, mernd und zuschauend, wie er •nach seiner Mutter und Simone tauchte, und- sie hatte ihn zurückgehalten an der Badehose 
und gelacht, so saublöd gelacht... Scheiss Alkoholträume! Durst hatte er. Ein Schluck aus dem . Wasserhahn im Bad. Dann legte er sieh wieder hin, versuchte ein­ zuschlafen,aber er war nun hell­ wach. Irgendwann nach fönferst gelang es ihm, 'und einen Lid­ schlag später, wie ihm schien, piepte der Wecker. »Da lernen Sie das Rlieintal heu­ te gleich-von seiner bestell Seite kennen*, jammerte die Wirtin, die das- Frühstück auftrug, »Föhnstürme'Sind bei uns an der Tagesordnung. Schlimm für Leu­ te mit Herz-Kreislaufproblemen' wie mich.* ßött'ers Kopfschmerzen rührten nicht vom Wetter her. Er trank drei Tassen schwarzen Kaffees, in eiiie pressie er Zitronensaft. Das- half ihm immer bei einem Kater. . Sechzehn Grad waren jetzt dräussen, der Himmel war schie­ fergrau.-Die Sturmböen kamen so stark, dass man sich mit aller Gewalt dagegen stemmen und darauf achten inusste, nicht vom Gehsteig auf die Fahrbahn, ge­ weht zu werden. Zweige, ganze: .Äste flogen durch die Luft, Müll­ tonnen kullerten umher. Eine Frau mit einem Kinderwagen drückte sich gegen eine Haus- • wand, traute sich offensichtlich nicht mehr, weiterzugehen. Rot-. 
ter ging zu ihr und half ihr, die Strasse zu überqueren. Über die Grenze und durch die . Gemeinden Schaanwald, Nen- deln und Schaan gelangte er • nach Vaduz. Erfand auf Anhieb das Polizdgebäude am südlichen Ortsausgang, das.. ihm Friedbert Schädler, Chef der liechtensteini­ schen Kriminalpolizei, am Tele-; fon beschrieben hatte. Hier, in diesem Neubau mit seinen brei­ ten, 
hellen Gängen und grosszü­ gigen Räumen, Hess es sich ar­ beiten, dachteer. hr Schädieh Büro wurde Rotter aufs neue mit Kaffee bewirtet. Zwei weitere Beamte, - Nigg und Vogt, beide etwa so alt wie Schädler - noch keine ' viehig zweifellos gesellteil sich hinzu.' Rotier legte den Stand der Er­ mittlungeil dar, händigte Kopien der Akte aus: Im Gegensatz zum Vorarlberger Kollegen waren die Liechtenstei­ ner Rotter freundlich gestimmt und aufgeschlossen. . »Gestern hat mich Dr. Lang ins Gebet genommen*, sagte Schäd­ ler, die.Stirn in Sorgenfalten ge­ legt, »erist extrahierher gekom­ men. - XUidwiä-Mi^ w-' S^i
	        

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