Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

26 Donnerstag, :14. Februar 2002 
KULTUR Liechtensteiner VOLKSBLATT Gespräch mit Carol Wyss zu ihrer Installation «Stationen» in der Galerie Planaterra in Chur In 14 «Stationen», so der Name der Ausstellung, zeigt Carol Wyss in der Galerie Planaterra der Klubschule Migros in Chur eine Auseinandersetzung mit den Gesetzmässigkeiten des menschlichen Skeletts, weist durch den Vergleich von Gegen­ teiligem Zusammenhänge in Strukturen, Mustern und For­ men auf." Carol Wyss lebt und arbeitet in Liech­ tenstein und London.. Nach dem Be­ such, der Kunstgewerbeschule in St. Gallen und dem eidgenössischen Lehr- absehluss als Grafikerin, studierte sie Kunst in London und beendete ihre Studien mit dem Master in Firie Art an der Slade School of Pine Art (Universi- ty College London). ; Mit Carol Wyss sprach Gerolf Häuse r VOLKSBLATT: Das liest sich Immer so .schön: Lebt In London und In. Liechtenstein. Stimmt das? ' Carol Wyss: Während meines Werk- jahres bin ich sehr viel in London. Aber natürlich bin ich auch viel 
jn Liechtenstein. Im Juni werde ich im Pfrundhaus in Eschen, zum Abschluss des Werkjahres, eine 
Ausstellung ma­ chen, „ zusammen mit einer Kollegin aus*Holland, die mit mir in London ar­ beitet. Wie geht e9 nach dem Werkjahr wei­ ter? Ich werde weiter künstlerisch arbei­ ten, muss aber nebenher Geld verdie­ nen. In London mache ich dafür Gra­ fikarbeiten 
und hier arbeite ich im Kunstmuseum, d.h. mit ein bisschen Jonglieren komme ich durch. Sehe Ich es richtig, dass es bei den 14 Arbelten in der Galerle Planater­ ra In Chur, die wieder dein «Urthe- ma» Chaos, und Ordnung behandeln, einen spannenden Weg gibt von der eindimensionalen, symmetrischen Ordnung thln zur Dreldlmenslona- iität, und dies bei Immer demselben Objekt, nämlich dem röntgert- blldähnllchen Zeigen der menschli­ chen Brustwirbel aus verschiedenen Perspektiven? Ich habe bei einem .Skelett den Brustkasten ganz bewusst aus ver­ schiedenen Winkeln fotografiert, ganz • normal, also nicht geröntgt. Diese Bil-. 
Carol Wyss zeigt in der Galerie Planaterra in Chur ihre Installation «Stationen» der hab£ ich auf Siebdruckrahmen übertragen. Eigentlich werden mit die­ sen Rahmen die Siebdrücke gemacht. Ich habe aber die Rahmen selbst ber nutzt, ohne sie auf Papier zu drucken, * weil ich finde, sie drücken das aus, was ich sagen will - wie es eben oft pas­ siert bei einem Arbeitsprozess, den ich aufmerksam beobachte. D.h. ich habe eine Grundidee, die ich visualisicren will, und während des Arbeitens ent­ decke ich einen neuen Weg. Dazu kam, dass ich den Raum in der Galerie Pla­ naterra in der Klubschule Migros in Chur wie eine Kapelle empfinde. Er sticht mit seinen dicken Wänden.und dem runden Fenster aus den änderen Räumen der Klubschule heraus. Ich wollte dort nicht im, traditionellen Sinn Bilder an die Wand hängen, son­ dern eine Installation machen, eben jene «Stationen» mit Lichtobjekten, die durch ihre Beleuchtung von hinten die Besucher der Klubschule vielleicht an­ zieht. Schon während des Fotografie­ rens wurde, durch die klare Symme­ trie, die klaren Wiederholungen in der Konstruktion des Brustkastens, klar, 
dass, je nachdem, von welcher Per­ spektive man den Brustkasten an­ schaut,' ein visuelles Chaos entsteht, das Im Aufbau der Knochen selbst nicht vorhanden ist. Wandelt sich die symmetrische An­ ordnung der Stationen, mit einer Art «Hochaltar» In der Mitte, tatsächlich durch eine veränderte Betrachtung auf dem Weg von links nach rechts, da die eindimensionale Ordnung auf­ gelöst wird hin 
zu einer 'chaotische­ ren» Tiefenwirkung, die den Betrach­ ter anzieht? Die Installation zeigt einen Aufbau von den mehr statischen zu den leben­ digen, ungeordneten Bildern, die manchmal so entfremdend wirken, dass Betrachter meinen, es seien Bäu­ me oder Farne usw. Das kann als Weg von der Distanz zur Nähe empfunden werden. Es ist eine visuelle Geschichte, der man folgen kann, die aber keine Anlehnung an die christlichen Kreuz­ stationen sein soll, sondern, wie ge­ sagt, das Spezielle dieses Raumes ver­ stärken will. 
(Bild: Gerolf Hauser) Führt das Nehmen des Leblosesten aus der Natur, die Knochen, be­ wusst In das Spannungsfeld Chaos und Ordnung? Der Wandel zwischen Chaos und Ordnung fasziniert mich. In diesem Fall ist es das Phänomen, dass Kno­ chen jene Teile sind, die am längsten brauchen, bfs sie zerfallen. Ich halte ein Fragment aus diesem ewigen Wandlungsprozess zwischen Chaos und Ordnung fest, ein Stück Geschich­ te. Zugleich versuche ich, Technisches und Organisches miteinander spielen zu lassen. Ich verarbeite Beobachtungen aus dem Leben zu einem Amalgam, so dass man eigene Erlebnisse beim Be­ trachten haben kann. Ich setze also et­ was in den Raum, auf das es die ver­ schiedensten Gedanken und Reaktio­ nen gibt. Das ist für mich sehr befrie­ digend. «Stationen», Installation von Carol Wyss in der Galerie Planaterra (Klub­ schule Migros Chur, Reichsgasse) bis zum 28. Februar 2002. «I have the Blues» John Weston - Blues-Songwriter und Interpret im «Grütli» Im Rahmen der «Rhythm'n'Food Nights» präsentierte das Restaurant «Grütli». am Sonntagabend einen der letzten echten Delta Blues Musiker - John Weston, der heute zu den po­ pulärsten Gästen internationaler. .Bluesfestivals zählt, Gerolf Hauser • Es war Andi Oehri, der die elftägige Tournee organisierte," bei der John Weston begleitet- wurde vom Gitarris­ ten Franck Goldwasser, Schlagzeuger Chris Miliar und Bassist und «Grütli- Wirt» Koni Eisenhut. Ihren krönenden Abschluss fand die Konzertreihe Im «Grütli». Blueserfahrung In einem Alter, in dem andere Sich zur Ruhe setzen, betrat der 1927 In Ar­ kansas geborene John Weston eine Musikbühne.; Der Autodidakt John Weston, einer der letzten echten Delta Blues-Musiker; i?t der lebende Beweis,. dass es nie zu spät ist, Blues zu spielen. Im «Grütli» begann er das Konzert mit dem Bekenntnis: «I have the Blues» - und er hat ihn wirklich. Es ist «Blues from the heart to the soul», grossartig 
begleitet von Franck Goldwasser aus Santa Barbara (Preisträger als bester Bluesgitarrist 1998), Chris Miliar, dem Drummer und Produzent aus Fresno und Bassist Koni Eisenhut. Man spürt die Blueserfahrung jedes einzelnen und die Erfahrungen der gemeinsamen Der Delta BluesrMusiker John Weston begeisterte bei der •Rhythm'n'Food Night» im iGriltli» in Rüthi-Büchel. 
Tournee, denn da stimmt jeder Riff, je­ der Einsatz, jedes Break, da treiben sich die vier Musiker gegenseitig zu Höhepunkten an, um wieder zurück­ fallen zu können in intensivstes und gefühlvolles Spielen. Da gibt es nur ei­ nes: Zuhören. Denn John Weston hat den Blues nicht nur, seine Songs er­ zählen genau das, Was er so ankün­ digt: Den Blues hatte ich schon immer, diese 
Musik, die alle Gefühle aus­ drücken kann, das Jubeln, Humor und Ironie, aber auch das Leiden, von dem ich in meinem langen Leben mehr als genug erfahren habe. Und genau das zeigt John Weston mit seinen Texten, seinem Gesang, den Bluesharp-Soli und der «einfachen» Gitarrenbeglei- tung, eben Delta Blues, den er nicht - mit lautstarken Soli auf der elektri­ schen Gitarre zudeckt, sondern so ge­ fühlvoll spielt, vor allem bei den langsamen Blues-Stücken, dass er da­ mit direkt das. Publikum berührt, eben' «tilues from the heart to the soul». Jazz- und Blues-Zentren Schon seihe ersten Auftritte waren so erfolgreich, dass er sieben Jähre später in seiner Heimatstadt Marianna, Arkansas, einen Blues-Konzertsaal 
bauen liess. 1989 gewann erden Lucil­ la Award (benannt nach B.B. Kings Gitarre) an den Handy Awards in Memphis. Viele Jahre hörte man John Weston sowohl bei Soloabenden, wie auch als Mitglied verschiedener Bands. 1989; im Alter von 62 Jahren, gewann er den «Blues Foundation's National Amateur Talent Contest», 1992 nahm er sein erstes Album auf. 1995 begann er mit dem Slide-guitarist Mark Simp­ son auf Tour zu gehen (die CD «Got To Deal With The Blues» zeigt das fantas­ tische Spiel der beiden). 1996 wurde ihr Konzert bei Hairy Larry's in Arkan­ sas aufgezeichnet und in der Blues- Sendung «Something Blue» ausge­ strahlt. Das Rheintal zeigt einige Jazz- Zentren, z.B. die Tangente in Eschen, den Jazzclub in Lustenau oder den Di- xie-Club in Sargans. Mit der Soldaten­ stube in Magletsch (Oberschan) -John Weston hatte dort am Freitag einen er- • folgreichen Auftritt - und eben mit dem «Grütli» in Rüthi-Büchel bietet das Rheintal auch zwei Blues-Zentren, in denenTop-Musiker auftreten (in der Soldatenstube spielen am 2. März Erik Trauner aus Österreich, im «Grütli» am 17.3. die REtB-Spezialisten Fred James und Maiy Ann Brandon). 
Öffentliche Führung im Kunstmuseum Das Kunstmuseum in Vaduz veranstal­ tet heute Donnerstag eine öffentliche Führung durch die Ausstellung von Gottfried Honegger: «trotzallem». Die Ausstellung von Gottfried Ho­ negger im Kunstmuseum Liechtenstein dauert noch bis zum 17. Februar 2002. Sie beinhaltet im ersten Saal eine kon- zise Auswahl von Gemälden und resü­ miert Honeggers (*1917) frtihe künst­ lerische Phase der «roten» Bilder. Er­ weitert wird die Ausstellung von einer Reihe jüngster Reliefs und Skulpturen grossen Formats. Zwei weitere Teile vervollständigen das Ausstellungspro­ jekt: Das Katalogbuch mit vielen Tex­ ten sowie Tagebuchauszügen von Gottfried Honegger und die kunst- pädagogischen Programme, welche je­ den Samstag in Zusammenarbeit mit der Liechtensteinischen Kunstschule angeboten werden. Die öffentliche Führung durch die Ausstellung von Gottfried Honegger beginnt heute Donnerstagabend um 18 Uhr und wird von Direktor Friedemann Malsch ge­ leitet. Ort: Kunstmuseum Liechten­ stein, Städtle 32, 9490 Vaduz, Tel. +423/235 03 00, Fax +423/235 03 29, mail@kunstmuseum.li Eintritt: Der Eintritt ins Museum be­ trägt CHF 8.-/5.- und beinhaltet die Teilnahme an der Führung. Datum: Heute Donnerstag, 14. Feb­ ruar 2002, 18.00 Uhr. Mimi und Brumm für Kin­ der ab 3 Jahren BUCHS: Am Sonntag, den 17. Februar um 17 Ohr gastiert das Figurentheater Margrit Gysin im werdenberger kleintheater. Das Stück «Mimi und Brumm feiern ein Fest» nach dem Bil­ derbuch von Gabrielle Vincent eignet sich für Kinder ab 3 Jahren. Eine Frau sitzt auf einem Stuhl. Auf ihren Knien liegt ein Buch, eingewickelt in einen goldenen Faden. Die Frau öffnet das Buch: Kaffceflecken, Honigspuren, Haferflocken, Mäusedreck,.. Die Frau, das ist Margrit Gysin aus Liestal. Sie erzählt und spielt die Geschichte des neugierigen Mäusemädchens Mimi und ihres gutmütigen, bedächtigen Bärenfreundes Brumm mittels winzi­ ger Figuren, die in dem Buch auf ihren Knien wohnen. Die beiden führen ge­ meinsam einen Haushalt und mögen einander sehr. Und weil Brumm so schön singt: «Jeder Tag ist ein Fest...». will Mimi unbedingt ein Fest feiern. So erfinden sie einen Namen für das Fest, stopfen ein Loch und vermehren Küs­ se. Sie putzen, lachen und entdecken, was hinter der Sonne ist. Sie tanzen durch die Nacht und feiern ein wun­ derbares Fest. Wer dabei sein will, re­ serviert sich am besten rechtzeitig ei­ nen Platz im fabriggli. (Eing.) MetAMORphosen im fabriggli BUCHS: Hinreissend komödiantisches Erzähltheater über Ovids weltberühm­ te Verwandlungsfabeln kann am Frei­ tag, den 22. Februar um 20 Uhr im werdenberger kleintheater fabriggli in Buchs erlebt werden. Es spielt Bea von Malchus, freischaffende Schauspiele- 
- rin und Regisseurin in Freiburg (D). «Cafft, t&. Coca Cola, acqua minerale, panini... I» Bea von Malchus entführt das Publikum mit dem Nachtzug E 833 nach Italien. Mit von der Partie: mehr als dreissig Figuren 1 Neben verführeri­ schen Nixen, eifersüchtigen Göttergat­ tinnen, Minibarverkäufern, Satyrn und liebeshungrigen 
Göttern - Bruno, ein kleiner Junge mit Überbiss . . . «MetAMORphosen» ist eine spritzige, komödiantische und nicht zuletzt sehr italienische Art, sich (wieder) 
in Ovids Verwandlungsfabeln zu verlieben. Und ein Hinweis: Am 23. Februar spielt Bea von Malchus im Alten Kino Mels «Nibelungen». Platzreservation unter Tel. 081/756 66 04, Dienstagbis Sams­ tag, 18 bis 20 Uhr. (Eing.)
	        

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