Liechtensteiner Volksblatt
Sport
Montag, 14. Februar 2000 11
Sport
i Galina setzt Siegeszug fort
i Marc Ruhe holt den Titel
i Afrika-Cup an Kamerun
Spitzenplatzierung für Marco Büchel
Ausgezeichneter 9. Rang für Marco Büchel beim Weltcup-Super-G in St.Anton
Was fiir ein Rennen: Mit der Start
nummer 25 fuhr Marco Büchel
bei immer schlechter werdenden
Sichtverhäitnissen beim zweiten
Super-G in St. Anton auf den her
vorragenden 9. Platz. Am Samstag
stürzte der LSV-Läufer. Nach dem
Sieg des Tirolers Josef Strobl, am
Samstag gab es im zweiten Ren
nen der WM-Generalprobe einen
Ex-aequo-Sieg durch Werner
Franz und Fritz Strobl. Dritter
wurde Hermann Maier.
Heinz Zöchbauer aus St. Anton
PUnktlich zum Start setzte in St. Anton
Schneefall ein, dem man mit der Start
vorverlegung - um eine Stunde, auf
10.30 Uhr - eigentlich aus dem Weg
gehen wollte. Nach den ersten Fahrern
wurde dieser immer stärker. Umso
höher ist die Leistung von Marco Büchel
einzuschätzen: Nur der Balzner (Start
nummer 25) und Sebastien Fournier (22)
konnten mit einer höheren Startnum
mer als 10 in dieTopten fahren.
«Mega-Kampf»
Auch Marco Büchel meinte unmit
telbar nach seinem Lauf, dass eine nied
rigere Startnummer ein Vorteil gewe
sen wäre: «Mit einer vorderen Nummer
hätte ich mich heute sicher wohler ge
fühlt - ich denke, man kann schon von
einem Startnummern-Rennen spre
chen. Die Piste präsentierte sich wahn
sinnig glatt und schnell, zudem hatte sie
viele Wellen. Es war extrem schwer zu
fahren - einfach ein Mega-Kampf. Mei
ne Zielsetzung war eineTopten-Platzie-
Marco Büchel zeigte in St. Anton eine erstklassige Super-G-Fahrt.
(Bilder: Heinz Zöchbauer und Ingrid Delacher)
rung, und die habe ich geschafft. Unter
den Umständen bin ich heute beson
ders zufrieden. Riesig freut mich auch,
dass mein Fanclub heute vollzählig in
St. Anton ist. Wir werden noch gemein
sam was trinken gehen.»
Sicht war katastrophal
Im Vergleich zu den Gegebenheiten
am Samstag haderte der LSV-Läufer
ebenfalls mit seiner Startnummer - er
hatte wie am Sonntag die 25. «Am Sams
tag war ich einer von denen, die nichts
gesehen haben. Einige Läufer hatten
Sonnenschein und bei mir war es richtig
diffus. Allerdings war es beim ersten
Rennen nicht ganz so schlimm wie heu
te. Ich habe alles gegeben und kann mir
nichts vorwerfen - die Sicht war einfach
katastrophal», ärgerte sich ein immer
noch atemloser Marco Büchel.
Beim WM-Super-G dabei
Obwohl Büchel gestern definitiv be
stätigte, dass er auch beim WM-Super-
G in St. Anton am Start sein wird, woll
te er an dieses Rennen noch keinen Ge
danken verschwenden. «Wir sind zwar
bei der nächstjährigen WM-Strecke ge
fahren, aber richtig daran gedacht habe
ich noch überhaupt nicht», und der Vi
zeweltmeister im Riesenslalom sinnier
te weiter: «Wenn heute ein Riesentor-
lauf stattgefunden hätte, wäre dies wohl
anders gewesen.» Ob dies an seiner
WM-Riesenslalom-Silbernen von Vail
liegt Zu Spekulationen über einen
möglichen WM-Abfahrtsstart wollte er
noch nicht beitragen.
Der ewige Zweite
Fritz Strobl und Werner Franz, zwei
aus der ÖSV-Abfahrts-Truppe, teilten
sich am Sonntag den Sieg im Super-G in
1:20,72 Minuten. Für Werner Franz, an
dem das Attribut des «Ewigen Zwei
ten» haftete, war es der erste Weltcup
sieg. Neunmal war der 28-jährige
Kärntner schon Zweiter geworden, ins
gesamt 15 Mal auf dem Podest gestan
den, ehe es nun endlich zum Sieg lang
te. Fritz Strobl durfte sich nach seinem
Triumph in Kitzbühel zum zweiten Mal
in dieser Saison und zum insgesamt
fünften Mal über Rang eins freuen. Vor
tagessieger Josef Strobl musste sich mit
Platz elf begnügen und für den «Hermi
nator» blieb nach dem Ausfall vom Vor
tag «nur» Platz drei.
Nahverhältnis
In Vail waren Maier und Lasse Kjus
im Super-G gemeinsam Weltmeister
geworden. Doch zwei Läufer, die ein
derartiges Nahverhältnis hatten, gab's
noch nie als (Weltcup)-Sieger: Nur zehn
Kilometer voneinander entfernt wuch
sen sie auf, sie sind im gleichen Jahr ge
boren und waren schon einmal knapp
daran, sich einen Sieg zu teilen. In Val
d'Isere 1996 führte Werner Franz, ehe
ihm Fritz Strobl mit Nummer 43 den
Sieg um ganze zwei Hundertstelsekun
den noch wegschnappte.
Spielverderber Cuche
Der einzige, der den totalen öster
reichischen THumph verhinderte, war
Didier Cuche. Mit seinem 2. Platz im
ersten Rennen vereitelte er zwei ÖSV-
Tripletten. Und mit einer günstigeren
Startnummer hätte er vermutlich auch
im zweiten Super-G die Phalanx der
Einheimischen gesprengt. Denn rein
skitechnisch war die zweite Fahrt ver
mutlich noch besser als die erste, bei
der er den ersten Schweizer Super-G-
Sieg seit acht Jahren (Paul Accola 1992
in Morioka) nur um eine Winzigkeit
verpasste.
. .'id.i .
Stimmet! aus
St. Anton
Kontinuierlich Vorgearbeitet
Stephan Eberharten «Ich glaube,
dass heute die vorderen Startnummern
im Vorteil waren. Der Rest hatte in et
wa die gleichen Bedingungen, die aber
hart an der Grenze der Durchführbar
keit waren. Ich selbst bin heute nicht so
gut zurechtgekommen, da ich meine
Knieverletzung gespürt habe. Marco
Büchel kenne ich persönlich sehr gut.
Er ist immer ein lustiger 'Bursche, im
mer gut aufgelegt, egal of> er gut oder
schlecht fährt - für das bewundere ich
ihn sehr. Marco hat sich in den letzten
Jahren kontinuierlich vorgearbeitet
und mich wundert es überhaupt nicht,
dass er jetzt auch im Super-G in der
Weltspitze mitfährt. Übjsr Liechten
stein weiss ich, dass die Hauptstadt Va
duz heisst, und dass ihr einen Fürsten
habt.»
Eine Super-Leistung ;
Marco Adank (Fanclub-Mitglied):
«Für die Witterungsverhältnisse hat
Marco das Optimum herausgeholt - ei
ne Super-Leistung. Wenn er die glei
chen Bedingungen wie dfe ersten Läu
fer gehabt hätte, wäre er noch weiter
vorne platziert gewesen. }Wir sind am
Freitag nach St. Anton gekommen und
haben hier die tolle Stimmung genos
sen.»
Podestplätze möglich
Bernhard Russi: «Wir haben am
Samstag und heute zwei hochspannen
de Rennen gesehen. Das Gelände und
der Kurs sind sehr anforderungsreich.
Wenn ich das Resultat von Marco
Büchel zur Schweiz rechne, ist das
Ergebnis aus unserer Sicht recht
erfreulich. Marco trainiert mit uns und
gehört irgendwo zu uns. Nach seinem
Ausfall am Samstag ist der heutige
Platz geradezu sensationell. Es ist nicht
leicht, nach einem Sturz im Super-G am
nächsten Tag ein solches Rennen zu
zeigen. Ich habe ihm auch schon vor
längerer Zeit gesagt, dass er zu Topre
sultaten in den schnellen Disziplinen
fähig wäre. Mittlerweile merkt er auch
selber, dass er nicht nur ein Riesensla
lomfahrer ist. Ich kann mir sogar vor
stellen, dass er auch bei den technisch
schweren Abfahrten gute Platzierun
gen erreichen kann. Er ist ein grosser
Techniker, jetzt muss er nur noch ent
scheiden ob er das Risiko eingehen will
oder nicht. Ich würde ihm auch Podest
plätze zutrauen.»
Sensationell
Stefan Nägele (Fandub-Präsident):
«Unter diesen Bedingungen hat Marco
eine sensationelle Leistung gezeigt.
Mitunter hätte er sich mit einer niedri
geren Startnummer noch weiter vorne
klassieren können - vielleicht wäre so
gar ein Podestplatz dringewesen. Man
muss aber auch sagen, dass es während
seiner Fahrt nicht mehr so stark ge
schneit hat wie bei den Läufern vor
ihm. Wir werden uns heute noch mit
Marco treffen und ihn gebührend fei
ern.»
Marco kann zufrieden sein
Kristian Ghedina: «Weil ich am
Samstag zu viel gebremst habe, wollte
ich heute attackieren. Leider war es
nicht die richtige Taktik - besser wäre
gewesen, einfach nur auf dem Ski zu
stehen und zu fahren. Marco Büchel hat
ein sehr gutes Rennen gemacht, er kann
zufrieden sein. Mich überrascht es
schon, dass er plötzlich im Super-G so
gute Resultate fährt.»
Zuviel taktiert
Hermann Maien «Die Strecke in
St. Anton ist wirklich super - ich freue
mich schon auf die WM im nächsten
Jahr. Heute war die Sicht nicht so opti
mal und ich habe die sichere Variante
gewählt, und die war zu langsam. Ich ha
be etwas taktiert, was eigentlich nicht
meine Art ist, da ich im Weltcup weit
genug voraus bin. Marco Büchel ist
beinahe sensationell gefahren. Ich bin
gespannt wie weit er im Super-G noch
nach vorne kommt.»
Marco ist ein ziemlich
ausgeflippter iyp
Josef Strohe! (Sieger vom Samstag):
«Es war heute unheimlich schwer zu
fahren. Von der Sicht her war es heute
sicherlich ein Startnummernrennen.
Die Piste war jedoch sehr gut präpariert
und im Endeffekt haben die Besten ge
wonnen. Seit Marco Büchel im Super-G
gut fährt, läuft es ihm auch im Rie
senslalom wieder. Jetzt hoffe ich nur
noch, dass er nicht plötzlich in der Ab
fahrt so gut fährt. Ich kenne ihn recht
gut und weiss, dass er ein ziemlich aus
geflippter Typ ist (Fallschirmspringen,
Bungee-Jumping).»
Zweiter war ich schon oft
Werner Franz (Sieger Sonntag):
«Zweiter war ich ja schon oft genug.
Jetzt hat endlich einmal alles gepasst
und ich konnte einen Super-G gewin
nen. In der Super-G-Gesamtwertung
bin ich zwar nur noch 69 Punkte hinter
Hermann Maier, aber ihm die kleine
Kristallkugel noch wegzunehmen, wird
sehr schwer.»
Der Marco-Bilchel-Fanclub hatte in St. Anton allen Grund zu feiern.
(.<)