Liechtensteiner VOLKSBLATT
ONLINE 2000
Samstag, 30. Dezember 2000 31
Vom Traum zum Albtraum
Etliche Internet-Unternehmen gerieten in diesem Jahr in die Krise
Die Nachteile der vernetzten Welt demonstrierte Anfang Mai 2000 der so genannte Loveletter-Virus: Rund um den Globus klickten neu
gierige E-Mail-Nutzer auf den Datei-Anhang mit der verlockenden Botschaft - und brachten d^nf it Computer von zahlreichen Firmen
und Behörden zum Zusammenbruch. ... . .,
SAN FRANCISCO: Der
Dot-Com-Traum vom
schnellen Geld im Internet
hat sich im vergangenen
Jahr in den USA für viele
Investoren in einen Alb
traum verwandelt, als
eine E-Commerce-Firma
nach der anderen ihr
Scheitern eingestehen
musste.
Die Entwicklung der Aktien
märkte zeigte es deutlich: der
Index der Technologiebörse
Nasdaq fiel vor Weihnachten
auf den tiefsten Stand seit ei
nem Jahr. Dabei ist es noch gar
nicht so lange her, dass viele
Leute dachten, es wäre eine ab
solut geniale Idee, Hundefutter,
Plüschsofas oder Barbecuegrills
über das Internet zu verkaufen.
Inzwischen scheint sich wie
der etwas der gesunde Men
schenverstand und die Er
kenntnis durchgesetzt zu ha
ben, dass etliche E-Commerce-
Konzepte doch reichlich un
durchdacht waren. «Es hat
schon immer schlechte Ge
schäftsideen gegeben, aber
normalerweise gibt es nicht so
viele auf einmal», sagt Philip
Kaplan, der auf seiner Web-
Seite satirisch das Scheitern
vieler Dot-Coms festhält .und
dort auch Wetten auf tote Dot-
Coms annimmt. Der Name Dot-
Com bezieht sich auf die engli
sche Aussprache der Internet-
Endung .com, die auf Firmen
im Internet hinweist. Auch der
frühere Manager des Daten
bankspezialisten Oracle, Marc
Benioff, erklärt, viele Entschei
dungen von Internet-Firmen
seien einfach nicht nachvoll
ziehbar gewesen. «Viele von
diesen Leuten haben Fallstudi
en für die Havard Business
School geschrieben, aber nicht,
wie man eine Firma aufbaut,
sondern wie man sie ruiniert.»
Dabei zeigte sich auch, dass
Das neue Jahr beginnt
mit sinkenden PC-Preisen
srwi/*.
pgr>.»
'<tie
;,hing ten^enWötiien?
; ten: Well die Lager.voll M
Ist überall 1 mit;/»inkendetf£t:« B&
Prtlsei»
neue J»W-«ontt no<Ä*allM ln/ Veralonl
, der
technik 'bringen * wird* zeigt! Wälinscfi«lllld
folgender Ausbilde: beaddtiitiüf 4 '
r '1 '¥ • } ''' didtWt|Äl
tttewjföir
|nung0^rf^^'säi^%e^-XeÄfrti*
i'Wttteli-41>, v .infot ,
• Am 23» gibt, der T<griisSte « Vervraltüh;
r* '' f .
hiliirw' >i( £
Äfv
rf l»;*l f hilctil I
• Nach^einer Anäidnutljf der' • Am
Refulieningsbehörde nluss die tlerLinu
t Deutsche Telekom;allen Inter- *_,
1 net-Zugangsanbletem ihr Te-y, Septeihc
lefonnetz zu einem 2dtunab-^" • In'
ihJngigen Pauschaltarif fiber^'-der-Cojnjtji
.lassetiiDamit istsneue Beweis-Ars Ele
, gung bei der Fläträte fttrs ln^ ."•'Am*
ternet-Surfen rundum die ührl ^ Compui
fzu ^wärteit \
"• .In, BerlInfindetvom4JtiisiÄ
' l%d$T£temediaIe.0l .statt;/; Ol^ber.;.|r
in de&n Mittelpunkt compu-
terbasierte Kunst steht - VW«i
chen die:
i. i-.i■<.
Werbung nicht alles ist. Der Su
per Bowl im Januar 2000, das
Endspiel im American Football
und traditionell eine der in den
USA meistgesehenen Fernseh
sendungen des ganzen Jahres,
galt damals als Durchbruch der
Dot-Coms. Sie zahlen durch
schnittlich 2,2 Millionen Dollar
für 30 Sekunden Werbung.
Zwei Firmen gibt es inzwischen
nicht mehr. «Viele Firmen ha
ben vergessen, dass mit guter
Werbung ein schlechtes Pro
dukt noch schneller scheitert»,
sagt Clark Wood von AutoTra-
der.com, einer der wenigen Fir
men, die ihr Engagement nicht
bereut haben.
• In Canöesjtriffc'sich am l 1 .f tionalelFacl
i die Mültimediawe'tzur.Mllia. mationgttcbi!
.die Messe dauert bis'14. , nikation'j
>"*< Am 24:'solI das neiie Mac-;
Betriebssystem OS X erschd- ^ '"Y
nen. Nach den jüngsten Ab- vN°Ve™'
.satzproblemen bei der Hard- • Am 12.'^
I.vfarewWil! Apple. djlej.Macin- „Jr* lasV<
ttosh-Plattformmit dem' neuen/ die/ 'Ha 1
g«toste*
f • AÄ,22/ ; beginiit^H^iiif>ä 1,' • iW,i4Ä
verdieweltgrösste Computer-, >.
bringe
• Am : 2. beginnt in,Chicago:v alten? ^$3%
die Comdex die grösste.Com- sondem/deri'*
• Marketing-Fachleute -und y< billt8t,;^ie}
ECommerce-Manager?' sind-s ze des;
dir Zielgruppe des deutschen endlich'Ufa
~ -U'i W*
Rückblick auf ein bewegtes Jahr in der Computerwelt
Milliardeneinnahmen mit UMTS-Lizenzen - Neue Internet-Adressen eingeführt
B®" Apple präsentiert in Paris
einen würfelförmigen Compu
ter, den Cube G4.
I®" Microsoft bringt den Inter
net Explorer 5.5 heraus.
Ein Diplom-Informatiker
aus Indonesien ist der erste
Techniker aus einem Njcht-EU-
Staat, der das Sofortprogramm
der deutschen Bundesregierung
gegen den Mangel an IT-Fach
kräften nutzt. Demnach kön
nen bis zu 20 000 Computer
spezialisten eine Green Card er
halten. Voraussetzung ist ein
abgeschlossenes Studium im
IT-Bereich oder der Nachweis
über eine Gehaltsvereinbarung
von mindestens 100 000 Mark
(brutto) im Jahr.
AUGUST
BS* Bei der Verstelgerung von
Mobilfunklizenzen für die neue
UMTS-Technik (Universal Mo
bile Telecommunications Sy
stem) wird in Deutschland ein
Rekorderlös von 98,8 Milliar
den Mark erzielt. Die Lizenzen
werden von sechs Telekom-An
bietern oder Konsortien erwor
ben.
KS* Compaq stellt nach 23 Jah
ren die Produktion der VAX-
Rechner ein.
BS* IBM stellt einen Armband-
uhr-Computer mit dem Be
triebssystem Linux vor.
SEPTEMBER
BS* Microsoft führt das Be
triebssystem Windows Me ein.
Die «Millennium Edition» ist
der Nachfolger von Windows
98 und enthält unter anderem
neue Funktionen für den
Schutz wichtiger Systemdatei
en.
BS? Im Kartellverfahren gegen
Microsoft lehnt das oberste
Gericht der USA einen Antrag
der Kläger ab, die Berufung
gegen den Richterspruch vom
Juni auf höchster Instanz zu
behandeln und den Rechts
streit wegen seiner grossen
Bedeutung damit zu beschleu
nigen. Stattdessen soll die Be
rufung von Microsoft nun
vom zuständigen Appellati
onsgericht behandelt werden,
das schon früher eine Ent
scheidung gegen den Soft
ware-Konzern aufgehoben
hat.
OKTOBER
BS 1 Der Sprecher des Chaos
Computer Clubs (CCC), Andy
Müller-Maguhn, wird als Ver
treter Europas in den ICANN-
Vorstand gewählt worden.
Die Internet Corporation for
Assigned Names and Num-
bers kümmert sic^h um die
Verwaltung der Internet-
Adressen und technische Fra
gen.
CS 3 Intel liefert die ersten Test
prozessoren seines Itaniums
aus - der erste Intel-Chip mit
einer 64-Bit-Architektur soll in
Hochleistungsrechnern zum
Einsatz kommen.
ISP Microsoft beteiligt sich an
Corel - das kanadische Soft-
warehaus leidet unter einer Fi
nanzkrise.
BT Unbekannte Hacker drin
gen in das Computernetz von
Microsoft ein und verschaffen
sich Zugriff auf den Quellcode
wichtiger Software-Projekte.
IS" Der Medienkonzern Ber
telsmann schliesst ein Abkom
men mit der Musiktauschplatt
form Napster, das nun zu ei-
nem kostenpflichtigen Abon-
nement-System weiterent
wickelt werden soll. Die Ber
telsmann Music Group (BMG)
zieht ihre Klage gegen Napster
zurück.
NOVEMBER
BS* Das KDE-Projekt stellt zur
Systems KDE 2.0 vor - die
Desktop-Umgebung für Linux
wurde von Grund auf erneuert
und verfugt nun über ein inte
griertes Office-Paket.
BS* ICANN genehmigt die
Einführung von sieben neuen
Top-Level-Domains: Künftig
gibt es Internet-Adressen mit
den Endungen info, biz, na-
me, pro, museum, coop und
aero.
BS" Die Bonner Regulie
rungsbehörde verpflichtet die
Deutsche Telekom, den kon
kurrierenden Anbietern einer
Flaterate (Pauschalpreis für
Internet-Verbindung) einen
zeitunabhängigen Grosshan
delspreis für die Nutzung der
Telefonleitungen einzuräu
men.
BS* Die auf Sprachtechnologie
spezialisierte belgische Soft
ware-Firma Lernout 8 Hauspie
gerät unter den Verdacht der
Bilanzfälschung und in eine fi
nanzielle Krise.
B^ Intel führt den Pentium 4
ein. Der neue Prozessor besteht
aus 42 Millionen Transistoren
und hat eine Taktrate von
zunächst 1,5 Gigahertz.
IS* Nach langer Entwicklungs
zeit kommt der Netscape Navi
gator 6.0 heraus.
BS* Sony führt seine PlayStati
on 2 in Europa ein. Die neue
Spielkonsole findet reissenden
Absatz.
DEZEMBER
BS* Intel stellt die Fertigung ei
nes 30-Nanometer-Transistors
unter Laborbedingungen vor.
Damit soll bis zum Jahr 2005
die Massenproduktion von Pro
zessoren mit einer Taktrate von
zehn Gigahertz möglich wer
den.
iiiiilli
li ji&iillWl in ii 1v« i "ii— Y-t'V-trr r 'd,,- i