Liechtensteiner VOLKSBLATT
SPORT
Donnerstag, 28. Dezember 2000 1 5
sport
Martin Schmitt will den Gesamtsieg
Spenglercup: Canada erfüllt Favoritenrolle
Semmering als Zuschauermagnet
Diamonds on lee
Stephan Kunz testet,
Markus Hasler nicht
Langlauf: Weltcup-Sprints in Engelberg ohne Liechtensteiner Beteiligung
Heute Donnerstag und
morgen Freitag stehen in
Engelberg zwei Sprints im
Langlauf-Weltcup auf
dem Programm. Doch sie
werden ohne Liechten
steiner Beteiligung in
Szene gehen. Markus
Hasler erklärt wegen einer
Erkältung Forfait, Ste
phan Kunz unternimmt in
Campra bei einem natio
nalen Anlass einen Test
über 15 km in der freien
Technik.
Toni Nötzli
Besonders Markus Hasler hat
an Engelberg beste Erinnerun
gen. Die Veranstaltung war zu
Beginn der neunziger Jahre un
ter Einsatz erheblicher finanzi
eller Mittel aufgebessert wor
den. Die weitbesten Athleten
mussten her, und sie Hessen
sich ihre Anwesenheit fürstlich
entschädigen. 1992 erreichte
Markus Hasler hinter Björn
Dahlie (No), aber vor Wladimir
Smirnow (Kas), den 2. Platz
und wurde mit einem beschei
denen Preisgeld abgespiesen.
Drei Jahre später erreichte
der Eschner hinter Silvio Fau
ner (1t) und Smirnow den 3.
Rang, und vor vier Jahren wur
de Hasler nochmals - Zweiter,
hinter Fauner, aber vor Dahlie.
«An Engelberg habe ich
tatsächlich gute Erinnerungen.
Es handelte sich immer um ei
nen guten Anlass. Deshalb wä
re ich gerne wieder hingegan
gene hält der gelernte Elektri
ker fest. Aber da ist diese leich
te Erkältung, die ihn seit Mitte
Monat in Brusson (1t) plagt. Im
Aostatal hatte der Eschner über
15 km in der freien Technik ge-
passt, um die Kräfte für den
ersten Sprint des Winters zu
schonen. Als es dann ernst galt,
verpasste MarkuS Hasler die
Qualifikation für die Viertelfi-
nals um einen Wimpernschlag.
«Aber», so der Langläufer: «Vor
Der Liechtensteiner Markus Hasler verzichtet aufgrund einer Erkältung auf einen Start in Engelberg.
dem Start hatte ich mich wohl
gefühlt. Nachher stellte sich ein
starker Husten ein. Dies zeigt
unter anderem, dass die Bela
stung im Sprint extrem hoch
ist.»
Keine guten
Voraussetzungen
Zwar ist die Erkältung wieder
am Abklingen. Aber ein Test
am Montag fiel wenig verheis-
sungsvoll aus. Hasler: «Ich ver-
Stephan Kunz absolviert heute in Campra einen Test über 15 km
in der freien Technik.
spürte ein Gefühl der Leere, ich
konnte nicht aggressiv laufen.
Das sind wenig günstige Vor
aussetzungen. Sicherlich könn
te ich in Engelberg an den Start
gehen. Doch ob ich am Schluss
zehn oder zwölf Weltcup-
Zähler mehr oder weniger auf
dem Konto habe, ist nicht so
gross von Bedeutung. Die Er
fahrung der letzten Jahre lehrt
mich, Geduld zu haben und mit
einem guten Training einen
Neuaufbau anzustreben. Wie
in den letzten Jahren bin ich zu
früh wieder in die Rennen ge
stiegen, und dann hat es doch
nicht funktioniert.»
Kein Risiko eingehen
«Schade!» lautete der Kom
mentar von Trainer Emil Hoch
zur Absage Markus Haslers.
«Langsam zu laufen, stellt für
ihn kein Problem dar. Er könn
te zwei oder drei Stunden lang
ein ihm zusagendes Tempo ge
hen. Aber beim Effort eines
Sprints besteht das Risiko, dass
die Erkältung wieder ausbricht.
Und dieses Risiko wollen wir
nicht eingehen. Unter diesen
Voraussetzungen hätte es mich
auch gewundert, wenn er in
Engelberg hätte vorne mithal-
> ten können.»
Heilungsprozess noch
nicht abgeschlossen ,
Skeptisch gibt sich der Trai
ner auch hinsichtlich des klei
nen Comebacks, das Stephan
Kunz heute in bei einem natio
nalen Rennen in Campra gibt.
Zur Erinnerung: Der Triesen-
berger hatte sich am Ende des
Trainingslagers in Kiruna (Sd)
Mitte November einen Rippen
bruch zugezogen, der erst spä
ter erkannt wurde und der den
Verzicht auf alle Wettkämpfe
seit Ende November zur Folge
hatte. Kunz konnte zwar bald
wieder ein Training aufnehmen
und legte im Engadin Dutzende
von Kilometern zurück. «Wun
der gibt es im Langlauf nicht»,
hält Emil Hoch entgegen, «Ste
phan fehlen zwei Wochen in
tensiver Vorbereitungen., Er
konnte nie schnell trainieren.
Von nichts kommt nichts. Es
geht einzig um die Frage, wo er
jetzt steht.»
Im Skating, so der Trainer,
verspürt der Triesenberger
keinerlei Nachwirkungen seiner
Verletzung mehr. In der klassi
schen Technik jedoch sei der
Heilungsprozess noch nicht
ganz abgeschlossen: «Beim
Doppelstockstoss verspürt Ste
phan noch Schmerzen.» Nicht
zu Unrecht verweist Emil Hoch
darauf, dass erst jetzt, beim
Ausfall gleich beider Liechten
steiner Elite-Langläufer, die
Spitzenergebnisse der vergan
genen Saison richtig gewürdigt
werden können.
Martina Negele im
Einsatz
In Campra, auf der Südseite
des Lukmanier-Passes, steht heu
te auch Martina Negele im Ein
satz. Die Triesnerin startet über 5
km in der freien Technik und
versucht erneut, die magische
Leistungsgrenze von 75 FIS-
Punkten zu knacken, die ihr den
Zutritt zum Weltcup ermöglichen
würde. Ihre Aufgabe scheint
zwar leicht, ist es in Tat und
Wahrheit aber nicht Weil die be
sten Schweizerinnen in Engel
berg an den Start gehen, werden
die Resultate von Campra mit ei
nem hohen Zuschlag berechnet.
Die Variante, die gelernte
Arzthelferin zu den Sprints
nach Engelberg zu delegieren,
stand gemäss Emil Hoch nie
zur Diskussion: «Im Diagonal
stil hat Martina keine Chance.
Im Skating ist sie gegen die
Weltspitze weder gut noch
schlecht. Deshalb hat die Un
terbietung der 75 FIS-Punkte
Vorrang.»
Olympische Winterspiele
als grosses Fernziel
Emil Hochs Gedanken sind
bereits in die Zukunft gerichtet.
Am 5. Januar erfolgt der Ab
flug nach Salt Lake City, wo
vom 10. bis 14. Januar die
vorolympischen Testwettkämp
fe auf dem Programm stehen
(Mittwoch, 10. Januar: 30 km
freie Technik/Massenstart,
Samstag, 13. Januar: Männer
15 km klassische Technik,
Sonntag, 14. Januar: Sprint).
Den Verantwortlichen etlicher
starker Langlauf-Nationen pas
sen diese Rennen überhaupt
nicht ins Konzept. Sie schicken
deshalb ihre Athleten nicht
Uber den Atlantik oder entsen
den eine B-Vertretung. Für das
Langlauf-Team Liechtenstein
Martina Negele startet heute
mit den besten Schweizerinnen
über 5 km in der freien Tech
nik.
stellen diese vorolympischen
Testwettkämpfe ein Muss dar,
geht es doch um die Inspektion
der Strecken und der Infra
struktur. Denn bei der seiner
zeitigen Verpflichtung des
Wunschtrainers wurden die
Olympischen Winterspiele des
Jahres 2002 als das grosse
Femziel bezeichnet.
SPORT IN KURZE
Rücktritt »-Welle
nach Olympia-
Pleite
ALLGEMEIN: Das unbefrie
digende Abschneiden in
Sydney hat an der Spitze
der deutschen Sommer-
sport-Verbände zu einer
Rücktrittswelle geführt.
Neun Verbands-Präsidenten
haben zum Teil unfreiwillig
ihr Amt abgegeben oder
werden es in den nächsten
Monaten tun. Gravierende
personelle Konsequenzen
zeichnen sich auch bei den
Bundestrainer-Stellen ab.
Während 13 langjährige
Coaches aus Altersgründen
nach Sydney dem Nach
wuchs Platz machten, ver
suchen die Verbände, sich
über einen neu zu schaffen
den Abfindungsfonds von
einem weiteren Dutzend
nicht mehr erfolgreicher
Trainer vorzeitig zu tren
nen.
Noch eine Aue
zeichnung für
Woods und Jones
ALLGEMEIN: Nach Reuters
hat auch die internationale
Nachrichtenagentur AP Ti
ger Woods und Marion
Jones zu den Sportlern des
Jahres 2000 gewählt. Der
amerikanische Golf-Super-
star Woods, der in diesem
Jahr drei Major-Turniere
gewonnen hatte, erhielt 160
Punkte und wurde von den
amerikanischen Sportjour
nalisten 47-mal auf Platz 1
gesetzt Woods ist neben
Basketball-Superstar Micha
el Jordan der einzige Sport
ler, der die Wahl dreimal fiir
sich entscheiden konnte.
Marion Jones (111 Punkte)
wurde zum ersten Mal ge
wählt und siegte bei den
Frauen knapp vor Tennis-
Olympiasiegerin Venus Wil
liams (104,5).
Als beste Nicht-Amerika
nerin belegt die australische
400-m-01ympiasiegerin Ca-
thy Freeman den achten
Platz. Maitina Hingis lande
te mit drei Stimmen auf Po
sition 16. Vor drei Jahren
hatte die Schweizerin die
Wahl gewonnen.