Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND 
Mittwoch, 27. Dezember 2000 1 7 
Serbien: Reformer triumphieren 
Parlamentswahl drängt Milosevic in die Position einer Randgruppe 
BELGRAD: Nach dem kla 
ren Wahlsieg bei den ser 
bischen Parlamentswah 
len will das demokrati 
sche Wahlbündnis DOS 
die Ära Milosevic schnell 
überwinden. Das 18-Par- 
teien-Bündnis verfügt im 
neuen Parlament über ei 
ne Zwei-Drittel-Mehrheit. 
Das DOS-Bündnis aus 18 Par 
teien kam bei den Parlaments 
wahlen am Samstag nach Aus 
zählung von 98,5 Prozent der 
Stimmen auf 64,2 Prozent und 
176 der insgesamt 250 Sitze im 
Parlament. Auf Milosevics So 
zialistische Partei (SPS) fallen 
nur noch 37 Sitze. 
Die extrem-nationalistische 
Radikale Partei erhielt 8,5 Pro 
zent und 23 Mandate. Für Be 
unruhigung sorgte der relative 
hohe Stimmenanteil der extre 
mistischen Partei der Serbi 
schen Einheit (SSJ) des im Ja 
nuar erschossenen Milizen 
chefs «Arkan», die auf 14 Sitze 
kommt. Andere Parteien schei 
terten an der gesetzlich vorge 
schriebenen Fünf-Prozent-Hür 
de. 
Insgesamt waren bei dem 
Wahlgang am Samstag 6,5 Mil 
lionen Wahlberechtigte zur 
Stimmabgabe aufgerufen. Das 
amtliche Endergebnis sollte bis 
Dank der Zwei-Drittel-Mehrheit kann DOS-Kandidat Zoran Djindjic zum neuen Ministerpräsidenten 
gewählt werden. 
heute Mittwoch vorliegen. 
Dank der Zwei-Drittel-Mehr 
heit kann DOS-Kandidat Zoran 
Djindjic zum neuen Minister 
präsidenten gewählt und die 
Anhänger des im Oktober ent 
machteten jugoslawischen Prä 
sidenten Slobodan Milosevic 
entlassen werden. Djindjic will 
bis Mitte Januar seine Regie 
rung vorstellen. 
Die Vergabe der Kabinettspos 
ten sei weitgehend abgeschlos 
sen, erklärte Djindjic. Aller 
dings sei noch nicht klar, wer 
an die Spitze des Innenministe 
riums treten werde. Dem In 
nenministerium sind 100 000 
Angehörige der Sicherheits 
kräfte unterstellt. 
Nach Informationen der Ta 
geszeitung «Pobjeda» wurde an 
einer Sitzung des Obersten Ver 
teidigungsrates bereits die Ab 
berufung mehrerer Militärfüh 
rer beschlossen. Dabei sei die 
Entlassung des Kommandanten 
der Zweiten Armee, General 
Milorad Obradovic, des Mari 
ne-Chefs Admiral Milan Zec 
und des Flughafen-Komman- 
dants von Podgorica, Oberst 
Luka Kastratovic, beschlossen 
worden. 
Djindic kündigte zudem die 
Entlassung des Chefs der Ge 
heimpolizei, Rade Markovic, 
an. Djindjic wollte sich jedoch 
nicht detailliert darüber äus 
sern. Er sagte der Tageszeitung 
«Blic» lediglich, Markovic 
packe bereits «seine Koffer». 
Der Machtwechsel in Belgrad 
war eingeleitet worden, als die 
Anhänger der Opposition An 
fang Oktober gegen die staat 
lich verkündeten Auszählungs 
ergebnisse der jugoslawischen 
Präsidentschaftswahlen aufbe 
gehrten und den langjährigen 
Staatschef Milosevic zum 
Amtsverzicht zwangen. 
International wurde Unter 
stützung für die neue Regie 
rung signalisiert. Der EU gratu 
lierte den Wahlsiegern und be- 
grüsste die Verankerung der 
Demokratie. Das US-Aussenmi- 
nisterium erklärte, das serbi 
sche Volk habe «zum ersten Mal 
seit mehr als einem Jahrzehnt 
gerechte und freie Wahlen ge 
habt». 
Das Eidg. Departement für 
auswärtige Angelegenheiten 
(EDA) nahm das Ergebnis der 
Parlamentswahl in Serbien er 
freut zur Kenntnis. Der Sieg des 
Reformbündnisses DOS sei eine 
Fortsetzung der demokrati 
schen Erneuerung, sagte eine 
Sprecherin. 
Papst verurteilt 
Gewalt in Nahost 
Weihnachtsbotschaft in Rom 
Der Papst erteilte am Montag in Rom den Segen *Urbi et Orbi». 
VATIKANSTADT: Papst Johan 
nes Paul II. hat in seiner 
Weihnachtsbotschaft die zu 
nehmende Gewalt in der Welt 
beklagt. Besonders besorgt 
äusserte er sich über die Lage 
im Nahen Osten und die 
jüngste Welle der Gewalt in 
Indonesien. 
Er denke mit Sorge an das Hei 
lige Land, wo die Gewalt nicht 
aufhöre, den «mühsamen Weg 
des Friedens mit Blut zu trän 
ken», sagte das Oberhaupt der 
römisch-katholischen Kirche 
am Montag vor Zehntausenden 
von Gläubigen auf dem Peters 
platz in Rom. 
Er verurteilte auch die An 
schläge auf Christen in Indone 
sien. Bei einer Welle von fast 
zeitgleichen Bombenanschlä 
gen auf zumeist christliche Ein 
richtungen und Kirchen waren 
dort am Heiligen Abend min 
destens 13 Menschen getötet 
worden. Jesus Christus rufe 
«zum Verzicht auf jede Form 
von Gewalt, Krieg, Unter 
drückung und Angriffen auf 
das Leben» auf, betonte der 
Papst. Bei der Erteilung des tra 
ditionellen Weihnachtssegens 
«Urbi et Orbi» («Der Stadt und 
dem Erdkreis») machte der von 
der Parkinson- Krankheit ge 
zeichnete 80-jährige Johannes 
Paul II. einen erschöpfiren Ein 
druck. Trotz seiner angeschla 
genen Gesundheit, die ihm das 
Sprechen merklich schwer 
machte, las der Papst den Se 
gen in 59 Sprachen vor. Auf 
Deutsch sagte er: «Ihnen allen 
ein gnadenreiches und fried 
volles Weihnachtsfest.» 
Den Segen sprach Johannes 
Paul II. nicht vom Balkon des 
Petersdoms aus, weil die 
Strecke, die er von seiner Resi 
denz aus zu Fuss hätte gehen 
müssen, sonst zu anstrengend 
geworden wäre. 
Die beiden weihnachtlichen 
Grossveranstaltungen fanden 
auf dem Petersplatz unter frei 
em Himmel statt. In der Nacht 
regnete es dabei in Strömen, 
ein Heizsystem schützte den 
Papst während der Mitter 
nachtsmesse vor der Kälte. 
Entschieden wandte sich der 
Kirchenführer gegen aktive 
Sterbehilfe und Abtreibung, 
ohne beides beim Namen zu 
nennen. 
Politik nur für 
Reiche machbar 
WASHINGTON: Der Einzug 
ins US-Repräsentantenhaus 
wird für Politiker immer teu 
rer, wie aus einem neuen Be 
richt der Wahlkommission 
hervorgeht. 
Danach haben im diesjähri 
gen Wahlkampf mindestens 
194 Abgeordnete mehr als eine 
Million Dollar aufgewendet. 
Vor vier Jahren waren dies 
noch 108 Abgeordnete. 
Die Zahl der Politiker, die so 
gar mehr als zwei Millionen 
Dollar für ihren Wahlkampf be 
zahlten, stieg von acht im Jahr 
1996 auf elf im Jahr 1998 und 
auf 34 in diesem Jahr. 
Debatte über strategische 
Ausrichtung 
. - ,J$Übeic?{die i Kanzlerkandidatur 
, Weidetarst:' Atafimg?2002' 
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[leite dieiSebatte' über, den v CSU, * entschieden; A /betonte 
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ioii<;über. 
Einlenken im Friedensprozess? 
Barak offenbar mit US-Vorschlag zu Jerusalem einverstanden 
JERUSALEM: Israels Minister 
präsident Ehud Barak hat sich 
bedingt positiv über die jüng 
sten US-Friedensvorschläge 
geäussert. Palästinenserpräsi 
dent Jassir Arafat gab sich je 
doch zurückhaltend, vermied 
aber ebenfalls jede Festlegung. 
Barak machte seine Zustim 
mung jedoch vom Votum der 
Palästinenser abhängig und er 
höhte damit den Druck auf 
Arafat. Wenn Arafat den Plan 
annehme, sei Israel ebenfalls 
«verpflichtet» zuzustimmen, 
sagte Barak am Montagabend 
im Fernsehen. Barak betonte, 
die Palästinenser seien jetzt am 
Zug. 
Arafat sagte, die Pläne räum 
ten die Hindernisse auf dem 
Weg zum Frieden nicht aus. Die 
palästinensischen Unterhändler 
berieten mit Arafat in Gaza drei 
Stunden lang über die Vor 
schläge. Der militante Führer 
der Fatah-Organisation im 
Westfordanland, Marwan Bar- 
guti, lehnte die Vorschläge ab 
und rief zu einer Fortsetzung 
des Palästinenseraufstands auf. 
US-Präsident Bill Clinton 
will bis zum Ende seiner Amts 
zeit am 20. Januar eine Eini 
gung in der Nahost-Krise her 
beiführen. Er hatte am Samstag 
nach neuen Nahost-Ge- 
sprächen in Washington eine 
Frist bis Mittwoch gesetzt, bis 
zu der beide Seiten entscheiden 
soften, ob sie den amerikani 
schen Vermittlungsvorschlag 
ali Basis für Verhandlungen 
über einen endgültigen Frie 
densvertrag akzeptieren. 
Der nicht veröffentlichte 
Verstoss Clintons sieht israeli 
schen Medienberichten zufolge 
vor, dass die Palästinenser den 
grössten Teil der Jerusalemer 
Altstadt erhalten. Demnach 
sollen die arabischen Viertel in 
Ostjerusalem sowie der Tempel 
berg mit der El-Aksa-Moschee 
und dem Felsendom, der dritt 
heiligsten Stätte des Islam, un 
ter palästinensische Kontrolle 
kommen. Im Gegenzug soll Is 
rael die Souveränität über die 
Klagemauer am Fuss des Tem 
pelbergs behalten. 
NACHRICHTEN 
Slowenien feiert 
Unabhängigkeit 
LJUBUANA: Das sloweni 
sche Parlament hat am 
Dienstag in einer Sondersit 
zung den zehnten Jahrestag 
der Unabhängigkeit von Ju 
goslawien gefeiert. «Dies 
war ein grosses historisches 
Unterfangen, das die Tür für 
die Zukunft Sloweniens 
geöffnet hat», sagte Staats 
präsident Milan Kucan über 
die Ereignisse im Dezember 
1990. Vor zehn Jahren hät 
ten die Slowenen über De 
mokratie und Freiheit ihres 
Landes abgestimmt. Mehr 
als 88 Prozent der Slowenen 
sprachen sich bei einem Re 
ferendum am 23. Dezember 
1990 für die Unabhängig 
keit aus. Drei Tage später 
erklärte das Parlament die 
Loslösung von Jugoslawien. 
Pinochet: Keine 
Vernehmung 
SANTIAGO: Der frühere 
chilenische Diktator Augus- 
to Pinochet hat am Dienstag 
einen entscheidenden Etap 
pensieg vor Gericht errun 
gen. Der Oberste Gerichts 
hof entschied, dass der 85- 
Jährige nicht ohne eine 
vorausgehende medizini 
sche Untersuchung vernom 
men werden darf. Damit 
kann Richter Juan Guzman 
den General nicht wie ge 
plant am heutigen Mittwoch 
befragen. Die Richter legten 
eine Frist von 20 Tagen fest, 
um ein ärztliches Gutachten 
zur Prozessfähigkeit Pino 
chets einzuholen. Der 
Spruch des Obersten Ge 
richts wurde mit vier gegen 
eine Stimme gefällt. 
PanAlpirta Sicav 
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Kategorie A (thesaurierend) 
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Atafat war zur Erörterung der Lage auch mit dem ägyptischen 
Präsidenten Husni Mubarak zusammengetroffen. 
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