Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Mittwoch, 27. Dezember 2000 9
Abschluss eines erfolgreichen
Vereinsjahres
Traditionelles Passivkonzert der Harmoniemusik Schaan
Die Harmoniemusik Schaan lud am Stephanstag zu ihrem traditionellen Passivkonzert ein.
Traditionsgemäss lud die
Harmoniemusik Schaan
am Stephanstag zum Pas
sivkonzert im Rathaussaal
in Schaan ein. Im vollbe
setzten Saal erfreuten sich
die Gäste am abwechs
lungsreichen Programm,
dessen Höhepunkt die Eh
rung der langjährigen
Vereinsmitglieder Kurt
Meier sowie Herbert Bie
dermann war.
Jennifer Hasler
Der Präsident der Harmoniemu
sik Schaan (HMS), Thomas Pau-
ger, begriisste die zahlreich er
schienenen Musikfreunde zum
traditionellen Passivkonzert am
Stephanstag. Als Ehrengäste
durfte er Vertreter des öffentli
chen Lebens sowie Leo Sum
mer, Ehrendirigent, begrüssen.
Thomas Pauger ging kurz auf
Ereignisse des diesjährigen Ver
einsjahres ein. Dabei konnte er
voller Stolz davon berichten,
dass die HMS beim Verbands
musikfest in Balzers den ersten
Rang in der offenen Bewertung
erreichen konnte. Durch den
Abend führte Franz Josef Jehle,
der jedes Musikstück ankündig
te und den Gästen fachkundig
näherbrachte. Unter der Leitung
von Daniel Oehiy eröffneten die
Jungmusikanten der Harmonie
musik Schaan das Konzert mit
der «New Castle Ouverture», ge
folgt von «Another one bites the
dust».
Verdiente Mitglieder
geehrt
Nach der musikalischen Be-
grüssung durch die Jungmusi
kanten eröffnete die Harmonie
musik Schaan mit «Shirim», ei
nem Stück des preisgekrönten
belgischen Komponisten Piet
Swerts. Mit «Four Contrasts for
Wind» von Trevor Ford sowie
«In All It's Glory» von James
Swearingen erreichte die HMS
im Wertungsspiel in Balzers die
beste Punktzahl. Franz Josef
Jehle nannte James Swearin
gen als eindrucksvollen Musik
professor. Weltweit wurden be
reits über 300 seiner Werke
publiziert. Passend zu «In All
It's Glory», was zu deutsch «In
ihrem ganzen Ruhm» bedeutet,
folgten die Ehrungen der bei
den Vereinsmitglieder.
«Ein Verein ist nicht nur auf
Nachwuchs angewiesen, son
dern auch auf langjährige Mit
glieder, die ihre Erfahrungen
weitergeben», so Thomas Pau
ger. «Doch nicht nur die treuen
Jubilare möchten wir ehren,
sondern auch deren Ehefrauen
und Familienangehörige. Als
ehemalige Vorstandsmitglieder
haben beide sehr viel Zeit und
Arbeit in den Verein investiert.»
Herbert Biedermann (Wald
horn) ist dem Verein bereits seit
45 Jahren treu, Kurt Meier (Po
saune) seit 40 Jahren. Ihnen zu
Ehren spielte die HMS den
Marsch «Second Century» von
Alfred Reed.
Nach der Pause, in der die
Weihnachtstombola mit tollen
Preisen eröffnet wurde, ging es
mit «Celebration Countdown»
von Jan Ceulemans weiter, ge
folgt von «The Best of Bond».
Hinter diesem Stück steht der
bekannte Filmmusik-Kompo
nist John Bany, der unter an
derem die Titelmusik von «Der
mit dem Wolf tanzt» geschrie
ben hat. Als weiteren Höhe
punkt stand das Stück «When
you Believe» auf dem Pro
gramm. Dies ist der Titelsong
der Walt-Disney-Produktion
«Der Prinz aus Ägypten». In
«Children of Sanchez» von
Chuck Mangione hatten die So
listen Daniel Walser (Flügel
horn) sowie sein Bruder Roland
Walser (Saxophon) die Gele
genheit, die Gäste im Saal von
ihrem Können zu überzeugen.
Herbert Biedermann (links) wurde fiir 45 und Kurt Meier (rechts)
filr 40 Jahre Vereinstreue geehrt. (Bilder: D. Büchel)
Musik von J. S. Bach als Freude und als Anregung
Weihnachtskonzert des Vereins Triesenberger Kirchenkonzerte
Am gestrigen Stephanstag
fand wie schon traditionell in
der Pfarrkirche Triesenberg
das Konzert des Vereins Trie
senberger Kirchenkonzerte
statt.
Friedrich Nestler
Es ist auch schon Tradition, den
Künstlern für dieses Konzert zu
danken, denn was Hieronymus
Schädler, Josef Hofer und Mar
co Schädler geboten haben,
war nicht nur Freude an einem
gediegenen Konzert, sondern
auch Freude, Anregungen be
kommen zu haben. Es genügt
diesem Künstlerkreis nicht, ein
fach gute Musik zu machen. Sie
wollen auch dazu anregen, ne
ben dem Gehörten das, was
sonst in der Musik steckt, zu re
flektieren.
Schon der Beginn mit der So
nata e-moll für Flöte, Basso
continuo und dem Cello als
durchgeführtes ricordante von
J.S.Bach BWV 1034 liess kei
nen Zweifel darüber, dass man
hier versteht mit Bach umzuge
hen. Hieronymus Schädler
weiss, wie man eine barocke
Kantilene ausspielt, wie man
dynamisch mit dem Ton umge
hen soll und wie bei aller Li-
nearität ein schwelgerischer
Ton gehalten werden kann.
Hieronymus Schädler, Marco Schädler und Josef Hofer (von links)
boten gestern ein eindrückliches Konzerterlebnis. (Bild: ksj
Josef Hofer hat den Cello-
Part ohne jegliche Eitelkeit, mit
jener geradlinigen Fülle gebo
ten, der genau weiss, dass jeg
liches Vibrato, wenn es auch
das Spiel wesentlich erleich
tern würde, den barocken
Klang verändern würde, und
Marco Schädler präsentierte
sich am Cembalo mit jener
Präsenz, die man von ihm
kennt. Daran anschliessend
phantasierte er aus dem gege
benen Material, wobei der Ex
aktheit wegen bemerkt werden
niuss, dass es keine Variatio
nen, sondern Reflexionen wa
ren. Solche Ausflüge in das
Reich der Phantasie geben
recht interessante Aufschlüsse
über den Instrumentalisten,
und tatsächlich war es so, dass
sich in den reflektorischen Be
trachtungen drei ganz ver
schiedene Charaktere vorge
stellt haben. Josef Hofer liebt
das Virtuose, ohne es als
Selbstzweck vorzutragen. Die
Verknüpfung gewisser Melo
dieeinheiten mit immer neuen
Klangstrukturen war interes
sant zu hören und leugnete
den Bezug zu Bach nicht.
Nach zwei Sätzen aus der Sui
te G-Dur BWV 1007 lag es am
Flötisten, seine Reflexionen
vor zutragen. Das war Poesie
pur. Wie hier mit Hilfe der
Elektronik mit grösster Behut
samkeit Nebentöne in das
Klanggeschehen mit einbezo
gen wurden, war von einer in
tensiven Wirkung, wie sie nur
einem profunden Künstler
möglich ist. Sehr schön waren
auch die drei zweistimmigen
Inventionen, die in der Kom
bination Flöte-Cello wunder
schön zur Wirkung kamen.
Nach dem Praeludium d-moll
BWV 539 verwendete Marco
Schädler den Beginn der Fuge,
um aus dem Gedächtnis eine
gewaltige Reflexion aufzubau
en. Im Klangbild sehr nahe an
Videau war es vor allen Din
gen eine Demonstration der
Klangmöglichkeiten einer Or
gel. Dass hier mit traditionel
len Steigerungen Akkordver
fremdungen die Erwartungen
trogen, ist nicht nur das gute
Recht eines Improvisators. Es
beweist auch die enorme
Klangdisziplin, die hinter sol
chem Aufbau steht. Zum Aus
klang die Sonate in E-Dur
BWV 1035, die noch einmal
nacherleben liess, wie diese
drei Musiker zu einem gültigen
Bachbild gefunden haben.
Herzlicher Applaus. Die zahl
reichen Besucher mögen ein
Beweis sein, dass diese
Konzertreihe die richtige Ak
zeptanz gefunden hat.
NACHRICHTEN
Weitere Fassade
fertig
BARCELONA: Die langwie-
: rigen Bauarbeiten an der
Basilika La Sagrada Familia,
; einem der Wahrzeichen Bar-
; celonas, sind ein Stück vor-
• angekommen. Der japani
sche Bildhauer Etsuro Sotoo
; stellte nach Presseberichten
vom Dienstag eine der Fas-
. saden der Monumentalkir-
' che fertig. Nach den Ori-
; ginalplänen des bedeuten-
- den spanischen Architekten
j Antoni Gaudi (1852 - 1926)
schuf der Künstler neun
musizierende Engel, die
mehr als 100 Jahre nach
i Baubeginn jetzt die «Ge-
1 burtsfassade» schmücken,
s Nun werde der 175 Meter
j hohe «Jesus-Turm» in An
griff genommen. Bis die
«Basilika der Armen» end
gültig fertig ist, werden al
lerdings noch mindestens
20 weitere Jahre vergehen.
j Insgesamt sollen 18 Türme
die Apostel, die Evangelis-
' ten sowie Maria und Chris-
; tus symbolisieren. Das Kup
peldach des Gotteshauses ist
bereits fertig. Die Sagrada
Familia (Heilige Familie) ist
das unvollendete Lebens
werk Gaudis.
Hildegard Knef
wird 75
; BERLIN: Heute gilt sie als
; einer der wenigen deut-
; sehen Weltstars der Nach-
; kriegszeit, ein Multitalent
; mit Kämpfematur. Hilde-
• gard Knef, die morgen Don-
i nerstag ihren 75. Geburtstag
feiert, blickt auf ein Leben
«wie eine Achterbahn»
zurück. Die in Ulm gebore-
j ne Schauspielerin gilt als
l Verkörperung der Berlinerin
«mit Schnauze und Herz»
und dem «gewissen Etwas».
; Schliesslich startete sie eine
Chansonkarriere mit eige
nen Texten («Für mich soll's
rote Rosen regnen») und,
weil das alles noch nicht
: reichte, wurde sie Bestsel
lerautorin.
«Clownprinz von
Dänemark» tot
GREENW1CH/USA: Der Pia
nist und Komiker Victor
Borge ist im Alter von 91
: Jahren gestorben. Wie sein
langjähriger Manager Ber-
: nard Gurtman mitteilte, ver
starb Borge am Samstag im
; Schlaf in Greenwich im US-
j Staat Connecticut. Der in
Kopenhagen am 3. Januar
1909 geborene Musiker be
geisterte sein Publikum mit
; unkonventionellen Interpre-
j tationen klassischer Musik
und humorvollen Einlagen,
' die ihm den Titel «Clown-
| prinz von Dänemark» ein-
! brachten. Den Durchbruch
schaffte Borge vor dem
' Zweiten Weltkrieg in seinem
Heimatland. Innerhalb von
' wenigen Jahren wurde er
zum meistgefragten däni
schen Komiker und auch
vom königlichen Hof zu
Konzerten eingeladen. Beim,
deutschen Überfall auf Dä-
j nemark 1940 war er gerade
auf Tournee in Schweden.
Da auch Parodien auf Hitler
und die Nazis Teil seines Re-
i pertoires waren und er aus-
} serdem jüdischer Herkunft
, war, ging er ins amerikani
sche Exil. Nach Anlauf
schwierigkeiten wurde er in
Kalifornien ein gefeierter
Star der Bing Crosby Show.
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