Liechtensteiner VOLKSBLATT
LAND UND LEUTE
Samstag, 23. Dezember 2000 7
Landtagsgebäude bis 2005 fertig
Projektwettbewerb zur Realisierung eines Landtagsgebäudes mit Tiefgarage und Platzgestaltung entschieden
Im Rahmen eines interna
tional ausgeschriebenen Ar
chitekturwettbewerbs wur
den 31 Projektvorschläge
zum Bau eines neuen Land
tagsgebäudes zwischen den
Bauten des Liechtensteini
schen Landesmuseums und
dem Regierungsgebäude in
Vaduz eingereicht. Das Pro
jekt des Landtagsgebäudes
beinhaltet auch die Errich
tung einer Tiefgarage, die
die Schaffung eines attrak
tiven verkehrsfreien Vor
platzes vor dem Regie
rungsgebäude und dem ge
planten Landtagsgebäude
ermöglicht.
Unter dem Vorsitz von Regie
rungschef Mario Frick hat das
Preisgericht am 20. und 21. De
zember 2000 die eingereichten
Projekte beurteilt. In sorgfälti
ger Abwägung der Vor- und
Nachteile dieser Projekte hat
das Preisgericht folgende Ran
gierung vorgenommen.
1. Rang: Hansjörg Göritz, Han
nover.
2. Rang: Hausmann + Müller
Architekten, Köln
3. Rang: Peter Lüchinger, St.
Modellaufnahme des Siegerprojektes mit dem Kennwort *Fortsetzung»von Prof. Hansjörg Göritz aus Han
nover: Das Gebäude des Landtagssaals zwischen den Bauten des Landesmuseums und dem Regierungsge
bäude mit den im Hintergrund befindlichen Verwaltungsräumen des Landtags. (Bild: Presseamt)
Gallen 6. Rang: Wilhelm Holzbauer, Ankauf: Weinmiller Archi-
4. Rang: Nicole Gärtner + Tho- Wien tekten, Berlin
mas Rast, Schaan/Zürich 7. Rang: Hansjörg Hartmann + Der Entwurf des erstrangier-
5. Rang: Hubert Ospelt, Vaduz Hansjörg Hilti, Vaduz/Schaan ten Projektes zeichnet sich
durch seinen eigenständigen
städtebaulichen Aufbau aus. Ein
markanter Dachköiper beinhal
tet den Landtagssaal und ver
leiht diesem einen unverwech
selbaren Charakter, während die
Verwaltungsbüros des Landtags
in zurückhaltender Weise hang-
seitig angeordnet sind. Zwi
schen dem Regierungsgebäude
und dem Gebäude des Land
tagssaals entsteht ein räumlich
überzeugender Eingangshof als
Erweiterung des vor dem Land
tagsgebäude und dem Regie
rungsgebäude neu geschaffe
nen, den Fussgängem vorbehal
tenen Platzes. Das Preisgericht
hat einstimmig der Regierung
als Bauherrschaft die Empfeh
lung ausgesprochen, den Ver
fasser des erstrangierten Pro
jekts mit der Weiterbearbeitung
des Entwurfs zu beauftragen.
Nach einer rund anderthalb
jährigen Planungsphase und ei
ner zweieinhalbjährigen Bauzeit
wird der Landtag das neue Ge
bäude zu Beginn des Jahres
2005 beziehen können. Sämtli
che Wettbewerbsprojekte kön
nen vom 12. bis einschliesslich
28. Januar 2001 täglich in der
Zeit von 14.00 bis 19.00 Uhr im
Foyer des Vaduzer-Saals besich
tigt werden. (paß)
NACHRICHTEN
Tagung zur Dlrekt-
versicherung
Am 19. Dezember fand in
Bern die erste Tagung der
gemischten Kommission
Liechtenstein/Schweiz be
treffend das Abkommen
vom 19.12.1996 über die
Direktversicherung statt
Das Abkommen regelt die
Finanzaufsicht Uber das
Versicherungsgeschäft, wel
che auf dem Wege der Nie-
derlassungs- und Dienstleis
tungsfreiheit vom Sitzland .
der Versicherungsgesell
schaften ausgeübt wird. Ziel
des ersten Treffens war, das
Funktionieren des am
1.1.1997 in Kraft getretenen
Abkommens zu diskutieren
und für aufgetretene An
wendungsprobleme Lö
sungsansätze zu erarbeiten.
Die gemischte Kommission
hat eine Arbeitsgruppe ein
gesetzt, die sie bei der Er
füllung ihrer Aufgaben un
terstützt; sie hat den Auf
trag, die Lösungsansätze
bezüglich Datenaustausch,
der Rolle der Bevollmäch
tigten der Versicherungsge
sellschaften sowie ihrer
Schadensabwicklungsbeauf
tragten in der Motorhaft
pflichtversicherung zu kon
kretisieren. (pafl)
Zusammenarbeit mit Jüdischem Weltkongress
Aufarbeitung der Geschichte Liechtensteins im Zweiten Weltkrieg - Einsetzung einer Kommission
Die Regierung sieht sich seit
dem Sommer 2000 verschie
denen, auch via die Presse
vorgetragenen, Vorstössen des
Jüdischen Weltkongresses ge
genüber. Darin wird Bezug auf
die Rolle Liechtensteins im
Zweiten Weltkrieg genom
men, wonach Liechtenstein in
den Kriegs- und Nachkriegs
jahren den Nationalsozialisten
geholfen haben soll und Fi
nanzinstitute aus Liechten
stein gemeinsam mit ihnen
Gold, Geld und gestohlene
Kunstgegenstände versteckt
haben sollen.
Die Regierung hat diese Vor-
stösse von Anfang an sehr
ernst genommen und unver
züglich Massnahmen im Hin
blick auf die Aufarbeitung der
REKLAME
damit in Zusammenhang ste
henden Fragen in die Wege ge
leitet.
So hat die Regierung insbe
sondere eine Koordinierungs
gruppe bestellt, welcher neben
Vertretern und Vertreterinnen
der Regierung auf Beamtenebe
ne Vertretungen verschiedener
Wirtschaftsverbände an
gehören. Diese Koordinie
rungsgruppe traf sich in den
letzten Monaten regelmässig
und hat die Vorbereitungsar
beiten in Bezug auf die Festle
gung einer Strategie und ins
besondere in Bezug auf die Be
stellung einer Kommission zur
Aufarbeitung der liechtenstei
nischen Geschichte im Zweiten
Weltkrieg weitergeführt. Ba
sierend auf diesen Vorarbeiten
hat die Regierung an ihrer Sit
zung vom 19. Dezember 2000
verschiedene Beschlüsse ge-
fasst.
1. Strategie
Im Hinblick auf die Aufarbei
tung der liechtensteinischen
Geschichte im Zweiten Welt
krieg hat die Regierung folgen
de Strategie festgelegt:
Die Aufarbeitung der Ge
schichte und der Rolle Liech
tensteins während der Zeit des
Zweiten Weltkrieges ist für
Liechtenstein von nationaler
Bedeutung. Die gemeinsame
Geschichte schafft eine Iden
tität, die zu einer verantwor
tungsvollen Haltung gegenüber
der eigenen Vergangenheit ver
pflichtet, aus welcher die Leh
ren für die heutige und die
kommenden Generationen zu
ziehen sind. Politik, Gesell
schaft und Wirtschaft beteili
gen sich an diesem Prozess und
bringen damit zum Ausdruck,
dass eine glaubwürdige Aufar
beitung der Geschichte eine ge
meinsame und übergeordnete
Aufgabe ist.
Liechtenstein nimmt die auf
geworfenen und relevanten
Fragen ernst und geht die sich
daraus ergebenden Aufgaben
konsequent an.
Die Aufarbeitung der Ge
schichte Liechtensteins im
Zweiten Weltkrieg erfolgt auf
der Grundlage der Forschungs
ergebnisse einer unabhängigen
Kommission.
Die liechtensteinischen
Behörden und Wirtschaftsver-
bände unterstützen die Kom
mission bei ihrer Tätigkeit. Sie
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Wussten Sie, dass
... wir dem Verein für
gesundheitsverträgliche
Mobilfunkantennen (vGM)ein
schönes Weihnachten wünschen?
Und Ihnen natürlich auch!
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Freiheit, Sicherheit und Verbundenheit
' Eine Pro-Mobilfunk Initiative, 2Q00
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gewährleisten insbesondere die
für die Wahrnehmung ihrer
Aufgaben notwendigen Rah
menbedingungen.
Die Öffentlichkeit wird regel
mässig über eingeleitete Mass
nahmen, die damit zusammen
hängenden Fragen sowie die
Ergebnisse der Abklärungen
informiert.
2. Kommission zur
Aufarbeitung der liech
tensteinischen Geschichte
Die Aufarbeitung der Ge
schichte Liechtensteins im
Zweiten Weltkrieg soll auf der
Grundlage der Forschungser
gebnisse einer unabhängigen
Kommission erfolgen. Auf
grund der Vorarbeiten der Ko
ordinierungsgruppe liegen der
Regierung verschiedene Vor
schläge für die Bestellung dieser
Kommission vor. Sobald alle
definitiven Zusagen vorliegen,
wird die Regierung, anfangs
2001, diese Kommission bestel
len. Der Kommission werden
neben liechtensteinischen Hi
storikern auch international an
erkannte Historiker und Histori
kerinnen aus der Schweiz und
Österreich angehören. Die Kom
mission wird im Frühjahr 2001
ihre Aufgaben aufnehmen.
3. Zusammenarbeit mit
dem Jüdischen Weltkon
gress (WJC)
Der Jüdische Weltkongress,
welcher im Sommer 2000 Fra
gen und Vorstösse im Zusam
menhang mit der Rolle Liech
tensteins während der Zeit des
Zweiten Weltkrieges aufgewor
fen hat, ist daran interessiert,
an einer glaubwürdigen Aufar
beitung der Geschichte Liech
tensteins in dieser Zeitperiode
mitzuwirken. Die Regierung hat
den Ausschuss der Koordinie
rungsgruppe beauftragt, zu
sammen mit den Vertretern des
Jüdischen Weltkongresses
Möglichkeiten der Einbindung
des WJC in diesen Prozess der
Aufarbeitung der Geschichte
Liechtensteins zu überprüfen
und der Regierung einen ent
sprechenden Vorschlag zu un
terbreiten.
4. Geschichtslehrmittel
An den liechtensteinischen
Schulen wird im Geschichtsun
terricht dem Thema Zweiter
Weltkrieg und Holocaust be
reits heute ein grosses Augen
merk geschenkt. Es fehlt jedoch
ein eigenes liechtensteinisches
Lehrmittel über diese Zeit. Im
Hinblick auf die Aufarbeitung
der Geschichte Liechtensteins
im Zweiten Weltkrieg hat die
Regierung die Schaffung eines
Lehrmittels für den Geschichts
unterricht an den Schulen, wel
ches sich auf diese Zeitperiode
bezieht, beschlossen. Das
Schulamt wurde beauftragt, die
Fortführung des Text- und Ar
beitsbuches zur liechtensteini
schen Geschichte des 17. bis
19. Jahrhunderts von Paul
Vogt, «Brücken zur Vergangen
heit», zu überprüfen und der
Regierung bis Ende Februar
2001 einen Vorschlag zu unter
breiten.
5. Pflicht zur Gewährung
der Akteneinsicht
Die zur Aufarbeitung der Ge
schichte Liechtensteins not
wendigen Abklärungen setzen
Untersuchungen durch die von
der Regierung eingesetzte
Kommission voraus. Um es die
ser Kommission zu ermögli
chen, die Rolle Liechtensteins
in dieser Zeit umfassend zu be
handeln, ist die Notwendigkeit
der Schaffung einer entspre
chenden gesetzlichen Grundla
ge zu überprüfen, die Vorrang
hat vor den Geheimhaltungs
pflichten von Banken,
Treuhändern, Anwälten, Ver
mögensverwaltern oder ande
ren juristischen oder natürli
chen Personen, und diese ver
pflichtet, Akteneinsicht zu ge
währen. (pafl)