Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Samstag, 23. Dezember 2000 5
«Mit Stolz darf ich festhalten, dass in der
Gemeinde viel geleistet wurde»
Die Vorsteher der Ge
meinden stehen nach den
Wahlen im Jahr 1999 nun
in der Hälfte der laufen
den Legislaturperiode.
Plankens Gemeindevor
steher Gaston Jehle zieht
aus den vergangenen Jah
ren eine äusserst positive
Bilanz. Neben den Ideen,
die bereits unter seinem
Vorgänger und unter den
früheren Gemeinderäten
geboren wurden, konnte
auch viel Neues in Angriff
genommen und umgesetzt
werden.
Mit Vorsteher Gaston Jehle
sprach Peter Kindle
Herr Jehle, die erste Hälfte
der Legislaturperiode 1999
bis 2003 ist vorüber. Welche
Bilanz ziehen Sie als Vorste
her von Planken aus diesen
beiden ersten Jahren?
Ich ziehe eine äusserst positi
ve Bilanz, denn ich konnte ge
rade kürzlich bei einem Treffen
in der Gemeinde festhalten,
was wir im Jahr 2000 erreicht
haben. Aber auch im Jahr 1999
hat sich in Planken viel bewegt,
denn der neue Gemeinderat
und ich als Vorsteher brachten
viele neue Ideen mit in unsere
Ämter und konnten zudem
Ideen, welche unsere Vorgän
ger hatten, erweitern oder ab-
schliessen.
In Planken hat
sich viel bewegt.
Mit Stolz darf ich festhalten,
dass sowohl vom Gemeinderat,
den Kommissionen, aber auch
von den Projektgruppen viel
geleistet wurde. Ich spüre auch
deutlich, dass die Plankner Be
völkerung mitarbeiten will. Un
ser Versprechen, dass wir eine
Politik mit und für die Bevölke
rung machen wollen, hat sich
bereits jetzt schon bewährt. Al-
leine aus der Zukunftswerkstatt
«Pappla» heraus hat sich klar
gezeigt, dass der Wille zur Mit
arbeit in der Bevölkerung be
steht. Von 350 Einwohnern wa
ren deren 55 bei der Zukunfts
werkstatt anwesend. Dies zeigt
mir, dass wir auf dem richtigen
Weg sind.
Was würden Sie als absolu
tes «Highlight» der bisherigen
Mandatsperiode bezeichnen?
Wir sind auf dem
richtigen Weg.
Ein Highlight ist für mich die
Zukunftswerkstatt «Pappla».
Mit diesem Projekt konnten wir
die. Bedürfnisse der Bevölke
rung abklären. Dazu konnte der
Gemeinderat vor 5 Monaten
fünf zukunftsweisende Prio
ritäten ableiten, die wir verfol
gen. Die Ausarbeitung dieser
Prioritäten sind schon fortge
schritten, es gab bereits mehre
re Sitzungen für die Umsetzung
und die Bevölkerung arbeitet
gezielt mit.
Ein weiteres Highlight, das
wir verwirklichen konnten, Ist
die Aufschaltung unseres Ge
Volksblatt-Interview-Reihe mit den Vorstehern - Teil 4: Gaston Jehle Planken
mögen in die Gemeinde über
geht.
An den Vorsteherkonferen
zen zeigt sich deutlich, dass in
anderen Gemeinden grosse
Kämpfe ausgestanden werden
müssen. Meinerseits bin ich
froh, dass ich in Planken mit
diesen Kämpfen nicht konfron
tiert bin. Betrachtet man den
Nutzen und die Kosten einer
solchen Bürgergenossenschaft,
wäre eine Einführung für uns
in Planken sicher nicht sinnvoll
gewesen.
Sie sprechen den springen
den Punkt gerade an. In eini
gen Gemeinden wird die Sinn-
haftigkelt von Bürgergenos
senschaften angezweifelt.
Welche ist ihre persönliche
Meinung?
Plankens Vorsteher Gaston Jehle: *Wir brauchen eine gute Infrastruktur, Raum för Bildung, Sport
und Kulturelles, die Sicherheit muss gewährleistet sein etc. Die Gemeinde hat multifunktionelle Auf
gaben».
meindekanals. Informationen
können so schneller und ge
zielter verbreitet und abge
fragt werden.
Als Schwerpunkt der Ge
meindearbeit der vergangenen
Jahre darf der Umbau der Pri
marschule Planken bewertet
werden. Mit einem Kostenvolu
men von ca. 4,8 Millionen
Franken ist dies ist das grösste
Bauprojekt, das in der Gemein
de Planken je realisiert wurde.
Es ist ein Prunkstück; von allen
Seiten bekommen wir nur posi
tive Reaktionen. Am meisten
freut mich aber, dass sich die
Schulkinder in der neuen Schu
le sehr wohl fühlen. Es war un
ser Ziel, eine Primarschule für
die Kinder und nicht für Er
wachsene zu bauen.
Die neue Primar
schule ist das
grösste Bauvorha
ben, das in Plan
ken je realisiert
wurde.
Planken ist die kleinste Ge
meinde unseres Landes. Es
gibt kaum Steuereinnahmen
durch ansässige Grossbetrie
be. Wie bewerten Sie die fi
nanzielle Situation Ihrer Ge
meinde?
Dank dem Finanzausgleich,
der uns zugesprochen wird, ste
hen wir auf gesunden Beinen.
Dies bedeutet auch, dass wir
Projekte, wie beispielsweise
den Schulhausbau, verwirkli
chen können. 4,8 Millionen
Franken bedeutet für Planken
einen gewaltigen finanziellen
Aufwand. Ohne Finanzaus
gleich, der uns 80 Prozent aller
Steuereinnahmen gewährt,
könnten wir derartige Projekte
nicht verwirklichen.
Der Finanzausgleich ist im
Landtag ein immer wieder
viel diskutiertes Thema. Wie
sehen Sie als Vorsteher der
Gemeinde Planken das In
strument des Finanzausglei
ches grundsätzlich?
Jede Gemeinde muss Aufga
ben wahrnehmen, die natürlich
mit einem Kostenaufwand ver
bunden sind. Wir brauchen ei
ne gute Infrastruktur, Raum für
Bildung, Sport und Kulturellel,* r
die Sicherheit muss gewährleis
tet sein etc. Die Gemeinde hat
multifunktionelle Aufgaben. In
Planken könnten wir - ohne
den Finanzausgleich - nur mit
den Steuereinnahmen nicht
einmal die laufende Rechnung
bezahlen. Die prozentuale Kür
zung des Finanzausgleiches,
der uns von der Regierung mit
geteilt wurde, wird sich aber
nicht negativ auf unsere Ge
meinde auswirken, da diese
Kürzung durch die staatlichen
Mehreinnahmen, die prognos
tiziert werden, wieder wettge
macht. Wenn man die Jahres
berichte des Staates betrachtet,
so fällt auf, dass es einerseits
Mehreinnahmen gibt, dass auf
der anderen Seite aber auch die
Ausgaben massiv steigen. Man
sollte deswegen aber sehr be
dacht sein, dass die Ausgaben
des Staates überlegt gemacht
werden und die' Folgekosten
bedacht werden. Die Ausga
benpolitik sollte für unser Land
grössenverträglich sein, denn
der Finanzausgleich ist davon
betroffen und wer weiss, wie
lange wir noch mit den jetzigen
Einnahmen rechnen können.
Betrachtet man die finanziel
le Abhängigkeit Plankens
vom Finanzausgleich, so dürf
te eine Senkung der Steuer
belastung für die Bevölke
rung kaum in Frage kommen.
Gibt es in Planken überhaupt
derartige Diskussionen?
In Planken kann dies nicht
zur Diskussion stehen respekti
ve es gibt auch überhaupt keine
Diskussionen diesbezüglich.
Wir sind auf 200 Prozent - so
muss es bleiben. Würden wir
eine Senkung beschliessen,
würden wir aus dem Finanz
ausgleich fliegen und jeder
kann sich vorstellen, was das
für Konsequenzen für Planken
hätte.
Ein Thema, das in allen Ge
meinden des Landes im Mit-
(Bild: Ingrid)
telpunkt steht, Ist die Bil
dung einer Bürgergenossen
schaft. Wie weit sind die Vor
bereitungen diesbezüglich in
Planken gediehen?
' Planken war eigentlich die
erste Gemeinde, die sich schon
sehr früh mit der Thematik der
Bürgergenossenschaft ausein-
Ich bin froh, dass
wir in Planken
Einwohner haben
und nicht nur
Bürger.
Bürger zu sein ist sicherlich
etwas Begehrtes. Wenn man
aber heutzutage betrachtet, wie
viele Menschen aus anderen
Gemeinden und auch Kulturen
schon über viele Jahre hinweg
in einzelnen Gemeinden ansäs
sig und heimisch sind. Diese
Menschen sind Steuerzahler,
wie die Bürger auch. Dement-
ptiston Jehle, Vorsteher der kleinsten Gemeinde Liechtensteins,
Jatf auf erfolgreiche Arbeit im vergangenen Jahr zurückblicken.
pndergesetzt hat. Mein Dank
füij die geleistete Arbeit möchte
Ich meinem Vorgänger Eugen
feeck aussprechen, der sich von
^Anfang an mit der eventuellen
iBildung einer Bürgergenossen-
fchaft auseinandersetzte.
' In einer öffentlichen Ver-
|Saijnmlung, an welcher alle
•Bürger zusammengerufen wur-
Ideji, wurde in einer Abstim
mung beschlossen, keine Bür-
gergenossenschaft in Planken
«zu. bilden. Es wurde der Be-
schluss gefasst, dass das Ver
sprechend soll auch das Mitge
staltungsrecht ausgeprägt sein.
Auf der anderen Seite muss
sich der Bürger einer Gemeinde
fragen, welche Privilegien er
einst hatte. Wirft man aber die
se Privilegien aus der Vergan
genheit in eine Waagschale, so
muss ich doch klar feststellen,
dass ich froh bin, dass wir in
Planken Einwohner haben und
nicht nur Bürger.
Herr Jehle, lassen Sie uns ein
wenig Ins kommende Jahr
vorausblicken. Welche Schwer
punkte stehen für die
Gemeinde Planken im Jahr
2001 an?
Einerseits planen wir den
Umbau des Kindergartens. Das
bedeutet, dass wir die ehemali
ge Primarschule in einen Kin
dergarten umfunktionieren. Ein
weiterer baulicher Aspekt, den
wir in Angriff nehmen werden,
ist der Ausbau «Unterm Rain».
Neben verschiedenen Strassen-
bauprojekten wollen wir aber
auch das neue entstandene Ju
gendkonzept «small is beauti-
ful», das die Jugendkommission
Planken erarbeitet hat, um
setzen. Ein weiteres Projekt be
schäftigt sich mit der Haus
nummer 22. Dieses alte Haus
beherbergt zur Zeit Pfadfinder
und Jugendgruppe. Zur Sanie
rung dieses Hauses soll ein
Konzept erarbeitet werden, das
sich auch mit der zukünftigen
Verwendung des Gebäudes
auseinandersetzen wird (Verei
ne, Jugend, Pfadfinder, Lebens
mittelversorgung, Veranstal
tungen etc). Wir werden dies
zusammen mit der Bevölkerung
besprechen. Was sich daraus
ergibt, wird sich schlussendlich
zeigen, wenn das Konzept aus
gearbeitet ist.
Ein anderer Schwerpunkt,
den wir in Planken in Angriff
nehmen werden, widmet sich
kulturellen Anlässen. Auf der
einen Seite wollen wir für un
sere Gemeindebevölkerung
etwas machen, andererseits
aber auch die bestehenden In
frastrukturen anderen Institu
tionen oder Vereinen in
Liechtenstein zur Verfügung
stellen. Als Beispiel kann ich
erwähnen, dass in Planken ei
ne Kunstschule mit 16
Schülern in zwei Klassen an
sässig ist. Diverse Institutio
nen haben bei uns bereits an
gefragt, ob diese bestehenden
Infrastrukturen genutzt wer
den können.
Welche Wünsche und Hoff
nungen hegen Sie für Ihre Ge
meinde im Jahr 2001?
Ich wünsche mir,
dass Planken wei
terhin eine so ak
tive Gemeinde
bleibt.
Ich hoffe, dass es in Planken
so weiter geht wie bis anhin,
dass wir alle gut miteinander
auskommen und uns gegensei
tig respektieren. Des Weiteren
wünsche ich mir, dass Planken
weiterhin eine so aktive Ge
meinde bleibt. Für die politi
sche Seite der Gemeinde ist die
Arbeit einfacher, wenn man
weiss, dass die Bevölkerung im
Grossen und Ganzen hinter den
Entscheidungen steht. Wenn
ständig Steine aus dem Weg
geräumt werden müssen,
nimmt das viel Energie und
Zeit in Anspruch, die vernünf
tiger, sprich zur Umsetzung
neuer Ziele, aufgewendet wer
den könnten.
Ich wünsche allen «An guata
Rotsch» mit dem Wunsch, dass
sich alle gegenseitig akzeptie
ren und respektieren. Das wir
anerkennen und schätzen, was
Menschen für die Allgemein
heit machen.