Liechtensteiner VOLKSBLATT
WIRTSCHAFT
Freitag, 22. Dezember 2000 1 5
Air France setzt auf Genf-Cointrin
Täglich zehn Flüge nach Paris im Stundentakt
GENF: Air France setzt
voll auf den Flughafen
Genf. Um ihre Stellung in
Cointrin als Nummer Zwei
hinter Swissair zu stär
ken, will die Air France ab
April 2001 täglich zehn
Flüge von und nach Paris
in ihren Flugplan aufneh
men, und dies im Stun
dentakt.
«Air France hat den strategi
schen Entschluss gefasst, in der
Neuorganisation ihres Europa-
Netzes den Flughafen Genf-
Cointrin zu privilegieren. In
mehreren Kundensegmenten ist
Genf für uns eine Weltstadt»,
sagte Jacques de Chambrun,
Air France-Direktor für die
Schweiz und Zentraleuropa.
Hohes Kundenpotenzial
Das Genferseebecken mit
Genf als Zentrum weise ein
ausserordentlich hohes Kun
denpotenzial auf. Der Marktan
teil der Air France in diesem
Segment belaufe sich heute auf
Unter Druck: Die Swissair bekommt in Genf-Cointrin durch Air France stärkere Konkurrenz.
etwa 15 Prozent. Der Stunden
takt für die Flüge nach Paris sei
vor allem auf diesen Kunden
kreis zugeschnitten.
Die in Genf domilizierten in
ternationalen Organisationen
seien ein weiteres, interessantes
Kundensegment. Das Gleiche
gelte für die Banken. Ferner
hätten zahlreiche international
tätige Unternehmen Genf und
das Genferseebecken zum Sitz
ihrer europäischen Aktivitäten
gemacht. «Der Geschäfts- und
Kongresstourismus mit Gross
veranstaltungen wie Telecom
oder Autosalon stellt ebenfalls
ein ebenso grosses wie interes
santes Kundenpotenzial dar»,
sagte de Chambrun weiter.
Aber auch generell sei der
Sommer- wie der Wintertouris
mus via Flughafen Genf äus
serst interessant für eine Flug
gesellschaft wie die Air France.
Auf Kosten der Swissair
«Ab Zürich haben wir den
Umsatz in diesem Bereich in
der gleichen Periode gar um 32
Prozent gesteigert, und dies vor
allem auf Kosten der Swissair»,
sagte de Chambrun weiter.
Dank der Allianz mit dem ehe
maligen Swissair-Partner Delta
könne die Air France heute 101
Destinationen in den USA an
bieten.
Auf dem Heimmarkt hat Air
France allerdings Konkurrenz
erhalten, und zwar durch die
von der SAirGroup kontrollier
ten Fluggeselschaften AMO,
Air Littoral und Air Libertl.
«Man kann sich fragen, ob es
auf dem französischen Markt
neben Air France tatsächlich
Platz hat für einen weiteren
Anbieter», sagte Chambrun.
Landis 8t Gyr ist zahlungsunfähig
Bankenkonsortium kündigt Kredite
LUXEMBURG: Die Landis Et
Gyr Communications Group
(LGC) mit Sitz in Luxemburg,
Dachgesellschaft einer im Be
reich Publifone und öffentli
che Fernsprecher tätigen
Gruppe, ist zahlungsunfähig.
Ein Bankenkonsortium unter
Leitung der Credit Suisse First
Boston (CSFB) hat die Kredite
des Unternehmens gekündigt,
wie die Gesellschaft gestern be
kannt gab. Wegen hohen aus
stehenden Debitorenguthaben
und Lieferengpässen bei elek
tronischen Komponenten war
der Cash Flow der Landis Et Gyr
Communications Group unter
starken Druck geraten.
Die Gruppe habe vor sechs
Monaten damit begonnen, eine
Strategie zur Neuorientierung
umzusetzen. Diese neuen Akti
vitäten hätten jedoch noch
nicht das Stadium erreicht, um
mit den erzielten Einkommen
die fehlenden Mittel im Kern
geschäft zu kompensieren.
Das Management der Gruppe
sei zum Zeitpunkt der Kredit
kündigung in fortgeschrittenen
Verhandlungen über den Ver
kauf von Teilen oder des ge
samten Unternehmens gestan
den. Nun bleibe keine Zeit
mehr, die Suche nach einer Lö
sung der Krise zu Ende zu
führen. ' '
Enttäuschung
«Wir sind enttäuscht vom
Vorgehen der Bankengruppe.
Als einzige Alternative bleibt
uns nun, Schutz vor den Gläu
bigern zu suchen», sagte
Francis Gabella, Konzernchef
von Landis Et Gyr Communica
tions, in Genf. Die Banken ha
ben bereits die Ernennung ei
nes Konkursverwalters in
Grossbritannien beantragt. An
fang Oktober hatte die LGC
: 1 mitgeteilt, sie konzentriere sich
auf ihr Kerngeschäft.
Im Zuge ihrer Fokussierung
auf den Bereich Publifone lage-
te sie in den nächsten sechs
Monaten drei Telekom- Bereich
aus. Investoren seien bereits
gefunden.
Hoffnung auf Spin-offs
Vor gut zwei Jahre war eine
Investorengruppe um die Texas
Pacific Group bei Landis Et Gyr
Communications eingestiegen.
Die drei Spin-offs im Wachs
tumsmarkt Telekommunikation
sollten für weiteres Ertrags
wachstum sorgen.
Die LGC-Gruppe rechnete im
laufenden Jahr mit einem kon
solidierten Umsatz von 250
Mio. Franken.
VP BANK FONDSLEITUNG
9490 Vaduz • Schmedgass 6
Geldmarktfonds
AG
VP Bank Geldmarktfonds
Schweizer Franken
Euro
US-Dollar
Obllgailonenfonds
CHF 1 '046.46 •
EUR 1'075.60
USD 1'232.52
VP Bank Obligationenfonds
Schweizer Franken
Euro
US-Dollar
Aktienfonds
CHF 1'009.18
EUR 1'032.71
USD 1-100.32
VP Bank Aktienfonds
Schweiz
Euroland
USA
Japan
Gemischte Fonds
CHF 1'124.79
EUR 1'182.52
USD 895.50
JPY 71768
VP Bank Anlagezielfonds für Stiftungen
Schweizer Franken CHF 1'010.13
Euro EUR 1'024.60.
Ausgabe-*/Rücknahmepreise per 19.21.2000
'plus Kommission
VP Bank Fonds - Die Alternative
Gerne stehen Ihnen die Kundenbetreuer der VP Bank
unter der Telefonnummer +423 / 235 66 55 für
Fragen zur Verfügung.
Der Import und Export von Rohstoffen, Halbfabrikaten sowie Inve
stitionsgütern verzeichnete den stärksten Anstieg.
Unterschiedliche Resultate
Exporte verlieren an Schwung - Importe im Höhenflug
BERN: Der schweizerische
Aussenhandel läuft weiter
auf hohen Touren. Die Impor
te legten im November
nochmals kräftig zu. Die Ex
porte verloren dagegen wei
ter an Fahrt. Der Handel mit
der EU konnte nicht mit den
übrigen Wirtschaftsräumen
Schritt halten.
Einfuhren im Wert von knapp
' 12 Mrd. Fr. standen Ausfuhren
von 11,88 Mrd. Fr. gegenüber.
Das teilte das Eidg. Finanzde
partement (EFD) gestern mit.
Mit einem Fehlbetrag von
121,5 Mio. Fr. schloss die Han
delsbilanz zum achten Mal in
diesem Jahr defizitär.
Im November betrug das Im
portwachstum 18,2 Prozent,
verglichen mit 20,3 Prozent im
Oktober und lediglich 5,5 Pro
zent im September. Das Export
wachstum schwächt sich seit
September ab. Während die
Ausfuhren im September noch
um 10,4 Prozent zugelegt hat
ten, waren es im Oktober 9,2
Prozent und im November 7,1
Prozent.
Seit Anfang Jahr expandiert
der schweizerische Aussenhan
del mit hohem Tempo. So stie
gen die Importe in den ersten
elf Monaten nominal um 14,5
Prozent auf 118 Mrd. Fr. und
die Exporte um 11,4 Prozent
auf 116,4 Mrd. Franken.
Das Aussenhandelsdefizit
seit Anfang Jahr beläuft sich
demnach auf 1,607 Mrd. Fran
ken.
Hohe Importe von
Investitionsgütern
In beiden Verkehrsrichtungen
zeigte dabei der Handel mit
Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie Investitionsgütern einen
deutlich stärkeren Anstieg als
jener mit Konsumgütern. Abge
sehen von den Energieträgern,
die erneut deutlich teurer wa
ren, verzeichneten im Novem
ber die Investitionsgüter die
kräftigste Zunahme. Stark ins
Gewicht gefallen ist dabei der
Import von Flugzeugen im Ge
samtwert von 478 Mio. Fran
ken. Aber auch die Importe von
Strassenfahrzeugen und Soft
ware weiteten sich markant
aus.
Bei der Herkunft der einge
führten Waren standen im No
vember die Entwicklungsländer
sowie die Schwellen- und
Transformationsländer im Vor
dergrund. Die Importe aus den
Entwicklungsländern legten
fast um die Hälfte zu.
Um etwa ein Fünftel nahmen
die Importe aus den USA zu.
Weit schwächer fiel dagegen
das Einfuhrplus aus Deutsch
land, Italien, Österreich und Ja
pan aus.
Die Exporte nach den ver
schiedenen Wirtschaftsräumen
weiteten sich unterschiedlich
stark aus, wobei auch hier das
Schwergewicht des Wachstums
ausserhalb Europas lag. Am
deutlichsten, nahmen die Liefe
rungen nach den Entwick
lungsländern zu. Die gestiege
nen Rohölpreise dürften dabei
eine Rolle gespielt haben.
NACHRICHTEN
Mehr
Holziransporto
BERN: Nach Angaben der
SBB rollten dieses Jahr rund
20 OOO Güterwagen mit
Sturmholz durch die
Schweiz. Verursacht wurde
diese Zunahme wegen Or
kan «Lothar». Um diese Zu
nahme gegenüber dem letz
ten Jahr zu bewältigen, war
es nach Angaben der SBB
notwendig, den Einsatz der
bestehenden Ressourcen zu
optimieren und zugleich
auch ausländisches Rollma
terial anzumieten. Der
grösste Teil des Sturmholzes
wurde nach Österreich ex
portiert, wo grosse Sägerei
en als Hauptabnehmer fun
gieren. Auch wenn ftlr das
nächste Jahr mit einem Ab
flachen der Holztransporte
zu rechnen ist, übersteigt
die prognostizierte Trans
portmenge die Werte ande
rer Jahre deutlich.
Hermes will Leica
SOLMS: Der Einstieg der
französischen Luxusgüter
gruppe Herrn ts Internatio
nal SCA beim traditionsrei
chen Kamerahersteller Leica
ist fast perfekt. Wie die Lei
ca Camera AG mitteilte, ist
ein freundliches Übernah-
meangebot für 31,5 Prozent
des Grundkapitals positiv
verlaufen. Nun müsse noch
das deutsche Kartellamt zu
stimmen. Der angebotene
Kaufpreis liege mit 12,50
Euro pro Leica-Aktie um 30
Prozent über dem durch
schnittlichen Börsenschluss-
kurs der vorangegangenen
drei Monate. Nach früheren
Berichten beträgt das Ge
samtvolumen der Transakti
on damit 17 Mio. Euro. Die
Frist sei am 20. Dezember
ausgelaufen. Damit werde
eine Partnerschaft zweier
Unternehmen begründet, die
eine ausgeprägte Unterneh-
menskultur besässen und
sich durch Innovations-
fahigkeit und Erstklassigkeit
.auszeichneten, hiess es in
der Leica-Mitteilung.
Kassenpflicht für
Medizinprodukte
im Ausland
BERN: Den Versicherten
sollen künftig auch die Kos
ten für im Ausland bezoge
ne medizinische Produkte
und Medikamente rücker
stattet werden, falls sie bil
liger sind. Eine entspre
chende Empfehlung macht
die Wettbewerbskommission
(Weko) dem Bundesrat. Die
Versicherten könnten so
von mehr Wettbewerb pro
fitieren. Nach dem gelten
den Recht werden den Ver
sicherten die Kosten für die
im Ausland gekauften Me
dizinalprodukte nicht
zurückerstattet, wie die We
ko gestern mitteilte. Um
mehr Wettbewerb aus dem
Ausland zu ermöglichen
und das Leistungs-Kosten-
Verhältnis für die Versicher
ten zu verbessern, schlägt
die Weko dem Bundesrat
nun eine Anpassung der
Bestimmungen vor.