40 Donnerstag, 21. Dezember 2000
LETZTE SEITE
:hauerliche Mordseri
Sieben ermordete Frauen und keine Handhabe gegen den Täter
Schauerliche Mordserie
NACHRICHTEN
Vermieste In
Helden tot auf*
gefunden
THAL: Die seit dem 14. De
zember vermisste 77-jährige
Heidi Höhener ist am Diens
tagnachmittag bei Heiden
tot aufgefunden worden.
Die Frau, die an Alzheimer
krankheit litt, sei vermutlich
an Erschöpfung gestorben,
teilte die Polizei am Mitt
woch mit.
US-Botschaft
begleicht
Clintons Zeche
LONDON: Die US-Botschaft
in London hat eine offene
Kneipenrechnung von Prä
sident Bill Clinton begli
chen. Die britische Boule
vardzeitung «Mirror» be
richtete Mittwoch, sie habe
von der Botschaft einen
Scheck über rund 25 Pfund
erhalten. Einer ihrer Jour
nalisten habe letzte Woche
Clintons Rechnung in einem
Londoner Pub gezahlt. «Wir
freuen uns, dass der Repor
ter das Versehen bereinigt
hat», schrieb die Botschaft
in einem Brief, den die Zei
tung veröffentlichte.
Zehn Mitglieder
einer Jugendban
de ermittelt
FLAWIL: Zehn Mitglieder
einer Jugendbande müssen
sich wegen Raubversuchs,
Diebstahls, sexueller Nöti
gung, Sachbeschädigung
und Hausfriedensbruchs vor
dem Jugendanwalt in Wil
verantworten. Die Jugendli
chen sind zwischen 13 und
18 Jahre alt. Die Bande war
im November jeweils in un
terschiedlicher Zusammen
setzung aktiv gewesen, wie
die Polizei am Mittwoch
mitteilte. In zwei Fällen for
derten die Jugendlichen
Passanten unter Drohungen
mit einem Messer auf, ihre
Barschaft herauszurücken.'
Riesige Meere*
Schildkröte
gefunden
OSTENDE: Eine riesige
Meeresschildkröte ist weni
ge Stunden nach ihrer Erft-
deckung am Strand von
Ostende (Belgien) verendet.
Wie belgische Medien am
Mittwoch berichteten, ist
die Strandung eines ausge
wachsenen Exemplars dieser
Tierart so weit im Norden
höchst selten. Allerdings
seien Meeresschildkröten,
die normalerweise in tropi
schen und subtropischen
Gewässern leben, auch
schon vor der Küste Norwe
gens gesehen worden.
Kreditkartenbe
trüger verhaftet
ZÜRICH: In zwei Hotels im
Zürcher Industriequartier
hat die Kantonspolizei neun
Kreditkartenbetrüger ver
haftet. Mit gefälschten Kar
ten bezogen sie zwischen
dem 10. und 15. Dezember
in der Schweiz für über eine
halbe Million Franken Lu
xusuhren, Schmuck und
Natels. Aufgrund von Hin
weisen einer geschädigten
Kreditkartenfirma seien am
letzten Freitagabend in den.
zwei Hotels asiatische Gäste
kontrolliert worden, teilte
die Zürcher Kantonspolizei
am Mittwoch mit.
Binding-
Preisträger
verschollen
Im Schein von Kerzenlicht ha
ben gestern in Basel nach An
gaben der Organisatoren rund
150 Menschen an Bruno Man-
ser erinnert. Vom Umweltakti
visten (ßr sein Engagement in
Borneo wurde er vor einigen
Jahren in Vaduz mit dem Bin-
ding-Hauptpreis ausgezeich
net) fehlt seit Ende Mai jegli
ches Lebenszeichen. An der
Kundgebung am frühen Abend
auf dem Münsterplatz wandte
sich unter anderem auch der
LDP-Nationalrat und neu ge
wählte Basler Regierungsrat
Christoph Eymann an das Pub
likum. Eymann hob das Ver
dienst Mansers hervor, die
Schweizer Bevölkerung ßr den
Schutz der Umälder zu sensi
bilisieren. Die Aktion «Licht
zum Schutz von Bruno Mau
ser» war vergangene Woche
von einer Schulklasse in Grub
SG mit dem Ostschweizer Ver
ein *Kein Stolz auf Tropen
holz» gestartet worden. Am
Mittwoch wurde nun das Licht
nach Basel gebracht. Auch in
Nufenen-Rheinwald GR und in
Genf wurden am Mittwoch
abend Kerzen ßr Bruno Man-
ser entzündet. (Bild: Key)
PARIS: Mit jedem Kno
chenfund wird klarer,
welch düstere Geschichte
sich in der Gegend von
Auxerre abgespielt hat.
Ein Becken, einen Ober
schenkel- und einen Un
terarmknochen haben die
Suchtrupps am Flusslauf
Serein nördlich von Au
xerre bereits ausgegraben.
Damit steht fest: Der 66-jährige
Rentner Emile Louis hat nicht
gelogen, als er vergangene Wo
che eine Mordserie gestand.
Sieben Frauen im Alter zwi
schen 16 und 25 Jahren hat er
nach eigenen Worten Ende der
70er Jahre missbraucht, umge
bracht und verscharrt. Louis
war ihr Busfahrer auf den tägli
chen Touren in die Behinder
teneinrichtung APJH. Inner
halb weniger Jahre verschwan
den dort elf Schutzbefohlene.
Die Leitung des Hauses trug je
weils «flüchtig» ein und schloss
den Aktendeckel. Weil Mord in
Frankreich nach zehn Jahren
verjährt, wird Louis trotz der
Taten vielleicht schon bald
Wieder frei herumlaufen.
Immer mehr Einzelheiten der
schauerlichen Mordserie wer
den zu Tage befördert. Im Juli
1981 wurde in einer Scheune
im Nachbardorf von Louis
Wohnort die Leiche einer 23-
Jährigen gefunden.. Der Ver
dacht Fiel auf den Busfahrer,
der aber mangels Beweisen
freigesprochen wurde.
Im Laufe des Verfahrens ge
stand erdie sexuelle.Misshand-
lung von Mindeijährigen und
wurde für vier Jahre einge
sperrt. Damals wurde die Frage
nach dem Verschwinden der
sieben Frauen zwischen 1977
und 1979 überhaupt nicht auf
geworfen.
Das veranlasste die derzeitige
Justizministerin Maiylise Le-
branchu am Dienstag zu der
Bemerkung, der Umgang der
Behörden mit dem Fall sei
«nicht normal». Die Justiz in
der Provinzstadt Auxerre, 130
Kilometer südöstlich von Paris,
soll daher einer generellen
Überprüfung unterzogen wer
den. Ein mit den Ermittlungen
beauftragter Polizist, der schon
Ende der 70er Jahre von der
Schuld des Busfahrers über
zeugt war, wurde nicht ernst
genommen und verübte 1997
Selbstmord. Heute stellt sich
die Frage, warum die Beweis
materialien des Ermittlers nicht
verwertet wurden.
Denn damals war die Ver
jährung noch nicht eingetreten.
War Nachlässigkeit der Grund
dafür, dass dem spurlosen Ver
schwinden so vieler Frauen
nicht nachgegangen wurde?
Oder wurde Louis gar gedeckt?
Unter Rechtfertigungszwang
steht neben der Justiz auch die
APJH-Direktion. Der ehemalige
Leiter der Behinderteneinrich
tung wurde 1992 wegen sexu
eller Misshandlung einer Be
hinderten zu sechs Jahren Ge
fängnis verurteilt. Sein Nach
folger Georges Decuyper sagte,
er sehe «keinen Zusammen
hang» zwischen den beiden Af
fären. Sobald die Behinderten
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Gepanschte
Butter
BRÜSSEL: Mehrere italieni
sche Unternehmen haben über
Jahre hinweg gepanschte But
ter hergestellt und in andere
Staaten der Europäischen Uni
on exportiert Hauptbetroffen
' davon waren Frankreich und
Belgien, wie das Europäische
Amt für Betrugsbekämpfung
(OLAF) und die EU-Kommissi-
on am Mittwoch in Brüssel
mitteilten. Vor April 1999 sei
gepanschte Butter möglicher
weise auch nach Deutschland
gekommen. Nach bisherigen
Untersuchungen schliessen
die Behörden eine Gefahr flir
d|e Gesundheit aus. Die ge
panschte Butter sei aus tieri
schen Fetten und syntheti
schen Stoffen hergestellt wor
den. Die Brüsseler Behörden
gehen davon aus, dass der
Union ein Schaden von meh
reren Millionen Euro entstan
den ist In der EU werden jähr
lich. 1,9 Millionen Tonnen
Butter produziert, 700 000 da
von werden aus Brüssel mit
insgesamt rund 950 Millionen
Euro (gut 1,8 Milliarden Mark)
im Jahr subventioniert. Man
geht davon aus, dass sich auch
die Hersteller der gepanschten
Butter Subventionen erschli
chen haben.
die Einrichtung verliessen, sei
en die Betreuer «nicht mehr be
troffen und auch nicht mehr
verantwortlich». Einer Selbshil-
feorganisation und einigen An
gehörigen von Opfern des ge
ständigen Triebtäters ist es zu
verdanken, dass den Vorfällen
nach zwei Jahrzehnten über
haupt noch einmal nachgegan
gen wurde.
«Jahrelang haben wir gegen
die Skepsis und die Verachtung
durch die staatlichen Institutio
nen kämpfen müssen», sagt
Pierre Monoir, der Vorsitzende
der Vereinigung für die Behin
dertenrechte (Adhy). Erst durch
die Knochenfunde scheine den
Leuten allmählich ein Licht
aufzugehen, «dass diese jungen
Frauen wirklich einmal gelebt
haben».
120 Sklaven
befreit
Die brasilianische Bundespo
lizei hat 120 Menschen be
freit, die in einer Zuckerrohr-
Plantage im Nordosten des
Landes wie Sklaven gehalten
.Worden waren. Wie Medien
am Mittwoch in Brasilia be
richteten, wurden bei der Ak
tion im Bundesland Pernam-
bueo drei Männer festge
nommen. Die Sklaven hätten
in ärmlichen Hütten auf dem
Boden schlafen müssen, hiess
es. Die befreiten Menschen,
darunter auch viele Frauen,
seien unter Androhung von
Gewalt zur Arbeit gezwun
gen worden. Die Farmbesit
zer hätten zudem eine andere
auf dem Land in Brasilien
übliche Methode angewandt.
,. Sie hätten ihren Arbeitern
! das Essen zu stark Überhöh
ten Preisen verkauft und die
se so zur immer grösseren
Verschuldung und in ein Ab
hängigkeitsverhältnis getrie
ben. Die Farmbesitzer recht
fertigen. ihr Vorgehen mit
den «hohen Schulden»; ;
••
Tendenz zu Ubergewicht ist steigend
Weltweit über 1 Milliarde Menschen mit zuviel Gewicht
Aus Washington wurde vom WorldWatch Institut gestern gemeldet, dass über 1 Milliarde Menschen auf der Erde Übergewicht haben.
Nicht nur in den Industriestaaten sei der alarmierend steigende Trend zu beobachten, schreibt das Institut. Auch in einigen Entwick
lungsländern hätten immer mehr Menschen Übergewicht.