Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND 
Donnerstag, 21. Dezember 2000 37 
Sanktionen 
angedroht 
Der UN-Sicherheitsrat hat die 
afghanische Taliban-Regierung 
ultimativ aufgefordert, inner 
halb von 30 Tagen den mut 
masslichen Terroristen Osama 
bin Ladin auszuliefern und ter 
roristische Ausbildungslager zu 
schliessen. Die von den USA 
und Russland eingebrachte Re 
solution wurde bei Enthaltun 
gen von China und Malaysia 
am Dienstag in New York ver 
abschiedet. Beide Länder be 
fürchten, dass damit die Frie 
densbemühungen zur Beendi 
gung des seit 20 Jahren an 
dauernden Bürgerkriegs zum 
Scheitern gebracht werden. 
Sollte Kabul die Forderungen 
nicht erßllen, sollen diverse 
Sanktionen in Krafi treten. 
UN-Generalsekretär Kofi 
Annan und Hilfsorganisatio 
nen hatten sich gegen die Re 
solution ausgesprochen, weil 
sie davon eine Verschärfung 
des humanitären Elends für die 
verarmte Bevölkerung Afghani 
stans beßrchten. 
Entscheidung von grosser Tragweite 
Nach Erlaubnis zum Klonen in Grossbritannien geht Debatte weiter 
LONDON: Der Entscheid 
des britischen Unterhau 
ses, das Klonen von Emb 
ryos für therapeutische 
Zwecke zu erlauben, hat 
am Mittwoch teils heftige 
Reaktionen hervorgeru 
fen. Gegner des Ent 
scheids hoffen auf das 
Oberhaus, das noch nicht 
über das Gesetz beraten 
hat. 
Die zweite Kammer (House of 
Lords) hat noch keinen Termin 
für die Debatte über das Gesetz 
Anklage 
aufgehoben 
SANTIAGO DE CHILE: Der 
Oberste Gerichtshof Chiles' 
hat die Anklage gegen den: 
früheren Diktator Augusto 
Pinochet und den Haftbefehl 
wegen Verfahrensfehlern 1 
vorerst aufgehoben. Zugleich | 
öffnete das Gericht aber die 
Tür für eine erneute Anklage. 
Die Richter bestätigten mit 
, vier zu eins Stimmen die 
Aufhebung der Anklage, die 
das Berufungsgericht ver-; 
gangene Woche wegen einer 
fehlenden Befragung Pino-: 
chets zu den Vorwürfen an- i 
geordnet hatte. Damit ist PI-. 
nochet vorerst wieder ein] 
freier Mann. . <. 
Die Befragung müsse der! 
; Untersuchungsrichter JuanJ 
Guzman jedoch binnen 20*1 
Tagen nachholen, entschied 
den die Obersten Richter welfi 
ter. Anschliessend könnte-; 
Guzman erneut Anklage we- ; 
gen Verbrechen unter der Ml-I 
litärdiktatur (1973-1990) er-| 
heben; und einen 'Haftbefehl | 
erlassen. «Der Prozess geht i 
weiter», betonte Viviana Diaz i 
von der Vereinigung der Hin-J 
terbliebenen derDiktaturop-? 
; fer in- einer ersten Reaktion. ,1 
Sollte die,' Untersuchung;: 
der geistigen und neurologi- 
■: sehen Fähigkeiten Pinochets. 
jedoch ergeben, dass er sich. 
nicht mehr ausreichend vor' 
Gericht verteidigen kann,! 
müsste Guzman ,das Verfah--j 
' ren endgültig einstellen. 
festgesetzt. Das Unterhaus hat 
te die entsprechende Gesetzes 
änderung am Dienstagabend 
mit 366 gegen 174 Stimmen 
gefällt. Schon in der Debatte 
waren die Emotionen teilweise 
hochgegangen. 
Wenn auch die Lords zustim 
men, wird Grossbritannien das 
erste Land Europas, in dem bis 
zu 14 Tage alte Embryos ge 
klont werden dürfen. Während 
Vertreter von Wissenschaftsor 
ganisationen und Patientenver 
bänden den Entscheid begrüss- 
ten, zeigten sich vor allem 
Sprecher konservativer und 
christlicher Gruppen entsetzt. 
So zeigte sich das Oberhaupt 
der katholischen Kirche von 
England und Wales, Erzbischof 
Cormac Murphy O'Conner, 
«äusserst beunruhigt» über den 
Gesetzentwurf. Auch das Klo 
nen für Therapie-Zwecke sei ei 
ne neue Form der menschli 
chen Reproduktion und werfe 
massive moralische Fragen auf. 
Jack Scarisbrick, Vorsitzender 
der Hilfsorganisationen Life, 
fürchtet die Schaffung eines 
neuen Menschentyps ohne El 
tern. «Die Gesellschaft müsste 
eigentlich erschauern ange 
sichts einer solche Perspektive». 
Der Vorsitzende der Gesell 
schaft zum Schutz des ungebo 
renen Kindes, John Smeaton, 
sprach von einem traurigen Tag 
für die ethischen Normen der 
Wissenschaft und den Respekt 
des ungeborenen Lebens in 
jGrqssbritannien. 
Hingegen begrüsste Crispin 
Kirkman, Sprecher der Vereini 
gung der britischen Bioindust 
rie, den Parlamentsentscheid. 
«Wir sind überzeugt, dass die 
Ausweitung der erlaubten 
Embryonen-Forschung den 
Weg zur Behandlung bisher 
Israelis und Palästinenser verhandeln wieder 
Vorsichtiger Optimismus vor zweitem Tag der Gespräche 
WASHINGTON/GAZA: Nach 
rund drei Monaten anhalten 
der Kämpfe im Nahen Osten 
haben Israelis und Palästinen 
ser neue Friedensverhandlun 
gen aufgenommen. 
Nach der ersten Gesprächsrun 
de nahe Washington zeigte sich 
die israelische Delegation in 
der Nacht zum Mittwoch vor 
sichtig optimistisch. Eine Eini 
gung in allen Punkten sei bei 
den Verhandlungen zwar nicht 
zu erwarten, sagte Kabinettmi 
nister Amnon Lipkin-Schahak. 
In den nächsten Tagen werde 
sich aber zeigen, ob sich die 
Gegensätze überbrücken Hes 
sen. 
Am Dienstagabend trafen die 
amerikanischen Vermittler 
Dennis Ross und Aaron Miller 
auf dem Luftwaffenstützpunkt 
Bölling südöstlich von Wa 
shington separat mit den palä 
stinensischen Verhandlungs 
führern Sajeb Erakat und Jassir 
Abed Rabbo sowie dem israeli 
schen Aussenminister Schlomo 
Ben Ami zusammen. Dies sei 
ein hoffnungsvoller erster 
Schritt zu einer Einigung, er 
klärte ein Sprecher des US- 
Aussenministeriums, Philip 
Reeker. «Es gibt keinen anderen 
Weg.» Die Gespräche finden 
unter Ausschluss der Öffent 
lichkeit statt. 
Die Verhandlungen könnten 
durchaus zu einem Friedens 
vertrag führen, wenn der politi 
sche Wille da sei, erklärte der 
ägyptische Aussenminister 
Amr Mussa nach einem Besuch 
des palästinensischen Präsi 
denten Jassir Arafat und des 
früheren israelischen Kabinett 
ministers Jossi Sarid in Kairo. 
Der ägyptische Staatschef Hus- 
ni Mubarak traf sich mit beiden 
Politikern zu getrennten Ge 
sprächen. 
Als schwierigster Verhand 
lungspunkt in den USA gilt der 
künftige Status von Jerusalem. 
Der palästinensische Delegierte 
Jassir Abed Rabbo bekräftigte 
in der Zeitung «El Ajam» erneut 
den Anspruch auf volle Ober 
unheilbarer Krankheiten ebnen 
wird.» Sprecher von Organisa 
tionen, die Patienten mit Alz 
heimer, Parkinson, Multipler 
Sklerose oder Leukämie vertre 
ten, begrüssten denn auch die 
Parlamentsentscheidung. Dies 
sei die einzige Hoffnung für 
viele Schwer- oder Todkranke.. 
Die embryonalen Stammzellen 
sollen vor allem dazu dienen, 
neues gesundes Gewebe für 
schwer kranke Patienten herzu 
stellen. Das Klonen von Men 
schen soll nach dem Willen des 
Gesetzgebers weiterhin streng 
verboten bleiben. 
Unter dem Vorsitz von US-Präsident Bill Clinton verhandeln Isra 
elis und Palästinenser wiedei über einen möglichen Frieden im Na 
hen Osten. 
hoheit über die Stadt. Nach den 
vermittelten Beratungen sind 
auf dem Stützpunkt Bölling 
Dreiergespräche und schliess 
lich direkte Verhandlungen 
zwischen Israelis und Palästi 
nensern angestrebt. 
Unterdessen kam es im Ga 
zastreifen zu neuer Gewalt. 
Nach Angaben von Augenzeu 
gen feuerten israelische Solda 
ten am Grenzübergang Netza- 
rim auf einen Transporter der 
palästinensischen Autonomie 
behörde. 
Ein Mann wurde nach Kran 
kenhausberichten mit mehreren 
Schüssen getötet, ein weiterer 
schwer verletzt. Bei Rafah wur 
den ein palästinensischer Junge 
getötet und mindestens 33 
Menschen verletzt, wie Klinik 
sprecher berichteten. 
Die israelische Armee be 
stätigte Auseinandersetzungen 
in Rafah. Sie habe auf Provo 
kationen reagiert, gab sie an. 
Von einer Schiesserei bei 
Netzarim sei allerdings nicht 
bekannt. Bei den blutigen 
Kämpfen in den vergangenen 
Wochen wurden mehr als 330 
Menschen getötet, die meisten 
davon Palästinenser. 
Der palästinensische Präsi 
dent Jassir Arafat verurteilte 
die Gewalt. «Solche aggressiven 
Taten zerstören den Frieden- 
sprozess», kritisierte er nach 
seiner Rückkehr aus Kairo. 
NACHRICHTEN 
Paul O'Neill soll 
US-Flnanzminister 
werden 
WASHINGTON: Der künfti 
ge US-Präsident George W. 
Bush hat seine Kabinettsbil 
dung am Mittwoch fortge 
setzt. Auf einer Pressekon 
ferenz in Texas benannte er 
den 65-jährigen Paul O'Neill 
zum Finanzminister. O'Neill 
ist Chef des Aluminiumkon 
zerns Alcoa und hatte be 
reits unter den Präsidenten 
Richard Nixon und Gerald 
Ford in der Regierung gear 
beitet. Die Ernennung 
O'Neills löste beim rechten 
Flügel der republikanischen 
Partei Kritik aus. O'Neill 
vertritt Experten zufolge ei 
ne moderate Haltung im 
Hinblick auf die von Bush 
geplanten Steuersenkungen. 
Zuerst der Präsi 
dent und dann 
das Parlament 
PARIS: In Frankreich soll 
im Jahre 2002 zuerst der 
Präsident und dann das 
Parlament gewählt werden. 
Bisher war es umgekehrt. 
Das beschloss die National 
versammlung am Mittwoch 
in erster Lesung. Der Streit 
] um den Wahlkalender hatte 
in Frankreich eine heftige 
Debatte quer durch alle po 
litischen Lager ausgelöst. 
Das Votum bedeutet nun ei 
nen Sieg für den sozialisti 
schen Premierminister Lio 
nel Jospin. Er ist im Gegen 
satz zu Staatspräsident Jac 
ques Chirac für die Umkehr 
de Wahlfolge. Jospin ver 
spricht sich von der Ände 
rung der Reihenfolge unter 
anderem, künftig zu ver 
meiden, dass ein sozialisti 
scher Premierminister mit 
einem konservativen Präsi 
denten (»Kohabitation») ge 
meinsam regieren muss. 
Dänischer Aus 
senminister kün 
digt Rücktritt an 
KOPENHAGEN: Der däni 
sche Aussenminister Niels 
Helveg Petersen hat gestern 
seinen Rücktritt angekün 
digt. Als Grund nannte er 
das Nein der Dänen bei der 
Volksabstimmung über den 
Beitritt des Landes zur Eu 
ropäischen Währungsunion 
im September. Er halte sich 
nicht mehr für die geeignete 
Person, das Land mit zu 
führen, sagte der Minister in 
einer Pressekonferenz in 
Kopenhagen. Hätten die Dä 
nen im September dem Euro 
zugestimmt, wäre er noch 
im Amt geblieben, erklärte 
er weiter.
	        

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