Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Donnerstag, 21. Dezember 2000 29
Der Vize-Admiral zum Sechzigsten
Operettenbühne Vaduz feiert 60-Jahr-Jubiläum mit liechtensteinischer Erstaufführung
Am 20. Januar feiert die
Operettenbühne Vaduz die
Premiere der Operette
«Der Vize-Admiral» von
Carl Millöcker. Dieses
weitgehend unbekannte
Bijou aus der Operetten
welt bringt die Operetten
bühne Vaduz anlässlich
ihres 60-jährigen Beste
hens erstmals in Liech
tenstein zur Auffuhrung.
Was 1940 mit einer Auf
führung des Singspiels «Wald
vögelein» von Georg Milke sei
nen Anfang nahm, hat mittler
weile 60-jährige Tradition.
Weit über 100 000 Arbeitsstun
den vieler begeisterter Enthu
siasten machten die Operetten
bühne Vaduz zu dem, was sie
heute ist: Ein erfolgreicher Kul-
Die Operettenbühne Vaduz präsentiert zu ihrem 60-Jahr-Jubiläum als liechtensteinische Erstaufführung
Karl Millöckers *Der Vize-Admiral». Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus *Die Fledermaus», welche an
lässlich des 40-Jahr-Jubiläums im Jahre 1980 zur Aufführung kam. (Bild: Operettenbilhne Vaduz)
turveranstalter, auf Vereinsba
sis organisiert und nicht ge
winnorientiert, der mittlerweile
rund 11 000 Besucherinnen
und Besucher alle zwei Jahre
in Vaduz begeistert. Aus die
sem Anlass möchte die Operet
tenbühne Vaduz ihrem Publi
kum heuer etwas Besonderes
bieten.
Erstaufführung in
Liechtenstein
Der Grosserfolg einer be
freundeten schweizerischen
Operettenbühne machte den
Verantwortlichen der Vaduzer
Operette Mut, zum 60-Jahr-
Jubiläum die liechtensteini
sche Erstaufführung von
Millöckers «Der Vize-Admiral»
zu wagen. Der Vize-Admiral
steht der berühmtesten
Millöcker-Operette «Der Bet
telstudent» an Melodienreich
tum kaum nach. Mit viel Witz
und Charme wird zudem diese
etwas andere Operette auf Be
geisterung stossen. «Der Vize-
Admiral» bildet eine wunder
bare Kombination zwischen
süffiger, amüsanter Komödie
und musikalisch hochstehen
der Musik.
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kannten Meisterwerk eine
Chance und freuen Sie sich auf
einen heiteren und genussvol
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Operettenbühne Vaduz
«Varlin»: Ein spannend-
sensibles Filmporträt
Ab heute Donnerstag im Studioprogramm des Schlosskinos Balzers
Ab heute Donnerstag zeigt das
Schlosskino Balzers einen Do-
komentarfilm von Friedrich
Kappeler über den Schweizer
Maler Varlin.
Varlin, der Clown, Varlin, der
zornige Kerl, Varlin der Quer
schläger. Varlin, der Vagabund,
der es mit knapp zwanzig Jah
ren nicht mehr aushält in der
Schweiz, der nach Berlin und
Paris geht, um Maler zu wer
den, später dann lange Jahre in
Zürich lebt und arbeitet, ohne
sich zugehörig zu fühlen. Var
lin, der im Alter erst zu Ruhm
und aus den finanziellen Nöten
kommt. In VARLIN porträtiert
Friedrich Kappeler, der sich mit
Dokumentarfilmen wie «Der
schöne Augenblick», «Adolf
Dietrich, Kunstmaler» und
«Gerhard Meier - Die Ballade
vom Schreiben» den Ruf eines
begnadeten Dokumentar-Por-
trätisten holte, den Schweizer
Maler, dessen Bilder von
zurückgehaltener Energie bis
weilen zu zerplatzen scheinen.
Die gutbürgerlich geprägte
Schweizer Kunstszene kann zu
Lebzeiten des Künstlers mit
dem figurativ malenden Juden,
der zudem noch freche
Sprüche klopft, nicht viel an
fangen. Freunde findet er vor
allem unter Aussenseitern und
Schriftstellern. In den Nach
kriegsjahren macht sich Varlin,
stets malend, auf ausgedehnte
Reisen. Der Zürcher Szene im
mer überdrüssiger werdend,
wird nach seiner Heirat mit
Franca Giovanoli das Dorf
Bondo im bündnerischen Ber
geil zum bevorzugten Wohn
sitz. Hier schafft Varlin von
1963 - 1977 sein qualitativ
und quantitativ herausragen
des Spätwerk. In seinem Film
Ab heute Donnerstag zeigt das Schlosskino Balzers einen Dokumentar
film über den Schweizer Maler Varlin.
VARLIN lässt Regisseur Fried
rich Kappeler den 1900 gebo
renen und 1977 verstorbenen
Maler in Begegnungen mit
dessen Bekannten und Ver
wandten, in seinen Bildern und
Schriften zu Wort kommen.
Und was man da nebst be
kannten Werken wie «Die
Heilsarmee» und den Porträts
von Hulda Zumsteg, Max
Frisch, Hugo Loetscher oder
Friedrich Dürrenmatt entdeckt,
ist ein Mann voller Wider
sprüche. Ein mutiger und
scharf denkender Künstler ei
nerseits, ein unsicherer und
verletzlicher Gefühlsmensch
andererseits ein Maler, der mit
Pinsel und Farbe die Pracht
von Alltagsgegenständen, aber
auch die BrUchigkeit der
menschlichen Existenz einfing.
«Mit VARLIN hat Friedrich
Kappeler ein Meisterwerk ge
schaffen, das in seiner fein an
deutenden und subtil akzentu
ierten Art ganz dem Wesen des
dargestellten Malers ent
spricht», meint DER BUND und
die NZZ attestiert: «Die Begeg
nung mit einem Lebenswerk in
Bildern von fast schmerzlicher
Intensität.» Zu sehen ist VAR
LIN ab heute Donnerstag täg
lich (ausser 24. Dezember) um
18.00 Uhr im Schlosskino Bal
zers.
REKLAME
AMTf
Auto-Motorrad-Touringclub
Fürstentum Liechtenstein e.V.
Klappern gehört zum Geschäft
Die Glory Gospel Singers aus New York im Triesner Saal
Klappern gehört zum Geschäft.
Das ist in Ordnung so. Wenn
aber das Klappern zum Ge
schäft wird, und vom eigentli
chen Inhalt wenig übrig bleibt,
wird das Ganze fragwürdig.
Und so war der Abend mit den
Glory Gospel Singers eine
fragwürdige Angelegenheit.
Gerolf Hauser
i M -
The show must go on. Das be
herrschen sie perfekt. Und davor,
nämlich dem Wissen, wie man
sich verkauft, kann man den Hut
ziehen. Bedauerlich dabei ist nur,
dass die wirklich guten Stimmen
der sechs Sängerinnen und vier
Sänger meist auf der Strecke
blieben. Schade.
Vom Kommerz beherrscht £)/ c Gospelsinger gastierten am Montag im Triesner Saal. (Bild: I.D.)
Sehr angenehm war, dass sie
ihre Stimmen kaum verstärkten
bzw. elektrisch verfremdeten.
Das Hess z. B. bei dem Gesangs-
bass-Solo, nur begleitet vom
Keyboard, die grossartige Stim
me voll zur Geltung kommen.
Oder bei «Go down Moses», dem
Sopransolo, begleitet vom Chor
und Keyboard. Hier war eine
ausgezeichnete, warme und aus
drucksvolle Stimme zu hören
(katastrophal allerdings war der
dazu vor der Bühne gebotene
Tanz, wenn man das stereotype
Hochwerfen der Arme über
haupt so nennen kann). Oder das
a capella gesungene «Jesus
Christ, King of Kings, Lord of
Lords». Da stand das gesangliche
Können, und das ist zweifellos
vorhanden, im Vordergrund, die
völlig vom Kommerz beherrsch
te Show verschwand. Wenn die
Gloiy Gospel Singers dann z. B.
die abgedroschenen Stücke
«Down by the riverside», «When
the Saints go marching in» oder
gar «Gloiy, glory hallelujah» als
Showeinlage dazu benützen, das
Publikum singend, klatschend,
rufend mitmachen zu lassen,
wurden Sehnsüchte wach, nicht
diese pseudoreligiöse Stimmung,
die sich so gut verkaufen lässt,
zu erleben, sondern die echte:
am besten in einer Kirche in
Harlem oder ähnlichen Orten.
Das absolute non plus ultra an
«Kitsch as Kitsch can» war das
Geigenspiel, das frappant an das
Vorspiel eines Schülers nach ei
nem halben Jahr Unterricht er
innerte. Bereits seit 1996 kom
men die Gloiy Gospel Singers
aus New York regelmässig nach
Europa. Der ursprüngliche, bis
zu 70 Sänger starke Chor mit
dem Namen «WWRL Communi
ty Chorale» wurde 1985 aus
Sängern von über 50 New Yor
ker Gemeinden in Harlem,
Brooklyn und Queens gegrün
det. Die musikalische Leiterin
Phyliss McKoy Joubert stellt für
jede Tournee die Stimmen und
das Programm zusammen. Die
Geschichte der Gospelsongs und
Negro-Spirituals ist immer auch
die Geschichte des Sklavenhan
dels. Zwischen 1790 und 1830
wurde ungefähr eine Million
Menschen aus ihrer afrikani
schen Heimat nach Nordamerika
verschleppt und zur Arbeit auf
den Baumwollfeldern der Süd
staaten gezwungen. Sie hatten
keinerlei Rechte und galten als
Leibeigene ihrer Herren. Der Ge
sang, der die Feldarbeit begleite
te und gleichzeitig auch erträgli
cher machte, war die einzige
Möglichkeit, untereinander zu
kommunizieren. Das Gospellied
wurde zum Ausdruck des inni
gen Glaubens, der leidenschaft
lichen Hoffnung und der Sehn
sucht nach der verlorenen Hei
mat und Freiheit. Als sich dieser
afrikanische Gesang mit den Li
turgien der weissen Prediger
vermischte, entstand ein neuer
Stil des Gospels: das Negro-Spi-
ritual. Der eigentliche Gospel
entstand Anfang dieses Jahr
hunderts in den schwarzen
Ghettos der amerikanischen
Grossstädte.
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