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Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Donnerstag, 21. Dezember 2000 3
«Die Ziele wurden vollauf erreicht»
i
Volksblatt Interview-Reihe mit den Vorstehern - Teil 2: Johannes Kaiser, Mauren-Schaanwald
Die Gemeinde Mauren hat
ihr Erscheinungs- und Ge
staltungsbild in den Jah
ren unter Vorsteher Jo
hannes Kaiser um einiges
verändert. So hat er unter
anderem mit dem Zent
rum am Weiherring einen
Platz der Begegnung für
Jung und Alt geschaffen.
Zahlreiche Projekte sollen
auch in Zukunft für die
Dorfgestaltung in Mauren
und Schaanwald umge
setzt werden. Zudem sol
len in Zukunft die Akti
vitäten fiir Jung und Alt
intensiviert werden.
Mit Vorsteher Johannes Kaiser
sprach Alexander Batliner
VOLKSBUTT: Die erste Hälf
te der Legislaturperiode
1999 bis 2003 ist vorüber.
Welche Bilanz ziehen Sie per
sönlich aus den ersten bei
den Jahren?
Johannes Kaiser: Wir haben
unsere Arbeit sehr konsequent
auf die Ziele des Konzepts MU-
RA ausgerichtet. Hierzu gehören
Projekte im Hoch- und Tiefbau
bereich. Insbesondere wurde die
erste Phase der Projekte für die
Senioren und die Jugend abge
schlossen. Diesbezüglich möch
te ich das «Poststüble» als Treff
punkt für die ältere Generation
und analog dazu den Jugend
treffpunkt «Papperlapapp» her
vorheben. Im Bereich Jugend
haben wir uns natürlich weite
re Ziele gesetzt, die nun prioritär
angegangen werden. Hierbei
möchte ich die JUGENDWELLE
erwähnen, die Maurens Jugend
liche sichtlich zu begeistern ver
mag. Aus dieser JUGENDWELLE
soll sich zukünftig, dies ist mein
mittelfristiges Ziel, eine Art Ju
gendforum auf Gemeindeebene
entwickeln.
Die Jugendwelle
vermag Maurens
Jugendliche
sichtlich zu
begeistern
Sie haben auch von Hoch-
und Tiefbauten gesprochen.
Schon im letztjährigen Jah
reswechselinterview haben
Sie in der Vorschau auf das
Jahr 2000 einige Strassen-
Projekte angesprochen. Wel
che Projekte wurden im Jahr
2000 nun realisiert?
Bei den meisten Projekten ha
ben wir das Ziel vollauf erreicht.
Bei der Rosenstrasse, Bannriet-
strasse und Auf Berg-Strasse
wurden die Arbeiten weitgehend
abgeschlossen. In Schaanwald
bei der Baulandumlegung Rütte
laufen die Arbeiten auf Hoch
touren. Die Aussenrenovation
der Theresienkirehe Schaanwald
sowie die Neugestaltung des
Gasthauses Hirschen wurden
ebenfalls erfolgreich beendet.
Durch den Umbau des Gasthau
ses Hirschen wurde der Zen
trumsbereich von Mauren sicht
lich aufgewertet. In Schaanwald
werden wir den Ideenwettbe
werb im Zentrum mit einem
Wirtschaftsförderungskonzept
verbinden. Es stellt sich die Fra
ge, wie wir dem Dienstleistungs
bereich sowie auch Jungunter-
nehmem Platz und günstige
Rahmenbedingungen anbieten
können. Wir werden eine Fach-
Vorsteher Johannes Kaiser: *In Schaanwald werden wir den Ideenwettbewerb im Zentrum mit einem
Wirtschaftsförderungskonzept verbinden.»
Gruppe zusammenstellen, die
sich mit diesem Thema konkret
und im Detail auseinandersetzt.
Vor einiger Zeit haben die Ge-
meinderäte von Eschen und
Mauren eine Gemeinschaftssit-
zung bezüglich des Sportpar
kes durchgeführt. Welche Ver
änderungen sind dort geplant?
Wir haben unsere
Arbeit konsequent
auf die Ziele des
Konzeptes MURA
ausgerichtet
Beim Sportpark sind die Be
triebs-Räumlichkeiten nicht
mehr auf dem neusten Stand
und vom Platzangebot her sehr
beschränkt. Nach 25 Jahren
drängt sich bei den Aussenanla-
gen zudem eine gründliche Neu
gestaltung und somit Neuaus
richtung auf. Das heisst: Wir
werden den Sportpark auf der
Südseite neu konzipieren. Der
Schwerpunkt dient nicht nur
dem Fussball. Wir werden auch
optimale' Bedingungen für
Leichtathletik, Handball,
Unihockey, Turnen, Freizeit,
Schulsport und allgemein für die
Bevölkerung von Eschen und
Mauren sowie die anderen Un
terländer Gemeinden schaffen.
An die Regierung stellten wir
den Antrag, dieses Projekt mit
50 Prozent zu subventionieren,
da diese Sportanlage von ver
schiedenen Vereinen, Schulen,
Clubs sowie Privatpersonen aus
den diversesten Trend- und
Freizeitsportarten aus dem
ganzen Unterland genutzt wird.
Wir gehen davon aus, dass die
Regierung die 50-prozentige
Subvention dieses Projektes be
willigt. Die Planung ist somit
für nächstes Jahr, der Baustart
für das Jahr 2002 vorgesehen.
Die Gemeinden musaten vor
einiger Zeit einen Finanzplan
erstellen. Wie sieht die finan
zielle Situation der Gemeinde
Mauren aus?
Der Finanzplan ist ein sehr
gutes Instrument, das wir in
Mauren seit Jahren im Detail
bearbeiten und somit konse
quent pflegen. Er ist für uns wie
ein Navigationssystem, mit dem
wir auch die laufenden Ausga
ben sehr gut im Griff haben. Zu
dem waren wir in den letzten
Jahren bei den Tief- und Hoch
bauprojekten ein wenig zurück
haltend, so dass wir erfreuli
cherweise einige Reserven anle
gen konnten. Wir haben nun per
Ende 2000 insgesamt 19 Millio
nen Franken an Reserven, was
für Mauren-Schaanwald eine
Rekordmarke darstellt. Der Fi
nanzausgleich ist jedoch so aus
gelegt, dass wir diese Finanz-
Reserven nicht auf die hohe
Kante legen dürfen und quasi
brauchen müssen, ansonsten
der Finanzausgleich gekürzt
wird. Das heisst: Das Land darf
Reserven anlegen, währenddem
den Gemeinden die Hände ge
bunden sind. Dies ist die Kurio
sität des Finanzausgleichgeset
zes. Dadurch werden wir ge
zwungen, Projekte vorzuzieheh,
um defakto das Geld auszuge
ben. Somit können wir auch die
Steuern nicht senken. Bei einer
Steuersenkung auf 190 oder 180
Prozent würden wir aus dem Fi
nanzausgleich fallen, was für
uns nicht verkraftbar wäre. So
mit stellt sich die Frage einer
Steuersenkung gar nicht. Wich
tig ist für uns, dass wir die Aus
gaben so konzipieren, dass sie
sinnvoll und zweckmässig
investiert werden. Besonderes
Augenmerk legen wir auf das
Gestaltungs-Design der Ge
meinde. Hierbei nimmt Mauren-
Schaanwald sicher eine Vorrei
terrolle in Liechtenstein ein.
Die Gemeinde
sollte für
schlechtere Zeiten
grössere Reserven
anlegen dürfen
Das heisst: Sie sind gegen
über dem Finanzausgleichger
setz skeptisch eingestellt?
Es wäre dringend notwendig,
den Finanzausgleich anderen
und zeitgemässeren Kriterien
zu unterstellen. Man sollte ddn
Gemeinden den Anreiz geben,
(Bilder: bak)
den wirtschaftlichen und damit
auch unternehmerischen Ge
danken einzubringen. Die Ge
meinde sollte für schlechtere
Zeiten grössere Reseiven anle
gen dürfen. Zudem sollte man
der Bevölkerung die Möglich
keit geben, an der guten Fi-
riapzlage einer Gemeinde durch
Steuerreduktionen zu partizi
pieren. Auch dies ist mit der
jetzigen Regelung für die Ge
meinde Mauren nicht möglich.
Es laufen Gespräche zwi
schen dem Regelungsausschuss
und der Gemeinderatsdelegati
on. Wir sind also immer noch
in der Verhandlungsphase. Der
Regelungsausschuss würde die
Bildung einer Bürgergenossen-
schaft sehr gerne sehen. Sie ha
ben auch Ängste, dass es eine
Einwanderungswelle aus dem
EU-Raum geben könnte. Dies,
obwohl rechtlich nicht bewie
sen ist, dass EU-Bürger auf die
Immobilien der Bürgergenos
senschaft keinen Einfluss ha
ben. In Brüssel wird vermutlich
nicht akzeptiert, dass Enklaven
gegründet werden, auf welche
EU-Bürger keinen Zugriff ha
ben. Von der politischen Ge
meinde her betrachtet, werden
die Bürger in Kategorien aufge
teilt. Ob dies sinnvoll ist, wird
vom Gemeinderat bezweifelt.
Deshalb sind wir bestrebt, klare
Richtlinien zu schaffen und ei
nen Konsens zu finden. Wich
tig für uns ist, dass wir keine
zweite Verwaltung aufbauen.
Die Bürgergenossenschafit soll,
so lautet der derzeitige Lö
sungsansatz, die Einwilligung
geben, dass die Verwaltung bei
der Gemeinde angesiedelt wird.
Was denkt der Vorsteher von
Mauren grundsätzlich über
die Bildung einer Bürgerge
nossenschaft?
Damals, als man begann die
Bürgergenossenschaften zu in
stallieren, machte man dies mit
einem anderen Ziel. Ein Ein
wohner mit einem Gemeinde
bürgerrecht aus einer anderen
Gemeinde konnte bei Bürger
abstimmungen nicht abstim
men, während eine ausländi
sche Person, die durch Heirat
Johannes Kaiser:
vollauf erreicht.»
*Bei den meisten Projekten haben wir das Ziel
. D^s weiteren sollte man in Be
tracht ziehen, dass Mauren mit
Schaanwald (wie übrigens
,Eschen mit Nendeln) praktisch
jzwei Gemeinden zu unterhalten
jhat. Diese Gemeinden sollten
.beim Finanzausgleich ebenfalls
.anders bewertet werden. Trotz
anderer Meinung der Regie-
( rung werden wir diese Ände
rung im Finanzausgleich wei
terhin vehement anstreben.
i
!E.in Thema, welches In allen
Gameinden auf der Tagesord
nung steht, Ist d|e Bildung ei
ner Burgergenossenschaft.
Wie Ist der Stand der Dinge In
Mauren-Schaanwald?
eingebürgert wurde, dies konn
te. Diese Situation hat viele ge
stört. Mit dem Bürgergenossen-
schaftsgesetz sollte diese Situa
tion gelöst werden. In der Zwi
schenzeit wurde dieses Manko
aber schon anderweitig gelöst,
da man nach einer Wohn
sitzdauer von 5 Jahren das
neue Gemeindebürgerrecht an
nehmen kann. Trotzdem wurde
die Bildung der Bürgergenos
senschaft weiter vorangetrie
ben, obwohl man in den umlie
genden Ländern wie der
Schweiz und Österreich diese
Bürgergenossenschaften gerne
wieder abschaffen würde, wenn
sie dies könnten. Bei einer
möglichen Bildung einer Bür
gergenossenschafit kann ich
persönlich lediglich dem
Nostalgiegedanken etwas abge
winnen.
Welche Schwerpunkte stehen
für die Gemeinde Mauren-
Schaanwald im Jahr 2001 an?
Es gibt für mich grundsätz
lich zwei Arten von Projekten.
Zum einen die dynamischen
Projekte, welche das Innenleben
der Gemeinde betreffen und
zum anderen die eher statischen
Projekte, die Bauvorhaben. Bei
den dynamischen, lebendigen
Projekten werden wir den Be
reich der älteren Generation
und Jugend weiter entwickeln.
Diesbezüglich soll auch das
Projekt «Betreutes Wohnen»
fortgeführt und konkrete Ziel
formulierungen erstellt werden.
Bei den dynami
schen, lebendigen
Projekten werden
wir den Bereich
der älteren Gene
ration und Jugend
weiter entwickeln
Bei der Jugend wird das Pro
jekt «Papperlapapp» mit der
mobilen Jugendarbeit in der
Gemeinde ausgebaut. So wollen
wir unter anderem Lager
durchführen, geschlechtsspezi
fische Jugendarbeit anbieten
und in absehbarer Zeit das Ju
gendforum auf Gemeindeebene
ins Leben rufen. Ein weiteres
Projekt ist die Zentrumsgestal
tung in Schaanwald, wie ich
dies zuvor ausgeführt habe. Im
Hochbau ist sicher das Pfadfin-
derheim ein Schwerpunkt, dem
ich einen hohen Stellenwert
beimesse. Im Frühjahr wird dies
fertiggestellt sein. Zudem sind
wir mitten in der Planung des
Werkhofes und des Feuerwehr-
Depots. Bei den Tiefbauten
steht in Schaanwald die Mühle
gasse im Vordergrund. Zudem
werden wird forcieren, dass die
Fallsgass- und die Peter-Kaiser-
Strasse neu Kinder-, Fussgän-
ger- und Dorfbildfreundlicher
gestaltet wird. Diesbezüglich
soll nächstes Jahr zusammen
mit dem Land die Planung ab
geschlossen werden.
Welche Wünsche und Hoffnun
gen hegt der Vorsteher von
Mauren-Schaanwald im neuen
Jahr für seine Gemeinde?
Im Bereich des Innenlebens
einer Gemeinde sind es die Ver
eine, die Kommissionen sowie
die vielen engagierten Frauen
und Männer mit ihren Privat
initiativen und ihren Ideen,
welche den Zusammenhalt in
der Gemeinde ausmachen. Dies
bezüglich ist Mauren-Schaan-
wald reich bestückt. Dies lässt
unsere Gemeinde auch attrak
tiv, farbig und humorvoll er
scheinen und so entstehen auch
zahlreiche Gemeinschaftsanläs
se mit einer ganz besonderen
Note. Ich wünsche mir, dass
dies weiter erhalten bleibt. Zu
dem wünsche ich mir, dass die
jungen bis zu den älteren Men
schen unserer Gemeinde, der
Gemeinderat und alle, die sich
so positiv und innovativ in un
ser Gemeindeleben einbringen,
auch zukünftig mit diesem Po
wer, mit dieser Dynamik und
mit dieser begeisterungsßihigen
Identität mit unserer Gemeinde
beseelt bleiben.