Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

28 Mittwoch, 20. Dezember 2000 
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Liechtensteiner VOLKSBLATT 
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NACHRICHTEN 
US-Kreuzfahrt* 
schiff gesunken 
WASHINGTON: Ein Kreuz 
fahrtschiff ist vor der US- 
Küste gesunken, nachdem 
die 34-köpfige Crew in ei 
ner dramatischen Aktion bei 
stürmischer See gerettet 
wurde. Zwei Helikopter der 
US- Küstenwache retteten 
die Mannschaft von der 200 
Meter langen «Seabreeze I», 
die nach einem Maschinen 
schaden zwischen hausho 
hen Wellen steuerlos dahin 
trieb. Einen Tag, nachdem 
die Mannschaft gerettet 
wurde, sank die «Seabreeze» 
am Montag. 
2800 Häftlinge in 
Chile im Hungen 
streik 
SANTIAGO DE CHILE: Nach 
dem Tod von sieben Häft 
lingen sind in der chileni 
schen Hauptstadt Santiago 
rund 2800 Gefangene in 
Hungerstreik getreten. Die 
Häftlinge forderten die Auf 
klärung der Todesumstände, 
berichtete das chilenische 
Fernsehen am Montag, 
Nach offizieller Darstellung 
waren die sieben Gefange 
nen am 11. Dezember bei 
einer Schlägerei nach einem 
Brand in der Haftanstalt 
San Miguel ums Leben ge 
kommen. Das Feuer war in 
einem Trakt ausgebrochen, 
in dem 60 Schwerverbre 
chern untergebracht waren. 
44 Tote bei 
Verkehrsunfall 
in Indien 
NEU-DELHI: Bei einem Ver 
kehrsunfall in Nordindien 
sind 44 Menschen ums Le 
ben gekommen, wie die 
Behörden gestern mitteilten. 
Der Fahrer eines mit Dorf 
bewohnern überfüllten 
Lastwagens verlor die Kon 
trolle über das Fahrzeug; 
der Wagen stürzte in eine 
tiefe Schlucht. 
44 Insassen starben, nur 
einer überlebte. Der Unfall 
ereignete sich in einer ent 
legenen Gebirgsregion im 
Unionsstaat Himachal Pra- 
desh, rund 450 Kilometer 
nördlich von Neu-Delhi. 
Gefälschte 
Pokemons 
aufgetaucht 
KÖLN: Einen florierenden 
Handel mit rund drei Mil 
lionen gefälschten Poke- 
mon-Figuren hat die Kölner 
Zollfahndung aufgedeckt. 
Bei ihren Ermittlungen 
beschlagnahmten die Fahn 
der in der Stadt fast 
600 000 in China illegal 
hergestellte Ringe, Schlüs 
selanhänger und Bleistift 
köpfe mit den bei Kindern 
beliebten Figuren von Pika- 
chu und Co. Es handele sich 
wohl um den zweitgrössten 
Ermittlungsfall in Sachen 
Markenpiraterie in Deutsch 
land, sagte Claudia Jonack 
vom Zollfahndungsamt 
Köln am Dienstag. 
Auf die Spur des Poke- 
mon-Schwindels waren die 
Fahnder durch einen ano 
nymen Brief an die Lizenz 
agentur der japanischen Fir 
ma Nintendo gekommen. 
Darin hatte ein Unbekann 
ter berichtet, über eine Han 
delsfirma in Kölner Süden 
würden Millionen von Po- 
kemonfäschungen nach Eu 
ropa eingeschleust. 
Ein «alter Krieger» ist wieder erwacht 
Spektakulärer Ausbruch des Popocatepeti in Mexiko - Erste Dörfer geräumt 
SANTIAGO XALITZINTLA: 
Der Riese ist wieder zum 
Leben erwacht: Der spek 
takuläre Ausbruch des 
Vulkans Popocatepeti in 
Mexiko hat mit schaurig 
schönem Farbenspiel die 
Menschen in seinen Bann 
geschlagen, gleichzeitig 
aber die Anwohner in 
Angst und Schrecken vor 
der ungezähmten Gewalt 
der Natur versetzt. 
Auch Dorfbewohner, die sich 
bislang hartnäckig geweigert 
haben, ihre Häuser zu verlas 
sen, begaben sich am Dienstag 
auf die Flucht, nachdem der 
5365 Meter hohe Vulkan 
glühende Gesteinsbrocken in 
die Umgebung schleuderte und 
Asche, Feuer und Raucj? spuck 
te. 
«Zuerst war es noch schön. Er 
leuchtete wie ein Weihnachts 
baum», meint der Bauer Tomas 
Jiminez, dessen Dorf nur weni 
ge Kilometer vom «Rauchenden 
Berg» entfernt liegt. «Doch 
dann hat er uns Angst ge 
macht.» Das Dorf Santiago Xa- 
litzintla war am Dienstag wie 
ausgestorben. Die meisten Be 
wohner haben inzwischen ihre 
Häuser verlassen, nur der 68 
Jahre alte Jiminez und ein paar 
Nachbarn harren noch aus und 
schauen schaudernd und faszi 
niert zugleich zu ihrem «Don 
Goyito» auf, wie alle hier den 
Berg nennen. 
Nur streunende Hunde, ab 
und zu eine Militärpatrouille 
und der eine oder andere Jour 
nalist sind ausser den wenigen 
Dorfbewohnern noch in San 
tiago Xalitzintla unterwegs. 
Unter ihnen ist auch der 55 
Jähre alte Bauer Cresencio San 
doval. Er hat Respekt vor dem 
Vulkan. «Wir sind aufs Dach 
geklettert und sahen den Stein 
hagel. Da fing ich an, nervös zu 
werden.» Sein Nachbar, der 
Dorfbäcker Cecilio Sevilla, er 
klärt: «Wir sind nicht so dumm 
und bleiben hier, wenn es ernst 
wird.» 
Seit Freitag spuckt der Vul 
kan bereits Asche, doch in der 
Nacht zum Dienstag schleuder 
te er erstmals auch glühende 
Brocken in die Luft. Der mexi 
kanische Präsident Vicente Fox 
sagte nach einer Krisensitzung 
des Kabinetts, die Behörden 
hielten die höchste Alarmstufe 
aufrecht, «weil die Bedrohung 
noch lange nicht vorbei ist». 
Kleinere, glühende Partikel des 
Ausstosses landeten bis zu 
zehn Kilometer vom Krater ent 
fernt. Die bis zu vier Kilometer 
hoch aufgestiegenen Asche 
wolken seien an den grösseren 
Städten vorbei gezogen. Die 20 
Wie ein riesiger Dampfkochtopf: der mexikanische Vulkan Popo 
catepeti Neue Ausbrüche werden erwartet. 
Millionen Einwohner zählende 
Hauptstadt Mexiko-Stadt liegt 
65 Kilometer entfernt. In der 
unmittelbaren Gefahrenzone 
wohnen rund 40 000 Men 
schen. Nur etwa 45 Kilometer 
vom Popocatepeti entfernt be 
findet sich eine VW-Fabrik. Die 
Werksleitung hat aus Sicher 
heitsgründen alle bereits fertig 
gestellten Fahrzeuge zu Händ 
lern oder in die Häfen auslie 
fern lassen. 
«Riesiger Dampfkochtopf» 
Innenminister Santiago Creel 
sagte, der Vulkan sei wie ein 
riesiger Dampfkochtopf. «Das 
kann zu einer Situation führen, 
wie wir sie noch nie erlebt ha 
ben», fügte er hinzu. Der Vul 
kanologe Servando de la Cruz 
erklärte, es habe am Montag ei 
ne relativ moderate, gut ein 
stündige Eruption gegeben. «Es 
hätte schlimmer kommen kön 
nen, wenn es sich um eine kur 
ze, gewaltige Eruption gehan 
delt hätte», fugte er hinzu. In 
den kommenden Stunden wer 
de sich zeigen, ob sich im Vul 
kan erneut Energie aufbaue. 
Weitere Ausbrüche könnten die 
Folge sein. 
Die aktivste Phase des Popo 
catepeti seit zwei Jahren hat in 
der vergangenen Woche be 
gonnen, als Asche und Dampf 
bis zu zwei Kilometer hoch in 
die Luft geschleudert wurden. 
Seitdem grollt der Berg und 
kommt nicht zur Ruhe. Zuletzt 
wurde die unmittelbare Umge 
bung vor sechs Jahren evaku 
iert: damals wurde der Vulkan 
erstmals seit einem Ausbruch 
von 1927 wieder aktiv. Eine 
Katastrophe löste der Popocate 
peti zuletzt vor 800 Jahren aus. 
15-Meter-Wal an 
Atiantikküste verendej: 
Rätsel um Herkunft 
An der französischen Atlantikküste ist ein 15 Meter langer Finn 
wal verendet. Das 15 Tonnen schwere Tier, welches am Montag am 
Strand von Pyla bei Arcachon angeschwemmt worden war, wurde 
am Dienstag zur Abdeckerei transportiert. Zunächst würden aber 
noch Gewebeproben entnommen, um die Herkunft des Wals gene 
tisch naclwerfolgen zu können. 
Juxanruf mit Folgen 
Englischtest mit Kauderwelsch - Lehrer gekündigt 
FRAUENFELD: Ungeahnte Fol 
gen hat der Juxanruf eines 
Moderators des Ostschweizer 
Lokalsenders Radio Top in ei 
ner Schule in Frauenfeld ge 
habt: Der betroffene Lehrer 
hat seine zeitlich unbefristete 
Stellvertretung sofort gekün 
digt. 
Radio Top hat sich am Dienstag 
öffentlich für den Juxanruf 
mit seinen unbeabsichtigten 
Folgen entschuldigt. Es be 
stätigte damit gleichzeitig eine 
Meldung der «Thurgauer Volks 
zeitung». 
Auch Schulvorstand Franz 
Schalk bekräftigt, dass die 
Kündigung des jungen Lehrers 
am Oberstufenzentrum Auen in 
Frauenfeld die unmittelbare 
Folge des Juxanrufs war. 
Der junge, noch relativ uner 
fahrene Kollege habe sich der 
Lächerlichkeit preisgegeben ge 
fühlt. Der Moderator von Radio 
Top pflegt seit längerer Zeit 
vormittags fingierte Telefonan- 
mfe bei willkürlich ausgewähl 
ten Personen zu machen. Dabei 
führt er sie mit mehr oder we 
niger abstrusen Scheinanliegen 
«aufs Glatteis». 
Vor einigen Tagen wählte er 
die Nummer eines Klassenzim 
mers des Oberstufenzentrums 
Auen in Frauenfeld und gab 
sich als Schulinspektor aus. Er 
gab vor, die Englischkenntisse 
des Lehrers testen zu wollen 
und stellte ihm - so Radio Top 
- Fragen «in Kauderwelsch, das 
entfernt nach Englisch klang. 
Der Lehrer verstand selbstver 
ständlich nichts.» 
Franz Schalk, selbst Eng 
lischlehrer, erklärte am Diens 
tag, auch er habe beim Ab 
hören eines Sendungsmit 
schnitts kurze Zeit gebraucht, 
um zu realisieren, dass der vor 
gebliche Schulinspektor kein 
Englisch sprach. Der junge Leh 
rer aber sei mitten aus dem Un 
terricht gerissen worden und 
habe den «Jux» nicht realisie 
ren können. 
Er habe sich durch die Sen 
dung «durch den Kakao gezo 
gen» gefühlt. Schalk selbst 
spricht von einer Verunglimp 
fung nicht nur des Lehrers, 
sondern auch des Schulsystems 
und aller Lehrkräfte. Er könne 
verstehen, dass der noch nicht 
im Team und der Schule veran 
kerte Lehrer gekündigt habe. 
Mittlerweile haben sich 
Schüler, Lehrer, Eltern und 
Schulbehörde bei dem Modera 
tor, dem Verwaltungsrats-Prä- 
sidenten und dem Ombuds 
mann des Lokalsenders be 
schwert. 
Dramatische Suchtentwicklungen 
vermeiden 
Konzept zur Minderung der Spielsucht in der Ostschweiz 
US-Medien-Mogul Hearst ist tot 
ST. GALLEN: Für die künftigen 
Casinos Frauenfeld, Herisau, 
Kreuzlingen, Zürich-Opfikon 
und Gstaad ist ein Sozialkon 
zept zur Verhinderung und 
Minderung der Spielsucht 
entwickelt worden. Vorgese 
hen sind Behandlung und 
Prävention von Spielsucht 
problemen. 
Mit der Umsetzung des Sozial 
konzepts könnten Suchtproble 
me zu einem grossen Teil ver 
mieden oder gemindert werden, 
heisst es in einer Medienmittei 
lung der Spielcasino-Betreibc- 
rin Golden Games AG vom 
Dienstag. Casino-Gäste sollten 
über die Gefahren der Spiel 
sucht informiert werden, bevor 
sie in dramatische Suchtent 
wicklungen verstrickt würden, 
heisst es. 
Früherkennung 
Entwickelt wurde das Sozial 
konzept gemeinsam mit dem 
Institut für Soziale Arbeit der 
Fachhochschule St. Gallen, 
dem Blauen Kreuz und der Stif 
tung Suchthilfe St. Gallen. 
Zentrale Bedeutung komme der 
Früherkennung zu. 
Alle in den Casinos Beschäf 
tigten sollen regelmässig ge 
schult werden, um zu erkennen, 
wenn ein Gast Anzeichen von 
Spielsucht zeigt. Dazu gehören 
die Steigerung von Einsätzen 
und der krampfhafte Versuch, 
Verluste doch noch auszuglei 
chen. Eine interne Fachperson 
soll für das Ansprechen der 
auffalligen Gäste zuständig 
sein. 
Dies sei die einzige Möglich 
keit, Spielsuchtentwicklungen 
rasch anzugchen, heisst es. 
Noch sei das Sozialwesen in 
der Ostschweiz nur dürftig auf 
die Bekämpfung von Spiel 
suchtproblemen vorbereitet, 
heisst es. Einzelne Beratungs 
stellen und Sozialdienste seien 
jedoch daran, ihre Kompeten 
zen zu erweitern. 
NEW YORK: Randolph A. 
Hearst, der letzte Sohn des 
als «Citizen Cane», berühmt 
gewordenen US-Medien-Mo- 
guls Hearst, ist tot. 
Der 85-Jährige erlag einem 
Schlaganfall, teilte die Hearst 
Corporation am Dienstag mit. 
Er starb am Vortag im New 
Yorker Presbyterian Hospital. 
Hearst Jr. hatte lange Zeit die 
von seinem Vater in den 20er 
Jahren auf der Basis des «San 
Francisco Examiner» geschaf 
fene Mediengruppe, geleitet. 
Anders als der Vater, der seine 
Zeitungen radikal für die 
Durchsetzung politischer Ziele 
dirigierte und vor gezielten 
Manipulationen nicht zurück 
schreckte, hielt sich der Sohn 
im Hintergrund. 
Er beschränkte sich auf die 
wirtschaftliche Leitung des 
Hearst-Imperiums aus Fernseh 
sendern, Magazinen und Zei 
tungen, dem er vor allem in den. 
70er und 80er Jahren starke Ge 
winnsteigerungen bescherte. 
1999 schätzte das Wirtschafts 
magazin «Forbes» das Privat- 
vermögen von Randolph A. 
Hearst auf 1,6 Mrd. Dollar.
	        

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