40 Samstag, 16. Dezember 2000
LETZTE SEITE
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
Ordensbruder
niedergestochen
MADRID: Ein Streit im be
kannten Medinaceli-Kloster
im Zentrum Madrids hat ein
blutiges Ende genommen:
Pater Jesus, ein 68- jähriger
Kapuzinermönch, ging mit
einem Messer auf seinen
fünf Jahre älteren Ordens
bruder Eleuterio los. Nach
spanischen Presseberichten
fügte der Pater dem Ordens
bruder lebensgefährliche
Verletzungen zu. Der Geist
liche liegt mit 20 Stichwun
den in Brust, Bauch und Ar
men in einem Spital.
Unschuldiger
starb nach 14 Jah
ren in Todeszelle
TALLAHASSEE: Ein Häft
ling, der im US-Staat Flori
da wegen Vergewaltigung
und Ermordung eines
Mädchens 14 Jahre lang in
der Todeszelle sass, hat die
ihm zur Last gelegte Tat
nicht begangen. Seine Un
schuld stellte sich jetzt bei
genetischen Tests heraus -
elf Monate, nachdem der
vermeintliche Mörder im
Gefängnis gestorben war.
«Das ist ein Albtraum», sag
te Staatsanwältin Carolyn
McCann. «Ich war so sicher,
dass er schuldig war.»
Vorzeitliche
Baumspezies
SYDNEY: Australische For
scher haben in einem abge
legenen Regenwaldgebiet
im australischen Bundes
staat New South Wales eine
Baumart aus prähistorischer
Zeit entdeckt. Der Baum
werde bis zu 40 Meter hoch
und messe im Durchmesser
rund 75 Zentimeter, sagte
der Botaniker Robert Kooy-
ma am Freitag in Sydney.
Der genaue Fundort der bis
lang 23 registrierten ausge
wachsenen Bäume bleibe
jedoch vorerst geheim.
Morde nach
über 20 Jahren
aufgeklärt
AUXERRE: Mehr als 20
Jahre nach dem spurlosen
Verschwinden von sieben
jungen Frauen im zentral
französischen Departement
Yonne hat der Chauffeur ih
res Behindertenbusses die
Ermordung gestanden. Das
Geständnis des heute 66-
jährigen Rentners brachte
am Freitag zugleich schwere
Versäumnisse der Justiz
behörden ans Tageslicht.
Inzwischen aber ist die Er
mordung der Frauen ver
jährt, denn in Frankreich
gilt für Mord eine Ver
jährungsfrist von zehn Jah
ren. Louis wurde deshalb
vorerst unter dem Vorwurf
der Entführung und Frei
heitsberaubung inhaftiert -
zwei Delikte, die nicht ver
jähren können. Falls sämtli
che Leichen ausfindig ge
macht werden, müsste er
^vieder freigelassen werden.
Oh Tannen
baum...
In den meisten Schweizer und
Liechtensteiner Wohnstuben
stehen auch in diesem Jahr
Christbäume aus Dänemark.
Letztes Jahr zählte die Eid
genössische Oberzolldirektion
4507 Tonnen importierte
Christbäume mit einem Wert
von über 8,5 Millionen Fran
ken. Dänemark war dabei mit
3095 Tonnen absoluter Spit-
.zenreiter. Danach folgten
Deutschland und Frankreich
mit 690 beziehungsweise 373
Tonnen Bäumen. Die beiden
Grossverteiler Migros und
Coop verkaufen nach eigenen
Angaben gesamtschweizerisch
jährlich 100 000 beziehungs
weise 120 000 Christbäume.
Gut 60 Prozent sind Nord
mannstannen dänischer Her
kunft.
Drogenhändlerring zerschlagen
14 Verdächtige in Vorarlberg und Tirol verhaftet - Vorwiegend aus dem Rotlichtmilieu
BREGENZ: Vorarlberger
und Tiroler Drogenfahn
dern ist es gelungen, ei
nen Dealerring zu- zer
schlagen, der auf beiden
Seiten des Arlbergs .aktiv
war. 14 Verdächtige wur
den verhaftet, wie die Po
lizei am Freitag mitteilte.
Bereits Anfang November wur
den in Vorarlberg elf Verdäch
tige verhaftet und in die Justiz
anstalt Feldkirch eingeliefert.
Im Grossraum Innsbruck wur
den durch Tiroler Kriminalisten
drei weitere Komplizen festge
nommen und in die Justizan
stalt Innsbruck gebracht, teilte
der Bregenzer Kripo-Chef Rai
ner Fitz am Freitag mit.
Die überwiegend aus dem
Rotlichtmilieu stammenden
Verdächtigen haben nach bis
herigen Ermittlungen bei meh
reren Fahrten im vergangenen
halben Jahr mindestens sechs
Kilo Heroin aus den Niederlan
den Uber Deutschland nach
Österreich geschmuggelt und
im Grossraum Vorarlberg und
Tirol verkauft.
Die Drogen haben einen
Strassenverkaufswert von rund
1,9 Mio. Franken. Insgesamt
werden in Vorarlberg laut Fitz
rund 20 Personen wegen Ver
dachts des Verbrechens nach
dem Suchtmittelgesetz, weitere
40 Verdächtige wegen ein
schlägiger Vergehen an die
Staatsanwaltschaft angezeigt.
Ausgangspunkt der monate
langen Ermittlungen war die
Verhaftung eines 50-jährigen
Bregenzer Dealers im April bei
einer Kontrolle auf einem Park
platz in Braz. im Auto wurden
150 Grämm, bei der folgenden
Hausdurchsuchung weitere 250
Gramm Kokain gefunden.
Nach seiner Verhaftung gin
gen die Schmuggelfahrten aus
Holland aber im grossen Stil
weiter.
Am 3. November wurde in
Bregenz eine 27-jährige Vorarl-
bergerin festgenommen, die
aus den Niederlanden zurück
kam. Im Reservereifen ihres
Wagens entdeckten die Fahn
der 1,4 Kilogramm Kokain und
100 Gramm Heroin.
Am selben Tag klickten
auch bei einem 42-jährigen
Mann aus Bregenz, der als Kopf
des Schmuggler- und Dealer
ringes gilt, die Handschellen. Er
steht unter Verdacht, den Auf
trag für die Schmuggelfahrten
erteilt und das Kokain in den
Niederlanden bei einem wegen
Drogendelikten zur Verhaftung
ausgeschriebenen Österreicher
bestellt zu haben.
Der 42-Jährige war erst im
August aus einer mehljährigen
Haftstrafe wegen Drogendelik
ten entlassen worden, ging
aber keiner geregelten Beschäf
tigung nach.
Bei seiner Verhaftung stellten
die Kriminalisten 62 500 Fran
ken Bargeld, das vermutlich
aus dem Drogenhandel stamm
te, und ein erst kurz zuvor bar
gekauftes Luxusauto im Wert
von 87 000 Franken sowie ein
Motorrad sicher.
«Schwarzgeldaffäre» vor «BSE-Krise»
Gesellschaft für deutsche Sprache kürte die Worte des Jahres 2000
WIESBADEN: «Schwarzgeldaf
färe» ist das Wort des Jahres
2000. Das gab die Gesellschaft
für deutsche Sprache (GfdS)
am Freitag in Wiesbaden be
kannt.
Auf Platz eins habe die GfdS
damit einen Ausdruck gewählt,
der für den grössten politischen
Skandal des Jahres stehe, er
läuterte die Jury der Sprachfor
scher. Die Schwarzgeldaffäre
der CDU habe die Öffentlichkeit
vor allem in der ersten Jahres
hälfte beschäftigt und in der
CDU zu einer personellen Er
neuerung auf höchster Partei
ebene geführt.
In der von den Sprachfor
schern ermittelten Hit-Liste der
zehn bekanntesten neu in den
Sprachgebrauch eingegange
nen Ausdrücke 2000 folgen
«BSE-Krise», «Greencard», «ge-,
gen Rechts» und «SMS». Auf ,
den Plätzen fiinf bis zehn lie
gen «Kampfhund», «brutalst-
möglich», «Leitkultur», «Big-
Brother-Haus» und «basta».
1999 hatten sich hinter dem
Wort des Jahres «Millennium»
unter anderem «Doppelpass»,
«Anderkonto», «feindliche
Übernahme» und «Euroland»
platziert.
Die Nachricht, dass die ge
fährliche «bovine spongiforme
Enzephalopathie» (Rinder
wahnsinn) nun auch in
Deutschland festgestellt wurde,
brachte die BSE-Krise in die
Medien und auf Platz zwei der
GfdS-Hitliste. Auf Platz drei
folgt das Schlagwort der De
batte um die von der deutschen
Wirtschaft dringend benötigten
Computerexperten: «Green
card».
Die Aufenthaltserlaubnis
stellte allerdings für ausländi
sche Fachkräfte einen geringe
ren Anreiz dar als erwartet,
wohl wegen rechtsextremisti
scher Übergriffe. Diese wiede
rum sorgten dafür, dass immer
wieder Tausende von Men
schen «gegen Rechts» (Platz
vier) auf die Strasse gingen.
Die neue Fernmeldetechnik
macht es möglich: Schriftliche
Nachrichten auf dem mobilen
Telefon. Der «Short Message
Service» (»Kurznachrichten
dienst») bescherte den Deut
schen im Jahr 2000 ein viel ge
brauchtes Kurzwort: «SMS»
(Platz fünf).
Platz sechs belegte der
«Kampfhund»: Mehrere
Attacken, eine davon mit tödli
chem Ausgang, riefen der Öf
fentlichkeit die Gefahr in Erin
nerung, die von diesen Tieren
ausgehen kann.
Grosswaran
entdeckt
Auf der philippinischen Insel
Panay haben Wissenschaftler
eine bislang unbekannte Gross-
waran-Art entdeckt. Einhei
mische Jäger brachten den so
genannten Panay-Waran den
Mitarbeitern des Philippine
Endemie Species Conservation
Projekt (PESCP) auf Panay, die
Fotografien an Forscher nach
Deutschland versandten. «Ver
mutlich lebt diese Art überwie
gend hoch oben in den Baum
kronen und kommt nur zum
Eierlegen auf den Boden he
runter», sagt Eberhard Curio,
von der Universität Bochum.
Die Projektmitarbeiterin und
Waran-Spezialistin Maren
Gaulke schliesslich erkannte
und beschrieb den Panay-Wa
ran. »Einen wissenschaftlichen
Namen hat das Tier noch
nicht, weil die exakte Beschrei
bung gerade vorbereitet wird»,
sagte Gaulke.
Sucharbeiten
ohne Ergebnis
SITTEN: Bei Regen haben die
Rettungsleute die Suche nach
den drei Opfern der Erdrutsche
im Gebiet Nendaz am Freitag
weiter geführt. Das Wetter er
schwerte die Arbeiten stark. Die
Suche musste am frühen Abend
ergebnislos unterbrochen wer
den. Die Suche nach den drei
Opfern wird am Samstagmor
gen wieder aufgenommen: sie
soll wenn nötig bis am Abend
dauern. Am Sonntag werden
die Suchtrupps mit ihren Ma
schinen nicht zum Einsatz
kommen, wie Paul-Andr£ Gil-
lioz, Leiter des Krisenstabes, am
Freitag sagte. Erst am Montag
morgen werde die Suche, falls
nötig, weitergehen. Der Regen
erschwerte am Freitag die Ar
beiten; das Terrain ist instabil,
es wurde befürchtet, der
Schlamm könnte durch das Re
genwasser wieder ins Rutschen
kommen.