28 Samstag, 16. Dezember 2000
KULTUR
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Meister auf Meisterinstrumenten
Das Tokyo String Quartet mit der Pianistin Elisabeth Leonskaja im Vaduzer Saal
Das Tokyo String Quartet und Elisabeth Leonskaja gastierten am Donnerstag im Vaduzer Saal. (Bild: Ingrid)
Zum vorletzten der gros
sen Konzerte in diesem
Jahr (morgen wird um
16 Uhr in der Pfarr
kirche Schaan das Bach-
sche Weihnachtsoratori
um aufgeführt) hatte das
TaK im Rahmen der Kon
zertreihe in den Vaduzer
Saal eingeladen.
Gerolf Hauser
Gemeinsam mit der Pianistin
Elisabeth Leonskaja gestaltete
das Tokyo String Quartet das
Programm mit Beethovens
Streichquartett in Es-Dur und
Schumanns Quintett fiir Klavier,
zwei Violinen, Viola und Vio
loncello, ebenfalls in Es-Dur.
Grosse Gemeinsamkeit
Das Tokyo String Quartet wird
als eines der besten Streichquar
tette der Welt gehandelt. Dass
bei solchen Musikern keine Fra
ge gestellt werden muss nach In
tonation, Gemeinsamkeit, kor
rekten Einsätzen usw. erscheint
selbstverständlich. Also fragt
man nach der Interpretation
(auch wenn die 1. Geige immer
wieder mit ihrem im Vergleich
zum Gesamtklang ungleich här
teren Ton zu sehr herausragte).
Bei Beethovens Streichquartett
op. 127, das in seiner Liebling
stonart Es-Dur steht, stellte das
Quartett im 1. Satz die moto-
risch-rhythmischen den «lyri
schen» Passagen, die fast Ro
mantisches vorwegnehmen, ge
genüber, indem es die Kontraste
wunderbar herausarbeitete. Die
ses Romantische führten sie im
2. Satz, dem Adagio, obwohl es
naheliegend und an manchen
Stellen aufgrund der «schmel
zenden» Melodien auch wün
schenswert gewesen wäre, nicht
zum wirklichen Auskosten, son
dern hielt sich relativ streng an
eine «klassische» Interpretations
art. Im Scherzando vivace und
im virtuosen Finale zeigte das
Quartett sein grosses Können,
führte die weichen Klänge gran
dios hinein in das aus dem 1.
Satz bekannte Rhythmisch-Mo
torische.
Differenzierter Anschlag
Nach der Pause stand Robert
Schumanns (1810-1856) «Kla
vierquintett op. 44» auf dem
Programm, das vermutlich alle
anderen Kammermusikwerke
Schumann überragt durch sei
nen feurigen Schwung. Nur
zaghaft Hess Elisabeth Leons
kaja dort den Schwung aufblit
zen, wo das Klavier Führungs
funktion hatte, fügte sich sehr
harmonisch in den Streicher
klang ein, dominierte nie,
spielte vielleicht zu wenig ihren
meisterhaft differenzierten An
schlag aus, der von wie hinge
hauchten Tönen bis zum metal
ligen Forte reicht. Ganz beson
ders beeindruckend war, nach
dem lebenslustigen 1. Satz mit
seiner in Sequenzen aufstei
genden Melodie, der 2. Satz («in
modo d'una marcia»), den
Tschaikowsky wegen seiner
unendlichen Traurigkeit und
seines Weltschmerzes «eine
komplette Tragödie» nannte.
Nach dem «Scherzo», einem
virtuosen Kabinettsstückchen,
folgte die lebensbejahende
Synthese der Freude und Tragik
im fiigenartigen Finale.
Die Ausführenden
Das seit über 30 Jahren be
stehende Ensemble gibt über
100 Konzerte pro Jahr auf der
ganzen Welt. Kazuhide Isomu-
ra, einziges Mitglied der Ur
sprungsformation, studierte
u.a. an der Juilliard School of
Music in New York, wo das
Quartett 1969 entstand. Kikuei
Ikeda schloss sich 1974 dem
Quartett an. Der Ukrainer
Mikhail Kopelman studierte
am Moskauer Konservatorium
und war 20 Jahre Primarius
des Borodin Quartetts. Clive
Greensmith, ehemaliger Solo
cellist des Londoner Royal
Philharmonie Orchestras, ist
seit Juni 1999 Mitglied des
Quartetts. Seit 1995 spielt das
Tokyo String Quartet auf Stra-
divari-Instrumenten, einer
Leihgabe der Nippon Music
Foundation. Elisabeth Leons
kaja, in Tiflis, Georgien gebo
ren, studierte von 1964 bis
1974 am Moskauer Konserva
torium, siedelte 1978 nach
Wien um. Mehrmals war sie
Duo-Partnerin von Swatoslaw
Richter und konzertiert mit
Soloabenden, aber auch im
Bereich der Kammermusik
weltweit.
Farbig-fröhlicher Schmuck
Petra Blum zeigt heute und morgen in der Tangente ihre Tonketten
Vor einigen Wochen traf die
in Liechtenstein geborene und
aufgewachsene Künstlerin Pet
ra Blum Karl Gassner von der
Tangente und zeigte ihm ihre
neuesten Arbeiten: die Hals
ketten, den Schmuck aus ge
branntem Ton.
Gerolf Hauser
Spontan sagte Karl Gassner
zu, eine kleine improvisierte
Ausstellung als fröhlichen
und bunten Abschluss des
Jahres zu machen. Die Besu
cherinnen haben heute Sams
tag, den 16. 12. (15 bis 18
Uhr) und morgen Sonntag,
den 17. 12. (11 bis 16 Uhr) die
Gelegenheit, in der Tangente
in Eschen den Schmuck zu be
wundern und/oder ihn als
Weihnachtsgeschenk zu er
werben. Sabine Bockmühl
wird zur Vernissage begrüssen
und Oskar Lützow sie musika
lisch mit Klangfarben umrah
men.
Spielerisch und farbig
In einem Gespräch erzählte
uns Petra Blum, wie sie zum
Gestalten der Schmuckketten
kam. «Ich bin Bildhauerin und
Malerin. Wenn ich im Atelier
arbeite und meine Öl-Täto
wierungen mache, also an
meinen Bildern arbeite, mit
der von mir entwickelten
Technik, bei der sich Grafit
und Öl mit dem handge
schöpften Papier so verbin-
REKI-AME
den, dass ich «Tätowierungen»
einzeichnen kann, muss ich
mich sehr konzentrieren.
Mein Atelier und meine Woh
nung sind getrennt. Wenn ich
zu Hause war, wollte ich nicht
nichts tun, sondern auch et
was arbeiten. Aber ich konnte
natürlich nicht das, was ich
zum Malen brauche, in die
Wohnung bringen. Und so
nahm ich vor etwa drei Mona
ten spielerisch einfach ein
Stückchen Ton, modellierte es,
während ich Musik hörte, aus
der Hand heraus, ohne jedes
Hilfsmittel. So entstand die
Idee, Ketten zu machen, denn
ich hatte für mich selbst im
mer wieder nach Schmuck ge
sucht, der mir gefallt, den es
nur einmal gibt und den man
bezahlen kann. Ich trug diese
Ketten und wurde immer wie
der gefragt, wo es diesen
Schmuck gäbe. So habe ich
angefangen, für andere diese
Ketten zu gestalten und mich
dabei gefragt, wie viel ver
schiedene Formen ich wohl er
finden könnte. Zugleich merk
te ich, dass mich diese Arbeit
neben dem Malen sehr ent
spannt. Es ist wie ein Fantasie
oder Gehirnjogging und der
Formenreichtum ist praktisch
unendlich. Die Ketten sind
sehr spielerisch und fröhlich -
genau wie die Herstellung.»
Nur Unikate
So entstanden die heute sehr
gefragten Ketten und Einzel-
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Petra Blum zeigt heute und morgen in der Tangente in Eschen
ihre Halsketten und Objektanhänger aus Ton. (Bild: Gerolf Hauser)
teile, also Objektanhänger in ,
fröhlich-bunten Farben und r
verschiedensten Formen, alle
von Hand modelliert, d.h. Uni-.
kate («ich mache kein Stück
zweimal, d.h. ich kann das gar
nicht, selbst wenn ich mir
grosse Mühe dafür geben wür
de»), gebrannt, zweifach gla-'
siert und auf gewachsten Le
derschnüren aufgezogen (zum;
Preis zwischen 70 und etwa ;
200 Franken). Petra Blum ist in^
Liechtenstein keine Unbe
kannte. Mit 17 Jahren zeigte"
sie in der Tangente erste Ar
beiten, gewann kurz darauf
den 1. Preis bei einem Tangen
te-Wettbewerb. Seither hat sie
immer wieder in der Tangente
ausgestellt. Dadurch entstan
den Kontakte zu anderen Gale
rien, so dass Petra Blum heute
sagen kann: «Ich verdanke der
Tangente sehr viel, bin sozusa
gen ein Kind von ihr.»
Ausstellung in der Tangen
te: heute Samstag, 16. 12. (15
bis 18 Uhr) und morgen Sonn
tag, 17. 12. (11 bis 16 Uhr).
Weihnachtsoratorium
in Schaan
Liechtensteiner gestalten Bachjahr
Am Sonntag, den 17. Dezem
ber erklingen um 16 Uhr in
der Pfarrkirche Schaan die
ersten drei Kantaten von Jo
hann Sebastian Bachs «Weih
nachtsoratorium». Zum Ende
des Bachjahrs 2000 steht da
mit ein weiteres Konzert auf
dem TaK-Spielplan.
Das «Weihnachtsoratorium» ist
eines der bekanntesten und be
liebtesten Werke aus der Feder
Johann Sebastian Bachs. Der
Thomaskantor schrieb insge
samt sechs in sich abgeschlos
sene Kantaten, die verschiede
ne Aspekte des weihnachtli
chen Geschehens in den Mittel
punkt stellen. Die Urauf
führung fand im Dezember
1734 und im Januar 1735 statt.
Im heutigen Konzertleben
sind vor Weihnachten in der
Regel die ersten drei Kantaten
zu hören. Am dritten Advents
sonntag bietet die Pfarrkirche
Schaan den Rahmen für eine
Aufführung. Das festliche Kon
zert ist der Abschluss des Bach
jahrs 2000, mit dem internatio
nal an den 250. Todestag des
Thomaskantors erinnert wird.
Liechtensteiner Beitrag
zum Bachjahr
Auf dem Besetzungszettel
stehen Namen, die über die Re
gion hinaus bekannt sind:
Veronika Schaaf (Sopran), Ing
rid Amann (Alt), Karl Jero-
litsch (Tenor) und Christian
Büchel (Bass) werden die Soli
singen, der Josef-Gabriel-
Rheinberger-Chor und das
Symphonische Orchester Liech
tenstein SOL wirken ebenfalls
mit. Die Leitung hat Albert
Frommelt.
Eintrittskarten zum Preis von
CHF 35.-, ermässigt CHF 10.-,
sind beim TaK-Vorverkauf in
der Reberastrasse 10 in Schaan
erhältlich. Die Öffnungszeiten
sind montags bis freitags zwi
schen 10 und 18 Uhr. Tel.:
(+423) 237 59 69, Fax: (+423)
237 59 61. Die Abendkasse in
der Pfarrkirche öffnet eine
Stunde vor Veranstaltungsbe
ginn. TaK
Der Jostf-Gabriel-Rheinberger-Chor und das Symphonische Orchester
Liechtenstein sowie Solisten bringen am Sonntag, den 17. Dezember
in der Pfarrkirche Schaan die ersten drei Kantaten von Johann Sebas
tian Bachs tWeihnachtsoratorium» zur Aitfführung. (Bild: TaK)