Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

I 
Liechtensteiner VOLKSBIATT 
SPORT 
Donnerstag, 14. Dezember 2000 23 
Kopf voran im Eiskanal 
Interview mit der liechtensteinischen Skeletonfahrerin Caroline Bürdet 
Die in Liechtenstein auf 
gewachsene Caroline Bür 
det wechselte 1996 vom 
Bobsport in den Skele- 
tonsport und startete von 
diesem Jahr an auch für 
Liechtenstein. Gleich in 
ihrem ersten Jahr wurde 
sie mit dem 4. Rang im 
Gesamtweltcup belohnt. 
Mit dem Liechtensteiner 
Volksblatt sprach sie über 
ihre Ziele und der «Som- 
merbeziehung» mit ihrem 
Lebenspartner Jürgen 
Hasler 
Mit Caroline Bürdet 
sprach Robert Nult 
Liechtensteiner Volksblatt: 
Mit dem Europacup in Igls am 
26. November begann für Sie 
die heurige Saison und Sie er 
reichten gleich den tollen 
zweiten Platz. Was bedeutete 
Ihnen diese Klassierung? 
Caroline Bürdet: Nachdem 
der erste Weltcup in Lilleham 
mer abgesagt wurde, kam für 
mich und andere Skeletonfah- 
rerinnen ein Start im Europa 
cup in Frage. So war dieser 
Wettkampf eine Renneinstim 
mung und Standortbestim 
mung zugleich. Eigentlich hät 
te ich gewinnen wollen, aber 
mit dem zweiten Platz war ich 
zufrieden. Dennoch habe ich 
schmunzeln müssen, als die 
Veranstalter nach der liechten 
steinischen Fahne springen 
mussten, da diese bei den Sie 
gerehrungen auf den Bobbah 
nen noch nicht so oft verwen 
det worden ist. 
Beim Skeleton-Wettcupauf- 
takt in Winterberg kamen Sie 
nicht über den 14. Rang hin 
aus. Das zweite Weltcup-Ren 
nen in Igls beendeten Sie auf 
dem 18. Platz. Ist der Unter 
schied zwischen Europacup 
und Weltcup so gross? 
Trotz einer schlechten Start 
nummer in Winterberg (21) 
konnte ich mich im ersten Lauf 
auf den 12. Zwischenrang plat 
zieren. im zweiten Lauf bin ich 
ganz einfach miserabel gefah- 
Schweizer ' 
Bewerbungen, 
für 2010 am i 
Scheideweg - 
Die Task Force «Olympische < 
Winterspiele Zürich/ Grau-s 
banden 2010» will im Januar 
entscheiden, in welcher Form . 
eine Bewerbung weiter ver-'j 
folgt wird. «Bern-Montreux 
2010» wird gemäss der Zei 
tung «Der Bund» bereits am, 
19. Dezember ,2000 über; 
zusätzliche Finanzspritzen 
von Sponsoren Bescheid er 
halten. ! 
Gleichzeitig soll geklärt 
weiden, ob bei einem Weiter- ? 
ziehen des Projekts die Be 
werbung auf «Bern 2010» re 
duziert wird. . \ 4, 
Als Hauptproblem , bezeich-" 
nete der Exekutivrat des < 
Schweizerischen ' Olympi- • 
sehen Verbandes (SOV) An 
fang Dezember bei beiden 
Bewerbungen die _ vgeplaijtey 
Dezentralisierung.DieTask 
Force von «Zürich/Graubün 
den». erwartet nun dass 7der 
SOV bis Ende Jahr mitteilt,' 
welche Verbesserungen vor 
zunehmen sind. * 
Mit dem Kopf voran stürzt sich Caroline Bürdet in den Eiskanal von Igls (Ö). Die «fäffe Lady» aus Liech 
tenstein will sich heuer unter den zehn Besten im Weltcup einreihen. (Grosses Bild: Charlie Booker) 
ren und anstatt vorzupreschen, 
bin ich auf den 14. Platz zurück 
gefallen. 
In Igls war die Situation ein 
wenig anders, ich hatte eine 
gute Startnummer aber musste 
mich mit dem Föhnsturm 
während der Fahrt auseinan 
dersetzen. Anstatt wie in den 
Trainings im unteren Teil der 
Bahn Zeit gutzumachen, war 
ich im Rennen im unteren Teil 
bei den Letzten. Wir haben halt 
eine Sportart im Freien, da 
kann so was schon mal passie 
ren. Geärgert hat es mich 
schon, dass ich den zweiten 
Lauf nicht erreicht habe, wegen 
18 Hundertstel. 
Technisch schwie 
rige Strecken lie 
gen mir ganz gut 
Am kommenden Wochenende 
steht schon das dritte Welt- 
cup-Rennen in La Plagne (Fr, 
17.12.2000) auf dem Pro 
gramm. Was rechnen Sie sich 
für dieses Wochenende aus? 
In La Plagne rechne ich mir 
relativ viel aus, weil es eine 
schwierige Bahn ist. Unter den 
Skeletonfahrern wird diese 
Strecke auch «Kopfwehbahn» 
genannt. Zwischen der Kurve 15 
und 16 sind wir einem Anpress 
druck von 5G ausgesetzt, was 
bei einigen Fahrern zu Verlet 
zungen fuhrt, wie z.B. das Raus 
schlagen der Zähne, wenn man 
mit dem Gesicht an die Bahn 
gedrückt wird. Es braucht viel 
Mut für diese Strecke. Die Bahn 
ist sehr technisch ausgelegt, was 
einen Vorteil für mich bringt. ' 
Sie alleine repräsentieren ja 
den Liechtensteiner Skele- 
tonverband auf der internatio 
nalen Bühne und haben daher 
mehrere Funktionen gleich 
zeitig zu meistern. Wie gross 
ist diese Belastung? 
Bei den' administrativen Sa 
chen wie eine Mannschaftsfüh 
rersitzung oder Reglementsfra 
gen komme ich sehr gut zu 
recht. Klar fehlt ein Physiothe 
rapeut und die mentale Unter 
stützung gerade bei einem Ren 
nen. Aber ich kann mich jetzt 
an der deutschen Mannschaft 
anschliessen, was es ein biss 
chen erleichtert. 
Wie bei fast jeder Winter 
sportart macht das richtige 
Material - In Ihrem Fall der 
Schlitten - einen grossen Teil 
des Erfolges aus. Wer küm 
mert sich um Ihr Arbeits 
gerät? 
Ich habe da die Unterstüt 
zung von Heini Platter, dem 
Konstrukteur von Willi Schnei 
der (D). Er hat sich für eine 
Zusammenarbeit entschieden, 
weil er an meinem Fahrstil Ge 
fallen bekam. Er sieht in mir 
das Potenzial, das Ziel Olympia 
2002 zu erreichen. 
Sie kommen ja ursprünglich 
aus dem Bobsport, bei dem 
Sie mit Ihrer Schwester 
Fran$oise gestartet sind. 
Warum wechselten Sie 1996 
auf den Skeletonsport? 
Mit meiner Schwester startete 
ich nur eine halbe Saison lang. 
Doch meine zwei Weltcupsiege 
fuhr ich mit Katty Sutter ein. Es 
war eine lässige Zeit, bereue 
aber nicht den Wechsel in den 
Skeletonsport. Ich wusste schon 
damals, dass es sehr schwer 
werden wird, im Bobsport lange 
zu bestehen. Im Skeleton rechne 
ich mir einiges mehr aus, um 
mein Ziel zu erreichen. 
Im selben Jahr gaben Sie be 
kannt, dass Sie für Liechten 
stein starten werden. Was 
waren Ihre Beweggründe für 
diesen Schritt? 
Ich bin in Triesen aufge 
wachsen und fühle mich als 
Liechtensteinerin. Es gibt ja 
auch einige Sportler, die scharf 
darauf sind, auch andere Pässe 
zu besitzen. Ich bin sehr froh 
und dankbar, dass ich für 
Liechtenstein starten kann. Im 
Bobsport wäre es nicht einmal 
möglich gewesen für dieses 
Land zu starten, weil mir die 
Bremserin fehlte. 
Gleich in Ihrer ersten Skele- 
ton-Saison 1996/97 erreich 
ten Sie den 4. Rang Im 
Gesamt-Wettcup. Rechneten 
Sie mit so einer erfolgreichen 
Saison im ersten Jahr? 
Ich bin relativ gut gestartet. 
Man muss aber dazu sagen, 
dass damals nie so viele Natio 
nen wie heute gestartet sind. 
Manche fuhren nicht alle Welt 
cuprennen mit, und so hatte ich 
die Möglichkeit, den 4. Rang im 
Gesamtweltcup zu erreichen. In 
den folgenden Weltcup-Jahren 
hatte ich mit Verletzungen zu 
kämpfen, die sich bis in die 
letzte Saison zogen. Die neue 
Saison verläuft eigentlich nach 
Plan. Im Moment halte ich den 
15. Platz in der Gesamtwertung 
inne. Das ist soweit o.k. doch 
mein Ziel ist unter die ersten 
zehn am Ende des Jahres zu 
kommen. 
Bereue den Wech 
sel in den Skele 
tonsport nicht 
Sie leben seit knapp 6 Jahren 
mit dem Liechtensteiner Ski- 
Ass Jürgen Hasler zusam 
men. Sie beide sind ja In die 
ser Jahreszeit voll ausge 
bucht. Ist ihre Beziehung Im 
Winter auf «Eis gelegt»? 
Abschlussabend der Liechtensteinischen 
Automobilmeisterschaft 
Am Donnerstag, 14. Dezember 
2000, findet im Restaurant 
Freihof in Mauren der Ab 
schlussabend der Automobil- 
meisterschafi des Sportteams 
Liechtenstein statt. Die Veran 
staltung beginnt um 19.30 
Uhr. Diese Meisterschaß wurde 
in diesem Jahr zum ersten Mal 
durchgeführt. Dabei haben 13 
Clubmitglieder an 7 regionalen 
und internationalen Automo- 
torsport-Veranstaltungen teil 
genommen. Für die Teilnehmer 
lockte eine gesamte Preissum 
me von über CHF 4000.-. Die 
se wird nun heute Abend an 
die Gewinner verteilt. Obwohl 
der Motorsport eine Rands 
portart ist und bleibt, so freut 
er sich doch zunehmender Be 
liebtheit. Die Organisatoren 
von Slaloms und Bergrennen 
jedenfalls können sich nicht 
über mangelnde Teilnehmer 
zahlen beklagen. Der Vorstand 
des Sportteams Liechtenstein 
heisst alle Motorsportfreunde 
und Rennsportbegeisterte zu 
diesem Abschlussabend recht 
herzlich willkommen. 
Es ist schon eine «kurlige» 
Beziehung (lacht). Im Winter 
stehen wir nur mittels Telefon 
und SMS in Kontakt. Wenn ich 
z.B. am Sonntag nach Hause 
komme, ist er schon wieder auf 
Achse, oder umgekehrt. Doch 
wir haben uns darauf einge 
stellt. Dafür nehmen wir uns im 
Sommer Zeit füreinander. 
Haben Sie mit ihrem Lebens 
partner eine Wette laufen, 
wer den ersten Weltcup-Sieg 
mit nach Hause bringt? 
Nein. Unsere Wette geht da 
rum, wer in Salt Lake City 2002 
die erste Medaille holt (lacht). 
Doch wenn wir beide einen 
guten Tag erwischen und das 
Glück uns auch noch zur Seite 
steht, sind es realistische Ziele. 
Es gibt natürlich schon einen 
extremen Ansporn, wenn einer 
von uns in die Weltcuppunkte 
fahrt, will es der andere auch. 
Momentan habe ich mehr Welt 
cuppunkte wie Jürgen, also ist 
er nun am Zug (schmunzelt). 
Die Winter-Olympiade 2002 in 
Salt Lake City (USA) ist sicher 
ein Thema für Sie. Wie schau 
en die Vorbereitungen auf die 
sen grossen Event aus? 
Das ganze Material ist schon 
auf die Olympiade ausgerichtet. 
Doch es wäre sicher nicht ideal, 
wenn wir in Sachen Material 
immer wieder mit Erneuerun 
gen kommen würden. Verände 
rungen, die wir jetzt schon 
vornehmen, könnten von der 
internationalen technischen 
Kommission gesperrt werden. 
Dann hätten wir uns ein Eigen 
tor geschossen. Wir treiben den 
Fortschritt Schritt für Schritt 
voran. Das Material und der 
Schlitten werden so bis Ende 
der Saison «getunt». 
Was wünschen Sie sich für 
Ihre sportliche Zukunft? 
Dass ich meine Ziele errei 
chen werde und vor allem, dass 
ich gesund bleibe. Viele Sport 
ler lassen sich von ihrer Sport 
art regelrecht zerfressen und 
vergessen dabei, dass es ein 
Genuss ist, dies tun zu dürfen, 
im Vergleich zu den Leuten, 
denen es nicht so gut geht. 
SPORT IN KURZE 
Jugoslawe Brkic 
nach Attentat in 
Lebensgefahr 
ALLGEMEIN: Jugoslawiens 
Basketball-Star Haris Brkic 
(26) ist in Belgrad mit Kopf 
schüssen schwer verletzt 
worden und schwebt in 
Lebensgefahr. Der Bosnier 
Brkic wurde nach dem Trai 
ning vor der Halle seines 
Klubs Partizan Belgrad an 
gegriffen. Der Täter entkam. 
In Belgrader Medien hiess 
es, Brkic habe den Täter auf 
dem Parkplatz bei dem Ver 
such überrascht, sein Auto 
aufzubrechen. 
Ogl erhält 
Goldenen IOC- 
Verdienstorden 
ALLGEMEIN: Bundespräsi 
dent Adolf Ogi wird grosse 
Ehre zuteil: Der Schweizer 
Sportminister erhält für sei 
ne Verdienste im Sport den 
Goldenen Verdienstorden 
des Internationalen Olympi 
schen Komitees (IOC). Laut 
dem IOC verkörpert Ogi das 
olympische Ideal von Pierre 
de Coubertin. 
N» » 
Ott» 
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