Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR 
Montag, 11. Dezember 2000 7 
«Das Dekanat lebt in seinen Früchten» 
«Das Dekanat Liechtenstein, 1970 bis 1997», Buchpräsentation im Gemeindesaal Mauren 
Die Initianten der gestrigen Buchpräsentation: von links Johannes Kaiser (Gemeindevorsteher Mauren), Franz Näseher (letzter Dekan), 
Rösle Frick (Präsidentin des Administrationsrats des ehem. Dekanates), Klaus Biedermann (Autor) und Verleger Robert Allgäuer. 
(Bild: J. J. Wucherer 
Im Gemeindesaal Mauren 
wurde gestern, musika 
lisch umrahmt vom 
Streichquartett der Mu 
sikschule, das Buch von 
Klaus Biedermann «Das 
Dekanat Liechtenstein, 
1970 bis 1997. Eine Chro 
nik des kirchlichen Le 
bens» (Schalun Verlag, 
Vaduz) präsentiert. 
Gerolf Hauser 
Maurens Gemeindevorsteher 
Johannes Kaiser sprach von der 
Freude, dass jene Epoche, in 
der gewachsene Strukturen sich 
vielfach bewährt hätten, in dem 
nun vorliegenden Buch doku 
mentiert seien. «Liebe Deka 
natsleute», sagte Fürstlicher Rat 
Robert Allgäuer, «das Dekanat 
ist tot. Und doch lebt es in sei 
nen Früchten.» Das Buch sei 
kein Nachruf auf die Beerdi 
gung des Dekanats vor drei 
Jahren, auch wenn Wut und 
Traurigkeit aufkomme, wenn 
man sehe, was alles mit der 
Auflösung des Dekanats aus 
gelöscht worden sei, sondern 
ein Buch des Dankes an die 
«Dekanatsleute», ein Beitrag 
zur neuesten liechtensteini 
schen Kirchengeschichte und 
ein ausführlicher Rechen 
schaftsbericht. 
Das Kirchenbild 
Robert Allgäuer dankte Rösle 
Frick, ohne deren Hartnäckig 
keit das Buch nicht zustande 
gekommen wäre, Klaus Bieder 
mann, der als Autor Tausende 
von Informationen zusammen 
getragen hatte, Altdekan Franz 
Näscher für die Durchsicht der 
Manuskripte, den Redaktions- 
mitgliedem Ida Hasler-Beck, 
Annalies Jehle und Leo Büchel 
und Cornelia Eberle für die Ge 
staltung des Buches. In seinem 
Referat sprach Franz Näschcr 
von den Jahren 1958, dem 
Wechsel von Papst Pius XII. zu 
Johannes XXIII. und dem Jahr 
1985, als Papst Johannes Paul 
II. Liechtenstein besuchte, dem 
letzten kirchlichen Grossereig 
nis, an dem alle vereint teil 
nahmen, und an dem der Papst 
Bedeutendes zum liechtenstei 
nischen Dekanat sagte. Beide 
Jahre hätten sein Kirchenbild 
geprägt. 
Gründliche Recherchen 
Das über 400 Seiten starke 
Buch zeigt den Weg zum De 
kanat Liechtenstein, seinen 
Aufbau und die umfangrei 
chen und erfolgreichen Akti 
vitäten. Eine Dokumentation 
belegt die vorgelegten Fakten. 
In Kapitel 13 und 14 über die 
Errichtung des Erzbistums Va 
duz und die Auflösung des De 
kanates, wird, nicht in Zorn, 
sondern nüchtern und realis 
tisch zurückgeschaut. Z. B. 
zeigt ein Gutachten von Dr. 
Markus Hofer, dass die Leis 
tungen der überpfarreilichen 
Arbeit des Dekanats nicht nur 
von innerkirchlicher Bedeu 
tung waren. «Es sind Leistun 
gen, die ftir den Staat von vor 
dringlichem Interesse sind, 
und die ein Staat mit demsel 
ben Engagement, mit dersel 
ben Qualität um diesen Preis 
nicht leisten kann.» Doch ge 
lang es damals nicht, die Re 
gierung davon zu überzeugen, 
die Strukturen des ehemaligen 
Dekanates möglichst unbe 
schädigt einer neuen Träger 
schaft zuzuführen. 
Der Autor 
Klaus Biedermann studierte 
in Bern Geschichte und Anglis 
tik. Er ist Geschäftsführer des 
Historischen Vereins, leitet dort 
die Jahrbuchredaktion und die 
Aufarbeitung der Geschichte 
des Historischen Vereins, die im 
Frühjahr 2001 erscheinen wird. 
1987 wurde er in den Vaduzer 
Pfarreirat gewählt, dem er seit 
her angehört. Seine Mitarbeit 
(1993 bis 96) in der Redaktion 
von «In Christo» ermöglichte 
ihm vertiefte Einblicke in die 
Tätigkeit des Dekanates Liech 
tenstein. 1997 begann er,, im 
Auftrag von Dekan Franz Nä 
scher, das Dekanatsarchiv so 
wie die Dekanatsbibliothek zu 
ordnen und zu erfassen. 1998 
wurde er gebeten, diese nun 
vorliegende Dekanatschronik 
zu verfassen. Sie ist zum Preis 
von 35 Franken in allen Buch 
handlungen erhältlich. 
Verbindungen über die Grenzen hinweg 
Der kroatische Maler Franjo Matesin zeigte seine hier entstandenen Arbeiten 
«Unser Leben ist voll von 
Überraschungen und voller 
motivierend-bewegender Be 
gegnungen», sagt Vlado Fran- 
jevic, der, zusammen mit sei 
ner Frau Yvonne Heeb den 
kroatischen Maler Franjo Ma 
tesin nach Triesen eingeladen 
hatte. 
Gerol f Hauser 
Franjo Matesin wurde 1967 in 
Bojana, Kroatien, geboren. 
REKLAME 
1994 erhielt er erfolgreich den 
Diplomabschluss an der Kunst 
akademie in Zagreb. Bis dahin 
hatte er mehr als 30 Einzel- 
und etwa 40 Gruppenausstel 
lungen in Kroatien, Deutsch 
land und Frankreich. Zum Ab- 
schluss seines Aufenthaltes 
schilderte er dem Volksblatt ei 
nige seiner Eindrücke. 
Unablässig gearbeitet 
Im Kunstmuseum Liechten 
stein sei er gewesen, erzählt 
Franjo Matesin. «Ich war sehr 
überrascht über die vielen 
grossartigen Kunstwerke, die 
dort gezeigt werden. Noch 
überraschter allerdings war ich 
darüber, dass dort moderne 
Kunst fast unmittelbar neben 
alter Kunst gezeigt wird. Das 
habe ich so vorher noch nie ge 
sehen.» In Liechtenstein, so er 
zählt Vlado Franjevic fast ein 
wenig traurig, habe Franjo Ma 
tesin unablässig gearbeitet. Da 
sei wenig Zeit gewesen, mitein 
ander etwas zu unternehmen. 
Er sei eben ein Fleissiger und 
daiu noch einer, der immer zu 
erst das Gute sähe. So verwun 
dert es kaum, dass Franjo auf 
die Frage, was ihm hier miss 
fallen habe, keine Antwort 
weiss. Erstaunt allerdings sei er 
bei einem Gottesdienst gewe 
sen, dass praktisch keine jun 
gen Menschen daran teilnah 
men. Ein anderes Erstaunen er 
lebte er beim Betrachten von 
Werken liechtensteinischer 

Wussten Sie. dass, 
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... immer mehr ältere Menschen 
ein Handy mitführen, um in 
Notsituationen 
schnell reagieren zu können? 
Freiheit, Sicherheit und Verbundenheit 
Eine Pro-Mohilfunk Initi.itive, 2000 
Franjo Matesin zeigt eines seiner Bilder, auf dem Yvonne und Vla 
do Franjevic und ihre Tochter Taina zu sehen sind. (Bild: bak) 
Künstler. «Wir alle bei uns zu 
Hause in Kroatien, glauben, 
dass alles, was im Westen ge 
schieht, Spitzenklasse ist. Das 
ist die Stimmung, die bei uns 
herrscht. Jetzt habe ich hier Ei 
niges gesehen, und es beruhigt 
mich, dass unsere Arbeit damit 
standhalten kann.» 
Erste Eindrücke 
Ein weiteres Erstaunen erleb 
te er in einem anderen Bereich. 
In Kroatien sei die gegenseitige 
Wahrnehmung der künstleri 
schen Arbeit stärker als hier. 
«Das hängt vielleicht auch da 
mit zusammen, dass man in der 
Not eher zusammenhält, sich 
hilft, denn den Künstlern dort 
geht es mehr oder weniger allen 
gleich schlecht Wenn also einer 
das Glück hat, irgendwo aus 
stellen zu können, dann ver- 
sucht er ganz selbstverständ- 
^ lieh, dass ein Künstlerkollege 
dort auch seine Arbeiten zeigen 
kann.» Ein wenig traurig sei er 
gewesen, sagt Vlado Franjevic, 
dass trotz Einladungen kaum 
jemand aus dem Künstlerkolle 
genkreis sie in Triesen besucht 
hätte. Aber wie gesagt, Franjo 
sei immer grundsätzlich positiv 
eingestellt. Und so werde er den 
Freunden zu Hause natürlich 
erzählen, was er hier Schönes 
erleben durfte. Gerne würde er 
einmal wiederkommen, um die 
ersten Eindrücke vertiefen zu 
können, sagt Franjo Matesin. 
Und sehr schön wäre es, wenn 
Künsüer von hier sich für die 
Künstler und ihre Arbeit In 
Kroatien interessieren würden. 
Das könnte eine gegenseitige 
Hilfe sein. Zumindest wäre es 
für die künstlerische Entwick 
lung eines jeden interessant, 
wenn intensivere Kultur 
brücken über alle Grenzen hin 
weg entstehen könnten.
	        

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