Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
REGION 
Samstag, 9. Dezember 2000 41 
Psychiatrie: Stetige Entwicklung 
Die St. Gallischen Psychiatrie-Dienste Region Süd stellen sich vor 
Vom ständigen Wandel 
und den neuesten Er 
kenntnissen in der medi 
zinischen Forschung pro 
fitiert auch die Psychia 
trie. In folgendem Inter 
view mit Dr. med. Tho 
mas Meier, Chefarzt der 
St. Gallischen Psychia 
trie-Dienste Region Süd, 
soll Einblick in die aktuel 
len Behandlungsmetho 
den der Psychiatrie gege 
ben werden. 
Herr Meier, was hat sich in 
den letzten Jahren in der Psy 
chiatrie geändert? 
Thomas Meier: In den Acht 
zigerjahren ist den Ärzten zu 
nehmend bewusst geworden, 
dass psychische Leiden nicht 
nur die Kranken selber betref 
fen. Heute wird versucht, die 
Angehörigen und zum Teil 
auch die Arbeitgeber soweit 
wie möglich in die Behandlung 
miteinzubeziehen. Je besser das 
Umfeld informiert ist, desto 
besser kann es durch unterstüt 
zendes Verhalten zum Gene- 
sungsprozess und zur Wieder 
eingliederung beitragen. Dank 
der Entwicklung der psycho 
therapeutischen Möglichkeiten 
und des medikamentösen An 
gebots können heute viele 
Kranke ambulant behandelt 
werden, die früher monatelang 
in der Klinik waren. In der Psy 
chiatrischen Klinik stehen heu 
te so, viele Behandlungsmög 
lichkeiten zur Verfügung, dass 
es in der Regel möglich ist, 
auch schwerkranken Menschen 
rasch und gut zu helfen. Die 
leider immer noch im Bewusst- 
sein der Bevölkerung vorhan 
denen alten Behandlungsme- 
Für Dr. med. Thomas Meier ist klar, dass die Behandlungsmetho 
den immer wieder dem neuesten Stand angepasst werden müssen. 
(Bild: Bruno Seifert) 
thoden wie Deckelbäder, hirn 
chirurgischen Eingriffe und In 
sulinkuren gehören seit Jahr 
zehnten nicht mehr zu den Me 
thoden der Psychiatrie. Elektro- 
krampfbehandlungen werden 
im Kanton St.Gallen ebenfalls 
seit Jahren nicht mehr durch 
geführt, obwohl deren Nutzen 
und gute Verträglichkeit unbe 
stritten sind. 
Wann müssen psychisch 
kranken Menschen in die Kli 
nik eintreten? 
Wann immer möglich, wer 
den seelische Erkrankungen 
ambulant behandelt. Die Klinik 
bietet Menschen Hilfe, die we 
gen ihrer schweren Störung 
oder Überforderung in ihrem 
privaten Umfeld nicht mehr zu 
recht kommen. Über 80 Prozent 
aller Kranken treten auf eigenes 
Verlangen in die Psychiatrische 
Klinik ein. Nur bei wenigen 
Schwerkranken, die in ihrem 
Denken und in ihrer Bezie 
hungsfähigkeit vorübergehend 
massiv gestört sind, wird von 
behördlicher Seite eine Be 
handlung in der Klinik ange 
ordnet. 
Wie wird einem Patienten in 
der Klinik konkret geholfen? 
Dank Zusammenarbeit ver 
schiedener Berufsleute wie 
Ärzte, Psychologen, Pflegeper 
sonen, Kunst-, Bewegungs-, 
Ergo- und Arbeitstherapeuten 
können auf jeden Patienten be 
zogen individuelle Behand 
lungspläne erstellt werden. Ne 
ben dem Vermitteln einer ge 
ordneten Tagesstruktur, dem 
Wiedererlernen und Üben all 
täglicher Fertigkeiten wie Kör 
perpflege, regelmässigem Essen 
und dem Austausch mit andern 
Menschen, werden in Einzel- 
und Gruppengesprächen Kon 
flikte aufgearbeitet, in der 
Kunst- und Ergotherapie Aus 
drucksfähigkeiten gefördert 
und in der Arbeitstherapie ge 
zielt Konzentration, Leistungs 
fähigkeit und Durchhaltever 
mögen trainiert. 
Wie wirkt sich dies auf die 
Behandlungsdauer aus? 
Seit Mitte der Achtzigeijahre 
hat sich die durchschnittliche 
Behandlungsdauer der in die 
Klinik eingewiesenen Patienten 
massiv verkürzt. Die früher oft 
über Jahre in der Klinik weilen 
den psychisch behinderten Men 
schen leben heute in Heimen 
und werden dort ambulant psy 
chiatrisch betreut. Das allgemei 
ne Bewusstsein, seelisch er 
krankten Menschen helfen zu 
können, führt dazu, dass Betrof 
fene bereits in einem frühen Er 
krankungsstadium in die Be 
handlung gelangen. Dies ermög 
licht, rasch zu helfen und die 
sich nach längerer Erkrankung 
häufig einstellenden Folgeschä 
den wie Arbeitspia tzveriust. 
Auseinanderfallen der Familie 
etc. können vermieden werden. 
Die Betreuung von Langzeit 
patienten fällt also weg. Wel 
che neuen Dienstleistungen 
werden in der Klinik angebo 
ten? 
Stark entwickelt hat sich der 
Suchtbereich. Die Klinik St. 
Pirminsberg bietet entzugs 
willigen drogen- und alkohol 
kranken Menschen umfassen 
de Behandlung auf einer offe 
nen Station an. Den immer 
häufiger auftretenden Ess 
störungen und mit Selbstver 
letzungen einhergehenden 
Spannungszuständen jüngerer 
Menschen wird mit einem ver 
haltenstherapeutisch orien 
tierten Angebot auf der Psy 
chotherapiestation begegnet. 
In der Alterspsychiatrie wer 
den ambulante Alzheimerab 
klärungen durchgeführt, die 
Hirnabbauprozesse frühzeitig 
erkennen und behandeln las 
sen. 
Jeder Siebte 
betroffen 
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fde/r Siebte/r^Tiiindesteiis eln-{j 
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I der Klinik St' pirminsberg im'] 
letzten Jahr ^stationär < 2625'j 
Pflegetage ausgewiesen. In; 
periodischen' Beiträgen soll' 
.•an dieser'SteJIe.'f'Elnblkkr'in-j 
die* Arbeit: aer-vef^lhi^enai| 
' Behandlungsbereiche •••, „ der' 
1 Psychiatrie " Süd gegeben 
werden. 
Buchser Kurs für Zimmerei-Vorarbeiter erfolgreich 
Diplomfeier an der Weiterbildung des Berufsbildungszentrums Buchs 
Zum fünften Mal wurde an 
der Weiterbildung bzb des In 
terstaatlichen Berufsbildungs 
zentrums Buchs zur Schwei 
zerischen Fachprüfung eines 
«Zimmerei-Vorarbeiters» vor 
bereitet. Einmal mehr war 
den Schützlingen des Lehr- 
gangsJeiters und Fachlehrers 
Martin Hänni ein überdurch 
schnittlicher Prüfungserfolg 
beschieden. 
Wer eine Zusatzlehre absolviert 
habe, könne direkt in den Kurs 
einsteigen, weiss Fachlehrer 
Martin Hänni aus Erfahrung. 
Ansonsten beginne die Ausbil 
dung zum Vorarbeiter nach 
zwei bis drei Praxisjahren. So 
REKLAME 
mit 25 Jahren sei es dann aber 
an der Zeit, den anspruchsvol 
len Weiterbildungskurs anzu 
gehen. Immerhin seien neben 
beruflich 500 Lektionen zu ab 
solvieren und zwar in einer Zeit 
von einem bis zwei Jahren. 
Hänni, lange Zeit sowohl als 
Fachlehrer und als auch in lei 
tender Stellung bei einem 
Rheintaler Zimmereibetrieb 
tätig, kennt die Doppelbelas 
tung aus eigener Erfahrung. 
Dass der anspruchsvolle Vorbe 
reitungskurs zu einer solchen 
Doppelbelastung werden kann, 
die ganz schön «an die Nieren» 
geht, bestätigten beim Apero 
im Buchser Restaurant Traube 
auch einige der Teilnehmer. 
Teils weit hergereist 
Im Unterland sei der Kurs 
nicht zustande gekommen, 
meint ein 33-jähriger Absol 
vent, der bereits Familie hat. So 
sei er dann halt zusammen mit 
Kollegen während einem Jahr 
jeden Freitag und Samstag vom 
Bodensee nach Buchs gepen 
delt, hätte dort gebüffelt und 
abends zu Hause auch noch. 
Konstruktiv habe er viel dazu- 
gelernt und das, obwohl Zim 
merleute eigentlich schon in 
der ganz normalen Lehre eini 
ges an konstruktivem Wissen 
mitbekämen, meinte der Thur- 
gauer weiter. Vorarbeiter sei er 
im Betrieb schon seit längerer 
Zeit. Er erhoffe sich von dieser 
Ausbildung aber, dass er in «äl 
teren Jahren» nicht mehr soviel 
auf dem Bau sei, sondern eher 
im Büro die Funktion eines Ar 
beitsvorbereiters ausüben kön 
ne. Momentan aber habe er 
dieselbe Funktion inne wie vor 
dem Diplom. Aber nicht nur im 
Bereich Büroarbeiten werden 
zusätzliche Kompetenzen er 
worben, auch auf praktischer 
Ebene. So lernen die Zimmerei- 
Vorarbeiter zum Beispiel eini 
ges im Bereich des Treppen 
baus. 
Anspruchsvolle Prüfung 
Die Prüfung fand während 
eineinhalb Tagen in Sursee 
statt. Als grössten «Chrampf» 
empfanden die Absolventen, so 
ging aus der Diskussion anläss 
lich der Diplomierung hervor, 
die vierstündige Prüfung im 
Bereich Werkzeichnen. Da habe 
man verschiedene Daten von 
einem bestehenden Gebäude 
erhalten und habe dann den 
Auftrag gehabt, an der Zeich 
nungsmaschine Risse und An 
sichten zu fertigen. Als 
«sauschwer» bezeichneten die 
Diplomanden ganz unter 
schiedlicher Altersstufen diese 
Aufgabe, aber doch sichtlich 
stolz, das gemeistert zu haben. 
Das zeige auch, dass kleinere 
An - und Umbauten ganz gut 
auch von «Zimmerern» geplant 
werden können, so die allge 
meine Ansicht. «Zimmerer» sei 
en auch gut für Schreinerarbei 
ten, manchmal decke man auch 
Dächer ein und übernehme - je 
nach Betrieb - gar die Speng 
lerarbeiten. Nach erfolgreichem 
Diplom denkt der eine oder an 
dere schon darüber nach, ob 
man noch den Polier, den Tech 
niker oder gar den Zimmermeis 
ter oder Unternehmer machen 
wolle. Vor allem der Polier 
würde noch manche reizen, 
wenn man es berufsbegleitend 
machen könne, denn einen 
Ausstieg aus dem Arbeitspro- 
zess wollen vor allem die Alte 
ren nicht wagen. Ob man sich 
in Buchs schon bald auch be 
rufsbegleitend für den Polier 
vorbereiten kann, ist nicht 
ganz ausgeschlossen. bzb 
1 oder 2 Wochen ab 23.12.2000 
Landstrasse 5 
FL-9494 Schaan 
Tel. +423 232 65 65 
Fax+423 232 70 37 
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ßteÜSCSGD ZÄfö 
NACHRICHTEN 
E-Mail-Adressen 
vereinfacht 
BREGENZ: Auf Anregung von 
Landeshauptmann Herbert 
Sausgruber wurde nun der di 
gitale Kontakt mit dem Land 
Vorarlberg weiter vereinfacht: 
Die vom Bund ursprünglich 
vorgegebene - und fiir viele 
nicht einfach zu merkende - 
Endung der bisherigen Landes-E- 
Mail-Adressen (mit ©vlr.gv.at) 
kann ab sofort durch die En 
dung @vorarlberg.at ersetzt 
werden. Damit basieren nun 
sämtliche Land-Vorarlberg-E 
Mail-Adressen auf dem einfa 
chen und leicht zu merkenden 
System vorname.nachname® 
vorarlberg.at - also die von LH 
Sausgruber: herbert.sausgru- 
ber@vorarlberg.at. Die neue, 
einfachere allgemeine E-Mail- 
Adresse des Amtes der Landes 
regierung lautet nun 
land@vorarlberg.at (statt 
amtdvlr@vlr.gv.at). Um Mis 
sverständnissen vorzubeugen, 
bleiben aber sämtliche bisher 
gültigen E-Mail-Adressen bis 
auf Weiteres ebenfalls ver 
wendbar. (VLK) 
NACHRICHTEN 
MC-Night 
BREGENZ: Es ist wieder 
MC-Night Zeit... und zwar 
am Samstag, den 16. De 
zember 2000 im AJZ Bet- 
ween in Bregenz. Unter dem 
Titel MC-Night gehen fol 
gende Wiener Hip Hop 
Gruppen an den Start: TBC, 
Dioptrin Crew, Per.Vers, 
Acrotainment und als Ver 
stärkung die DJ Crew «Hip 
Hop Remains», ebenfalls aus 
Wien. Als special guests zu 
sehen sein werden die B- 
Boys, MC's und Writer der 
Boogie Down FN Street Di 
vision aus Friedrichshafen. 
Hip Hop against racism, no 
thing for toys. (Eing.) 
Letzte Musikbör 
se in diesem Jahr 
WERDENBERG: Seit nun 
mehr sechs Jahren organi 
sieren Musiker aus der Regi 
on Werdenberg sozusagen 
als Selbsthilfegruppe zwei- 
bis dreimal jährlich eine 
Musikbörse. Sinn und 
Zweck ist es, Musikern eine 
Plattform zu bieten, in der 
sie ihre «alten» Instrumente, 
Verstärker, Zubehör, Musik 
anlagen etc. einem breiteren 
Publikum als Interessenten 
solcher «Schnäppchen» an 
bieten können. Zum zwei 
ten Mal findet die Börse 
morgen Sonntag, den 10. 
Dezember von 10 bis 16 Uhr 
im Landgasthof in Werden 
berg statt. Grund dafür sind 
die idealen Räumlichkeiten 
und vor allem die optimale 
Parkplatzsituation. (Eing.) 
Landtag geneh 
migt Budget 2001 
BREGENZ: Nach zweitägi 
ger Debatte hat der Vorarl 
berger Landtag am Don 
nerstagabend das Landes 
budget 2001 genehmigt. Es 
sieht Einnahmen und Aus 
gaben in der Höhe von 12,9 
Milliarden Schilling (1,6 
Milliarden Franken) vor. Die 
beiden Mehrheitsparteien 
ÖVP und FPÖ setzten sich 
mit der Annahme des Bud 
gets gegen die SPÖ und die 
Grünen durch, welche den 
Voranschlag ablehnten. 
Sämtliche Änderungsanträ 
ge der Opposition wurden 
abgelehnt. Der Landesvor 
anschlag 2001 ist der 17. in 
Folge ohne Netto- Neuver 
schuldung. Er weist eine In 
vestitionsquote von 30 Pro 
zent auf. Investitions 
schwerpunkte sind vor al 
lem die Bereiche Ausbil 
dung, Forschung und Ent 
wicklung. 
Frontalkollision 
auf der A13 
SAN BERNARDINO: Auf 
der A13 bei San Bernardi- 
no sind am Freitagmittag 
bei einer Frontalkollision 
zwischen zwei Autos drei 
Personen verletzt worden. 
Die Fahrzeuge wurden 
beim Unfall total demo 
liert, wie die Kantonspoli 
zei Graubünden mitteilte. 
Die Zusammenprall ereig 
nete sich, nachdem eine 
PW-Lenkerin auf der 
Fahrt in Richtung Tessin 
in der Linkskurve bei Isola 
ins Schleudern geraten 
war. Das Auto drehte sich 
und rutschte auf die Ge 
genfahrbahn, wo es mit 
einem korrekt entgegen 
kommenden PW zusam 
menkrachte. 
<
	        

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