WIAN ACHTS-ZIT
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Guetzli-Fraua va Muura
Immer im Advent ist der Unterländer Himmel rötlich gefärbt - Eine wahre Geschichte
Über 80 Kilogramm Leckereien produzieren die drei Hobby-Zuckerbäckerinnen (von links) Annelies Marxer, Helga Giesinger und Helene Batli-
ner. (Bild: Ingrid)
D'Schoss umibinda, d'Üer-
mel hinteri stölpa, 's Re-
zäptbuach ussa und ab goht
Poscht! Für Helene Batliner,
Helga Gisinger und Annelies
Marxer gibt es zur Advents
zeit nichts Schöneres, als ge
meinsam Guetzli zu backen.
MARIO HEEB
Innert wenigen Tagen verarbei
ten sie 20 kg Mehl, 15 kg Zuk-
ker, 15 kg Butter, 10 kg Nüsse
und über 90 Eier zu süssen Lek-
kereien. Das Ergebnis bringt je
den Bäcker-Conditor zum Er
blassen. Die Drei backen jährlich
weit über vierzig verschiedene
Sorten Guetzli, die einem das
Wasser im Munde zusammen
laufen lassen ...
Nicht nur Trachtenverein und
Handarbeiten gehören ins Re
pertoire der Unterländerinnen,
auch Guetzlibacken ist eines ih
rer Lieblingsbeschäftigungen.
Angefangen hat alles vor 15
Jahren, als die Frage auftauch
te: Warum sollen wir nicht ge
meinsam backen? Kaum war der
Gedanke ausgesprochen, wur
den die ersten Vorbereitungen
getroffen. «Keine von uns über
nimmt das Kommando, jede
weiss, was zu tun ist», erzählt
Helga begeistert. Annelies ist
für das Backen ebenso verant
wortlich wie für das Zusam
mensetzen, Glasieren und Ver
zieren. Die beiden andern verar
beiten den Teig und die ver
schiedenen Massen. So entste
hen jährlich weit über 40 Sor
ten, einmal waren es gar 60 ver
schiedene.
Nachtschicht bis in den
Morgen
Ende November wird jeweils die
Auswahl der neuen Rezepte be
sprochen. Nachdem der Backzet
tel erstellt und die Einkäufe abge
schlossen sind, beginnt die Nacht
arbeit. Gestartet wird abends um
19 Uhr, aber zuerst muss noch
Zeit sein fiir einen Kaffee mit
Schwatz! «Zuerst mischen wir die
verschiedenen Teige», erklärt An
nelies, «am zweiten Tag stellen
wir die Guetzli her, die schnell
und unkompliziert sind». Ausser
dem Wochenende wird täglich
zwei Wochen lang bis in die
frühen Morgenstunden gearbeitet.
Es kann schon vorkommen, dass
die Nachtschicht erst morgens um
fünf Uhr endet.
Während dem Guetzli-Zusam-
mensetzen wurde Helene nach
einigen Stunden Arbeit auch
schon von einem Dreiminuten-
Schlaf überfallen, «aber dabei ist
mir noch nie ein Guetzli kaputt
gegangen», meint sie stolz und
die beiden andern lachen dazu.
Über 80 Kilo Leckereien
Nach getaner Arbeit darf das
eingefleischte Frauenteam stolz
sein. Über 80 Kilogramm Weih-
nachtsguetzli verschwinden in
den verschiedenen «Zältlidosen»
an einem kühlen Ort. Doch alt
und hart werden sie nie, denn be
reits Mitte Januar sind alle Dosen
radebutz leer.
Mit dieser Geschichte ist jetzt
endlich geklärt, warum an man
chen Dezemberabenden über dem
Unterland der Himmel leicht röt
lich gefärbt ist. Nämlich dann,
wenn Helga, Annelies und Helene
am «Guetzli bacha» sind . .. •yfir