Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Donnerstag, 7. Dezember 2000 5
«Mittel und Wege suchen, um Jung und
Alt vermehrt zusammenzuführen»
Gespräch zwischen den beiden FBP-Landtagsabgeordneten Eduard Büchel und Stephan Banzer
Morgen findet in Schellen
berg die FBP-Veranstaltung
Liebesbrief Et SMS statt.
Dieser Anlass soll Jung und
Alt gewidmet sein, welche
an einen Tisch gebracht
werden sollen. Das Volks
blatt brachte mit Eduard
Büchel aus Schellenberg
den ältesten Kandidaten
der Bürgerpartei mit Ste
phan Banzer, Kandidat der
jungen FBP, für ein Ge
spräch über die beiden Ge
nerationen an einen Tisch.
Das Gespräch leitete
Alexander Batliner
VOLKSBLATT: Herr Büchel, die
Junge FBP nominierte zwei
Kandidaten für die Landtags
wahlen von Kommenden Fe
bruar. Wie beurteilen Sie
grundsätzlich die Kandidatur
von Jugendlichen?
Eduard Büchel: Das Wahlalter
wurde auf 18 Jahre herabgesetzt.
Für mich ist es daher logisch,
dass die Jugendlichen auch Ver
antwortung übernehmen wollen,
müssen oder sollten. In diesem
Sinne erscheint es mir als selbst
verständlich, dass Jugendliche
ins politische Leben eingreifen
und konkret etwas für das Land
tun. Sie wollen nicht nur wählen
können, sie wollen auch mitma
chen und mitgestalten.
Stephan Banzer: Ihre Aussa
gen, Herr Büchel, teile ich zur
Gänze. Ich weiss jedoch nicht, ob
die Bevölkerung solche Kandida
turen positiv oder negativ wertet.
Ich hoffe, dass die Bevölkerung
meine Kandidatur ernst nimmt
und mir die Chance gibt, mich zu
profilieren und zu zeigen, dass
auch die Jugendlichen Politik
machen können. Mit meiner
Kandidatur möchte ich die Ju
gendlichen auch animieren, in
der Politik so gut wie es geht
mitzumischen. Es muss nicht un
bedingt mit einer Landtagskan
didatur sein, sondern auch dass
sie Anliegen untereinander dis
kutieren und an die Politiker
weitergeben. Eine Anlaufstelle
wäre die Jugendparlamentskom
mission, welche die Anregungen
der Jugendlichen aufnimmt.
Keine Fehler macht
nur deijenige, der
nichts unternimmt
Die Jugendlichen und die Seni
oren sind sozusagen die «Eck
pfeiler» der Gesellschaft. Was
können die Jugendlichen für
die Senioren und die Senioren
für die Jugendlichen für das ge
genseitige Miteinander tun?
Wurden in der Vergangenheit
Fehler gemacht? Wurden von
den heutigen Senioren Fehler
gemacht, welche die Jugendli
chen beachten sollten, damit
sie nicht die gleichen Fehler
begehen?
Eduard Büchel: Meine
grundsätzliche Einstellung dazu
ist: Keine Fehler macht nur der
jenige, der nichts unternimmt.
Überall wo gearbeitet wird ge
schehen Fehler und jeder Fehler
bringt Erfahrungsgewinn. Be
sorgniserregend wird es nur
dann, wenn wiederholt die glei
chen Fehler' begangen werden.
Wenn man sich ein Ziel gesetzt
hat, muss man auch für dieses
Ziel kämpfen. Es braucht viel
Mut, Tatkraft und Geduld immer
wieder heu zu beginnen. Aber
ohne Anstrengungen werden
Ziele selten erreicht. Viel wichti
ger als das Ziel zu erreichen ist
der Weg dorthin. Die persönliche
Zufriedenheit, stellt sich dann
ein, wenn man für etwas
gekämpft und gearbeitet hat.
Man müsse kämpfen, um die
Ziele zu erreichen. Um was
kämpfen Sie, Herr Banzer?
Stephan Banzer: Ich kämpfe
um Bildung und Weiterbildung
aller Art, da sie für die Jugendli
chen sehr wichtig sind. Wenn ich
mich nicht ständig weiterbilde,
Die beiden FBP-Landtagskandidaten Eduard Büchel (links) und Stephan Banzer. Sießihrten ein Ge
spräch über das Verhältnis von Jung und^Alt im täglichen Leben und über die bestehenden Probleme.
komme ich auch nicht vorwärts
und bleibe beim heutigen Stand
stehen. Das sind sicher Schwer
punkte, für welche man sich ein
setzen muss. Zudem kämpfe ich
auch gegen jegliche Art von Dis
kriminierung, wie beispielsweise
das nationalsozialistische Den
ken, welch« wieder am Zuneh
men ist. Man muss klar und
deutlich aufzeigen, welche Ge
walt und Brutalität vor rund 60
^TÜrqn^ydähintersteckte. Dieses
GedftMk&igut muss wieder ver-
Eduard Büchel: «Das Wahlalter wurde auf 18 Jahre herabgesetzt.
Für mich ist es daher logisch, dass die Jugendlichen auch Verant
wortung übernehmen wollen, müssen oder sollten. (Bilder: H.M.)
schwinden, da es ein ganzes
Landi'oder eine ganze Gemein
schaft auseinanderreissen kann.
\; ;
Sie haben letztes Wochenende
am Jugendparlament teilge-
nomrpen, welches sich eben
falls jmlt Diskriminierung be-
schäfUgte. Sehen Sie In Liech
tenstein Potenzial für Diskrimi-
nierujng? Wo beginnt bei uns
die pj^krlminlerung?
Stephan Banzer: Die Diskri
minierung beginnt bei uns schon
in der Schule. Wenn man zuhört,
was Schüler erzählen, wird ei
nem Angst und Bange. Es wer
den Schüler zusammengeschla
gen, nur weil sie nicht schön ge
kleidet sind. Wenn ein Ausländer
des Deutschen nicht ganz mäch
tig ist, bekommt er Prügel. Sol
che Geschehnisse dürfen nicht
unter den Tisch gekehrt werden.
Diesbezüglich muss man darauf
achten, dass man den Jugendli
chen ein anderes Gedankengut
vermittelt. Man muss bei den Ju
gendlichen beginnen, dies zu
vermitteln. Dafür werde ich mich
mit Sicherheit einsetzen.
Die Diskriminie
rung beginnt
bei uns schon in
der Schule
Eduard Büchel: Dem kann ich
zu 100 Prozent zustimmen. Ich
finde es bemerkenswert, dass
von einem Jugendlichen, der den
zweiten Weltkrieg nicht miterlebt
hat, solche Worte geäussen wer
den. Eigentlich sollten die älteren
Generationen, welche diese Epo
che der Diskriminierung miter
lebten, die ersten sein, die gegen
dieses Gedankengut kämpfen.
Solche Aussagen, wie Stephan
sie soeben getätigt hat, zeugen
von der Mündigkeit unserer Ju
gend.
Stephan Banzer: Wichtig er
achte ich zudem, dass man ge
nau herausfindet, wie stark diese
Gewalt und dieses Gedankengut
unter den Jugendlichen veran
kert ist. Deshalb ist es im Mo
ment noch sehr schwierig abzu
schätzen, welche konkreten Mas
snahmen ergriffen werden kön
nen. Man muss diesbezüglich
sehr vorsichtig agieren, damit
nicht alle Jugendlichen in den
gleichen Topf geworfen werden..
Wir reden glücklicherweise nur
von einer Minderheit, dies darf
nicht vergessen werden. Es gibt
Gruppierungen, die so vorgehen
und gegen diese Gruppierungen
muss vorgegangen werden. Das
Problem hat sich in letzter Zeit
verstärkt, so dass auch die Leh
rer, die Schulleitung oder das
Fortsetzung auf Seite 7
Einladung
Liebesbrief & SMS
am 8. Dezember 2000 in Schellenberg
Gemeindesaal, Beginn 17.00 Uhr
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Wir laden Jung & Alt
[ im: Ii t Ihm /Iii ti /u einem
gemeinsamen Abeml ein!
Liechtenstein