Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
WIRTSCHAFT 
Mittwoch, 6. Dezember 2000 1 3 
Schweizer Wirtschaft dürfte 
weiterhin robust wachsen 
Ökonomen erwarten ein leichtes Nachlassen der Dynamik 
BERN: Die Schweizer 
Wirtschaft zeigt sich wei 
terhin in relativ starker 
Verfassung. Allerdings 
rechnen Ökonomen mit 
einem allmählichen Nach 
lassen der Dynamik. We 
gen der deutlich gestiege 
nen Kerninflation könnte 
die Nationalbank die 
geldpolitischen Zügel an 
ziehen. 
Für das dritte Quartal 2000 
erwarten die von der Nachrich 
tenagentur sda befragten 
Volkswirtschaftler ein relativ 
starkes Wachstum des Brut- 
toinlandproduktes (BIP) von 
rund 3,4 Prozent gegenüber 
dem gleichen Vorjahresquartal. 
Während die UBS eine Steige- 
Zusammen- 
arbeit 
In der Bekämpfung der inter 
nationalen Wirtschaftskrimi- 
nalität wollen die Schweiz 
und die USA ihre Zusammen 
arbeit vertiefen. Regierungs 
vertreter der Schweiz und der 
USA sowie Vertreter aus dem 
Finanzsektor beider Länder 
haben sich an den Tisch ge 
setzt, um den Dialog zwischen 
den Strafverfolgungs- und 
Regulierungsbehörden zu ver 
tiefen. Die Teilnehmer hätten 
unter anderem die Anstren 
gungen beider Länder im Hin 
blick auf eine bessere Wirk 
samkeit des «Kenne-deinen- 
Kunden»-Prinzips überprüft. 
rung von 3,6 Prozent voraus 
sagt, rechnet die Bank Julius 
Bär mit «mindestens» 3,4 Pro 
zent. Die Credit Suisse 
prognostiziert einen Zuwachs 
von 3,3 Prozent. 
Im zweiten Quartal hatte die 
Wirtschaft noch mit 3,8 Pro 
zent zugelegt, im ersten Quartal 
waren es 3,4 Prozent gegen 
über der entsprechenden Vor 
jahresperiode gewesen. Im Ge 
samtjahr 2000 rechnen die 
Ökonomen mit einem durch 
schnittlichen Wachstum von 
3,2 bis 3,5 Prozent. 
Ölpreise bremsen Kon 
junktur 
Zur nachlassenden Dynamik 
trügen die Auswirkungen der 
hohen Ölpreise bei, sagt der 
Leiter der CS-Finanzmarktana- 
lyse, Walter Metzler. Zudem er 
reiche der Export nicht mehr 
ganz die fulminanten Wachs 
tumsraten. Laut Hanspeter 
Hausherr von der UBS Warburg 
wird sich auch der private Kon 
sum abschwächen. Überdurch 
schnittlich werde dagegen die 
Baubranche zulegen. Die Erho 
lung gehe allerdings von einem 
tiefen Niveau aus, sagt Haus 
herr. 
In der Schweiz gebe es eine 
Art «Soft Landing» der Wirt 
schaft ähnlich wie in den USA, 
sagt Janwillem Acket, Ökonom 
bei der Bank Julius Bär. Die 
Schweizer Wirtschaft schwenke 
damit auf den langfristigen 
BIP-Wachstumspfad von 2 Pro 
zent ein, sagt D£lia Nilles, Vize 
direktorin der Konjunkturfor 
schungsstelle der Universität 
Lausanne (Crta). Es werde eine 
Pause von rund sechs Monaten 
geben, bevor die Konjunktur im 
zweiten Halbjahr 2001 wieder 
an Fahrt gewinne, sagt 
Francis Savary von der Deut 
schen Bank (Schweiz). Im Ge 
samtjahr 2001 dürfte das BIP 
mit durchschnittlich 2 bis 2,5 
Prozent wachsen, sagt Metzler 
, von der CS. Eine gewisse Erfri 
schung könnten der zu erwar 
tende Rückgang der Ölpreise 
und der Konsum bringen. 
Sanfte Landung 
erwünscht 
Die «sanfte Landung» der 
Schweizer Wirtschaft sei er 
wünscht, sagt Acket. Denn die 
Nationalbank habe im Frühling 
die Zinsschraube heftig ange 
zogen. Danach konnte sie ihren 
geldpolitischen Kurs halten im 
Gegensatz zur Europäischen 
Zentralbank (EZB), die seit En 
de April schon dreimal die Zin 
sen erhöhen musste. 
Mit der nachlassenden Wirt 
schaftsdynamik gibt es laut 
Acket immer weniger Grund für 
die SNB, massiv an der Zins 
schraube zu drehen. «Ich er 
warte am Freitag eine Zinser 
höhung von höchstens 25 Ba 
sispunkten.» Es sei aber auch 
durchaus möglich, dass nichts 
passiere. 
Etwas anders sieht dies die 
Credit Suisse: Die Teuerung sei 
vor allem durch die höheren 
Ölpreise angeheizt worden, sagt 
Metzler. Die Hauptaufgabe der 
Nationalbank bestehe aber 
nicht darin, die Ölpreisentwick- 
lung zu bekämpfen. 
Neues 
Forschungs 
center 
Der Roche-Konzern hat am 
Dienstag in Basel sein neues 
Pharma-Forsehungsgebäude 
eingeweiht. In dem von den 
Basler Architekten Herzog 8 de 
Meuron gestalteten 150-Millio- 
nen-Bau werden 280 Chemiker 
und Biologen tätig sein. Der 
Neubau an einem der Eckpunkte 
des Roche-Areals fällt auf durch 
seine transparente Glasfassade. 
Damit trugen die Architekten 
dem Auftrag Rechnung, für die 
Forschenden eine helle, optimi 
stische Atmosphäre und ein 
Klima der Inspiration und der 
Kommunikation zu schaffen. 
Schäften tief. Der Gesamtar 
beitsvertrag mit der Migros bei 
spielsweise muss noch ausge 
handelt werden. Streitpunkte 
sind vorab die individuelle 
Lohnerhöhung und die Teilzeit 
beschäftigung. Die Leistung al 
ler Beschäftigter müsse glei- 
chermassen honoriert werden, 
betonte Robert Schwarzer, Ge 
neralsekretär der Gewerkschaft 
Verkauf, Handel, Transport, Le 
bensmittel (VHTL). Er hoffe 
jetzt auf ein «anständiges An 
gebot» seitens der Migros. 
Die Migros habe eine Lohn 
erhöhung zwischen 2,5 und 3,5 
Prozent angeboten, sagte Mi- 
gros-Personalchef John F. Leu- 
enberger, das aber eben indivi 
duell und leistungsbezogen, 
was der VHTL widerstrebt. 
Es gebe neben dem Lohn 
noch andere Bestandteile, die 
zählen, sagte Leuenberger. So 
etwa die Sozial- und Neben 
leistungen oder die Ausbil 
dungsmöglichkeiten, die für 
den Detailhandel überdurch 
schnittlich seien. Die Migros ist 
derzeit der prominenteste Fall 
in der Lohndiskussion. Es gebe 
in der Branche aber noch 
«schwarze Schafe, die lausige 
Löhne zahlen und die keinem 
GAV unterstehen», sagte 
Schwarzer. Er könne sich vor 
stellen, dass der Arbeitskampf 
an Härte zunehmen werde. 
NACHRICHTEN 
Nokia erwartet 
auch für 2003 
Umsatzplus 
HELSINKI: Der finnische 
< Mobiltelefon-Hersteller No 
kia hat seine Prognosen für 
' ein starkes Umsatzwachs 
tum auf das Jahr 2003 aus 
gedehnt. Die ursprüngliche 
Prognose eines Wachstums 
von 25 bis 35 Prozent bis 
5 Ende 2002 sei auf das da 
rauf folgende Jahr ausge 
weitet worden, teilte Nokia 
gestern in Helsinki mit. 
Arbeitslosigkeit 
In der Eurozone 
gesunken 
< LUXEMBURG: Die Arbeits- 
< losenrate der Eurozone ist 
! im Oktober auf 8,9 Prozent 
: gefallen, nach 9,0 Prozent 
im September. Erstmals seit 
Mai 1992 lag sie damit un 
ter 9,0 Prozent. Dies teilte 
Eurostat (EU-Amt filr Sta- 
: tistik) gestern mit. 11,6 Mil 
lionen Menschen dürften im 
; Oktober arbeitslos gewesen 
i sein. Ein Jahr zuvor, im Ok 
tober 1999, hatte die Ar 
beitslosenrate der Eurozone . 
noch bei 9,7 Prozent gele 
gen. 
' 
•; RTL-Group 
steigt Ins Banner* 
Geschäft ein 
ZÜRICH: Der Medienriese 
RTL-Group hat beim 
? Schweizer Internet-Ver- 
! markter Banner.ch eine Be 
teiligung von 45 Prozent er 
worben. Dem Online-Wer- 
bemarkt wird eine glänzen- 
( de Zukunft vorausgesagt - 
; nicht zuletzt dank crossme- 
: dia. Gegenwärtig bläst der 
i ganzen Internetbranche 
weltweit ein rauher Gegen 
wind ins Gesicht Dennoch 
rechnet Banner.ch-Chef 
! Sven Wenger bei der Inter- 
■ net-Werbung in der 
Schweiz mit einem Markt 
wachstum von gegenwärtig 
30 Mio. Fr. auf 252 Mio. Fr. 
im Jahr 2005. 
I Gewinnwarnung 
I bei Vögele 
; PFÄFFIKON: Die Modegrup- 
■ pe Charles Vögele korrigiert 
ihre Gewinn- und Umsatz 
prognosen fiir das laufende 
> Jahr nach unten. Der Rein- 
' gewinn werde zwischen 80 
Mio. und 90 Mio. Fr. betra- 
; gen nach 103 Mio. Fr. im 
Voijahr, schreibt Vögele am 
Dienstag. Im August hatte 
die Holding mit Sitz in 
i Pfäffikon SZ noch mit ei 
nem Gewinnzuwachs pro 
< Aktie von 30 Prozent ge- 
i rechnet. Auslöser fiir die 
nun ausgesprochene Ge- 
winnwarnung seien «die 
aussergewöhnlich lang an 
haltenden milden Herbst- 
• temperaturen», die bei den 
Kunden zu einem zurück 
haltenden Kaufverhalten 
; führten. An der Schweizer 
Börse SWX war der Handel 
mit Vögele-Aktien am 
! Dienstagmittag auf Antrag 
: des Unternehmens vor der 
Verbreitung der Mitteilung 
ausgesetzt worden. 
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VP BANK FONDSLEITUNG AG 
9490 Vaduz • Schmedgass 6 
Geldmarktfonds 
VP Bank Geldmarktfonds 
Schweizer Franken 
Euro 
US-Dollar 
Obllnatlonenfonds 
CHF 1'045.29 
EUR 1'073.71 
USD 1'229.36 
VP Bank Obligationenfonds 
Schweizer Franken 
Euro 
US-Dollar 
Aktlenfonds 
CHF 997.58 
EUR 1'021.55 
USD 1'074.05 
VP Bank Aktienfonds 
Schweiz 
Euroland 
USA 
Japan 
Gemischte Fond» 
CHF 1*131.20 
EUR 1*210.70 
USD 946.15 
JPY 77'330 
VP Bank Anlagezielfonds für Stiftungen 
Schweizer Franken CHF 
Euro EUR 
Ausgabe-'/Rücknahmepreise per 5.12.2000 
'plus Kommission 
VP Bank Fonds - Die Alternative 
1'005.76 
1'023.24 
Gerne stehen Ihnen die Kundenbetreuer der VP Bank, 
unter der Telefonnummer +423 / 235 66 55 für 
Fragen zur Verfügung. 
Zeba-Streik: Erfolg macht 
Gewerkschaften Mut 
Auseinandersetzung um Mindestlöhne und Reallohnerhöhungen 
ZÜRICH/BASEL: Der Ausgang 
des Lohnkampfes bei der 
Zentralwäscherei in Basel (Ze- 
ba) macht den Gewerkschaf 
ten Mut. Denn bei den Lohn 
verhandlungen stehen noch 
harte Auseinandersetzungen 
an. Die Arbeitgeberseite gibt 
sich indes gelassen. 
In Basel haben die Beschäftig 
ten der Zentralwäscherei ihre 
Forderungen durchgesetzt: 
Nach einem Streik und einem 
Verhandlungsmarathon ver 
zichtet die Unternehmens 
führung auf die geplante mas 
sive Lohnkürzung. Am Diens 
tag sind die Zeba-Leute ihrer 
Arbeit wieder wie gewohnt 
nachgegangen. 
Den Gewerkschaften gibt 
dieser Erfolg Auftrieb. «Der Fall 
Zeba hat Signalwirkungen für 
andere Lohnverhandlungen», 
sagte Serge Gaillard, Sekretär 
des Schweizerischen Gewerk 
schaftsbundes (SGB) auf Anfra 
ge. Der Streik in Basel habe 'ge 
zeigt, dass es sich lohne, sich 
zu wehren. 
Aus Gewerkschaftssicht steht 
derzeit noch einiges im Argen: 
Die Leute sollen Teuerungsaus 
gleich erhalten, sie sollen real 
mehr Geld verdienen. Besonde 
res Augenmerk richten die Ar 
beitnehmervertreter auf die 
Mindestlöhne. Sie sollen nicht 
weniger als 3000 Franken be 
tragen. Nach Jahren der Rezes 
sion müsse nun für das Selbst 
verständliche gekämpft wer 
den, sagte Gaillard. Trotz Auf 
schwung sei es nicht zu Real 
lohnerhöhungen gekommen - 
und dies bei teilweise unan 
ständigen Managerlöhnen. «Die 
Leute wollen jetzt auch profi 
tieren», ist Gaillard überzeugt. 
Als besonders skandalös 
werden die Löhne in einzelnen 
Branchen - vorab dem Gastge 
werbe, dem Detailhandel oder 
dem Reinigungsbereich- ge- 
, wertet. Hier würden Löhne be 
zahlt, die auch bei Vollbeschäf 
tigung nicht existenzsichernd 
seien. Der Staat subventioniere 
f ajso indirekt über die Sozialhil- 
■ fe die Unternehmen, argumen- 
; tferen die Arbeitnehmervertre- 
t<ir. 
Teilerfolge erzielt 
i i Bei den Tiefstlöhnen sind 
• zwar inzwischen einzelne 
i Teilerfolge erzielt worden: Im 
Gastgewerbe bekommen die 
Beschäftigten 100 Franken 
mehr Lohn, die Migros sicherte 
auf Druck der Öffentlichkeit 
Löhne von 3300 Franken zu. 
Bei Coop und bei Globus sind 
Löhne über 3000 Franken auf 
gutem Weg. 
' Dennoch ist der Graben zwi 
schen Arbeitgeber und Gewerk-
	        

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