Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE 
Freitag, 1. Dezember 2000 3 
Gute Lehrer - gute Schüler? 
Im Senioren Kolleg referierte Prof. H. Keller zu «Was ist gut an guten Lehrern?» 
Das Senioren Kolleg 
Liechtenstein bringt mit 
ausgezeichneten Referen 
ten einen breitgefächerten 
Themenkreis zu einem in 
teressierten Publikum. Dr. 
Heinrich Keller, Professor 
für Mittelschulpädagogik 
an der Universität Zürich, 
beleuchtete das Thema 
«Was ist gut an guten 
Lehreren?» mit For 
schungsergebnissen vom 
Max-Planck-lnstitut. 
Theres Matt 
«Die Lehrtätigkeit ist ein. for 
dernder und dadurch hochin 
teressanter Beruf» sagte Prof. 
Keller, der selbst an Gymnasien 
Deutsch und Englisch unter 
richtete. Die zweite Hälfte sei 
ner Tätigkeit lag im Bereich 
künftiger Lehrer. «Auf Staats 
kosten konnte ich über das 
nachdenken, was ich vorher 
falsch machte, zugleich Lehrer 
in ihren Beruf einführen», führ 
te er aus - und betonte: «Lehrer 
sind besser als ihr Ruf». Was ein 
guter Lehrer, eine gute Lehrerin 
ist, wisse irgendwie ein jeder 
und irgendwie keiner. Un 
glaublich lange sei man zur 
Schulc gegangen - «12 000 bis 
15 000 Lektionen gehen an nie 
mandem spurlos vorbei» sagte 
er. 
Seriöse Forschung 
Die besonders in Amerika be 
triebene Forschung sei gewal 
tig, betonte der Referent. Sie 
beziehe sich auf die Rolle, die 
das Lehren auf das Lernen aus 
übe, wie auch auf die Bedeu 
tung der Person des Lehrers für 
das Lernen. Mit ansprechenden 
Beispielen verdeutlichte Prof. 
Keller eine aus den vielen erar 
beiteten Gesetzmässigkeiten: 
Die von einer auf drei Sekun 
den verlängerte Wartezeit auf 
eine Frage bewirke, dass 
Schüler beginnen, sich länger 
zu äussern, interessierter mit 
denken, Passive sich stärker be 
teiligen, weniger falsche Ant 
worten geben. 
Das Selbstvertrauen der 
Am gestrigen Seniorenkolleg durßen die Organisatorinnen Resi Meier (links) und Berty Malin (rechts) Heinrich Keller, Professorfiir Mit- 
telschulpädagogik an der Universität Zürich, begrüssen. (Bild: bak) 
Schüler werde gestärkt, Prü 
fungsleistungen würden besser. 
Positiv auch für den Lehrer, je 
doch dem in Industrieländern 
gewohnten Ein-Sekunden- 
Rhythmus sei schwer beizu- 
kommen. 
Die Forschung hat den guten 
Lehrer nicht eindeutig identifi 
ziert. Es sind nicht ein, zwei 
Merkmale bekannt, die ihn aus 
machen, doch sie hat den güten 
Lehrer deutlich umrissen. Der 
gute Lehrer ist kein abgehobe 
nes Ideal mehr, sondern eine 
durch Forschung ermittelte 
Realität. Das verlässliche Wis 
sen der Forschung müsste in 
manchen Bereichen Folgen ha 
ben, sagte der Redner. 
Lehr-Kompetenzen - 
Lern-Resultate 
Auf Seite der Lehr-Kompe 
tenzen führte der Referent 
Sachwissen, Management, Me 
thodik, Diagnose auf. Die Lern- 
Resultate verweisen kognitiv 
auf Leistungszuwachs und Leis 
tungsausgleich, affektiv/sozial 
auf Befindlichkeit, Entwicklung 
der Motivation und das Klima. 
Die Forschung interessiere: 
«Welche Ausprägungsgrade der 
vier Lehr-Kompetenzen erbrin 
gen welche Lern-Resultate?» 
und suche Anwort auf die Prä 
ge nach den Expertenlehrern, 
die über die vier Hauptkompe 
tenzen verfugen, jedoch die ho 
he Qualität der Lern-Resultate 
keineswegs durch ein einheitli 
ches Muster unterrichtlichen 
Wissens und Handelns errei 
chen, sondern stark persönlich 
geprägtes Unterrichts-Grund- 
muster aufweisen. Lehrer kön 
nen also auf sehr verschiedene 
Art «gut» sein. ' 
Prof. Keller ging auf die sta 
tistischen Befunde ein, führte 
in einem Punkt aus: «Die Leis 
tungsfähigkeit einer Klasse ist 
die Folge, aber auch die Vor 
aussetzung der Unterrichtsqua 
lität. Erfolgreicher bzw. erfolgs 
armer Unterricht ist somit nicht 
einfach Verdienst oder Schuld 
des Lehrers. Am Ergebnis der 
Unterrichtsarbeit ist der einzel 
ne Schüler konstruktiv betei 
ligt, und zwar zu mehr als 50 
Prozent!». 
Interessant und aufschluss 
reich sind viele vom Referenten 
in Gymnasien erhaltenen Aus 
sagen, die sich oft mit den For 
schungsergebnissen decken. 
Schüler entpuppten sich als 
Unterrichts-Profis. 
Die anschliessend rege be 
nutzte Fragezeit ergab weitere 
Erkenntnisse rund um den 
«Schulbetrieb». Eine vom Refe 
renten erstellte Forschungslite 
ratur-Liste zum Thema des 
«guten» Lehrers ermöglicht 
weiteren Aufschluss. 

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„Gemeinsam 
die Heimat 
mitgestalten." 
Markus Büchel, Ruggell 
FBP-Kandidat für dio LandtngswaMen 2001 
NACHRICHTEN 
Aussenministerin 
In Wien 
VADUZ: Auf Einladung der 
österreichischen Aussenmi 
nisterin Benita Ferrero- 
Waldner reist Regierungs- 
rätin Andrea Willi am 1. De 
zember 2000 nach Wien. 
Für das Arbeitsgespräch der 
beiden Aussenministerinnen 
ist ein Gedankenaustausch 
vorgesehen zu den Bezie 
hungen zwischen Österreich 
und Liechtenstein, zu Fragen 
der europäischen Integration 
sowie über die Zusammen 
arbeit in internationalen Or 
ganisationen, insbesondere 
in der Organisation für Si 
cherheit und Zusammenar 
beit in Europa (OSZE), in der 
Österreich dieses Jahr den 
Vorsitz innehat, und im 
Europarat, in dem Liechten 
stein ab Mai 2001 fiir sechs 
Monate den Vorsitz über 
nehmen wird. Der Besuch 
dient der Pflege der Bezie 
hungen der beiden Länder. 
Anlässlich ihres Besuches in 
Wien wird Regierungsrätin 
Andrea Willi ebenfalls zu ei 
nem Gespräch mit dem fiir 
Kultur zuständigen Staatsse 
kretär Franz Morak zusam 
menkommen. (paß) 
Advent* 
fensteraktlon 
ESCHEN: Auch heuer findet 
in Eschen wieder die Ad 
ventsfensteraktion, organi 
siert vom Elternverein 
Eschen, statt. Ganz in der 
Tradition der Weihnachts 
kalender, bei denen sich je 
den Tag im Dezember ein 
Türchen öffnet, werden im 
ganzen Dorf weihnachtlich 
dekorierte Fenster aufleuch 
ten: Täglich werden eines 
oder mehrere dazukommen. 
Bis zum 24. Dezember wer 
den die geschmückten Fens 
ter ein festliches Bild abge 
ben, welches zu einem be 
sinnlichen Spaziergang ein 
lädt. Wer wissen möchte, 
wo an welchem Tag ein 
Licht aufgeht, kann sich an 
den Teilnehmerlisten orien 
tieren, welche in den Ge 
schäften und der Post in 
Eschen aufliegen. (Eing.) 
RliKLAMIi 
Grosse Komplikationen 
von Patek Philippe 
PATEK PHILIPPE 
GENEVE 
Beginnen Sie 
eine eigene Tradition. 
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IM 2INTRUM ■ OIR KUNST 
HUBER 
UHREN SCHMUCK 
VADUZ LIECHTENSTEIN ■ LECH AM ARLBEflQ 
Sonderausstellung in Vaduz 17.-27. November 2000. 
1086 Richtlinien umgesetzt 
Zwischenbericht der EFTA-Überwachungsbehörde 
Die EFTA-Überwachungs 
behörde hat am 22. November 
20Q0 ihren aktuellen Zwi 
schenbericht über den Umset- 
zungsstatus von Richtlinien in 
den EFTA-Staaten (Single 
Market Scoreboard EFTA Sta 
tes No 7) veröffentlicht. Dieser 
Zwischenbericht berücksich 
tigt unter anderem die Bih- 
nenmarkt-Richtlinien, welche 
mit Stichtag 15. Oktober 2000 
im EWR-Abkommen enthal 
ten waren (1361 Richtlinien). 
Ausserdem befasst sich dieser 
Bericht mit allen Richtlinien 
des EWR-Abkommens und 
zeigt detailliert auf, bei wel- 
chjen Richtlinien Vertragsver 
letzungsverfahren eingeleitet 
wurden. 
Von den 1361 Binnenmarkt- 
Richtlinien sind 1124 in 
Liechtenstein anwendbar. Für 
die übrigen 237 bestehen ent 
weder Übergangsfristen oder 
Anpassungen oder sie sind gar 
nicht umzusetzen. Liechten 
stein konnte zum Zeitpunkt 
15. Oktober 2000 bereits 1086 
Richtlinien als vollständig 
umgesetzt und 25 Richtlinien 
als teilweise umgesetzt notifi 
zieren. 13 Richtlinien waren 
zu diesem Zeitpunkt noch 
nicht in nationales Recht ein 
geführt. 
Für Liechtenstein ergibt sich 
aufgrund dieser Zahlen eine 
Umsetzungsquote von 97,2 
Prozent, d.h. Liechtenstein hat 
2,8 Prozent der anwendbaren 
1124 Richtlinien noch nicht 
vollständig ins nationale Recht 
umgesetzt. Im Vergleich zu 
Norwegen und Island schneidet 
hier Liechtenstein sehr gut ab, 
haben doch Island mit 5,1 Pro 
zent und Norwegen mit 3,7 
Prozent eine grössere Quote 
von nicht umgesetzten Richtli 
nien zu verzeichnen. Liechten 
stein liegt damit im Vergleich 
mit den 18 EWR-Staaten auf 
Rang 7 hinter Dänemark (1,1 
Prozent), Schweden (1,2 Pro 
zent), Finnland (1,3 Prozent), 
Spanien (1,6 Prozent), Nieder 
lande (2,5 Prozent) und Gross 
britannien (2,7 Prozent), jedoch 
noch vor Österreich und 
Deutschland mit 2,9 Prozent 
bzw. 3,1 Prozent. Auffallend an 
der Umsetzungsquote Liechten 
steins ist, dass sie über die Jah- 
) 
re hinweg kontinuierlich ver 
bessert werden konnte, 
während beispielsweise die 
Umsetzungsquoten von Island 
und Norwegen grösseren 
Schwankungen unterworfen 
sind. 
Das Single Market Score 
board EFTA States wird von der 
EFTA-Überwachungsbehörde 
seit Mai 1998 gleichzeitig mit 
dem Single Market Scoreboard 
der Europäischen Kommission 
herausgegeben. Inhaltlich wer 
den dabei die Wirksamkeit der 
nationalen Umsetzungsmass- 
nahmen (Umsetzungsquoten) 
sowie die von der Überwa 
chungsbehörde eingeleiteten 
Vertragsverletzungsverfahren 
aufgeführt. 
Der Zwischenbericht der EF 
TA-Überwachungsbehörde ist 
im Internet unter www.efita.int 
einzusehen und kann direkt bei 
der EFTA-Überwachungsbehör- 
de bestellt werden (Tel. 
+32/2/286 18 61). Fragen kön 
nen zudem an die Stabsstelle 
EWR gerichtet werden (Tel. 
+423/236 60 37; E-Mail: 
eea.coordinationcenter@sewr.l 
lv.li). (pafl)
	        

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