Liechtensteiner VOLKSBLATT
LAND UND LEUTE
Dienstag, 28. November 2000 7
«Mein Weg ist anders!»
Sr. Mathild Frick, Ordensfrau: Serie «Tag für Tag» von Dagmar Oehri
Das Aufstehen ist bei uns in
dividuell. Die Gemeinschaft
trifft sich um 6 Uhr 30 in der
Kapelle. Bei meinem Eintritt war
es noch 4 Uhr 45. Daran habe
ich mich nie gewöhnt. Oft habe
ich in der Kirchenbank an mir
heruntergeschaut, ob ich auch
alles anhabe:
1958, mit 19 Jahren, bin ich
ins Kloster St.Elisabeth
eingetreten. Zuvor machte ich
dort die Handelsschule. Ich war
ein unmöglicher «Saugoof»,
führte mich so auf, dass die we
nigsten glaubten, dass ich selbst
einmal ins Kloster gehen könn
te. «Wenn die einmal Klosterfrau
wird, werde ich Papst!», sagte
eine meiner damaligen Lehre
rinnen.
Mit 17 habe ich meinen
Abschluss gemacht und
wollte einfach glücklich werden,
wie jedes normale Mädchen.
Am Anfang dachte ich an einen
Haufen Kinder. Mein Spruch
war immer: «Sechs Buben, der
Rest Mädchen». Plötzlich spürte
ich - nein, mein Weg ist anders!
Eigentlich habe ich das schon
während meiner Schulzeit ge
merkt und mir die Schwestern
daraufhin genau angeschaut:
Geht es ohne Kompromiss, kann
man mit dem Herrgott allein
glücklich werden?
Zuerst arbeitete ich zwei
Jahre bei meinem Papa
auf dem Büro - meine Eltern
wollten nicht, dass ich das Ge
fühl habe, ich hätte etwas ver-
passt. Als mein Entschluss ins
Kloster zu gehen im Dorf be
kannt wurde, bekam meine
Mutter die Adresse eines Psy
chiaters. Ich habe es aber nie be
reut. Ich würde denselben Weg
wieder gehen.
Nach dem Noviziat studier
te ich Sckundarlehrerin
an der Uni Fribourg. In den
Fächern Deutsch, Englisch, Ge
schichte, Pädagogik und Psy
chologie. Ich habe 26 Jahre an
unserer Schule unterrichtet,
praktisch alles ausser Turnen,
Singen, Handarbeiten und
Zeichnen, und war sehr gerne
Lehrerin. Nicht im Sinne einer
Ihr Glück hat Sr. Mathild Frick, 61 (links), schon lange beim Herrgott gefunden. Als Logotherapeutin hilft
sie Menschen, die noch auf der Suche sind - nach dem Lebenssinn, und damit oft auch nach Glück...
Stoffvermittlerin, sondern im
mer mit dem Menschen im Mit
telpunkt. Die Probleme an
schauen, die ihn plagen, das war
mir wichtig.
Ob mir der Verzicht auf Fa
milie schwergefallen ist?
Denke ich an meine Schulzeit,
so durfte ich vielen Kindern
Mutter sein, die in dieser Hin
sicht etwas zu kurz kamen. Eine
ganze Reihe von ihnen kommt
mich heute noch besuchen, jetzt
schon mit ihren eigenen Kin
dern. Ausserdem wäre es für
mich komisch gewesen, hoch
feierlich durch ein Gelübde auf
die Ehe zu verzichten - und es
kostet mich nichts. Als ob ich
jemandem einen Plunder als
kostbares Geschenk einpacken
würde. Ich habe dem Herrgott
aber oft all die Kinder und En
kelkinder «gebracht», die ich
hätte haben können. Ich schaue
ganzer
Kraft für
Liechtenstein."
Otmar Hasler, Gamprin-Bendern
FBP-Repierunascbefkanc.cat 'n' die L.inat.^-^'.ur:
es als normal an, dass ich diese
Empfindungen als Frau habe.
Als ich 1992 in die Pro
vinzleitung gewählt wur
de, musste ich mit der Schule
aufhören; zu dieser Aufgabe
gehört auch viel Büroarbeit. Die
Provinzleitung der «Anbeterin
nen des Blutes Christi» ist für die
geistige Weiterbildung aller
deutschsprachigen Schwestern
unserer Kongegration zustän
dig. Das bedeutet, dass Spiritua
lität nicht nur ein trockenes
Wort bleibt, sondern im Alltag
greift. Es soll uns bewusst wer
den, dass das Blut Christi erlöst
- und dass wir diese Erlösung
auch anderen Menschen brin
gen können. Jch denke an die
Kirche, an deren innere Spal
tung, ans Erzbistum, an die Po
litik, an so Verschiedenes. Ich
brauche nur die Zeitung aufzu
schlagen: Meine Güte, wieviel
Ablehnung ist dahinter, wieviel
Fremdenhass haben wir in un
serem Land! Oder die Jugendli
chen, das ganze Rowdy-Wesen.
Wo führt das hin, woher kommt
es, wie könnte man denen hel
fen? Wir versuchen, zum Bei
spiel in der Kirche, nicht einfach
stur gegen Erzbischof Haas zu
sein, weil er der Erzbischof ist.
Wir versuchen zu unterscheiden
zwischen seiner Person und
Handlungen, denen wir nicht
zustimmen können - und eine
ganz klare Linie einzunehmen.
In anderen Bereichen versuchen
wir die Menschen durch persön
liche Gespräche, durch unsere
Kurse, unser Programm der
Evanßelisation in der Erwachse
nenbildung anzusprechen. Wir
wollen nicht in erster Linie den
Kopf ansprechen, sondern den
Glauben erfahren lassen und
das Herz treffen. Wir haben
Leute mit verschiedenen Charis
men:' Sr. Regina zum Beispiel
malt sehr schöne Bilder, oft mit
religiösem Inhalt, eine andere
Schwester macht den Text dazu.
Das spricht einen gewissen Kreis
von Leuten an. Ich mache es in
der Logotherapie nach Viktor
Frankl. Meine Idee war, den im
mer zahlreicher werdenden
Menschen, die Schwierigkeiten
haben und Rat suchen, besser
helfen zu können. Viktor Frankl
hat mir sehr entsprochen. Er war
in vier Konzentrationslagern,
hat alle überstanden und kam
ohne Hass heraus. Das hat mir
bewiesen, dass es möglich ist, so
zu leben. Der Geist befähigt den
Menschen Abstand zu nehmen,
Stellung zu nehmen, wie er auf
sein Schicksal reagieren will -
er ist nicht ausgeliefert! Was
mich ebenfalls von Anfang an
faszinierte, war seine Aussage,
dass es keine Situation gibt, in
der kein Sinn ist. Heute gibt es
so viele Menschen, die keinen
Sinn mehr im Leben haben. Die
Logotherapie kann ihnen den
Sinn nicht geben, aber helfen,
ihn zu finden. Letztes Jahr habe
ich die Theorie abgeschlossen.
Ich bin in der Supervision, habe
ein paar Patienten - und ich
muss die Leute nicht suchen. Ich
könnte mehr haben, als ich
möchte. Es ist eine schöne Auf
gabe. Neben fünf Stunden The
rapie pro Woche arbeite ich
ziemlich viel am Computer und
in der Erwachsenenbildung. Für
letzte Woche hatte ich mit Franz
Jehle den Kurs, «Das Glück liegt
auf der Strasse», geplant. Es ka
men zu wenig Anmeldungen.
Wir machen bewusst auch mu
sische Sachen, z.B. Adventsge
stecke an zwei Abenden. Bei de
nen geht es vor allem darum,
dass die Leute sich Zeit nehmen,
ihre Kreativität zu entdecken.
Wieder spüren, was sie selber
können. Ich weiss, dass viele
Leute draussen um eine halbe
Stunde Ruhe kämpfen. Wir be
kommen sie jeden Tag hausge-
liefcrt: Wir haben das Recht,
eineinhalb Stunden pro Tag zu
beten. Jede Schwester kann sich
die Zeit nehmen und den Ort
wählen, wo es ihr am besten
geht. Im Zimmer, in der Kapelle,
in den zwei kleinen Andachts
räumen, im Freien. Wir können
lesen, den Rosenkranz beten -
einfach das tun, was uns näher
zu Christus bringt. Das ist kein
Müssen, sondern ein echtes
Dürfen und deshalb ein grosses
Geschenk. In der Kapelle treffen
wir uns mindestens dreimal am
Tag. Zur «Laudes» am Morgen,
kurz vor Mittag und um 17 Uhr
45 zur Eucharistiefeier. Die ist
für uns das Zentrum des Tages:
Wir dürfen jeden Tag das Blut
Christi trinken.
Die Abende verbringen wir
mit Lesen, Gesell
schaftspielen, Reden, Fernsehen,
Musizieren. Ich lese viel, im Mo
ment ein Buch des Benedikti-
ncrmönchs Anselm Grün oder
natürlich Fachbücher zur Logo
therapie. Bettruhe ist bei uns in
dividuell. Ich gehe relativ früh,
die einen sagen mit den Hüh
nern, und beschliesse meinen
Tag mit einem Gebet.
Wünsche für die Zukunft?
Dass ich bald einmal wie
der ganz gesund bin, um wieder
voll schaffen zu können; dass
wir wieder junge Schwestern
bekommen. Ich spüre grad, ich
habe gar nicht so viele Wün
sche. Doch - ich würde gerne
unseren Schwestern in Kroatien
und Bosnien beim Wiederauf
bau helfen - da könnte ich Mil
lionen brauchen. Für's Land
wünsche ich mir, dass wir mit
unserem Fürst, oder er mit uns,
wieder besser zu Rank kommen;
für die Politik, dass man nicht
einfach dagegen ist, weil es von
der anderen Seite kommt. Aber
sonst? Wenn alle so . glücklich
wären wie ich, wäre es um unse
re Welt besser bestellt.
Einblick in die Waldarbeit
Waldtag Schaan - Vaduz vom 2. Dezember 2000
Am Samstag den 2. Dezember
2000 findet von 10-16 Uhr
der Waldtag der Forstverwal
tungen Schaan und Vaduz
statt. Ausgangspunkt zu die
sem Rundgang ist der Parkplatz
bei der Stein-Egerta in Schaan.
Der Weg ist jedoch auch vom
Tennisplatz in Vaduz und vom
Tennisplatz Schaan markiert.
An diesem Tag geben die beiden
Forstbetriebe Einblick in ihre
Arbeit im Wald und erklären
Probleme und Anliegen des
Waldes und der Waldwirtschaft.
Aber auch gesellige und kulina
rische Bedürfnisse kommen
nicht zu kurz. Auf seinem Weg
vom Himmel zu den Kindern ins
Dorf legt der Nikolaus mit sei
nem Gehilfen Krampus einen
Zwischenhalt im Wald ein und
bringt Nüsse, Mandarinen und
sonst noch allerhand mit.
Was gibt es zu sehen? Zum
Beispiel alles über die Eibe: Die
Eibe ist im Wald eine sehr selten
gewordene Baumart und
benötigt spezielle Aufmerksam
keit, um ihr Weiterbestehen zu
garantieren. Wir geben Ihnen ei
nige Erklärungen über die Eibe,
ihr Holz, ihre Früchte und räu
men auch einige Vorurteile aus
dem Weg.
Natürlicherweise wären unse
re Wälder in tieferen Lagen mit
Laubholz bestockt. Diese Laub
holzbestände brauchen spezielle
Pflege und Hege, damit sie mög
lichst einen hohen Anteil an
Wertholz produzieren. Anhand
einer Durchforstung zeigen wir
Ihnen, auf was wir bei der
Durchforstung achten, was aus
diesem Holz passiert. Versuchen
auch Sie in einem Teil des Wal
des eine Durchforstung anzu
zeichnen.
Energieholz
Hier erklären wir Ihnen die,
verschiedenen Sortimente von
Energieholz, die auf dem Markt
sind. Mit dem Bau von Hack-
sclinitzelheizungen haben ver
schiedene Gemeinden einen
wichtigen Schritt in Richtung
erneuerbare Energien gemacht.
Wie diese Hackschnitzel mit ei
nem Grosshacker hergestellt
werden, erleben Sie an einem
zweiten Posten. Dass bei der
Holzernte Bäume gefällt werden
ist klar. Wie sie aber gefällt
werden, wissen noch die wenig
sten. Hier demonstrieren und
erklären Ihnen Facharbeiter den
genauen Ablauf beim Fällen ei
nes grossen Baumes. Ungefähr
alle 20 Minuten finden diese
Demonstrationen statt. Auch ei
nige Spiele dazwischen fehlen
nicht. ,
Aber Achtung! Wir sind im
Wald, also Sackmesser nicht
vergessen. Der Parcours ist mar
kiert und kann selbst abgelaufen
werden. An den jeweiligen Pos
ten stehen dann Mitarbeiter der
Forstbetriebe bereit, um alle Ihre
Fragen zu beantworten. Der Par
cours ist für Familien mit Kin
derwagen gut geeignet. Der
Waldtag findet bei jedem Wetter
statt.
Auf Ihren Besuch freuen sich
die Gemeindeforstverwaltungen
Schaan und Vaduz.
Datenschutz
bei Volkszählung
wirklich
garantiert?
Das Amt für Volkswirtschaft
hat letzte Woche eine wichti
ge Mitteilung bezüglich der
Volkszählung 2000 an alle
Haushalte in Liechtenstein
geschickt, unter anderem mit
dem Vermerk 'Das Statis
tikgesetz garantiert den Da
tenschutz». Von Garantie
kann wohl kaum die Rede
sein, wenn man weiss, dass
jeder durchschnittliche Com
puterhacker in der Lage ist,
in solche Dateien einzudrin
gen und sich die gewünsch
ten Informationen zu besor
gen. Nachweislich ist nicht
einmal das Pentagon vor sol
chen Angriffen sicher.
Zudem hat das dilettanti
sche Verhalten unserer Re
gierung und Behörden in ver
schiedenen Bereichen in den
letzten Monaten wohl kaum
zur Vertrauensbildung in der
Bevölkerung beigetragen. Ist
dies ein weiterer Versuch,
das Volk für blöd zu verkau-
i fen? Elmar Frick, Balzers
: Diskussion um
| Schülertransport
in der letzten
Landtagssitzung
Gerne möchte ich folgende
Fragen stellen:
• Warum steigen die Kosten
im Schülertransport in
Liechtenstein um 70.3 °/o?
(Kosten Schülerverkehr pro
km 14.72 Franken) / Dazu
im Vergleich kosten Linien
verkehr pro km 5.87 Fran
ken)
• Ich möchte wissen, warum
ein österreichisches Busun
ternehmen in Liechtenstein
Schülertransporte ausführt
und liechtensteinische Unter
nehmen ihre Busse zu Hause
lassen müssen?
• Warum wird im Budget
voranschlag der Liechtenstein
Bus Anstalt auf Seite 13 Po
sition Schülerverkehrskosten
eine Quersubventionierung
zwischen Linienverkehr und
Schülerverkehr zugegeben?
Aber auf der anderen Seite
wurde bei der Vergabe des
Schülerbusses 1997 der Zu
schlag von... Franken (?)
dem Postautodienst St. Gal
len erteilt. Sind unsere Land
tagsabgeordneten informiert,
dass ein Schreiben der EFTA-
Überwachungsbehörde vom
Februar 2000 vorliegt und
bestätigt, dass bei der Aus
schreibung des Schülerver-
kejirs gravierende Fehler ge
macht wurden? Und von der
UE-BUS AG eine Schadens
ersatzklage gegen das auszu
schreibende Amt eingereicht
wurde?
Unternehmer Mario Schädler,
Schaan
PS: Wir sind ein kleines Fa-
milienuntemehmen und wür
den uns freuen, dem Lande
Liechtenstein eine Dienstleis
tung anbieten zu können.
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