Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

28 Montag, 27. November 2000 
LETZTE SEITE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
NACHRICHTEN 
Alkohol- und 
Drogenkontrollen 
in Vorarlberg 
DORNBIRN/BREGENZ: Im 
Rahmen einer «Aktion 
scharf» hat die Verkehrspo 
lizei im Raum Dombirn und 
Bregenz in der Nacht'auf 
Sonntag 400 Fahrzeuglen 
ker kontrolliert. Zwölf Fah 
rer waren alkoholisiert, drei 
hatten Haschisch und Ecsta 
sy konsumiert. Die Polizei 
stoppte zudem zwei Män 
ner, die auf der B 203 zwi 
schen Hohenems und Lus- 
tenau ein Autorennen ver 
anstalteten. Einer der 
«Rennfahrer» war alkoholi 
siert. Beide mussten ihren 
Führerschein abgeben. 
Mindestens 21 
Tote bei Schiffs 
untergang 
RIO DE JANEIRO: Beim 
Untergang eines Passagier- 
schiffes sind am Samstag in 
einem Urwald-Fluss im 
Norden Brasiliens vermut 
lich mindestens 21 Men 
schen ums Leben gekom 
men. Aus dem Fluss Soli 
moes im Bundesland Ama- ■ 
zonia wurden nach Medien 
berichten zunächst drei Pas 
sagiere tot geborgen. Rund 
20 Stunden nach dem Un 
glück würden aber zudem 
immer noch mindestens 18 
Fahrgäste vermisst. 47 Pas 
sagiere wurden nach dem 
Untergang vor allem von 
der Besatzung eines ande 
ren Schiffes lebend gerettet. 
Die Zahl der Todesopfer 
könne auch weit höher lie 
gen, weil viele sich oft nicht 
in die Liste der Passagiere 
eintragen Hessen, hiess es. 
Die Sucharbeiten sollen 
vorerst fortgesetzt werden. 
Pavarotti in Hotel 
abgewiesen - 
kein Ausweis 
PADUA: Der italienische 
Startenor Luciano Pavarotti 
ist in einem Hotel abgewie 
sen worden, weil er keinen 
Ausweis bei sich hatte. «Big 
Luciano» habe seinen Ohren 
nicht getraut, berichtete die 
italienische Zeitung «Corrie- 
re della Sera» am Sonntag. 
Das Unglaubliche sei in ei 
nem grossen Hotel in der 
norditalienischen Stadt Pa 
dua geschehen. Dort habe 
sich eine Angestellte weder 
von der imposanten Er 
scheinung noch vom gros 
sen Namen beirren lassen. 
«Tut mir leid, ohne Doku 
mente lassen wir nicht ein 
mal den Staatspräsidenten 
ein.» Dabei sei das Zimmer 
bereits im Voraus bezahlt 
worden. «Unglaublich», sag 
te der 65-jährige Pavarotti, 
«ich war in den exklusiv 
sten Hotels der Welt, nie 
mand hat mir je die Tür vor 
der Nase zugeschlagen.» 
St. Gallen: 
Verletzte bei 
Auffahrunfällen 
ST. GALLEN: Auf der Auto 
bahn AI ist es am frühen 
Samstagabend zu zwei Auf- 
fahrunfällen gekommen. Je 
drei Personenwagen waren 
in die Unfälle verwickelt, 
insgesamt fünf Personen 
wurden verletzt. Aufgrund 
des starken Verkehrs ent 
stand ein erheblicher Rück 
stau, weshalb es wenig spä 
ter auf der gleichen Strecke 
erneut krachte. 
Straftat im Fall Joseph bestätigt 
Forschungsinstitut sieht Nachlässigkeit bei polizeilichen Ermittlungen 
SEBNUZ/DRESDEN: Das 
Kriminologische For 
schungsinstitut Nieder 
sachsen hat den Verdacht 
einer vorsätzlichen rechts 
widrigen Straftat im Zu 
sammenhang mit dem Tod 
des sechsjährigen Joseph 
aus Sebnitz bestätigt. 
In einer als streng, vertraulich 
eingestuften Fallanalyse, die 
der Nachrichtenagentur AP 
vorliegt und in deren Besitz 
auch das sächsische Innenmi 
nisterium ist, beruft sich das 
Institut auf umfangreiches Ma 
terial, das von der Familie des 
ermordeten Joseph zur Verfü 
gung gestellt wurde. In ihrem 
Ergebnis kommen die Krimino 
logen zu dem Schluss, dass die 
Ermittlungen der Polizei nach 
der Ermordung von Joseph am 
13. Juni 1997 in einem Freibad 
mit Desinteresse und Unprofes 
sionalität geführt worden seien. 
Im Zusammenhang mit der 
Straftat waren in der vergange 
nen Woche zwei Männer und 
eine Frau aus Sebnitz im Alter 
zwischen 20 und 25 Jahren un 
ter Mordverdacht verhaftet 
worden, zwei von ihnen in 
Braunschweig. Das Institut, das 
im Zusammenhang mit dem 
Verbrechen 15 eidesstattliche 
Joseph Abdulla (rechts) und seine Schwester Diana. Joseph soll 
vor drei Jahren von Rechtsradikalen ermordet worden sei. Die Po 
lizei stellte die Ermittlungen damals ein. Nun wird der Fall neu 
aufgerollt. (Bild: Keystone) 
Versicherungen von Zeugen 
über den Tatablauf untersucht 
hat und sieben Tatverdächtige 
namentlich benennt, kommt zu 
dem Ergebnis, dass in Sebnitz 
eine eingeschworene Gemein 
schaft Ortsansässiger eine 
dumpfe Atmosphäre verbreite. 
Hinzu kämen Fremdenfeind 
lichkeit, ein gemeinschaftlich 
organisiertes Mobbing gegen 
die deutsch-irakischen Eltern 
von Joseph und Angst. Nach ei 
nem Bericht der «Bild am Sonn 
tag» hatte Joseph vor seinem 
Tod geweint und laut um Hilfe 
gerufen. Das Blatt beruft sich 
gleichfalls auf Protokolle von 
Zeugenaussagen. Danach wur 
de das Kind mit den Worten «Du 
Scheiss Ausländer, wenn Du 
jetzt nicht mitkommst, machcn 
wir Dich kalt» beschimpft. Das 
Blatt berichtet weiter, niemand 
der über 200 Erwachsenen habe 
gewagt einzuschreiten, auch die 
Bademeisterin nicht. Sie habe 
sich umgedreht und bei der 
Mitteilung, dass ein Junge 
belästigt werde, geantwortet, 
dass so etwas öfters vorkomme. 
Nach den derzeitigen Ermitt 
lungen wurde Joseph mit einem 
Elektroschocker gequält, dann 
an den Rand eines Schwimm 
beckens gezerrt und schliesslich 
ins Wasser geworfen. Dann sol 
len die drei verhafteten Tatver 
dächtigen gezielt auf dem 
Rücken des Kindes herumge 
sprungen sein. Joseph wurde 
wenig später tot auf dem Boden 
Mindestens 23 Tote bei 
Erdbeben in Aserbaidschan 
Beben hatte Stärke von 6,1 bis 6,3 - Bevölkerung musste im Freien übernachten 
BAKU: Bei einem schweren 
Erdbeben in Aserbaidschan 
sind mindestens 23 Menschen 
ums Leben gekommen. Drei 
Personen, darunter ein sie 
benjähriger Junge, starben 
nach Angaben des Gesund 
heitsministeriums, als Decken 
und Wände einstürzten. 
Mindestens 20 weitere Perso 
nen seien an einem Herzinfarkt 
gestorben. Die Regierung kam 
zu einer Krisensitzung zusam 
men, um über die Lage nach 
dem Erdstoss vom Samstag 
abend zu beraten, der vor allem 
die Hauptstadt Baku getroffen 
hatte. Das Beben hatte eine 
Stärke von 6,1 bis 6,3. In wei 
ten Teilen der früheren Sowjet 
republik brachen die Telefon 
verbindungen zusammen, in 
Baku waren die Strassen mit 
Glassplittern übersät, die 
Strom- und Gasversorgung fiel 
aus. Bei Temperaturen um die 
zehn Grad Celsius verbrachten 
viele Bewohner, die in Haus 
schuhen und Schlafanzügen 
auf die Strasse gerannt waren, 
die Nacht an Lagerfeuern im 
Freien und kehrten erst am 
Sonntag in die Häuser zurück. 
Fast 30 Nachbeben erschütter 
ten am Sonntag die Region. 
Das Zentrum des Bebens vom 
Samstagabend lag nach Anga 
ben der Behörden untel - dem 
Mindestens 49 Tote bei 
Fabrik-Brand in Bangladesch 
Bekleidungsfirma ging in Flammen auf - Opfer sind Frauen und Kinder 
DHAKA: In Bangladesch sind 
am Sonntag bei einem Brand 
in einer Bekleidungsfabrik 
mindestens 49 Arbeiter ums 
Leben gekommen, darunter 
zehn Kinder. Mehr als 200 
Menschen erlitten zum Teil 
schwerste Verbrennungen. Ein 
weiteres Ansteigen der Opfer 
zahlen sei deshalb zu befürch 
ten, hiess es bei der Polizei. 
Nach Medienberichten bargen 
Feuerwehrleute 47 verkohlte 
Leichen aus der Fabrik östlich 
der Hauptstadt Dhaka. Zwei 
der schwer Verletzten starben 
im Spital, viele weitere 
schwebten noch in Lebensge 
fahr. Zum Zeitpunkt des Un 
glücks waren etwa 900 zumeist 
weibliche Arbeiter und Kinder 
in der Spätschicht beschäßigt. 
Nach Angaben der Polizei wur 
de das Feuer durch einen Kurz- 
schluss ausgelöst. Danach hät 
ten sich viele der Arbeiter in 
Panik gegenseitig niederge 
trampelt. Die Fabrik produzier 
te Kleidungsstücke, darunter 
Winterpullover, für den Export 
in westliche Länder. 
des Schwimmbeckens aufge 
funden. 
Initiative der Bundesre 
gierung 
Unterdessen wurde bekannt, 
dass die sächsischen Behörden 
erst nach einer Unterrichtung 
des Bundesinnenministeriums 
im Sommer reagierte. Die Fa 
milie Abdulla hatte sich zuvor 
mit zwei Schreiben an Bundes 
justizministerin Herta Däubler- 
Gmelin und Bundesinnenminis 
ter Otto Schily gewandt. Ein 
Mitarbeiter der Bundesbehörde 
unterrichtete daraufhin das In 
nenministerium in Dresden. 
Der Inspekteur der sächsischen 
Polizei, Helmut Spang, schrieb 
an die Familie Abdullah ebenso 
wie Innenminister Klaus 
Hardraht. Dieser verneinte in 
seinem Brief einen Schwer 
punkt rechtsextremistischer 
Straftaten in Sebnitz. Die 
Stadtratsversammlung appel 
lierte in einer Sondersitzung 
am Samstagabend noch einmal 
an die Bevölkerung mitzuhel 
fen, dass die Umstände des Ver 
brechens aufgeklärt werden. 
Die Arbeit der Medien sei Teil 
dieser Aufklärung, hiess es 
nach der Sitzung, die unter 
Ausschluss der Öffentlichkeit 
stattfand, in einer verbreiteten 
Erklärung. 
Privatflugzeug 
abgestürzt 
VERBIER VS: Ein Privatflug 
zeug ist am Samstagmittag 
oberhalb von Verbier VS in 
Boden des Kaspischen Meers, 
etwa 100 Kilometer nordöstlich 
von Baku. Das amerikanische 
geologische Überwachungs 
zentrum ging jedoch von einem 
Schwerpunkt des Bebens 16 Ki 
lometer südöstlich der Stadt 
aus. Auch in der georgischen 
Hauptstadt Tiflis, rund 500 Ki 
lometer nördlich von Baku, so 
wie im Süden Russlandsund im 
Norden Irans war das Beben zu 
spüren. 
ein Skigebiet abgestürzt An 
Bord der Unglücksmaschine 
befand sich nur der Pilot - er 
starb beim Absturz. Womög 
lich geriet das Flugzeug in 
das Kabel einer Luftseilbahn. 1 
Die Absturzstelle liegt im 
Skigebiet Les Ruinettes auf 
rund 2500 Metern über Meer, 
nur wenige Meter neben der 
Talstation eines Sessellifts, 
der in Betrieb war. Das Flug 
zeug schlug aber ausserhalb 
der präparierten Pisten auf. 
Es gab denn auch keine wei 
teren Opfer. Der Kantonspoli 
zei Wallis lagen am Samstag 
nachmittag Zeugenaussagen 
vor, wonach die Maschine 
um 12.50 Uhr ein Kabel der 
Luftseilbahn Attelas-Mont 
Gend berührte. Dabei wurde 
ein Flügelteil abgerissen und 
das Flugzeug stürzte ab. Die 
Wetterverhältnisse waren 
zum Zeitpunkt des Absturzes 
gut Beim Piloten handelt es 
sich laut der Kantonspolizei 
um einen 74-jährigen Walli 
ser. 
Das Flugzeug war auf dem 
Flugplatz von Bex VD zu ei- 
: nenn Freizeitflug in der Regi 
on Verbier gestartet Das Un 
glücksflugzeug, das vollstän 
dig zerstört wurde, ist eine 
einmotorige Maschine des 
Typs Jodel Sicile (CEA DR 
1051); sie bietet zwei bis drei 
Personen Platz. Die Absturz 
stelle wurde von der Polizei 
grossräümig abgesperrt. 

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