Liechtensteiner VOLKSBLATT
EXTRA
Samstag, 25. November 2000 35
umweit
Holzrmtzung gestiegen
Wespenbussarde ziehen nach Süden
160 Öchslegrade!
Nationale Geflügelschau
Ein Geheimnis des
Greifvogelzugs gelüftet
Für die jungen Wespenbussarde ist der Flug übers Mittelmeer nicht ungefährlich
Neben vielen Singvögeln
ziehen auch Greifvögel in
den Süden. Im November
und Dezember lässt sich
der Zug der Mäusebussar
de verfolgen. Neue span
nende Erkenntnisse zum
Zug des Wespenbussards
kommen jetzt aus einer
Studie der Schweizeri
schen Vogelwarte Sem-
pach.
Der mit dem Mäusebussard
verwandte Wespenbussard ist
ein heimlicher Brutvogel, zieht
aber im August und September
in grosser Zahl durch die
Schweiz. Sein Zugverhalten
birgt noch einige Rätsel. Nun
hat die Schweizerische Vogel
warte Sempach in einer neuen
Untersuchung einige dieser Ge
heimnisse lüften können und
die Ergebnisse jüngst im «Or-
nithologischen Beobachter»
veröffentlicht.
Junge Wespenbussarde
reisen mit Risiko
Bekannt war, dass die jungen
Wespenbussarde etwa drei Wo
chen nach den Altvögeln Rich
tung Afrika ziehen. Bei ihrem
Flug ins Winterquartier können
sie sich darum nicht erfahrenen
Altvögeln anschliessen. Da es
über dem Mittelmeer keine
thermischen Aufwinde gibt,
wäre für die Jungvögel die
Landroute via Gibraltar oder
den Nahen Osten bequemer, so
wie sie die Altvögel benützen.
Wie die Studie jetzt aber ge
zeigt hat, ziehen sie wegen ih
rer Unerfahrenheit im ersten
Herbst grösstenteils direkt
übers offene Mittelmeer - im
kräftezehrenden Schlagflug.
Dafür erreichen sie ihr Winter
quartier in drei bis vier Wo
chen, während die Altvögel auf
der Landroute rund sechs Wo
chen benötigen. Die jungen
Wespenbussarde bleiben an
derthalb Jahre im tropischen
Afrika. Wenn sie im
übernächsten Frühjahr erst
mals wieder zu uns zurückkeh
ren, folgen sie erfahrenen Alt
vögeln und wandern vermehrt
über die Landroute zurück. So
lernen sie den zwar längeren,
aber ungefährlicheren Zugweg
kennen.
Mäusebussarde sind jetzt
unterwegs
Der häufigste Greifvogel bei
uns ist der Mäusebussard, der
in den Niederungen auch im
Winter verbreitet ist. Insbeson
dere die Jungvögel verlassen
im Herbst die Schweiz und
Liechtenstein und ziehen nach
Südfrankreich oder Spanien.
Hingegen überwintern viele
heimische Altvögel nahe des
Brutorts. Ab Spätherbst gesel
len sich Zuzügler aus Nordost
europa hinzu. Besonders nach
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Für viele junge Wespenbussarde wird die erste Überquerung des Mittelmeeres zum Verhängnis. Dies
zeigt eine neue Untersuchung der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. (Bild: Paolo Pavan)
Kälteeinbrüchen oder starken Richtung
Schneefällen im November und kann es
Dezember machen sich aber kulären
viele Mäusebussarde nochmals kommen.
Süden auf. Dann
erneut zu" spekta-
Wanderbewegungen
An einer einzigen
Stelle können dann unter Um
ständen innerhalb von wenigen
Stunden Hunderte von Bussar
den durchziehen.
Holznutzung im vergangenen Jahr gestiegen
Jahresbericht 1999 des Waldwirtschaftsverbandes St. Gallen-Liechtenstein erschienen
Die St. Galler und Liechten
steiner Waldbesitzer fürchten
sich vor der Leistungsabhän
gigen Schwerverkehrsabgabe
(LSVA). Dadurch würden sie
krass benachteiligt und
Marktanteile verlieren, heisst
es im 77. Jahresbericht.
Begründet wird die Angst vom
Waldwirtschaftsverband (WWV)
des Kantons St. Gallen und des
Fürstentums Liechtenstein mit
immer längeren Transportwe
gen, weil Sägereien geschlossen
wurden. 1999 gaben in der Ost
schweiz Sägereien in Oberriet
SG, Vättis SG, Affeltrangen TG
und Galgenen SZ ihren Betrieb
auf. Verteuert werden die
Transporte laut WWV aber
auch, weil immer mehr Bahn
höfe für den Güterveriad ge
schlossen Werden. Nur noch
knapp die Hälfte der Bahnhöfe
könnten im Verbandsgebiet
dafür benützt werden, heisst es.
Jährlich werden rund 450
Bahnwagen Holz an Holzverar
beitungsbetriebe in der Romafi-
die geliefert.
Nicht verkraftbar
Weil zudem die Schweizer
Holzpreise in Europa «mit Ab
stand am tiefsten» lägen, seien
die Zusatzkosten von über fünf
Franken pro Kubikmeter Holz
durch die LSVA von den Wald
besitzern nicht zu verkraften,
bilanziert der WWV. Statt der
dringenden Erhöhung der
Holznutzung werde sich ein
Rückgang einstellen.
Tatsächlich scheint sich der
Holzmarkt nach Jahren des
Rückgangs und der Stagnation
wieder langsam zu erholen. Im
•Verbandsgebiet St. Gallen und
Liechtenstein stieg die Nutzung
1999 gegenüber dem Voijahr
um 2,4 Prozent. Mit 272 600
Kubikmetern wurden 6300 Ku
bikmeter mehr Holz als 1998
geschlagen. In den St. Galler
Wäldern wurden 259 000 Ku
bikmeter aufgerüstet. Das ist
gegenüber dem Voijahr ein An
stieg von 7300 Kubikmetern
oder drei Prozent. Das zehn
jährige Mittel liegt allerdings
bei 280 000. Kubikmetern.
Liechtenstein meldet einen
Rückgang auf 13 500 Kubik
meter, 1000 Kubikmeter oder 7
Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Zwangsnutzungen im
Kanton St. Gallen stiegen um
8000 auf 22 000 Kubikmeter
an. Davon waren nur noch
1800 Kubikmeter Käferholz. In
266 Fällen wurden 1,5 Millio
nen Borkenkäfer gefangen, ge
genüber 2,7 Millionen 1998.
Gegenwärtig seien die Schäden
durch den Borkenkäfer nicht
mehr von Bedeutung, heisst es.
Dem WWV St. Gallen-Liech
tenstein gehören 174 Waldbe
sitzer an. 153 Mitglieder sind
öffentliche Korporationen. Von
insgesamt rund 6000 Privat
waldbesitzern sind nur 21 dem
Verband angeschlossen. Dessen
Hauptaufgabe ist die Vermitt
lung von Holz an Käijfer.
Mit 272 600 Kubikmetern wurden im Verbandsgebiet im vergangenen Jahr 6300 Kubikmeter mehr
Holz als 1998 geschlagen. (Archivbild)
Der Kanton St. Gallen ist beim
Sturm «Lothar» vom 26. Dezem
ber 1999 glimpflich davonge
kommen. Insgesamt wurden 300
Hektaren Wald kahlgefegt, wie
aus dem Jahresbericht des Wald-
wirtschaftsverbands hervorgeht.
Die Schadholzmenge belief sich
auf 280 000 Kubikmeter und
damit etwa auf eine Jahresnut
zung, wie der Waldwirtschafts
verband (WWV) des Kantons St.
Gallen und des Fürstentums
Lichtenstein im Jahresbericht
1999 schreibt. Beim Sturm «Vi-
vian» im Februar 1990 waren es
mit 572 000 Kubikmetern mehr
als das Doppelte gewesen.
Am meisten litt das Fürsten
land: Dort fielen dem Sturm
100 Hektaren Wald zum Opfer.
Dabei fielen 98 000 Kubikmeter
Schadholz an. Grosse Schäden
meldeten auch das Toggenburg
mit 83 Hektaren und 85 000
Kubikmetern und das Linthge-
biet mit 64 Hektaren und
67 000 Kubikmetern. In Liech
tenstein lagen 25 000 Kubik
meter am Boden.
Der WWV befürchtet nun,
dass sich die Borkenkäfer we
gen der Sturmschäden wieder
rasant vermehren könnten. In
den letzten Jahren war die Be
drohung kontinuierlich zurück
gegangen.
NACHRICHTEN
Trauben mit
168 Öchsle
ENDINGEN: Eine Spätlese
von RieslingxSilvaner-Trau-
ben im Rebberg Hörnli von
Emil Bächli in Endihgen
brachte 162 und 168 Öchs
le. Es ging nicht um eine
Kleinmenge,, sondern um
zwei Standen mit 477 und
478 Kilo. Der sensationelle
Wert ist auch für die Fach
leute unglaublich. Das zeigt
die Tatsache, dass bei den
üblichen Refraktometern die
Anzeige bei 140 bis 145
Öchsle aufhört. Für die
Messung wurde eine spezi
elle Öchslewaage aus Ame
rika verwendet, zwei amtli
che Kontrolleure bestätigten
das Resultat. Das Phänomen
erklärt Spätlese-Spezialist
Bächli damit die Trauben
seien dank relativ trockener
Witterung und zeitweisem
Wind in der Nacht wie .
Weinbeeren getrocknet. Die
Beeren waren mit Edel-Bot-
rytis überzogen, aber es gab
keine Graufäule. Beim ers
ten Anblick glaubte Bächli,
die Trauben seien nicht
mehr verwertbar. Die Öchs-
lezahl dürfte laut Rebbau
kommissär Peter Rey einen
Landesrekord darstellen.
Nationale
Geflügelschau
ST. GALLEN: Bis zum Sonn
tag gackem, krähen und
schnattern über 4000 Hüh- •
ner, Gänse, Enten, Traten
und Perlhühner in den St.
Galler Olma-Hallen. An der
nationalen Geflügelschau
sind auch Raritäten wie Ap
penzeller Spitzhauben oder
Barthühner zu sehen. Neben
1299 Hühnem von Gross
rassen sind 2354 Zwerg-
Hühner vertreten; dazu
kommen 222 Enten, 176
Entenvögel, 57 Gänse, 52
Hühnervögel, 12 Truten und
drei Perlhühner. Wichtigstes
Ziel des Schweizerischen
Rassegeflügelzucht-Ver
bands sei die Förderung und
Verbreitung der Zucht von
Rassegeflügel durch die Er
haltung einer grossen Viel
falt an Rassen, Eigenheiten
und Farbschlägen durch
eine artgerechte Haltung,
hiess es. Erstmals werden
die Siegertiere In einer
Championschau vorgestellt.
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