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Liechtensteiner VOLKSBLATT
WIRTSCHAFT
Samstag, 25. November 2000 21
Deutscher Chefregulierer für
Telekom und Post tritt zurück
Klaus-Dieter Scheurle wechselt zur CSFB
BONN/BERLIN: Der Präsi
dent der deutschen Regu
lierungsbehörde für Tele
kommunikation und Post,
Klaus-Dieter Scheurle,
tritt zurück. Mit seinem
Liberalisierungskurs schuf
er sich bei ehemaligen
Monopolbetrieben wenig
Freunde.
Der 46-jährige Jurist wechselt
nach fast dreijähriger Amtszeit
bei der Bonner Behörde nach
Frankfurt in die Dienste der
Credit Swiss First Boston
(CSFB), der Investmentbank der
Credit Suisse Group. Scheurle
wird ab Neujahr als Berater
(Senior Advisor) der Bank für
die Bereiche Telekommunikati
on und Logistig tätig sein, teil
te ein Sprecher der Behörde
gestern mit.
Wirklich überraschend kam
Scheuries Rücktrittsankündi
gung für Branchenkenner
nicht. In dem Masse, in dem
sich der Chef-Regulierer in den
vergangenen Jahren Freunde
Der Präsident der Regulierungsbehörde fiir Telekommunikation
und Post, Klaus-Dieter Scheurle, hat zum Jahresende seinen Rück
tritt erklärt. (Bild: Keystone)
unter den Konsumenten mach
te, schuf er sich Feinde in In
dustrie und Politik. Vor allem
den Platzhirschen Deutsche Te
lekom und Deutsche Post ging
der Bonner Wettbewerbshüter
entschieden zu weit. Scheurle
fegte Privilegien und Pfründe
mit nüchternem Verweis auf
seinen Gesetzesauftrag hin
weg.
Zum Rücktritt gedrängt?
Der deutsche Wirtschaftsmi
nister Werner Müller (parteilos)
wies Berichte zurück, wonach
er Scheurle (CSU) zum Rücktritt
gedrängt habe. Er bedaure viel
mehr den Schritt, habe aber
Verständnis dafür, dass Scheur
le aus seinem hervorragenden
Ruf privatwirtschaftlich etwas
mache. Völlig überrascht über
den Rücktritt zeigte sich die
Deutsche Telekom. Scheurle
habe während seiner Amtszeit
Massstäbe gesetzt. Die Telekom
werde mit der Behörde auch
künftig offen zusammenarbei
ten. Der Deutsche Industrie-
und Handelstag (DIHT) zeigte
sich indes besorgt, dass der
Rücktritt negative Folgen für
den Wettbewerb haben könnte.
Der bisherige Regulierungskurs
müsse konsequent fortgesetzt
werden, vor allem die Belebung
von Wettbewerb im Ortsnetz.
Ähnlich äusserte sich auch
der Verband der Anbieter von
Telekommunikations- und
Mehrwertdiensten VATM in
Köln. Die FDP nannte den
Rücktritt eine «Niederlage für
den Wettbewerb».
T-Aktie und Aktie-gelb
profitieren
Der gebeutelte Aktienkurs
der Deutschen Telekom hatte
noch am Donnerstag nach Be
kanntwerden von Scheuries
Rücktrittsplänen zugelegt; am
Freitag kletterte die T-Aktie
weiter. Auch die erst zu Wo
chenbeginn glUcklos gestartete
Post-Aktie machte einen klei
nen Sprung nach oben.
Die Investoren erwarten eine
vorerst laxere Wettbewerbspo
litik. Wirtschaftsminister Mül
ler sagte am Freitag sogleich, er
wolle das Postmonopol in
Deutschland auch nach dessen
gesetzlichen Ende im Jahr 2002
nicht völiig'aufgeben.
NACHRICHTEN
Syngenta
verkauft keinen
Gen-Mais
TOULOUSE: Syngenta wird
keinen Gen-Mais in Frank
reich verkaufen. Dies; ob
wohl am Mittwoch der
französische Staatsrat drei
gentechnisch veränderte
Maissorten von Novartis
Seeds, die zu Syngenta
gehört, wieder zugelassen
hatte. Die Bedingungen auf
dem Markt seien nicht vor
handen, um das Vertrauen
der Konsumenten wieder
herzustellen, teilte Syngenta
am Donnerstag mit.
Progress Watch
mit neuer Leitung
BIEL: Die Uhrwerkherstelle-
rin Progress Watch AG Biel
steht unter neuer Leitung.
Der Verwaltungsratspräsi
dent, Hans^RudoIf Strässler,
hat sein Amt an Elmar
Mock übergeben und sich
aus dem Verwaltungsrat
zurückgezogen. Elmar Mock
übernimmt neu als CEO die
operative Führung der Pro
gress Watch von Peter
Gschwind. Dieser bleibt als
Präsident weiterhin im Ver-
waitungsrat.
SAirGroup will Auslandgesellschaften profitabel machen
REKLAME
VR-Präsident Honegger verteidigt SAirGroup-Strategie
ZÜRICH: Die SAirGroup will
ihre Auslandgesellschaften in
zwei bis drei Jahren aus den
roten Zahlen bringen. Das
sagte. SAirGroup-Verwal
tungsratspräsident Eric Ho
negger in einem Interview der
Zeitschrift «travelmanager».
Dabei verteidigte er auch die
eingeschlagene Strategie der
SAirGroup mit Auslandbeteili
gungen. «Wir streben den
Break-even aller unserer Aus
landsgesellschaften an», sagte
Honegger zur Strategie der
schweizerischen Luftverkehrs
gesellschaft in den nächsten
zwei bis drei Jahren. Die Um
setzung dieser Strategie koste
Geld, räumte er ein, ohne näher
auf die dafür geplanten finan
ziellen Rückstellungen einzu
gehen. Die SAirGroup habe sich
die Vorgabe gegeben, dass Ei
genkapital und Fremdschulden
im Gleichgewicht stehen soll
ten. «Wir bewegen uns pun säM*
einiger Zeit im Rahmen dieses ^
Verhältnisses», sagte er. Eine
schlechtere Kennzahl über län
gere Zeit dürfe nicht sein.
Im weiteren verteidigte Ho
negger die Strategie, die von
der SAirGroup gewobene «Qua-
liflyer»-Allianz mit Beteiligun
gen abzusichern. «Entschei
dend bei der Entwicklung einer
Gesellschaft mitreden kann
man nur, wenn man mindes
tens über eine Minderheitsbe-
teiHgung von 30 Prozent ver
fügt», sagte er. Sei dies nicht
der Fall, sei die Volatilität eines
Allianzgebildes zu gross, was
die SAirGroup nicht riskieren
wolle. Im Gegensatz zu anderen
Allianzen, bei denen fast aus
nahmslos Airlines federführend
seien, die aus riesigen Märkten
heraus operieren, müsse die
SAirGroup diese Grösse zuerst.
bilden und an sich binden. Da
zu brauche es eben Geld. Ho
negger räumte ein, dass es ihm
lieber wäre, wenn die SAir
Group ihre Beteiligungen zeit
lich besser verteilen könnte.
Die Airline-Industrie befinde
sich aber jetzt in der Konsoli
dierungsphase: «Entweder ist
man jetzt am Markt und packt
zu oder man ist es nicht und
verliert früher oder später den
Anschluss», sagte er.
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Inventarwert vom 23. Nov. 2000
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