Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Dienstag, 8. Februar 2000 9
Nachrichten
New York ehrt Kurt
Weill
NEW YORK: In New York hat am Sonntag
(Ortszeit) eine fünfwöchige Serie von Veran
staltungen zu Ehren des deutschen Komponis
ten Kurt Weill begonnen, der am 2. März 100
Jahre alt geworden wäre. Den Auftakt bildete
ein von der «Kurt Weill Foundation» organisier
ter Abend mit dem deutschen Bariton Dirk
Weiler. Mit Spannung wird die Aufführung der
Weill-Oper «Der Weg der Verheissung» durch
das Ensemble der Chemnitzer Oper im Kon
zertsaal der Brooklyn Academy of Music
(BAM) am 28. Februar erwartet. Das «jüdische
Oratorium» des vor den Nazis geflohenen
Künstlers hatte 1937 in New York Premiere,
aber keinen Erfolg. Nach wenigen Vorstellun
gen der aufwändigen Oper um das Schicksal des
jüdischen Volkes von Abraham bis zur Zer
störung des Tempels in Jerusalem machte das
Manhattan Opera House damals Pleite. An fünf
Abenden ist die Oper nach Texten von Franz
Werfel jetzt auch in New York erstmals in deut
scher Sprache zu erleben. In Deutschland lock
te sie 62 Jahre nach der New Yorker englisch
sprachigen Uraufführung Tausende Opern
freunde nach Chemnitz. Die New Yorker Weill-
Festtage würdigen neben weltbekannten Wer
ken wie «Dreigroschenoper» und «Aufstieg und
Fall der Stadt Mahagonny» auch eine weniger
bekannte Seite des 1950 in der amerikanischen
Metropole gestorbenen Weill: Für den Broad
way komponierte er Trivial-Stücke wie
«Knickerbocker Holiday». Der vielseitige
Künstler habe damit nur bewiesen, dass er «kei
nen Unterschied machte zwischen hoher und
niederer Kunst», hiess es bei der BAM.
Schriftsteller Henry
Jaeger gestorben
ASCONA: Der deutsche Schriftsteller Henry
Jaeger, der sein erfolgreiches erstes Buch «Die
Festung» im Gefängnis schrieb, ist im Alter von
72 Jahren im Tessin gestorben. Das teilte eine
Sprecherin der Gemeindeverwaltung von Asco-
na am Montag mit. Der Autor sei seit längerer
i Zeit im Krankenhaus gewesen. Da die Verwal
tung den Totenschein noch nicht erhalten hatte,
konnte die Sprecherin keine Angaben über den
genauen Todestag machen. Der Schriftsteller
i lebte seit mehr als 30 Jahren in Ascona. Wegen
bewaffneter Raubüberfälle sass Jaeger von 1955
an im Gefängnis. 1963 wurde der Autor nach ei
nem Gnadengesuch vorzeitig aus der Haft ent
lassen. Ein Jahr davor veröffentlichte er seinen
vielgelobten Roman «Die Festung», der 1970
auch verfilmt wurde.
Freiburg feiert den To
destag von Abbe Bovet
FREIBURG: Zum Gedenken des 50. Todesta
ges des freiburgischen Komponisten Joseph Bo
vet sind bis März 2002 rund 15 Konzerte und ei
ne Ausstellung vorgesehen. Das erste Konzert
geht am Sonntag in Freiburg über die Bühne.
Der Priester, Musiker und Pädagoge Abb6 Bo
vet schrieb mehr als 2000 Stücke, darunter das
«Vieux chalet». Die Tänzer- und Sängergruppe
«Mon Pays», die nach dem Tod von Bovet am
10. Februar 1951 gegründet wurde, will mit di
versen Veranstaltungen diese «aussergewöhnli-
che Persönlichkeit» ehren. Das erste Konzert zu
Ehren von Bovet wird von vier Chorformatio
nen gegeben und findet am Sonntag, den 13.
Februar um 17 Uhr in der Aula der Universität
Freiburg statt.
Schriftsteller Tunström
gestorben
STOCKHOLM: Der schwedische Schriftsteller
Göran Tünström ist am Wochenende nach lan
ger Krankheit im Alter von 62 Jahren gestor
ben. Wie der Bonnier-Verlag am Sonntagabend
in Stockholm mitteilte, erlag der Autor am Vor
tag in seiner Wohnung in der schwedischen
Hauptstadt einem Krebsleiden. 1\jnström galt
als einer der bedeutendsten zeitgenössischen
Autoren Skandinaviens. Mehrere seiner Roma
ne erschienen auch in deutscher Übersetzung.
Uraufführung: «Sonate
für Sprecher und Orgel»
BALZERS: Am nächsten Sonntag, den 13. Feb
ruar 2000 gelangt um 11 Uhr in der Pfarrkirche
Balzers die «Sonate für Sprecher und Orgel» op.
104 des in Balzers lebenden Komponisten Fried
rich Nestler zur Uraufführung. Dieses Werk trägt
den Unterltitel «Requiem für Unbekannt» und
umfasst vier Sätze. Ausführende: Thomas Nipp,
Orgel und Christian Nipp, Sprecher. (Eing.)
«Ex-Staatsfeind Nr.l» im TaK
Claus Peymann und Hermann Beil lesen aus «Weltkomödie Österreich»
Am Samstag, den 12. Februar
2000 um 20.09 Uhr stehen Claus
Peymann und Hermann Beil ge
meinsam auf der Bühne des
TaK. «Weltkomödie Öster
reich», der Titel ihres Buches
über die vergangenen 13 Jahre
Burgtheaterdirektion, hat mit
der Angelobung der neuen
österreichischen Regierung ei
ne neue Dimension bekommen.
«...Wahrscheinlich ist dieses Öster
reich die einzige die totale Welt
komödie...» heisst es in Thomas
Bernhards Dramolett «Claus Pey
mann kauft eine Hose und geht mit
mir essen».
Weltkomödie Österreich heisst
auch das zweibändige und über 1300
Seiten starke Werk über die Ära
Claus Peymanns und Hermann Beils
am Wiener Burgtheater.
13 Jahre Burgtheater, das waren
über fünfeinhalb Millionen Zu
schauer/innen und über 200 Premi
eren. Claus Peymann galt während
seiner Direktion für ÖVP und FPÖ
offensichtlich als Österreichs
«Staatsfeind Nr. 1». Nun, da Claus
Peymann und Hermann Beil in Ber
lin sind, fehlt jetzt ein ideologisches
Feindbild in der Alpenrepublik?
13 Jahre Burgtheater, das war auch
ein dauernder Kampf gegen Ein
schränkungen und Repressalien, die
den Kulturschaffenden des Landes
von Seiten einiger politischer Institu
tionen in immer grösserem Ausmass
aufoktroyiert wurden. Dass gerade
diese politischen Parteien jetzt in
Österreich die Regierung bilden, läs-
st für die österreichische Kulturszene
wenig hoffen. Oder wird es neuen
Zündstoff geben? Stehen wir an der
Schwelle zur Zensur?
Die Lesung «Weltkomödie Öster
reich» zeigt, was war und was in
Wahrheit fehlt. Original-Beiträge
von Peter Hirrini, Elfriede Jelinek,
Thomas Bernhard, George Tabori,
Peter Handke und anderer Autor-
Zinnen. Witzig, aufschlussreich, spöt
tisch, zynisch, informativ, do
kumentarisch.
Claus Peymann und Hermann
Beil, die wohl bekanntesten deutsch-
Claus Peymann und Hermann Beil gastieren am Samstag, den 12. Februar zur Lesung aus «Weltkomödie Österreich»
im TaK in Schaan. (Bild: TaK)
sprachigen Theaterleiter, gastieren
zur Lesung aus «Weltkomödie
Österreich» im TaK. Dabei begnü
gen sich die beiden Theaterleute
nicht mit einem einfachen Vortrag,
sondern verblüffen mit einer kurz
weiligen szenischen Lesung, einer
Nummernrevue, für die sie sogar ih
re eigenen Requisiten im Plastik
sackerl mitgebracht haben. Dazu ist
wohl nichts mehr hinzuzufügen. Wer
nicht kommt, ist selber schuld.
Vorverkauf: Montag bis Freitag
von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr,Tele
fon (00423) 237 59 69. (TaK)
Liebe zu Dritt im Theater am Kirchplatz
Das «Theater Narrenpack» aus Bern gastiert am 11. Februar in Schaan
Am Freitag, den 11. Februar 2000
um 20.09 Uhr spielt die älteste freie
Theatergruppe der Schweiz, das
«Narrenpack», eine Komödie um
Beziehungen und Liebesintrigen im
TaK.
«Liebe zu Dritt» ist eine heimtücki
sche Renaissance-Comedy. Erwar
ten Sie nicht die üblichen Dreiecks
geschichten oder jene, welche Sie
aus Filmen kennen. Admiral Bateau
d'Papiers Histoire gab es nie im Ki
no - eine Homestory, die dort be
ginnt, wo andere enden.
Setting ist das Schlafgemach des
Chevaliers in einem Herrschafts
haus des letzten Jahrhunderts. Der
Chevalier hat die Frau, die ihn liebt,
geschwängert, eine zweite Geliebte
aus Liebeskummer in den Tod ge
trieben und die dritte als Mündel
auf das Gut geholt. Sie werden ein
geführt in die «£cole du Chevalier»,
jene sagenumwobene Liebesanlei
tung, welche von «Casanovas Söh
nen» während Jahrhunderten unter
der Hand weitergereicht wurde und
keine Frau je zu Gesicht bekam -
bis Monsieur Bateau d'Papier, sei
nes Zeichen Admiral eines Papier
schiffs, den Fehler begeht, sie seiner
jungen Dienstmagd Cölestine anzu
vertrauen. Sie begegnen der ge
strengen Wirtschafterin Madame
Henriette, und Sie lernen Emilie
kennen, eine Expertin für Partner
schaftsprobleme aus der heutigen
Am Freitag, den 11. Februar2000 um 20.09 Uhr spielt die älteste freie Theatergruppe der Schweiz, das «Narrenpack»,
eine Komödie um Beziehungen und Liebesintrigen im TaK. (Bild: TaK)
Zeit. Sie starb und kann nicht be
greifen, warum sie im 17. Jahrhun
dert wiedergeboren wurde. Ver
zweifelt sucht sie nach Fredolin,
ihrem Mann mit Laptop-Erfahrung.
Sie erfahren, warum die Form
der Ehe bis heute überlebt hat, ob
wohl damals eine neue Möglichkeit
gefunden wurde, welche aber, von
Kirche und Gerichtsbarkeit unter
drückt, wieder in Vergessenheit
geriet - der «Manage ä trois». Ist
es möglich, dass beim Mönage
ä trois alle Beteiligten Erfüllung
finden? Die meisten Lösungen er
wiesen sich bisher als Wunscherfin
dungen phantasievoller Dichter
und Theoretiker - bis man das
Tagebuch von Madame Henriette
entdeckt. Eine heitere wie heim
tückische Komödie, die zum Nach
denken über Lebens- und Liebes
formen anregt! Gefährliche Lieb
schaften ...
Vorverkauf: Montag bis Freitag
von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr,
Telefon (00423) 237 59 69. (TaK)
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