44 Freitag, 24. November 2000
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Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
Boeing 747
notgelandet
TOKIO: Ein Flugzeug mit
207 Menschen an Bord ist
am Donnerstag in Tokio
notgelandet, nachdem im
Cockpit Rauch aufgetreten
war. Die Boeing 747 der
Fluglinie Cathay Pacific
Airways war nach Angaben
einer Sprecherin auf dem
Flug von Hongkong nach
Los Angeles über dem Pazi
fik, als der Pilot den Rauch
bemerkte. Etwa eine Stunde
später landete die Maschine
auf dem Flughafen Narita
ausserhalb von Tokio. Ver
letzt wurde den Angaben
zufolge niemand. Der Rauch
wurde durch einen Fehler
der Klimaanlage verursacht,
wie es weiter hiess. Nach
dem das Problem behoben
war, setzte das Flugzeug die
Reise fort.
Schuldgefühle
RIO DE JANEIRO: Der iri
sche Rocksänger Bono hat
seinen Einsatz für die Dritte
Welt auf seine katholische
Konfession zurückgeführt.
Bei einem Besuch mit seiner
Gruppe U2 in Rio de Janeiro
bezeichnete sich Bono (Bild)
als verdorbenen Rockstar. -
«Ich bin überbezahlt, über
ernährt und zu gut angezo
gen.» Der Einsatz für Am-
nesty International und das
Dritte-Welt-Projekt Jubilee
2000 rühre von einer Art
katholischem Schuldgefühl
her, bekannte er. «Aber es
funktioniert, und deshalb
machen wir weiter.» Jubilee
2000 ist ein Zusammen-
schluss religiöser Organisa
tionen, die sich bei den Re
gierungen der Industriestaa
ten für einen Schuldenerlass
für die Dritte Welt einset
zen.
Verbot von
Pelztierfarmen
LONDON: Das britische Par
lament hat am Mittwoch ein
Verbot von Pelztierfarmen
in England und Wales ge
billigt. Dem neuen Gesetz
zufolge müssen in England
bis Ende 2002 alle 13 Nerz
farmen schliessen. Tier-
schützer begrüssten den Be-
schluss. Der frühere Land
wirtschaftsminister Douglas
Hogg kritisierte dagegen das
Gesetz und verlangte Ent
schädigungen für die be
troffenen Züchter. Der briti
sche Pelzhandelsverband
teilte mit, die Entschädigun
gen könnten die Steuerzah
ler bis zu zehn Millionen
Pfund (rund 33 Millionen
Mark/17 Millionen Euro)
kosten. Die 13 englischen
Nerzfarmen liefern jiihrlich
bis zu 100.000 Felle.
Schottland und Nordirland
erwägen ein ähnliches Ver
bot, dort gibt es derzeit je-
>doch kein* Pelztierfarmen.
91 Verletzte nach Chemieunfall
Giftiges Gas beim Chemieunternehmen BASF ausgetreten - Wolke trieb über den Rhein nach Mannheim
LUDWIGSHAFEN/MANN
HEIM: Bei einem Unfall
mit giftigem Phosphingas
beim Chemieunternehmen
BASF sind in Mannheim
91 Menschen verletzt
worden, darunter zahlrei
che Kinder.
Wie die Mannheimer Feuer
wehr gestern berichtete, wur
den alle Verletzten zur ambu
lanten Vgrsorgung in Kranken
häuser gebracht. Zwei Polizi
sten und eine schwangere Frau
wurden stationär aufgenom
men. Das Gas war am Morgen
nach einer Panne im Stamm
werk der Ludwigshafener BASF
frei gesetzt worden.
Wie das Unternehmen mit
teilte, war es gegen 04.00 Uhr
bei der Produktion eines Zu
satzstoffes für Lacke zu einer
Störung gekommen. Die betrof
fene Anlage sei daraufhin ab
geschaltet und gegen 08.10 Uhr
mit Stickstoff gespült worden.
Daraufhin sei es zum Austritt
stark riechender, phosphinhal-
tiger Gase gekommen. Die Gas
wolke trieb über den Rhein und
die Friesenheimer Insel in das
Wohngebiet Mannheim-Sand
hofen. BASF-Vorstand Helmut
Becks entschuldigte sich bei
den Anwohnern für den Unfall.
Nach Angaben der BASF
klagten die Betroffenen über
Reizungen der Schleimhäute
und der Atemwege. Der Gas
alarm löste nach Angaben der
Mannheimer Polizei einen
Grosseinsatz von Feuerwehr
und Rettungskräften aus. Be
wohner des Stadtteils Sand
hofen wurden kurzzeitig aufge
fordert, Fenster und Türen ge
schlossen zu halten. Nachdem
die Wolke mit dem extrem übel
riechenden Gas über Sand
hofen hinweggezogen sei, habe
sie sich rasch aufgelöst, erklär
ten die Behörden.
BASF verspricht
Aufklärung
Für die Verletzten wurde in
Mannheim eine Schule als
Sammelstelle bereit gestellt.
Nach Erstversorgung durch
Notärzte konnten die meisten
Betroffenen nach Angaben der
Feuerwehr wieder nach Hause
gehen. Wie Polizeisprecher
Volker Dressler sagte, sind auch
bei den drei stationär aufge
nommenen Patienten keine
bleibenden Schäden zu be
fürchten. Auf dem Werksgelän
de der BASF wurde nach Fir
menangaben niemand verletzt.
«Wir bedauern es sehr, dass
wir unseren Nachbarn Sorgen
und gesundheitliche Beschwer
den bereitet haben», sagte
Becks. «Wir werden die Ursache
und den Ablauf der Störung
mit den Behörden genau auf
klären.» Die BASF räumte ein,
dass die Mannheimer Feuer-
Nach dem Chemieunfall im Stammwerk der Ludwigshafener BASF sind am Donnerstag 91 Menschen
durch giftiges Gas verletzt worden, darunter mindestens 40 Kinder. (Bild: Keystone)
wehr erst eine Stunde nach
dem Austritt der giftigen Gase
informiert wurde. Eine Unter-
nehmenssprechcrin erklärte,
das Betriebspersonal habe an
genommen, die Geruchsbelästi
gung habe sich auf die unmit
telbare Umgebung des betroffe
nen Betriebs beschränkt.
Phosphin,. eine Verbindung
aus Phosphor und Wasserstoff,
ist nach Angaben eines Gefahr
stoffhandbuchs stark reizend.
Das Gas kann das Herz-Kreis-
lauf-System, Leber, Nieren und
Nerven angreifen und bei Ein
atmen zum Tode führen. Das
Gas löst unter anderem Magen
schmerzen, Schwindel, Übelkeit
und Erbrechen aus. Phosphin
greift zudem Metalle an, ist
hochexplosiv und entzündet
sich selbst bei einer Umge
bungstemperatur von 38 Grad.
Elftes Todesopfer geborgen
Bremen: Bauarbeiten mögliche Ursache für Explosion
Zwei Tote beim Absturz eines
Sportflugzeuges
BREMEN: Drei Tage nach der
schweren Gasexplosion in
Bremen steht die Ursache fest:
«Wir vermuten sehr stark ei
nen ursächlichen Zusammen
hang zwischen der Explosion
und Bauarbeiten in der Stras
se», erklärte Thorsten Prange
von der Staatsanwaltschaft
Bremen am Donnerstagnach
mittag.
Die notwendigen Beweismittel,
unter anderem ein Zuleitungs-
rohr von der Stcasse ins Wohn
haus, wurden nach seinen Wor
ten sicher gestellt und werden
von einem Sachverständigen
untersucht. Unterdessen wurde
das elfte Todesopfer der Explo
sion geborgen, ein etwa 90
Jahre alter Mann.
Auf das Rohr sei offenbar bei
Bauarbeiten eingewirkt wor
den, sagte Prange. Ein Ergebnis
der Untersuchung erwartet die
Staatsanwaltschaft für Montag.
Nach einem ARD-Radiobericht
hatte es vor der Explosion Ka
nalarbeiten vor dem Haus ge
geben. Ehe die Rettungskräfte
das letzte Opfer bergen konn
ten, musste aus Sicherheits
gründen das ebenfalls zerstörte
Nachbarhaus abgerissen wer
den. «Erst danach konnte das
Gelände wieder gefahrlos be
treten werden», sagte ein Feu
erwehrsprecher. Bei dem Un
glück am Montag wurden auch
Wer ist die Schönste?
Miss Kroatien, Miss Slowenien, Miss Bosicti und Miss Yugoslawi-
en (v.l.n.r.). 'Wird es eine dieser wer Damen schaffen, den Miss
World-Titel 2000 einzuheimsen? 96 Länder und ihre jeweilige
*Miss> nehmen an den Wahlen zur«Miss World»in London am 30.
November teil. t t
21 Menschen verletzt. Die
Überreste des Hauses waren am
Mittwoch bis zum Keller abge
tragen worden. Feuerwehrleute
hatten seit Tagen zum Teil mit
blossen Händen den Schuttberg
weggeräumt, der von dem vier
stöckigen Haus in der Bremer
Neustadt übrig geblieben war.
Die Identität der elf getöteten
Personen ist geklärt. Es handelt
sich nach Angaben der Polizei
um sechs Frauen im Alter von
38, 42, 61, 86, 87 und 90 Jah
ren und fünf Männer im Alter
von 57, 72, 73 und 90 Jahren.
Die beiden 43- und 61-jährigen
Frauen arbeiteten als Pflege-
und Hilfspersonal in dem Heils
armee-Wohnheim.
Zwölf Jahre
Haft für
Abgeordneten
SAN JUAN: Wegen Dieb
stahls von 600 Dollar öffent
licher Mittel hat ein Gericht
in Puerto Rico einen Abge
ordneten zu zwölf Jahren
Gefängnis verurteilt. Nach
dem Richterspruch in der
Stadt Arecibo wurde der An
geklagte Victor Marrero Pa-
dilla in Handschellen abge
führt. Das Gericht sah es als
erwiesen an, dass. er sich
selbst einen Scheck über die
Summe ausschrieb, die ur
sprünglich für den Kauf einer
Klimaanlage gedacht war.
«Ich weiss, dass man die
Strafe als -hart betrachten
wird, vor allem weil er keine
Vorstrafen hatte und es sich
nur um 600 Dollar handelte»,
kommentierte Richter Fer
nando Torres Ramirez das
Urteil. «Aber es geht nicht um
den Betrag; es handelte sich
.um öffentliche Mittel, die
dem Volk gehören.»
OBERHOF: Beim Absturz ei
nes Sportflugzeuges im
Hochwald bei Oberhof sind
ein 75-jähriger .Vater und
seine '48 Jahre alte Tochter
ums Leben gekommen.
Wie Polizeisprecherin Ursula
Gabriel in Oberhof mitteilte,
waren beide am Mitt
wochmorgen in Weimar zu ei
nem Flug in Richtung Bad
Neustadl an der Saale gestar
tet. Sie hatten eine Wetterwar
nung erhalten und konnten
wegen Nebels und tiefhängen
der Wolken nicht landen. Auf
dem Rückflug nach Weimar
sei das Leichtmetallflugzeug
aus bisher noch ungeklärter
Ursache mitten im Wald abge
stürzt und ausgebrannt.
Die genaue Zeit des Abstur
zes konnte die Polizeispreche
rin zunächst noch nicht mit
teilen. Das zweisitzige Leicht
flugzeug vom Typ Tecnam P-
96 wurde zuletzt um 11.30 Uhr
auf dem Radar Über dem
Thüringer Wald bei Suhl geor-
■ tet, wie der Rettungsdienst der
Luftwaffe Münster mitteilte.
Zu dem Zeitpunkt sei das ein
motorige, beigefarbene Flug
zeug mit dem Kennzeichen D-
MNWM sehr niedrig geflogen.
Nachdem die Suche am Vortag
erfolglos geblieben war, hat
ten am Donnerstagmorgen
drei Luftwaffenhubschrauber
und ein Polizeihubschrauber
die Suche in dem von Hoch
wald bewachsenen Berggelän
de fortgesetzt.
9 Menschen ertrunken
Thailand/Malaysia: Fluten fordern Opfer
BANGKOK/KUALA LUMPUR/
SYDNEY: Während die Fluten
im Südosten Australiens ge
stern erstmals leicht zurück
gegangen sind, nehmen die
Überschwemmungen im
Grenzgebiet von Malaysia und
Thailand immer grössere Aus
masse an. Mehrere Menschen
sind bereits ertrunken.
Nach tagelangen Regenfällen
mussten nach Angaben der
Behörden bis zum Donnerstag
Tausende von Menschen ihre
Häuser im Nordosten der ma
laysischen Halbinsel verlassen.
Die anhaltenden Niederschläge
hätten zudem Flug- und Eisen
bahnverbindungen in dem am
schwersten betroffenen malay
sischen Bundesstaat Kelantan
unterbrochen. In der süd
thailändischen Stadt Hat Yai
standen die schlammigen Flu
ten zwei Meter hoch, teilten die
Behörden mit. AUein in dieser
Stadt kamen mindestens neun
Menschen in dem Hochwasser
um oder starben an Strom
schlägen, wie Zeitungen be
richteten. 4000 Touristen aus
Malaysia sitzen in ihren Hotels
fest. Meteorologen erwarten,
dass der ungewöhnlich heftige
Monsunregen noch mindestens
bis Freitag andauert.
Leichte Besserung in
Australien
Dagegen sind die schweren
Überschwemmungen im Süd
osten Australiens am Donners
tag erstmals leicht zurückge
gangen. Zwar haben die abzie
henden Wassermassen neue
Ortschaften erreicht. Gesamt
haft aber hat sich die Lage et
was entspannt. Nach, einer ers
ten Bilanz haben die Fluten so
massive Ernteschäden ange
richtet, dass auch das Bruttoso
zialprodukt Australiens beein
trächtigt wird. %