Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

34 Donnerstag, 23. November 2000 
SCHWEIZ 
NACHRICHTEN 
Flexibles Rentenalter ab 62? 
Rentenalter-Initiativen lösen in der Schweiz Kontroversen aus 
In der Schweiz fordern beide Rentenalter-Initiativen eine Flexibilisierung der AHV. Der Rücktritt aus 
dem Berufsleben soll für Frau und Mann ab 62 möglich sein. (Archivbild) 
Giftiger Fugenkitt 
in Schulhäusern 
CHUR: Praktisch alle zwi 
schen 1960 und 1980 ge 
bauten Churer Schulhäuser 
und Kindergärten dürften j 
den giftigen Fugenkitt PCB \ 
enthalten. Bereits durchge- j 
führte Messungen erhärten j 
diese Annahme. In sieben [ 
von acht Gebäuden wurde ! 
das Gift festgestellt. Wie der | 
zuständige Stadtrat Josef f 
Rogenmoser am Mittwoch j 
in Chur vor Medienvertre- j 
tern erklärte, ergaben Mes- I 
sungen in den Schulhäusern j 
Otto Barblan, Rheinau und | 
Lachen positive PCB-Befun- j 
de in Fugen. Im Schulhaus i 
und Kindergarten Herold f 
steckt das Umweltgift in l 
den Deckenplatten. Weitere j 
Schulhäuser seien betroffen. I 
Hunde mit Knopf i 
im Ohr? [ 
BERN: Die Hunde in der j 
Schweiz sollen mit einem I 
Mikrochip versehen und ! 
national registriert werden, j 
Eine entsprechende Geset- ^ ' 
zesvorlage werde vorberei- j 
tet, schreibt der Bundesrat j 
in der Antwort auf eine In- £ 
terpellation aus dem Natio- [ 
nalrat. Der Bundesrat er- S 
achtet die Kennzeichnung j 
aller Hunde mit einem Mi 
krochip und eine zentrale 
Registrierung «nicht nur 
aus Sicherheitsaspekten, 
sondern auch aus Gründen 
des Tierschutzes und der ! 
Bekämpfung und Überwa- I 
chung von Tierseuchen als ! 
angezeigt». | 
| 
SMS gegen 
Tabaksucht 
BERN: Dank Tipps via Han- j 
dy sollen Raucherinnen und >. 
Raucher sich die Tabaksucht f 
abgewöhnen. Das Bundes 
amt für Gesundheit (BAG) 1 
setzt in der Nichtraucher- I 
Kampagne Milestone nun | 
auf die beliebten SMS I 
(Short Message Service). Er- ' 
halten soll sie nur wer will. ; 
Ausstiegswillige Raucherin- j 
nen und Raucher können j 
sich auf der Internet-Site [ 
www.yourmilestone.ch regi- > 
strieren lassen und dabei j 
nebst ihrer E-Mail-Adresse j 
seit gestern auch ihre Han- ' 
dynumnier eintragen. [ 
Während der ersten drei j 
Monate erhalten sie dann \ 
alle drei Tage einen Tipp für ' t 
ein rauchfreies Leben. j 
I 
Vergewaltigung | 
in der Ehe als [ 
Offizialdelikt ! 
t 
BERN: Vergewaltigung in | 
der Ehe soll ein Offizialde- f 
likt werden. Die national- 
rätliche Rechtskommission 
(RK) hat eine entsprechende 
Änderung des Strafgesetzes 
mit 17 zu einer Stimme an 
genommen. Nach heutigem 
Recht werden Straftaten in 
nerhalb einer häuslichen 
Gemeinschaft nur auf An 
trag verfolgt. Darunter fal 
len auch die sexuelle Nöti 
gung und die Vergewalti 
gung in der Ehe. Die 
Rechtskommission will nun 
einfache Körperverletzung, 
wiederholte Tätlichkeiten 
sowie Drohungen zu Offizi 
aldelikten erheben, wenn sie 
in einer Ehe oder einer fes 
ten hetero- oder homosexu 
ellen Beziehung begangen 
werden. 
Zwei Volksinitiativen mit 
einem ähnlichen Inhalt 
stehen am kommenden 
Sonntag in der Schweiz 
zur Abstimmung. Die Ini- 
tianten der ersten Vorla 
ge fordern ein flexibles 
und gleiches Rentenalter 
für Frau und Mann. Der 
Altersrücktritt soll mit 62 
möglich sein. Die zweite 
Initiative hat das gleiche 
Ziel, sieht jedoch überdies 
vor, dass bei teilweiser 
Erwerbsaufgabe ein Teil 
der Rente bezogen werden 
kann. 
Janine Köpfli 
Momentan liegt das Rentenal 
ter der Männer bei 65 Jahren, 
das der Frauen bei 62 Jahren. 
Der Bundesrat plant jedoch, das 
AHV-Alter der Frauen schritt 
weise auf 63 Jahre (2001) und 
schliesslich auf 64 Jahre (2004) 
zu erhöhen. Um die finanzielle 
Lage der AHV langfristig si 
chern zu können, werden sogar 
bereits Forderungen laut, das 
Rentenalter für alle auf 67 oder 
68 Jahre zu erhöhen. Diesem 
Vorhaben sollen die zwei zur 
Abstimmung stehenden Volksi 
nitiativen Einhalt gebieten. Der 
Schweizerische Kaufmännische 
Verband und die Vereinigung 
schweizerischer Angestellten- 
Verbände reichten die erste Ini 
tiative «für eine Flexibilisie 
rung der AHV - gegen die Er 
höhung des Rentenalters für 
Frauen» ein. Diese Volksinitia 
tive will eine sogenannte Ruhe 
standsrente einführen. Wer die 
Erwerbstätigkeit aufgiht oder 
nur noch ein geringes Erwerb 
seinkommen erzielt, soll ab 62 
die Altersrente ungekürzt be 
ziehen können. Ab wann die 
Arbeitenden die Rente erhalten, 
wenn sie ihrem Beruf weiter 
nachgehen, soll im Gesetz gere 
gelt werden. Viele seien bereits 
früh arbeitsmüde und ver 
braucht, andere möchten bis 70 
oder länger arbeiten-, argumen- 
BERN: Der zweite Tag des 
Staatsbesuches des belgischen 
Königpaares ist im Zeichen 
des öffentlichen Verkehrs und 
des Sports gestanden. Mit 
Bundespräsident Adolf Ogi 
besuchte König Albert II die 
NEAT-Baustelie iri Mitholz 
(BE). Am späteren Nachmittag 
stand zudem ein Gespräch mit 
SAirGroup-Chef Philippe 
Bruggisser auf dem Pro 
gramm. 
Das belgische Königspaar setz 
te am Mittwochmorgen seinen 
zweitägigen Staatsbesuch in 
der Schweiz mit getrennten 
Programmen fort. König Albert 
II wurde von Bundespräsident 
Adolf Ogi in dessen engere Hei 
mat im Berner Oberland beglei 
tet. Vor dem Mittagessen im 
Landgasthof Rudeihus in Kan- 
dersteg stand in Mitholz die 
Besichtigung der Baustelle für 
die Neue Eisenbahnalpentrans- 
versale (NEAT) durch den 
Lötschberg auf dem Programm. 
Königin Paola licss sich am 
Vormittag nach einem Besuch 
in der Burgerbibliothek Bern in 
Begleitung von Bundespräsi- 
tieren die Befürworter. 
Sozialere Lösung ohne 
finanzielle Einbussen 
Die Grüne Partei der Schweiz 
lancierte die zweite Initiative 
«für ein flexibles Rentenalter ab 
62 für Frau und Mann». Ziel 
und Inhalt der grünen Initiative 
stimmen mit der ersten Initiati 
ve überein. Die Grünen gehen 
jedoch noch einen Schritt wei 
ter und schlagen neben ■ der 
Pensionierung ab 62 eine wei 
tere soziale Lösung vor. Zwar 
ist es schon heute möglich, sich 
frühzeitig pensionieren zu las 
sen. Dies hat jedoch bleibende 
Rentenkürzungen zur Folge. 
Wer sich mit 62 Jahren pensio 
nieren lassen wolle, könne dies 
nach Umsetzung der Initiative 
ohne finanzielle Einbussen tun, 
so die Grüne Partei. Ihre Initia 
tive sieht ausserdem vor, dass 
bei teilweiser Erwerbsaufgabe 
dent Ogis Frau Katrin durch die 
Frauenhaftanstalt Hindelbank 
(BE) führen. Die beiden Frauen 
wurden von Direktorin Marian 
ne Haymoz und Martin Krae- 
mer, Vorsteher des kantonalen 
Amts für Freiheitsentzug und 
Betreuung, auf Schloss Hindel- 
ein Teil der Rente (zum Beispiel 
eine halbe Rente) bezogen wer 
den kann, wer nicht mehr ar 
beitet erhält die volle Rente. 
2 Milliarden Franken 
Mehrkosten 
Der Bundesrat und das Parla 
ment empfehlen beide Initiati 
ven abzulehnen. Sie sehen in 
erster Linie eine Gefahr für die 
finanzielle Sicherung der AHV, 
da die beiden Initiativen jähr 
lich über 2 Milliarden Franken 
Mehrkosten auslösen würden. 
Ohne entsprechende Einnah 
men seien diese Kosten für die 
AHV nicht verkraftbar, meinen 
die Gegner. Die Befürworter 
pochen hingegen auf die Fi 
nanzierbarkeit. Sowohl Ar 
beitslosenkasse und Invaliden 
versicherung würden dank ei 
nes flexiblen Rentenalters ab 
62 für Frau und Mann entlas 
tet, als auch die Gesundheits 
bank empfangen und danach 
durch verschiedene Abteilun 
gen der Anstalt geführt. Die 
Königin habe mit mehreren In 
sassinnen und Angestellten 
kurze Gespräche geführt, er 
klärte Direktionsassistent Erich 
Kobel. 
und Krankenkassenkosten. 
Hinzu komme, so der Schwei 
zerische Kaufmännische Ver 
band und die Vereinigung 
schweizerischer Angestellten 
verbände, dass wer länger als 
bis 62 arbeite, keine AHV-Ren- 
te beziehen könne. Deijenige 
zahle aber weiterhin Beiträge 
und helfe dabei solidarisch die 
Ruhestandsrente zu finanzie 
ren. Die Grünen schlagen aus 
serdem eine ökologische Steu 
erreform vor und wollen «Für 
eine gesicherte AHV - Energie 
statt Arbeit besteuern». Weitere 
Mittel können auch durch Ein 
sparungen beim Militär und 
durch den Verzicht auf Steuer 
geschenke an die Reichen und 
die Banken verfügbar gemacht 
werden, so die Befürworter. 
Flexibles Rentenalter mit 
der 11. AHV-Revision 
Der Bundesrat ist der Mei- 
ZÜRICH: Im Kampf gegen den 
Rinderwahnsinn (BSE) und 
die Creutzfeldt-Jakob-Krank 
heit (CJD) sind einem For 
scherteam der Universität 
Zürich weitere Schritte gelun 
gen. Sie bilden Grundlagen 
für eine Therapie CJD-infi- 
zierter Menschen und für bes 
sere Tests. 
Das Team um Adriano Aguzzi 
fand zwei Dinge heraus. Er 
stens erkannten die Forschen 
den, dass die infizierten Prio 
nen auf Signale bestimmter 
Zellen hin Richtung Gehirn 
transportiert werden, und dass 
dieser Ablauf unterbrochen 
werden kann. Bisher funktio 
nierte der Unterbruch bei Ver 
suchen mit Mäusen. 
Das Ergebnis sei sehr ermuti 
gend, wenn auch noch weit 
von einer Therapie entfernt, 
sagte Aguzzi am Mittwoch vor 
den Medien. Die Erkenntnis 
könnte aber mithelfen eine Be 
handlungsmethode zu finden 
für Menschen, die mit CJD an 
gesteckt seien, bei denen die 
Krankheit aber noch nicht aus 
gebrochen sei. 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
nung, dass die Kosten eines fle 
xiblen Rentenalters durch Eins 
parungen abgedeckt werden 
müssen, indem das Rentenalter 
der Frauen mit der 11. AHV-Re- 
vision auf 65 Jahre erhöht 
wird. Jenes der Männer bleibt 
bei 65 Jahren. Da längst nicht 
alle Arbeitenden bis 65 erwerbs 
tätig sein können, versucht 
der Bundesrat seinerseits ein 
Modell, das eip flexibles Rente 
nalter zwischen 62 und 65 Jah 
ren vorsieht, jedoch die Mehr 
kosten begrenzt, umzusetzen. 
Die Möglichkeit zur Teilpensio 
nierung ab 59 Jahren ist in die 
sem Vorschlag ebenfalls einge 
schlossen. Die mit dem Vorbe 
zug verbundenen Rentenkür 
zungen sollen im Einzelfall fi 
nanziell tragbar bleiben und < 
nach sozialen Kriterien abge 
stuft werden, betont der Bun 
desrat. Im Bedarfsfall seien so 
gar Ergänzungsleistungen 
möglich. 
Auch nach der Abstimmung 
am kommenden Sonntag wird 
das Thema AHV den Bundesrat 
weiter beschäftigen. Denn eine 
weitere Initiative der Grünen 
Partei, welche die Mehrkosten 
eines tieferen Rentenalters mit 
einer Energiesteuer finanzieren 
will, ist noch beim Parlament 
hängig. 
Partei-Parolen 
zur Abstimmung 
Zur Volksinitiative «für eine 
Flexibilisierung der AHV - 
„ gegen , .die; ..Erhöhung; des 
Rentenalters für Frauen» sa- ; 
gen die Schweizer Parteien: 
CVP sagt Nein. 
FDP sagt Nein. 
SVP sagt Nein. 
> ' SP sagt Ja. • 
Zur Volksinitiative «für ein 
flexibles Rentenalter ab 62 
. für Frau und Mann» sagen 
die Schweizer Parteien: 
CVP sagt Nein. 
FDP sagt Nein.. 
SVP sagt Nein. 
SP sagt Ja. 
Als Zweites stellten die For 
schenden fest, dass das Blutei- 
weiss Plasminogen kranke 
Prionen bindet. Aufgrund die 
ser Tatsache wurden magneti 
sche. Kügelchen mit Plasmino- ] 
gen überzogen und beispiels- ' 
weise mit Hirnmaterial von in- 
fizierten Mäusen gemischt. Als 
die Kügelchen wieder heraus- ; 
gefischt wurden, hafteten kran 
ke Prionen an ihnen. Von den 
gesunden Prionen dagegen 
blieb keines kleben. Diese Bin 
dung finde nicht nur im Tier 
versuch statt, sondern auch bei 
menschlichen Prionen, erklärte 
Aguzzi. Nach den Versuchen im 
Reagenzglas müsse nun getes 
tet werden, ob sie auch am le 
benden Organismus stattfinde. 
Die selektive Bindungsfähig 
keit könnte dazu benutzt wer 
den, diagnostische Tests zu ent 
wickeln, die weit sensibler und 
einfacher wären als die heute 
zur Verfügung stehenden. Bis 
anhin nämlich ist es nötig, An 
tikörper zu verwenden, welche 
die gesunden Prionen vernich 
ten. Die übrig bleibenden Prio 
nen können dann als krank 
identifiziert werden. 
Hoher Besuch aus Belgien 
Bundespräsident Ogi führte König Albert II ins Berner Oberland 
Die belgische Königin Paola und der Schweizer Bundespräsident 
Adolf Ogi sprechen mit zwei Kindern. (Bild: Keystone) 
Im Kampf gegen BSE 
Neue Erkenntnisse in der Forschung
	        

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