Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Sport 
Montag, 7. Februar 2000 17 
Sprung ins Juniorenteam geschafft 
Philipp Eberle: Super Rangierungen bei Grund- und Rennkurs 
Er ist 16 Jahre alt, liebt den Auto- 
rennsport und möchte später mal 
in die Formel I einsteigen: Philipp 
Eberle aus Balzers. Wer aber ei 
nen draufgängerischen Typen er 
wartet, liegt völlig falsch. Der 
Sohn des scheidenden LOSV-Prä- 
sidenten Josef Eberle ist ein ruhi 
ger, überlegter junger Mann, der 
uns am letzten Fteitag von seinen 
Erfahrungen aus dem Automobil 
rennsport berichtete. 
Iris Frick-Ott 
Philipp Eberle hat vor acht Jahren ge 
meinsam mit seinem Bruder Stefan mit 
Go-Kart-Fahren angefangen. Nachdem 
es Stefan 1998 gelungen war, im BMW- 
ADAC-Formel-Junioren-Cup mitzu 
fahren, hat auch Philipp den Sprung ins 
junge Team geschafft: Am 19. Mai die 
ses Jahres wird der 16-Jährige, der sich 
sowohl im Grund- als auch im Renn 
kurs als Erster qualifizieren konnte, 
beim ersten Rennen des Junioren Cups 
auf dem Nürburgring starten. Bis Ende 
Oktober hat der junge Balzner 20 Ren 
nen zu bestreiten, und sich zum Ziel ge 
setzt, die Saison als Cupsieger zu been 
den. 
Bis zu den Sommerferien ist Philipp 
Eberle noch Schüler, will danach die 
Lehre als Industriespengler in Angriff 
nehmen. Doch wie vertragen sich die 
vielen Trainings und Renneinsätze mit 
der beruflichen Ausbildung? «Während 
der Rennwochenende müssen wir be 
reits donnertags anreisen. Doch die feh 
lende Arbeitszeit werde ich an den frei 
en Samstagen einholen», erklärt Phi 
lipp. Sein Tagesprogramm beinhalten 
nebst Schule und Hausaufgaben inten 
sive Konditions-, Ausdauer- und Kraft 
trainings. Beim Joggen, Rad fahren 
oder Kraftübungen holt er sich die kör 
perliche Kondition, für das mentale 
Training hat Philipp Kasetten: «Kon 
zentrationsübungen sind sehr wichtig, 
wenn beim Fahren alles rund laufen 
soll. Und das grosse Ziel eines jeden 
Fahrers i$t vermutlich der Sprung in die 
Formel I. Doch das ist so schwer, wie 
Lottomillionär zu werden - pro Saison 
schaffen das gerade mal zwei», erklärt 
Philipp. 
Wichtige Stütze 
Vater Josef JHberle kümmert sich um 
alles rundherum, damit seine Söhne 
Josef Eberle und sein Sohn Philipp freuen sich auf den «BMW-ADAC-Junioren-Cup» 2000. 
(Bilder: E. Wohlwend) 
sich auf ihren Sport konzentrieren kön 
nen. Das ist für Philipp auch das Wich 
tigste: «Die persönliche Betreuung 
durch meinen Vater schätze ich am 
meisten. Da brauche ich mich um nichts 
zu kümmern und kann mich während 
der Rennen besser sammeln», weiss der 
junge Fahrer aus seinen unzähligen 
Renneinsätzen zu berichten. Philipp 
Eberle war in seiner Laufbahn als Go- 
Kart-Fahrer unter anderem an Schwei 
zermeisterschaften, aber auch an den 
Europameisterschaften in Portugal und 
Frankreich dabei und erreichte sehr 
gute Resultate. 
Kostspieliges Hobby 
Für den Vater Josef Eberle gibt es 
derweil allerhand zu tun: Autorennen 
sind ein zeitaufwendiges und kostspieli 
ges Hobby. Die Autos werden zwar von 
BMW zur Verfügung gestellt, für den 
Rennwagen samt Mechaniker für die 20 
Rennen müssen jedoch rund 60 000 
Franken bezahlt werden. Hinzu kom 
men Auslagen für Betreuung, Unter 
künfte, Verschleissmaterial etc. Josef 
Eberle budgetiert die Rennsaison im 
Junioren Cup-Team mit rund 110 000 
Franken - wenn keine Crashes hinzu 
kommen, denn die müssen vom Fahrer 
selbst berappt werden. Vor dem Saison 
start sucht Josef Eberle deshalb Spon 
soren und Gönner und hat als drittes 
«Wir hoffen, dass, falls der Einzug in die 
Formel I gelingt, ich den Aktionären ei 
ne entsprechende Dividende ausschüt 
ten kann», so der sportbegeisterte Vater 
und scheidende LOSV-Präsident. 
Während Philipp im kommenden 
Mai in die Rennsaison startet, hat der 
18-jährige Stefan ein «Zwischenjahr» 
mit Augenmerk auf seine berufliche 
Ausbildung eingelegt. «Nach einem 
schweren Unfall, glücklicherweise ohne 
gesundheitliche Folgen, konnte Stefan 
die letztjährige Saison nicht zu Ende 
fahren - mit dem Crash (Schadensum 
me 64000 Franken) war das Budget 
ausgeschöpft», erzählt Josef Eberle. 
Stefan sei jetzt Uber 1.90 m gross, was 
von den Autos her ein Problem darstel 
le, zwar habe er in diesem Jahr verein 
zelte Renneinsätze und es seien Ge 
spräche mit der Tourenwagen-Abtei- 
lung von Volvo im Gange, doch kon 
zentriere sich Stefan heuer auf seine 
Ausbildung als medizinischer Masseur 
und Physiotherapeut. 
Standbein die «Eberle & Partner Sport- 
Vermittlungs- und Promotion AG» ge 
gründet. Die Aktiengesellschaft ist aus 
schliesslich für die Finanzierung des 
Rennsportes seiner Söhne bestimmt. 
Obwohl Philipp das Steuer seit acht Jahren fest im Griff hat, wird er in zwei Jahren 
seinen Führerschein machen müssen. 
Strategie BMW- 
ADAC-Junioren- 
Cup 
Der «BMW ADAC Formel Junio 
ren Cup» ist in erster Linie dem 
Nachwuchs aus dem Kartsport vor 
behalten und ist durch Altersbe 
grenzung auf zwei Jahre limitiert. 
Maximal zehn Fahrer pro Jahr kom 
men in den Genuss dieser Nach 
wuchsförderung. Bei der Auswahl 
dieser Nachwuchspiloten, die unter 
Obhut erfahrener Rennsport-ln- 
struktoren wie Ex-Formel 1-Pilot 
Marc Surer erfolgt, wird einerseits 
Wert auf die Erfolge im Kartsport 
und andererseits auf das fahrerische 
Talent unter den neuen Begeben 
heiten eines Formelfahrzeuges ge 
legt. 
In der gemeinsamen Saisonvorbe 
reitung - verschiedene Testtage und 
Seminare - sollen die Junioren von- 
und miteinander lernen. Der Sieger 
des «BMW ADAC Formel Junioren 
Cup» sowie ein weiterer förderungs 
würdiger Fahrer erhalten von BMW 
und ADAC jeweils ein Fahrzeug für 
die «BMW Formel ADAC Meister 
schaft» des Folgejahres zur Verfü 
gung gestellt. 
Saisonsiege 6 und 7 für Andreas Widhölzl 
Weltcup-Springen in Willingen: Weltcupleader Martin Schmitt mit den Plätzen drei und zwei 
Mit Weiten von 127 und 130 Metern am 
Samstag sowie dem Schanzenrekord 
von 135 m und einem 116,5-m-Sprung 
am Sonntag setzte sich Andreas Wid 
hölzl bei den zwei Weltcup-Skispringen 
in Willingen (De) zweimal souverän 
durch. Janne Ahonen (2. und 3.) sowie 
Weltcup- Leader Martin Schmitt (3. 
und 2.) kamen neben dem Österreicher 
auf das Podest. Andreas Küttel (Einsie 
deln) sprang zweimal auf Rang 28. 
Nach der Rückkehr aus Japan lag Wid 
hölzl zuerst mit über 39 Grad Fieber im 
Bett. Acht Tage später zeigte sich der 
nunmehr 14-fache-Weltcupsieger wie 
der in alter Frische. Als einzigem der" Fa 
voriten gelangen ihm an beiden Tagen 
je zwei gute Sprünge. «Der erste Sprung 
am Sonntag, war eine <Bombe>, die sel 
ten passiert», sagte Widhölzl zu seinem 
Rekordsprung von 135 m im 1. Durch 
gang. Der Gesamt-Erste der Vierschan 
zentournee landete in diesem Winter 
Andreas Widhölzl (Bild) befindet sich weiter in Topform. Nach seinem Sieg am Samstag in Willingen, gewann er ant Sonntag 
auch die zweite Springer-Konkurrenz vor Martin Schmitt und Janne Ahonen., 
nach Predazzo bereits den zweiten 
Doppelsieg. Auch dort hatte der sieben 
fache Saisonsieger einen Schanzenre 
kord erzielt. Wegen der schwierigen 
Windverhältnisse am zweiten Tag muss- 
te sich Widhölzl trotz einem guten Fi 
nalsprung mit einer Weite von 116,5 m 
zufrieden geben. «In der zweiten Flug 
phase fehlte der Druck unter den Ski», 
sagte der Österreicher, der trotzdem 
mit 5,2 Punkten Vorsprung auf Martin 
Schmitt siegte. 
Der Weltcup-Leader aus Deutsch 
land hatte nach dem dritten Platz am 
Samstag, als er nach dem ersten Durch 
gang nur 14. gewesen war, am Sonntag 
im Final Glück mit dem Wind und 
sprang 128 m weit. Damit rückte er 
noch vom sechsten auf den 2. Platz vor. 
«Die Bedingungen hatten stark ge 
wechselt. Deshalb hatte ich im 1. Ver 
such in der Übergangsphase etwas 
Probleme», sagte Schmitt, der nach 18 
Weltcup-Springen mit dem Total von 
1409 Punkten mit 247 Zählern Vor 
sprung auf Widhölzl und 433 auf Aho 
nen führt. Diese drei Athleten und wohl 
auch der norwegische Weltrekord-Hal- 
ter Tommy Ingebrigtsen (in Willingen 6. 
und 4.) gelten auch als Favoriten für die 
Skiflug-WM vom nächsten Wochenen 
de in Vikersund (No). 
Resultate V. 
Sfunsttfr. Sctilawfclastemqtte. L ApdR&£? 
■ Widhölzl (ö) 2$,6(127/130),:2, Jattni^w4 
, oflen>(Fi) ?237^,.(114^127).^ " 
' Schmitt (De)m* (114,Sfl2rf).4.J 
• Har*d^,(Jtyp) 
Haninawald, (De), 219,$ S.» 
Jbmmj Ingebrigtsen (Nd 
109,5).»7. Jajii'Sraniwfl.(H . v . 
, /113). 9. , 
WidhÖfcd(l 
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