Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LANDTAG 
Donnerstag, 23. November 2000 7 
Humanitäre Hilfe als Beweis der 
FBP-Postulat vom Landtag einhellig an Regierung überwiesen 
«Es ist eine vornehme 
christliche Aufgabe, dem 
Nächsten zu helfen. Die 
Verpflichtung dazu gilt 
nicht nur für den Einzel 
nen, sondern auch für die 
Beziehung der Staaten 
untereinander», betonte 
der Fraktionssprecher der 
Bürgerpartei, Marco Os- 
pelt, als er das FBP-Postu- 
lat zur humanitären Hilfe 
vorstellte. Liechtenstein 
soll in Zukunft vermehrt 
bei Natur- und Zivilkata 
strophen internationale 
Solidarität zeigen, so das 
Ansinnen der Abgeordne 
ten der FBP. Der Landtag 
folgte dem Inhalt des Po 
stulates einhellig und 
überwies es zur Bearbei 
tung an die Regierung. 
Peter Kindle 
FBP-Fraktionssprecher Marco 
Ospelt, selbst aktiver Helfer bei 
humanitären Einsätzen, stellte 
fest, dass es ein Gebot der Soli 
darität Liechtensteins gegen 
über der internationalen Staa 
tengemeinschaft sei, «Ressour 
cen bereitszustellen und aktive 
humanitäre Hilfe in Katastro 
phenfällen zu leisten». Dabei 
erwähnte er die vorbildlichen 
Einsätze von Liechtensteine- 
rinhen und Lieferet Weni,, 
die schon beim schweren Erd 
beben in Süditalien im Jahre 
1980 tatkräftig am Wiederauf 
bau über Jahre hinweg mitge 
holfen haben. Marco Ospelt 
Hess es sich in seinem Votum 
nicht nehmen, den Idealisten, 
wie zum Beispiel Gebhard 
Frick, für die herausragenden 
FBP-Fraktionssprecher Marco Ospelt präsentierte das Postulat der Bürgerpartei zur humanitären Hilfe, welches vom Landtag einhellig 
an die Regierung überwiesen wurde. (Bild: bak) 
Verdienste um den internatio 
nalen Katastrophenschutz zu 
verdanken. Marco Ospelt führ 
te aber an, dass es seit diesen 
Einsätzen in Süditalien kaum 
.äiyijjchüv-jlilfsaktio- 
nen von Liechtensteiner Seite 
aus kam, denn die Strukturen 
für eine sofortige Hilfe seien 
nicht gegeben. 
Keine autonome Organi 
sation 
«Unsere Solidarität mit den 
Betroffenen darf sich nicht 
auf finanzielle Hilfe beschrän 
ken», so Marco Ospelt. Das 
Postulat der Bürgerpartei for 
dere, dass Liechtenstein «sinn 
volle, grössenverträgliche 
Formen des Engagements ent 
wickelt, um Soforthilfe leisten 
zu können». Gleichzeitig stell 
te der FBP-Fraktionssprecher 
fest, dass es nicht die Absieht 
der Postulanten sei, in Liech 
tenstein eine autonome Orga 
nisation zur humanitären Hil 
fe einzurichten. «Vielmehr soll 
die Zusammenarbeit mit einer 
Partnerorganisation wie dem 
Schweizerischen Katastro- 
phenhilfekorps gesucht wer 
den». 
Wir^amens Instrument 
($&erstützung fand Marco 
Ospelt von seinem Fraktions 
kollegen Alois Beck, welcher 
betonte, dass es von enormer 
Wichtigkeit sei, dass Liechten 
stein internationale Solidarität 
zeige. «Die humanitäre Sofort 
hilfe ist ein geeignetes Instru 
ment, den am meisten Benach 
teiligten die Solidarität Liech 
tensteins zu zeigen, wenn sie 
sich an den Grundsatz hält, oh 
ne Rücksicht auf Nationalität, 
Rasse, Religion, Geschlecht, 
politische oder soziale Zu 
gehörigkeit aktiv zu sein und 
das soziale und kulturelle Um 
feld zu achten», betonte Marco 
Ospelt. 
Regierungsrätin Andrea Wil 
li zeigte sich vom Postulat der 
Bürgerpartei sehr angetan und 
sprach sich dafür aus, dass die 
Regierung die im Postulat for 
mulierten Gedanken gerne ei 
ner grundsätzlichen Prüfung 
unterziehen wolle. Man werde 
einerseits die Machbarkeit 
überprüfen, aber auch eine po 
litische Beurteilung des Bür- 
gerpartei-Vorschlages vorneh 
men. Regierungsrätin Andrea 
Willi warf in den Raum, dass 
unser Land durchaus bereit sei, 
mehr Leistungen im Bereich 
der humanitären Hilfe zu er 
bringen. Jedoch sei es schwie 
rig, eine jederceit abrufbare In 
frastruktur organisatorisch zu 
gestalten. 
Kritik der Kritik wegen 
Die einzige kritische Anmer 
kung zum Postulat, welches im 
Landtag an sich unbestritten 
war, äusserte Paul Vogt, Abge 
ordneter der Freien Liste. Ob 
wohl er sich bei der Schlussab 
stimmung für die Überweisung 
des Postulates an die Regierung 
aussprach, bemerkte er, dass das 
Postulat «zwar gut gemeint, aber 
nicht durchdacht» sei. Er warf 
die Frage auf, ob die humanitä 
re Hilfe Liechtensteins eventuell 
in den LED inkludiert werden 
könne. Einigkeit mit den Postu 
lanten herrschte bei Paul Vogt 
allerdings bei der Tatsache, dass 
im Bereich der humanitären Hil 
fe «guter Wille nicht ausreicht», 
sondern dass eine derartige Or 
ganisation professionell arbei 
ten können müsse. Den nötigen 
Respekt vor dem parlamentari 
schen Vorstoss der Bürgerpartei 
wurde zumindest bei der 
Schlussabstimmung, wo es um 
die Überweisung an die Regie 
rung ging, von allen Abgeord 
neten gezollt, obwohl es die 
Landtagsabgeordneten der VU 
nicht für nötig hielten, sich zum 
Postulat auch nur mit einem 
Wort zu äussern. 
GWK: Kontroverse Diskussion über 
Zwangsmitgliedschaft 
Petition zur freien Verfügung an die Regierung überwiesen - Unterschiedliche Meinungen im Landtag 
Soll es bei der Gewerbe- und 
Wirtschaftskammer (GWK) 
die Zwangsmitgliedschaft 
auch in Zukunft noch geben? 
Im Landtag herrschten kon 
troverse Diskussionen zu die 
sem Thema. Eine Petition, un 
terschrieben von 356 GWK- 
Mitgliedern, welche die Ab 
schaffung der Zwangsmit- 
gliedschaft verlangen, wurde 
mit 22 Stimmen an die Regie 
rung zur geeigneten Bearbei 
tung überwiesen. 
Peter Kindle 
Seit geraumer Zeit sind Diskus 
sionen im Gang, ob eine 
Zwangsmitgliedschaft von Ge 
werbetreibenden in der GWK 
noch zeitgemäss sind. Gestern 
hatte sich auch der Landtag mit 
dieser Frage auseinanerzuset- 
zen, denn die Parlamentarier 
hatten sich mit einer Petition 
von 356 GWK-Mitgliedern aus 
einanderzusetzen, welche sich 
für eine Abschaffung der 
Zwangsmitgliedschaft stark 
machen. Im Parlament herrsch 
ten kontroverse Diskussionen. 
«Im Zeitalter der Deregulie 
rung spricht nichts mehr für 
ein System einer Zwangsmit 
gliedschaft», stellte Paul Vogt 
(FL) fest. Auch Peter Sprenger, 
Fraktionssprecher der VU, 
stimmte mit den Petitionären in 
der Meinung überein. Die Ar 
gumente der Gegner einer 
Zwangsmitgliedschaft seien 
überzeugender, als diejenigen 
der GWK, welche weiterhin an 
den bisherigen Strukturen fest 
halten möchte. 
Anderer Meinung war der 
FBP-Abgeordnete Elmar Kind 
le: «Die Aufhebung der Pflicht 
mitgliedschaft zum heutigen 
Zeitpunkt ist nicht der Weg zum 
Ziel». Elmar Kindle zog bei sei 
ner Begründung auch Verglei 
che aus dem Ausland heran und 
zeigte auf, dass auch in anderen 
Ländern eine Pflicht zur Mit 
gliedschaft bestehe. Eine obli 
gatorische Mitgliedschaft in der 
GWK stelle eine Sicherung der 
gleichen Bedingungen für alle 
gewerblichen Arbeitgeber und 
Arbeitnehmer sicher. Eine Stär 
kung der Gemeinschaft biete 
Vorteile für jeden Einzelnen. 
«Dank Solidarität und dem fai 
ren Dialog untereinander kön 
nen Lösungen, wie z. B. Fragen 
der Ausbildung und Rekrutie 
rung von qualifiziertem Perso 
nal erarbeitet werden». 
REKLAME 
Strukturen überdenken 
Die Petition zeige klar auf, 
dass eine Unzufriedenheit in 
der jetzigen Situation bestehe, 
stellte Peter Sprenger (VU) fest. 
Johannes Matt (FBP) stellte fest, 
dass es grundsätzlich wichtig 
sei, vor einer Entscheidung über 
eine Zwangsmitgliedschaft in 
der GWK die Vor- und Nach 
teile genauestens gegeneinan 
der abzuwägen. Paul Vogt regte 
an, dass sich die GWK mögli 
cherweise einem Strukturwan 
del unterziehen sollte, «denn die 
Bedürfnisse haben sich in den 
vergangenen Jahren gewandelt». 
Des Weiteren wurde von Ga 
briel Marxer (FBP) festgehalten, 
dass es nicht zielführend sei, die 
GWK als Kammer zu zerschla- ■ 
gen, denn der Zwang einerifvlit- \ 
gliedschaft mache bei dersJFor- i l x \ 
mulierung von Gesamtarbeits- " 
Verträgen durchaus Sinn. «Iöh 
bin nicht damit einverstanden», 
so der Gegner der Petitiop, 
«dass nur über die GWK disku 
tiert wird. Wenn es eine gepeti}- 
liche Regelung über Zwangs 
mitgliedschaften geben vsoll, 
dann soll die Regierung ^ie$e 
für alle Verbände schaffen; wo 
es noch Zwangsmitgliedschaft 
gibt». ' " 
( i 
Regierungschefstellvertreter 
Michael Ritter nahm die rege 
Diskussion der Parlamentarier 
zur Kenntnis und erklärte die 
Halbing der Regierung: «Bevor 
wir mit einem bestehenden Sys 
tem abfahren, muss es Alterna 
tiven geben». Die Regierung 
werde Pro und Contra • einer 
Zwangsmitgliedschaft gegen 
einander abwägen. Auch die 
Rechtsprechung soll für die Be 
urteilung der offenen Fragen 
herangezogen werden. 
Fakt sei aber, so Michael Rit 
ter, dass ein erheblicher Wider 
stand bei vielen Mitgliedern der 
GWK zu erkennen sei. Das vor 
dergründige Ziel der Regierung 
bestehe nun darin, bei der Be 
handlung der Petition eine opti 
male Organisationsform für die 
Gewerbe- und Wirtschaftskam 
mer zu finden. 
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