Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND 
Mittwoch, 22. November 2000 2 5 
Ägypten ruft Botschafter Bassiuni 
aus Israel zurück 
Ägyptens Präsident Mubarak kritisiert «exzessive Gewalt» gegen Palästinenser 
Aussenminister Amr Mussa begründete die Entscheidung mit *der 
Aggression Israels gegen die Palästinenser und den bewussten Ein 
satz von Gewalt gegen das palästinensische Volk». 
JERUSALEM/GAZA: Aus 
Protest gegen israelische 
Angriffe auf die Palästi 
nenser hat Ägypten sei 
nen Botschafter aus Israel 
zurückgerufen. Damit 
reagiere Präsident Muba 
rak auf die zunehmende 
Aggression Israels gegen 
die Palästinenser, meldete 
die amtliche Nachrichten 
agentur MENA. 
Husni Mubarak habe sich we 
gen der «exzessiven Gewaltan 
wendung* der israelischen Ar 
mee gegen die palästinensische 
Bevölkerung dafür entschieden, 
sagte Aussenminister Amre 
Mussa am Dienstag. Mit den 
Vergeltungsschlägen gegen Ga 
za hatte Israel am Montag 
abend auf den tödlichen Bom 
benanschlag auf einen Schul 
bus reagiert. Ein Mitarbeiter 
des ägyptischen Aussenminis- 
terium erklärte, Botschafter 
Mohammed Bassiuni verlasse 
Israel am Mittwoch, um an 
Konsultationen in Kairo teilzu 
nehmen. Es handle sich nicht 
zwangsläufig um eine dauer 
hafte Abberufung. 
LIMA: Parlamentspräsident 
Valentin Paniagua wird Peru 
für die kommenden acht Mo 
nate als Übergangspräsident 
führen. Dies beschloss der pe 
ruanische Kongress gestern. 
Zuvor nahm es den Rücktritt 
des bisherigen 1. Vizepräsi 
denten, Francisco Tudela, an. 
Das Parlament war gestern zu 
sammengetreten, um über die 
Lage nach dem Amtsveizicht 
EU lehnt 
US-Klimavor- 
schlag ab 
Barak unglücklich über 
Entscheid 
Ein Vertreter des israelischen 
Aussenministeriums sagte, 
möglicherweise könne die für 
Mittwoch geplante Abreise des 
ägyptischen Botschafters nach 
des umstrittenen Staatschefs 
Alberto Fujimori am Montag zu 
beraten. Nach dem Übertritt 
mehrerer Abgeordneter aus 
dem Fujimori-Lager verfügt die 
Opposition im Parlament mitt 
lerweile über die Mehrheit. 
Paniagua, ein angesehener 
Oppositionspolitiker, war erst 
am vorigen Donnerstag zum 
Präsidenten des Kongresses ge 
wählt worden. Er wird jetzt bis 
zum 28. Juli 2001 amtieren. 
Kairo verhindert werden. Israel 
bemühe sich auf höchster Ebe 
ne darum, die ägyptische Seite 
umzustimmen. 
Regierungschef Ehud Barak 
sagte, er sei unglücklich über 
die Abberufung des Botschaf 
ters, rechne aber nicht mit 
spürbaren unmittelbaren Fol 
gen. Er hoffe, dass der Bot 
schafter schnell zurückkehre. 
Israel werde seinen Botschafter 
in Kairo belassen, teilte die Re 
gierung mit. Ägypten hatte 
1979 als erster arabischer Staat 
Frieden mit Israel geschlossen 
und vermittelt bei den Frie 
densbemühungen. Ägypten und 
Jordanien sind die einzigen 
arabischen Nachbarn, die volle 
diplomatische Beziehungen zu 
Israel unterhalten. Zuletzt hatte 
Ägypten seinen Botschafter 
1982 abberufen, um gegen den 
israelischen Einmarsch nach Li 
banon zu protestieren. 
Palästinenser begrüssen 
Entscheid 
Im Gazastreifen bejubelten 
tausende Palästinenser die Ent 
scheidung Äyptens. Auch der 
palästinensische Kabinettsse 
kretär Achmad Abdel Rahman 
begrüsste den Rückruf des Bot 
schafters. Dies zeige, dass 
Ägypten die israelische Aggres 
sion als «ernst und gefährlich» 
betrachte. Auch Jordanien ver 
urteilte die «israelischen Ag 
gressionen». Aussenminister 
Abdel Ilah el Khatib forderte so 
fortigen internationalen Schutz 
für das palästinensische Volk. 
Waffengewalt legitim 
Die Autonomiebehörde kün 
digte das von Palästinenserprä 
sident Jassir Arafat erlassene 
Schiessverbot wieder auf: Poli 
zei und Sicherheitskräfte seien 
berechtigt, das Volk «mit allen 
Mitteln, einschliesslich Waffen» 
zu verteidigen, sagte Kabinetts 
sekretär Rahman. Bei israeli 
schen Angriffen hätten die 
Palästinenser das Recht auf 
«bewaffnete Notwehr». In den 
Autonomiegebieten gingen die 
gewalttätigen Auseinanderset 
zungen mit unverminderter 
Härte weiter. In Tulkarem sowie 
bei Dschenin im Westjordan 
land wurden zwei Palästinenser 
erschossen, auch nahe der jüdi 
schen Siedlung Kfar Darom im 
Gazastreifen töteten israelische 
Soldaten einen 32-rjährigen 
Palästinenser. In der Nacht wur 
de im Gazastreifen ein Palästi 
nenser erschossen, der Armee- 
angaben zufolge eine Auto- 
bombe legen wollte. Auch bei 
der jüdischen Siedlung Newe 
Dekalim im Gazastreifen wurde 
ein Palästinenser getötet. 
Fujimori wolle dauerhaft im 
Land seiner Vorfahren bleiben. 
Kritiker sind der Auffassung, 
Fujimori sei aus Peru geflohen, 
um sich Ermittlungen in Zu 
sammenhang mit der Affäre 
um den ehemaligen Geheim 
dienstchef Vladimiros Montesi- 
nos zu entziehen. Fujimori hat 
te Peru rund zehn Jahre lang 
mit harter Hand regiert. Die Op 
position hatte seit Monaten den 
Rücktritt Fujimoris gefordert. 
bis zum 12. Dezember gesche 
hen, sechs Tage vor dem Zu 
sammentreten des Wahlkollegi 
ums. Nach zweistündiger An 
hörung zogen sich die Richter 
zur Beratung zurück. 
Die Demokraten äusserten 
sich enttäuscht über geringe 
Zugewinne bei den manuellen 
Nachzählungen der Stimmen in 
drei Wahlbezirken. Nach einem 
Zwischenstand der Handaus 
zählungen in den Bezirken 
Palm Beach, Broward und Mia- 
mi-Dade konnte Gore bis 
Dienstagmittag 194 Stimmen 
hinzugewinnen. Damit würde 
Bushs Vorsprung von offiziell 
930 Stimmen auf 736 verrin 
gert. Berater Gores äusserten 
die Befürchtung, dass die von 
den Demokraten erzwungenen 
Nachzählungen nicht dazu 
führen, dass Gore Bush in der 
Gesamtrechnung überholen 
kann, selbst wenn das Gericht 
zu ihren Gunsten entscheiden 
sollte. Die Handauszählungen 
wurden gestern fortgesetzt. Bei 
der Präsidentenwahl vom 7. 
November hat Gore in den Ein 
zelstaaten der USA bislang 267 
Wahlmännerstimmen gewon 
nen, Bush verfügt über 246 die 
ser «electoral votes». Für den 
Sieg braucht einer der Kandida 
ten mindestens 270 Stimmen. 
NACHRICHTEN 
BSE-Tests In EU 
: BERN: Das Bundesamt für 
Veterinärwesen (BVET) wer- 
; tet die Absicht der EU posi- 
■ tiv, ab Januar alle Risiko- 
: Rinder auf BSE zu testen. 
Die Schweiz mache dies be 
reits seit zwei Jahren, sagte 
BVET-Sprecher Heinz Mül- 
■ 1er auf Anfrage. Dass in der 
Europäischen Union (EU) 
i alle Risikotiere auf Rinder 
wahnsinn getestet werden 
- sollen, sei «sehr gut», sagte 
; Müller. Dies gebe erstmals 
einen Befund zur BSE-Si- 
j tuation in der gesamten EU, 
der nach vergleichbaren 
Kriterien erhoben werde. 
Eine Einführung von 
BSE-Tests an allen normal 
I geschlachteten Tieren hält 
) Müller in der Schweiz aber 
; nicht für notwendig. Für 
: den Schutz des Konsumen- 
■ ten entscheidend sei die 
t Entfernung gefährlicher Tei- 
' le der Tiere: Dies werde in 
\ der Schweiz schon seit zehn 
; Jahren gemacht, gelte in der 
EU aber erst seit vergange 
nem Oktober. Dabei wies 
Müller darauf hin, dass 
: BSE-Tests erst ab einem ge- 
: wissen Alter der Tiere Er- 
' gebnisse zeigten. Die meis- 
ten der in den Verkauf ge 
langenden Tiere seien aber 
, weit unter 30 Monate alt. 
- Die Stichprobentests an 
: normal geschlachteten Rin- 
} dem in der Schweiz dienten 
denn auch der epidemologi- 
schen Erfassung. Sollte aber 
i die EU ab Juli 2001 Tests 
für alle Rinder ab 30 Mona 
ten einführen, würde die 
' Schweiz laut Müller ihre 
i Position überdenken. 
Menschenrechts- 
; gerichtshof prüft 
j Todesurteil 
: STRASSBURG: Begleitet 
: von umfangreichen Sicher- 
j heitsmassnahmen hat sich 
i der Europäische Gerichtshof 
für Menschenrechte gestern 
[ in Strassburg mit einer Be- 
j schwerde des kurdischen 
I Separatistenführers Abdul- 
• Iah Öcalan gegen die Türkei 
befasst. Anwälte des zum 
; Tode verurteilten Chefs der 
verbotenen kurdischen Ar- 
! beiterpartei (PKK) erklärten 
i bei der Anhörung, die Ver- 
! schleppung ihres Mandan- 
\ ten aus Kenia in die Türkei 
und der Prozess gegen ihn 
habe in zahlreichen Punk- 
; ten gegen die Europäische 
] Menschenrechtskonvention 
i Verstössen. Vertreter der 
I türkischen Regierung recht- 
i fertigten dagegen das To 
desurteil als «legitim». Ein 
; so genanntes Staatssicher 
heitsgericht hatte Öcalan 
; (52) im Juni 1999 zum Tode 
i verurteilt 
REKLAME 
Parlamentschef Paniagua Ubergangspräsident in Peru 
Nach dem Rücktritt Fujimoris und seiner beiden Vizepräsidenten soll Paniagua zu den Neuwahlen führen 
Dann übernimmt ein-in-den | 
Neuwahlen am 8. April ermit 
telter Nachfolger das höchstc 
Staatsamt. 
Fujimori hatte am Montag 
von Japan aus seinen Rücktritt 
eingereicht. Er hatte sein Rück 
trittsgesuch damit begründet, 
er wolle vor den vorgezogenen 
Wahlen im April verhindern, 
dass er «eine Konfrontation 
zwischen verschiedenen 
Staatsgewalten» vermeiden und 
einen geordneten Übergang er 
möglichen wolle. 
Bleibt er in Japan? 
Fujimori erklärte in Tokio, 
dass er kein politisches Asyl in 
Japan beantragen wolle. Er 
sagte aber auch nicht, ob und 
wann er nach Peru zurückkeh 
ren wolle. Eine Sprecherin des 
Nationalen Sicherheitsrats der 
USA sagte unter Berufung auf 
offizielle Angaben aus Peru, 
USA: Spannung vor dem historischen Urteil 
Gericht will sich beeilen - Demokraten enttäuscht über Ergebnisse der Nachzählungen 
WASHINGTON: Nach der An 
hörung vor dem Obersten Ge 
richshofs von Florida über die 
umstrittene Auszählung der 
US-Präsidentenwahl haben 
Republikaner und Demokra 
ten dem historischen Urteil 
entgegengefiebert. 
Ein Gerichtssprecher betonte 
jedoch gestern vor Journalis 
ten, es gebe keinen Termin für 
eine Entscheidung. Angesichts 
der Bedeutung des Falles werde 
sich das Gericht aber sehr um 
Eile bemühen. Die laufenden 
Nachzählungen in drei Wahl 
bezirken fielen dagegen zur 
Enttäuschung des demokrati 
schen Kandidaten AI Gore aus: 
Er gewann zwar 166 Stimmen 
hinzu, lag aber insgesamt noch 
immer 764 Stimmen hinter sei 
nem Rivalen George W. Bush. 
Das Gericht sollte unter an 
derem über einen Antrag Gores , 
entscheiden, die manuellen 
Nachzählungen für das Amter 
gebnis zu berücksichtigen. Die 
Republikaner forderten dage 
gen, die Entscheidung bei dem 
Ergebnis vom Samstag zu be 
lassen, nach dem Bush um 930 
Stimmen vorne lag. Mit den 
Stimmen der 25 Wahlmänner 
des Staates würde Bush 43. 
Präsident der USA. Angesichts 
Für diesen Wähler steht der neue US-Präsident schon fest. 
des bevorstehenden Thanksgi- 
ving-Festes am Donnerstag 
gingen einige Beobachter von 
einem Richterspruch spätestens 
bis heute aus. 
«Das Gericht ist sich der his 
torischen Natur dieser Sitzung 
bewusst», erklärte Oberrichter 
Charles Wells bei der An 
hörung. «Und es weiss, dass 
dies eine Angelegenheit von 
höchster Bedeütung für unsere 
Nation, unseren Staat und die 
ganze Welt ist.» Bei der An 
hörung trugen Rechtsvertreter 
beider Seiten den sieben Rich 
tern ihre Argumente vor. 
i Die Richter befragten die An 
wälte zu der Gesetzeslage in 
Florida und auf Bundesebene. 
Wells fragte, wie lange der 
Staat Florida Zeit habe, einen 
Sieger zu verkünden. Die De 
mokraten erklärten, dies müsse 
Wie viel Amur,mit 
Liebe zutun hat. 
BROCKHAUS
	        

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