Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE 
Montag, 20. November 2000 9 
Mit viel Schwung 
und Spannung 
«Art and Music Company» präsentiert 
Musical «Cabaret» im TaK 
Da sitzt man noch bei einem 
Gläschen im Foyer des TaK 
und hört leise Musik von der 
Bühne herunter klingen. Also 
nichts wie rauf - und da sit 
zen sie mit ihren pomadig an 
geklebten Haaren, gruppiert 
um Bandleader und Keyboar- 
der Stefan Frommelt, und 
spielen die Musik vom Ende 
der 20er Jahre. 
Gerolf Hauser 
Noch gibt es kein Bühnenge 
schehen. Und so kann man dem 
mit Schlagzeug, Bass, Keyboard, 
Klavier, Geige und zwei Bläsern 
besetzten Orchester mit unge 
teilter Aufmerksamkeit zuhören. 
Und das lohnt sich, versetzen sie 
die Zuhörer doch mit ihrem sou 
veränen Spiel unmittelbar 
zurück in das Berlin zwischen 
den beiden Weltkriegen. 
Spitze Schreie 
Das damalige Berlin, offen 
herzige Hauptstadt, Tanz auf 
dem Vulkan, unzählige Amü 
sierbetriebe für Männer mit 
halbseidenen Shows und den 
dazu gehörenden Stundenzim 
mern. Das Musical «Cabaret» 
zeigt diese vielschichtige Welt 
halbdurchsichtigen Höschen 
leuchten, waren die körperli 
chen Vorzüge der Damen, un 
typisch für einen Nachtclub je 
ner offenherzigen Stadt, «zu 
herzig» und zu herzig ver 
schlossen. Dafiir tanzten sie 
unermüdlich und gut, sangen 
und stiessen die unvermeidlich 
spitzen Schreie aus. 
Vielschichtigkeit 
«Art and Music Company», 
ein freischaffendes Theateren 
semble mit Sitz in Bern, ver 
steht sich in erster Linie als 
Sprungbrett für unverbrauchte 
Talente. Entsprechend können 
sich alle bei der Company an 
melden, ob Jung oder Alt, ob 
Halbprofi, mit viel Bühnener 
fahrung, aber auch Neueinstei 
ger - die Hauptsache ist Talent. 
Und das zeigten sie, die Musi 
ker, Spielerinnen und Tän 
zerinnen. Die genannte Viel 
schichtigkeit bezieht sich nicht 
nur auf die Handlung des 
Stücks, bei dem neben der 
«krankhaften Sucht, sich zu 
amüsieren» (dazu gehört der 
herrliche Song «Why should 1 
wake up, this drcam is going so 
well»), die Tragik der beginnen 
den Judenverfolgung durch die 
Nazis steht, neben dem inner- 
mit einfachsten Mitteln. Kein 
aufwändiges Bühnenbild und 
Lichtdesign: Bühnenbildnerin 
Doris Baumgartner gelingt es, 
durch grosse Drehtüren den 
Kit-Kat-Nachtclub im Hand 
umdrehen in eines der Zimmer 
zu verwandeln; ein Vorhang 
lässt das Orchester verschwin 
den, Stühle, Sofa, Bett, schnell 
herein- und wieder hinausge 
bracht, tun das ihre, das Tempo 
des Vulkantanzes nicht zu 
bremsen. 
Der Sound des Orchesters ist 
tadellos, jener der Songs auch, 
die von der Stimmung her von 
Alex Truffer (Produktionslei 
tung und Regie) und von Nico 
las Fink (Gesangsleitung) in der 
Zeit der Dreigroschenoper ge 
halten sind (bei den Sprechpar 
tien hätte man auf die Mikro 
phonübertragung verzichten 
können). Wirkungsvoll wird 
mit einfachen Mitteln die Stim 
mung jener Zeit geboten - bis 
auf die Tänzerinnen und Tän 
zer (Choreografie Petra Arnet). 
Sah man bei den Herren noch 
stramme Pobacken durch die 
lieh starken Clifford Bradshaw, 
angehender Schriftsteller aus 
Amerika, der hilflose jüdische 
Obsthändler Herr Schultz und 
der rücksichtslose Nazi Ernst 
Ludwig, neben der schwanken 
den Zimmervermieterin Fräu 
lein Schneider die exzentrische 
Traumtänzerin Sally Bowles - 
und überall dazwischen und 
darüber der/die Conferencier. 
All das macht das Stück 
spannend, zeichnet ein Zeit 
bild, durchzogen von herrli 
chen Songs wie «Mein Herr», 
«Maybe this time» oder «Money, 
Money». Vielschichtig ist es 
auch, weil es der «Art and Mu 
sic Company» gelungen ist, 
Menschen zu finden, die sich in 
diese verschiedensten Rollen 
mit viel Disziplin und Können 
hineingearbeitet haben (Reto 
Mosimann, Charly Bühlmann, 
Eveline Schloffer, Izabela Ba- 
ran u.a.). Eine Aufführung voll 
er Schwung und Spannung. 
Weitere Aufführungen im 
TaK: 23. bis 25. 11, jeweils 
20.09 Uhr. Kartenvorbestellung 
unter 237 59 69. 
Moderne holt Triesenberger 
Harmoniemusik ein 
Vielseitiges Passivkonzert mit Uraufführung einer aussergewöhnlichen Komposition 
Unter der Leitung von Dirigent Eckhard Mayr bot die Harmoniemusik Triesenberg ein anspruchsvolles Konzert. (Bild: Klaus Schädler) 
Mit dem Motto «Von Gene 
ration zu Generation» hat 
die Harmoniemusik Trie 
senberg (HMT) ein klares 
Zeichen gesetzt. Das an 
spruchsvolle, vielseitige 
und etwas spezielle Pro 
gramm zeigte auf, dass 
auch in der Blasmusik ein 
breites Repertoire ver 
schiedenster Musikstilrich 
tungen möglich ist. 
Ursula Schlegel 
Werner Schädler konnte am 
Samstag Gönner und Freunde 
der Harmoniemusik Triesenberg 
im voll besetzten Bärensaal be- 
grüssen. 
Der zufriedene Präsident 
richtete seinen Blick noch ein 
mal kurz zurück auf die vergan 
genen Vereinsmonate. Der 
Krönungsmarsch sei nicht 
nur Auftakt des diesjährigen 
Passivkonzertes, sondern 
gleichsam die Krönung eines 
aktiven und erfolgreichen Ver 
einsjahres. 
REKLAME 
Musikalische Zeitreise ins 
21. Jahrhundert 
Josef Eberle führte als ver 
sierter Moderator kompetent 
und informativ durch ein Pro 
gramm, das von höchstem An 
spruch war. Der erste Konzert 
teil stand ganz unter dem Motto 
«Von Generation zu Generation» 
und demonstrierte, wie sich alte 
und neue Musik sehr wohl er 
gänzen. Gespannt war das Pu 
blikum auf die Uraufführung 
«Azteka» von Peter Engl sowie 
auf die Ouvertüre «Dichter und 
Bauer» des Komponisten Franz 
von S,upp6. «Der Knödelrap», ei 
ne Mischung aus Jazz, Hip-Hop 
und Tiroler Volksmusik sorgte 
für Begeisterung im Saal. Abso 
lut brillant war Angelika Stingl 
als «coole» und gleichzeitig 
«währschafte» Tiroler Rapsäri- 
gerin. Erstaunlich, welch gutes 
Mundwerk die musische Ange 
lika hat! Den zweiten Teil des 
Konzertabends rundeten die 
«Hits aus den 70er-Jahren» ab. 
Melodien und Ereignisse der 
70er, letztere durch Josef Eberle 
gesammelt und vorgetragen, 
vermochten wohl manche Erin 
nerungen zu wecken. 
Komposition für die 
Harmoniemusik Triesenberg 
Nachdem die HMT vergeblich 
nach einem anspruchsvollen 
Stück in der Musikliteratur für die 
beiden Profimusikerinnen Mari 
anne Sele und Angelika Stingl 
suchte, wurde der junge öster 
reichische Komponist Peter Engl 
mit einer entsprechenden Kom 
position beauftragt. Das Musik 
stück stellt höchste Ansprüche an 
die Musikanten, insbesondere an 
die beiden Solistinnen Marianne 
Sele und Angelika Stingl, welche 
sich für die ihnen erwiesene Ehre 
an der Uraufführung mit bra 
vourösen Soli bedankten. Wegen 
Krankheit konnte Peter Engl an 
der Uraufführung seiner Kompo 
sition leider nicht dabei sein. 
Freude für das Neue 
Zur Komposition des Werkes 
«Azteka» meinte der aufge 
schlossene Dirigent der Harmo 
niemusik Triesenberg, Eckhard 
Mayr, dass insbesondere das Ex 
perimentelle sowie der Aufbau 
in dieser Musik faszinierten und 
die Komposition gerade in Be 
zug auf die Rhythmik sehr an 
spruchsvoll sei. Die etwas beson 
dere Art von Musik sei anfäng 
lich sowohl bei jüngeren wie 
auch bei älteren Musikanten 
eher auf Widerstand gestossen. 
Durch das Erarbeiten und die 
Gewöhnung des Ohres an das 
Ungewohnte, löse sich die an 
fangs als Disharmonie empfun 
dene Wahrnehmung auf und 
finde daraus den Zusammen 
hang, die Harmonie und die 
Freude für das Neue, Spezielle. 
Gemeinsamer Weg 
Das Anliegen der Harmonie 
musik Triesenberg sei es, so Prä 
sident Werner Schädler, Jung 
und Alt als aktive Mitwirkende 
oder begeisterte Zuhörer für die 
Blasmusik zu gewinnen. Der 
Blick ins Publikum, wo die jün 
gere wie auch ältere Generation 
vertreten war, zeigte, dass die 
Harmoniemusik auf dem einge 
schlagenen Weg richtig ist und 
Tradition und Moderne in der 
Blasmusik durchaus ihre Berech 
tigung haben.
	        

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