Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
WETTBEWERB WE1HNACHZSGESCH1CHTE Samstag, 18. November 2000 31 
Wo ist der schwarze Nikolaus zu finden? 
Beenden Sie die Weihnachtsgeschichte von Annemarie Fleck und gewinnen eine Stereoanlage im Wert von 500 Franken! 
Auch in diesem Jahr sind 
alle jungen, junggebliebe 
nen und älteren Volks 
blatt-Leserinnen aufgeru 
fen, sich an der Volksblatt- 
Weihnachtsgeschichte zu 
beteiligen. Lassen Sie Ihrer 
Fantasie freien Lauf und 
beenden die Weihnachts 
geschichte, die von Anne 
marie Fleck erzählt wird. 
Die einfallsreichsten Er 
zählungen werden prä 
miert und veröffentlicht. 
Zu gewinnen sind attrakti 
ve Preise (siehe Kasten un 
ten!). Wir wünschen viel 
Spass beim Lesen, Dichten 
und Fantasieren. 
Stefan stand am Fenster des 
Kinderzimmers und schaute 
verdrossen hinaus. Draussen 
fiel der Schnee in dichten 
Flocken und Stefan fand das 
gar nicht schön. Dabei hatte 
ihm seine Mutter immer erzählt, 
wie wundervoll Schnee sei. 
Man könne Schneeballen da 
raus machen und werfen, man 
könne Schneemänner bauen 
und Schlitten fahren und in der 
Sonne würde alles glitzern. 
Weihnachten im Schnee sei et 
was Wunderbares. Dabei hatten 
ihre Augen immer ein wenig 
verdächtig geglitzert und sie 
hatte schnell in ein Taschentuch 
geniesst. Stefan schüttelte den 
Kopf. «Erwachsene sind manch 
mal komisch», dachte er. Er hat 
te sogar den Schnee versucht, 
aber er hatte nur kalt und nass 
geschmeckt. Zu was er also gut 
sein sollte, wusste er nicht. 
Weihnachtlich 
geschmückte Palmzweige 
Weihnachten daheim war 
viel, viel schöner und frieren 
musste man keinesfalls. Stefan 
kam nämlich aus Afrika. Seine 
Eltern hatten dort mit mehreren 
Dörfern eine landwirtschaftli 
che Genossenschaft aufgebaut 
und in den zehn Jahren, in de 
nen sie bestand, war der Wohl 
stand in den Dörfern einge 
kehrt. Sein Vater war der Land 
wirtschaftsexperte und seine 
Mutter hatte als Ärztin für die 
se Dörfer eine Krankenstation 
geschaffen und auch dafür ge 
sorgt, dass man eine kleine 
Schule gebaut hatte. Weih 
nachten war daheim einfach 
herrlich. Überall waren ge 
schmückte Palmzweige an den 
Wänden und die Palme vor 
dem Krankenhaus war über 
und über mit Lichterketten 
behängt. 
Der schwarze Nikolaus 
war sehr klug 
Aber das Aller-Allerschönste 
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Das waren noch schöne Zeiten, als der riesige schwarze Nikolaus unter den beschmückten Palmen kleine Geschenke austeilte. 
war der riesige schwarze Niko 
laus, der unter der Palme kleine 
Geschenke austeilte. Das war 
ein schrecklich kluger Mann. In 
seinem goldenen Buch hatte er 
alles aufgeschrieben, was man 
so im Laufe des Jahres getan 
hatte. Er hatte sogar gewusst 
beim letzten Mal, dass Stefan 
das Gitter vom Zebrapferch 
aufgelassen hatte und die drei 
Zebras mit allen Ziegen sich im 
Maisacker gütlich tun konnten. 
Dabei hatte kein Mensch ihn 
gesehen, war Stefan überzeugt. 
Nun war er mit der Tante in 
der Stadt gewesen, denn er leb 
te seit einigen Wochen bei 
Mutters Schwester. In Afrika, 
rings um die Station der Eltern, 
waren Unruhen ausgebrochen 
und viele Menschen hatten 
schon fliehen oder sterben 
müssen. Die Eltern wollten 
ihren Posten nicht verlassen, 
aber ihn und seine kleine 
Schwester hatten sie zur Tante 
nach Europa gebracht. Es war 
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Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf 
Liebe kleine und grosse Volksblatt-Leserinnen und -Leser! 
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schön bei Tante und Onkel und 
deren drei Kindern, aber trotz 
dem hatte Stefan Heimweh. Ge 
stern war er nun mit soviel Er 
wartungen mit der Tante ge 
gangen. Sie hatte ihm erzählt, 
dass er nun überall dem Niko 
laus begegnen würde. Das war 
auch so. 
Musste der schwarze Ni 
kolaus zu Hause bleiben? 
Auf Schritt und Tritt begeg 
nete man einem Nikolaus und 
im grossen Kaufhaus gab es so 
gar drei. Aber seinen richtigen, 
den schwarzen Nikolaus, hatte 
er nicht gefunden. Auf seine 
Frage, wo der denn sei, hatte 
die Tante gesagt: «Der musste 
doch auch in Afrika bleiben, 
wie deine Mama und dein Papa. 
Das hier sind seine Stellvertre 
ter.» Stefan hatte nichts mehr 
gefragt, doch seine Mutter hat 
te ihm einmal erzählt, dass der 
Nikolaus eben überall sei, da 
mit er dem Christkind berichten 
könne, was die Kinder so trie 
ben und sich wünschten. Also 
musste sein riesengrosser, 
schwarzer Nikolaus auch hier 
sein, nicht nur die Stellvertre 
ter. 
Keiner war gross und 
schwarz 
Ganz leise zog sich Stefan 
die wattierten Hosen und den 
Pelzanorak an und schlüpfte in 
die pelzgefütterten Stiefel. 
Niemand hörte ihn, als er aus 
der Wohnung ging. Gleich 
beim Haus war die Halltestelle 
der Strassenbahn und zwi 
schen den vielen Menschen 
schlüpfte Stefan hinein und 
genau so am Marktplatz wie 
der hinaus. Die Lichter brann 
ten schon und Stefan ging zu 
jedem Nikolaus und schaute 
ihn genau an. Keiner war gross 
und schwarz. 
Endlich fasste er sich ein 
Herz und zupfte einen Nikolaus 
am Mantel. «Was willst Du, 
Kleiner», fragte der lächelnd, 
«ich suche den richtigen Niko 
laus, den riesigen schwarzen 
Nikolaus. Weisst Du, wo der 
ist?» «Ach», sagte der kleine 
weisse Nikolaus: «Der ist sicher 
in Afrika. Das ist ganz weit von 
hier, immer geradeaus.» Der 
kleine weisse Nikolaus gab Ste 
fan noch einen feinen Lebku 
chen und wandte sich einem 
alten Herrn zu, dem er über die 
Strasse half. 
«Ich muss ihn finden» 
Stefan machte sich wieder 
auf den Weg. Dass man zu 
Hause ihn schon längst voller 
Sorgen suchen würde, kam 
ihm gar nicht in den Sinn. «Im 
mer geradeaus», hatte der klei 
ne Nikolaus gemeint, also lief 
Stefan eben immer geradeaus. 
Mehrmals waren ihm nun auch 
dunkelhäutige Männer begeg 
net. Jedesmal blieb Stefan ste 
hen und fragte sie hoffnungs 
voll: «Weisst Du, wo der 
schwarze riesige Nikolaus ist?» 
Manche gaben ihm gar keine 
Antwort, andere lachten und 
riefen: «Geh heim, Kleiner, dem 
ist es hier zu kalt. Der ist in 
Afrika.» 
Doch nun war Stefan auf 
einmal todmüde. «Ich will nur 
ein wenig ausruhen», dachte er 
und setzte sich in einem 
Wartehäuschen auf die Bank. 
«Ich muss den riesigen 
schwarzen Nikolaus finden,» 
war sein letzter Gedanke und 
dann war er auch schon einge 
schlafen. Doch wird Stefan sei 
nen riesigen schwarzen Niko 
laus noch finden...?.-
	        

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