Liechtensteiner VOLKSBLATT
LAND UND LEUTE
Samstag, 18. November 2000 1 5
ZUM GEDENKEN
Livia Quaderer,
Schaan f
Am 20. Juni
wurde die elf
jährige Livia
Quaderer aus
Schaan, ge
boren am 15.
Mai 1989,
infolge eines
Verkehrsun
falls auf
ihrem Heimweg von der Schule
zu den Scharen der Engeln be
rufen.
Folgender Lebenslauf wurde
von Livias Gotta Gabi während
des Beerdigungsgottesdienstes
vorgelesen. Die Totenmesse ist
von Herrn Kaplan Degen sehr
feierlich gestaltet und musika
lisch von Monika Wenzel, Da
niel Öhri und Carlo Ming kin
dergerecht und sehr ergreifend
begleitet worden: Livia, ein
Mädchen von elf Jahren. Es
fällt schwer, einen Lebenslauf
zusammenzutragen, wo doch
dieses Leben nur Anlauf neh
men durfte: Es glich eher einer
Sternschnuppe, die den Nacht
himmel in wunderbaren Fun
ken kurz erhellt, plötzlich ver
löscht und ein wundersames
Nachbild hinterlässt. Livias
Welt war diejenige ihrer Kin
derstube, ein farbenfrohes
Puppenhaus, worin sie ihre
Phantasien spann. Eine unbe
schwerte, besonnte Kindheit
voller Fabulierlust. Ein Spiel,
ein Spielen, ein Scherzen, ein
Aufgehobensein in der Familie
im Rahmen des grosszügig-
ausgebauten alten «Trüble».
Das Kreative war ihr in die
Wiege gelegt, wo doch rundum
mit den Händen schöne Dinge
geformt, getöpfert, gebastelt
und gemalt wurden. So war
denn Livias Phantasie blühend:
Als ihr Onkel seine Holzschnit
te im ehemaligen Geissenstall
des Hauses druckte, beobachte
te sie täglich den Fortgang der
Arbeiten und kommentierte sie
auf unvergleichliche Weise:
«Bischt wedr am Flügerle
drocka?» Livia ging völlig im
Spiel auf, vergass sich selber,
verwandelte sich und die ande
ren. Sie hatte diese Gabe, die
anderen Kinder wie Erwachse
ne im Spiel zu verzaubern. Als
Erstgeborene wuchs sie ganz
natürlich in die Rolle der gros
sen Schwester ihrer zwei Brü
der Samuel und Elias hinein.
Und sie war so gerne diese
grosse Schwester, was ihrer
Mutter die Arbeit selbstver
ständlich um vieles erleichter
te. So stand das Miteinander
aufgrund Livias Naturell und
Temperament immer zuvor
derst. Das war ihr gegeben. Das
lag ihr, das brauchte sie, da
war sie in ihrem Element. Sie
brachte andere Kinder zusam
men. Sie vertrieb Trübsal. Das
war ihr Wesenszug. Sie war
gerne für andere da, half ihnen
und tröstete sie. Allen Mit
schülerinnen und Mitschülern
fiel übereinstimmend ihre
Hilfsbereitschaft auf. Livia
schloss niemanden aus und
war auch deswegen von allen
sehr gerne gemocht. Die dick
sten Freundinnen betonten,
dass Livia die Geheimnisse, die
man ihr anvertraute, für sich
behielt. Auf sie war Verlass
und man vertraute ihr. Die
Vorbereitungen für ihre Ge
burtstagsfeste, nahmen Livia
völlig in Anspruch. Obwohl sie
erst Mitte Mai Geburtstag hat
te, fieberte sie schon an Weih
nachten auf dieses Ereignis
hin: Dieses Herumtollen, Sich
verkleiden und Lustigsein mit
den anderen genoss sie aus
vollen Zügen. Sie lud dann
Freundinnen, Spielkamerdin-
nen und Kameraden zu sich ein
und war glücklich damit. Wo
sie wohnte, war Platz, Raum
und Spielmöglichkeiten in
Hülle und Fülle. Die Freude lief
Livia über Herz und Mund, als
sie erfuhr, dass ihre Mutter er
neut in Erwartung war. Nie war
da ein Hauch von Eifersucht,
sondern nur lautere Freude. Zu
Livias Hobbies zählten nebst
dem Skilaufen, dem leiden
schaftlichen Turnen auch das
Singen und Querflötespielen.
Sie sang im «Rägaboga-Chörle»
und durfte in der letztjährigen
Weihnachtsmesse die Maria
verkörpern. In dieser Rolle
wuchs sie über sich hinaus.
, Wenn ich an Livia denke, höre
ich das Hohe, Reine und Klare
ihrer Stimme von der letzten
Weihnachtsmesse.
Eine Weile nur durften wir mit
Dir sein,
spielen, lachen und singen,
die Freude und den Übermut
mit Dir teilen.
Dein Geschenk der Liebe in der
Kürze Deines Lebens
wird uns lebenslang begleiten.
Armella Markart-
Meier, Schaan f
Im hohen Alter von 88 Jahren
ist Frau Armella Markart-Meier
am 11. 11. 2000 in ihrem Heim
an der Eschner Strasse 42 in
Schaan friedlich zu ihrem
Herrn und Schöpfer heimge
kehrt. Am 14. 11. wurde Frau
Markart nach dem feierlichen
Trauergottesdienst auf dem
Laurentius-Friedhof beerdigt.
Armella wurde am 23. Juli
1912 dem Thomas und der Ro
sa Meier-Meier in Schaanwald
geboren. Dort führte ihr Vater
die Sägerei und sie wuchs mit
zehn Geschwistern im Eiter
haus auf. Ihr Vater war Dirigent
des Maurer Musikvereins, da
her wurde zu Hause viel musi
ziert. Jeder ihrer Brüder spielte
ein Instrument. So oft Pfarrer
Tschuggmell an ihrem Hause
vorbeikam, wollte er die Haus
musik hören. Das Haus der
«Sunnawürtles» war ein Treff
punkt vieler Leute. Da ihre
Mutter im Alter von 53 Jahren
starb, musste sie zusammen mit
ihrer Schwester den Haushalt
führen. Nach ihrem Schulab-
schluss führte sie ihr Weg ins
Tessin, wo sie in einem Hotel
das Kochen und den Haushalt
lernte. Nachher arbeitete Ar
mella im Sanatorium Altein in
Arosa im Service. Im Jahre
1947 heiratete Armella Alois
Markart, der in Mauren die
Hammerschmiede führte. 1948
kam ihr Sohn Wieland zur
Welt. Armella arbeitete dann
viele Jahre im «Tennilegarte» in
Schaanwaid. Nebenbei half sie
ihrer Schwester bei der Herstel
lung von Pullovern für Aus
stellungen. Als sie nach Schaan
übersiedelte, freute sich die Fa
milie an ihrem neu erbauten
Heim. Dort pflegte sie zusam
men mit ihrem Gatten den Gar
ten, zog Gemüse und freute
sich an Blumen. Daneben ar
beitete sie bei der Firma Kraus-
Thomson, einem Buchantiqua
riat in Nendeln. Oft fuhr sie ins
Südtirol, von wo ihr Gatte
stammte. Dort lernte sie manch
schöne Gegend kennen. Grosse
Freude bereitete ihnen die
Hochzeit ihres Sohnes Wieland
mit Bernadette Wolfinger. Die
Enkelkinder, die gerne bei den
Grosseltern waren, wurden von
diesen sicherlich verwöhnt. Ob
wohl Armella sich- einer Auge
noperation unterziehen musste,
las sie täglich in Büchern und
schaute im Femseher gerne in
teressante Filme über die Natur
und das Universum an. Armel
la war eine gläubige, aufge
schlossene und frohgemute
Frau. Guten Kontakt hatte sie
zu den Schwestern der «Anbe
terinnen des kostbaren Blutes».
Zu ihren Geschwistern hielt sie
immer ein gutes Verhältnis, sie
wohnte im gleichen Hjaus mit
der Familie ihres Sohnes. Als
1992 ihr Gatte Alois starb,
fühlte sie sich im Kreise ihrer
Lieben wohl. Man sah sie beim
Gang auf das Grab ihres Gatten
und auf dem Weg zur Gottes
mutter nach Dux. Der letzte Be
such ihrer Freundin erfüllte sie
mit grosser Freude. Armella
durfte ruhig im Herrn einschla
fen. In Liebe und Dankbarkeit
nehmen wir von ihr Abschied.
Der Familie von Wieland und
den weiteren Angehörigen un
ser nochmaliges Beileid.
Elsa Gerner
Schächte, Eschen t
Nach länge
rer Leidens
zeit rief Gott
unsere liebe
Mitbürgerin
Elsa Gerner
am 12. Okto
ber im 72.
Lebensjahre
in seine ewi
ge Heimat
zurück. Eine grosse Trauerge
meinde geleitete ihre sterbliche
Hülle auf dem St. Martinsacker
zur letzten irdischen Ruhestät-
te.
Elsa erblickte das Licht der
Welt am 11. August 1929 als
zweites Kind der Eheleute Al
fred und Theresia Schächle-
Marxer. An der Haldengasse
durfte sie mit ihrer Schwester
Lina und ihrem Bruder Bern
hard eine glückliche, unbe
schwerte Kindheit und Jugend
zeit erleben. Die ersten Jahre
nach dem Schulabschluss ar
beitete sie im elterlichen Land
wirtschaftsbetrieb mit und un
terstützte ihre Mutter im Haus
halt. Mit 29 Jahren entschloss
sich Elsa, den Beruf einer Heb
amme zu erlernen. Viele Jahre
lang übte sie diese Tätigkeit
verantwortungsbewusst und
mit grosser Freude im Bürger
heim Eschen aus. Zu jeder Ta-
ges- und Nachtzeit war sie zur
Stelle, wenn ein neues Leben in
diese Welt eintrat. Durch diese
Tätigkeit lernte sie viele Frauen
kennen, mit denen sie oft spä
ter noch freundschaftliche
Kontakte pflegte.
Im Jahre 1968 trat Elsa mit
Oswald Gerner, der verwitwet
war, im Steg an den Traualtar.
Sie übernahm die Erziehung
und die Pflichten der fehlenden
Mutter beim erst 15-jährigen
Sohn Kurt. Die Tochter Gerlin
de heiratete inzwischen und
gründete in Triesen eine eigene
Familie. Anfangs der Siebziger
jahre wurde das damalige Bür
gerheim umgebaut und zum
Betreuungszentrum erweitert.
Die Geburtenabteilung wurde
aufgelöst. Elsa freute sich, ihre
Zeit dem Gatten und dem Sohn
widmen zu können. Liebevoll
hegte und pflegte sie ihren Gar
ten und freute sich an der gros
sen Blumenpracht.
Nach der Pensionierung ihres
Gatten - der Sohn hatte inzwi
schen eine eigene Familie ge
gründet - konnte das Paar eini
ge ruhige Jahre verbringen.
Leider musste sich ihr Gatte
mehreren Spitalaufenthalten
unterziehen. Nach einer Hirn
blutung im Jahre 1993 war er
ganz auf den Rollstuhl ange
wiesen. Mit viel Optimismus
und mit Gottvertrauen nahmen
Elsa und Oswald diese Prüfung
an. Dadurch meisterten sie
auch diese neue Herausforde
rung. Liebevoll unterstützte El
sa ihren Gatten und war rund
um die Uhr um sein Wohl be
sorgt.
Im Sommer 1998 traten bei
der nun Verstorbenen gesund
heitliche Störungen auf und sie
begab sich in ärztliche Behand
lung. Die Diagnose der Ärzte
war für sie schmerzlich. Uner
müdlich kämpfte sie gegen die
heimtückische Krankheit und
hoffte auf eine Genesung. Im
Glauben schöpfte sie nach jeder
der mehreren Operationen neue
Kraft und Hoffnung. Bewun
dernswert, ohne zu klagen, trug
sie ihr Leid. Weil sich ihr Ge
sundheitszustand weiter ver
schlimmerte, erfolgte eine er
neute Spitaleinweisung. Am
12. Oktober ist sie von ihrem
Leiden erlöst worden. Im Jen
seits darf sie ein neues Leben
im Lichte Gottes beginnen, das
frei von Schmerzen ist. Elsa ru
he im Frieden des Herrn I
Oswald Gerner,
Eschen t
Nur wenige
Tage nach
dem Hin
schied seiner
lieben Gattin
Elsa kehrte
auch Oswald
Gerner am
28. ; Oktober
im 80. Le
bensjahre zu
seinem Schöpfer zurück. Eine
grosse Trauergemeinde nahm
Abschied vom lieben Verstor
benen, der an der Seite seiner
Gattin zur letzten Ruhe gebettet
wurde.
Oswald wurde am 3. März
1921 als jüngstes Kind des
Andreas und der Katharina
Gerner-Brendle in Eschen ge
boren. Zusammen mit seinen
Brüdern Walter und Josef, der
bereits im blühenden Alter
von erst 36 Jahren starb, so
wie den Schwestern Fani und
Eli$ erlebte er eine bescheide
ne, aber glückliche Kinder-
und Jugendzeit. In den kargen
Dreissigerjahren war es
schwierig, nach dem Schulab
schluss eine Arbeitsstelle zu
finden. Oswald arbeitete in
der Landwirtschaft, im Wald
und bei der Österreichischen
Bundesbahn. Nach dem wirt
schaftlichen Aufschwung
fand er eine Stelle als
Schichtarbeiter in der Presta.
Bei der Baufirma Theodor
Frick bewarb er sich 1968 als
Magaziner. Diese Arbeit führ
te er bis zu seiner Pensionie
rung zur besten Zufriedenheit
aus. Arbeitserleichterung für
die Bauern schaffte Oswald
mit dem Kauf eines Mähdre
schers, mit dem er mehrere
Jahre lang Korn einbrachte.
Während längerer Zeit walte
te er auch als Fähnrich der
Harmoniemusik Eschen.
In Einsiedeln trat Oswald mit
Maria Wanger aus Eschen im
November 1945 an den Traual
tar. bas jungvermählte Paar
zog in sein Heim an der Hal-
denstrasse ein und freute sich
über die Geburt der Tochter
Gerlinde und des Sohnes Kurt,
die liebevoll umsorgt wurden.
Doch nicht allzu lange dauerte
die glückliche Harmonie, denn
seine Gattin Maria erkrankte
schwer an einem unheilbaren
Leiden, an dessen Folgen sie im
Jahre 1967 starb. In Elsa
Schächte fand Oswald nach der
schweren Zeit eine neue
Lebenspartnerin, mit der er im
Jahre 1968 den Ehebund
schloss. Gemeinsam pflegten
sie Haus und Garten und er
freuten sich an den Pflanzen
und Tieren, eine Zeit der Ruhe,
der Freude und Zufriedenheit
kehrte ein. Nach einer Hirnblu
tung im Jahre 1993 war der
nun Verstorbene auf den Roll
stuhl angewiesen. Es war nicht
leicht für ihn, diese Behinde
rung zu akzeptieren. In seiner
vertrauten Umgebung, zusam
men mit seinen Angehörigen,
fühlte er sich geborgen. Er
schätzte die liebevoll Fürsorge
seiner Gattin und der Gemein
dekrankenschwestern und
freute sich über die Besuche
und Hilfe seiner Kinder und
Enkel. Am 15. August dieses
Jahres erlitt er einen
Schwächeanfall und war seit
her bettlägerig. Zu schaffen
machte ihm auch der schlechte
Gesundheitszustand seiner
Gattin. Nach ihrem Tode am
12. Oktober verliessen ihn die
Kräfte trotz liebevoller Pflege
seiner Angehörigen immer
mehr, bis er am 28. Oktober
seinem Wunsche gemäss im ei
genen Heim seine Seele dem
Schöpfer zurückgab. Im Jen
seits darf er für all seine Mühen
den ewigen Lohn empfangen.
Seinen Kindern mit ihren Fa
milien, seinem Bruder und al
len Angehörigen sprechen wir
unser aufrichtiges Beileid aus.
Oswald ruhe im Frieden Gottes.
Danksagung
i •
Für die überaus grosse Anteilnahme beim Heimgang meines lieben Gatten, unseres lieben
Ätti, Eni, Bruders, Schwagers, Göttis und öchis
Christian (mtsch) Flury-Tarnutzer
f
danken wir von ganzem Herzen.'
Besonderer Dank gilt:
- Herrn Dr. Schmid, St. Peterzell;
- Frau Pfarrer Lüscher, Hemberg;
- Herrn Pfarrer Haubenschmid, Seewis Dorf;
- Frau Magdalena Giezendanner.'die ihm zu jeder Zeit eine hilfsbereite Nachbarin war;
- seiner Schwester Greta, bei den er die letzten drei Wochen in Seewis verbringen durfte.
Für die Zuwendungen an die wohltätigen Institutionen und den späteren Grabschmuck
vielen Dank. j '<
Wir danken allen Verwandten, Freunden, Bekannten und Nachbarn, welche ihr Mitgefühl in
Worten und mit Blumen bekündeten, und all jenen, die den Verstorbenen zur letzten Ruhe
stätte begleitet haben. I
Im November 2000
Die TYauerfamilien
G1S3-723012
GEDANKEN
ZUM SONNTAG
Tödliche
Nebel
i
A f.
V*' ( +A K i
Die Erfahrung durch Ereig
nisse der letzten Tage hat
mich gelehrt, weshalb hier
zulande das Totengedenken
sich besonders auf diesen
Monat konzentriert, von
dem ein guter Freund im
mer sagt: Das ist nun ein
mal der Nebelmonat. Ich
habe zwar nicht immer
ganz verstanden, was er
damit gemeint hat, aber
seit der noch mehr sich
verdichtenden Krise im so
genannten «Heiligen Land»
und seit der Name «Ka
prun» durch die Welt geht,
weiss ich, was er meint. Es
gibt Zeiten, da bedeutet
Nebel Tod und nicht nur
jenes seltsame, herumzie
hende dunkle Wassergebil
de, das es uns erschwert,
die Gegenstände des Tages
so auszunehmen, wie sie
sich dem Auge ansonsten
zeigen. Und die Erfahrung
lehrt auch, dass dann,
wenn der Nebel «rauchig»
wird, er nicht nur das
menschliche Gehirn zer
stört, sondern auch die aus
dem Hirn kommenden Im
pulse zum Leben. Das ist
allerdings eine Realität, die
nicht nur auf den Novem
ber beschränkt ist, denn -
wenn ich nur daran denke,
wieviele Kinder z. B. heute
wieder auf dieser Welt ver
hungert sind und welche
chancenlos bereits entfernt
wurden, bevor sie beweisen
konnten, ob sie am Leben
hängen oder nicht, dann
ist das alltäglich, was uns
zu Recht so hart getroffen
hat und uns so betroffen
macht. Und es drängt sich
dann mir ein Satz auf, der
aus dem Psalm 103 stammt
und wo es heisst: «Des
Menschen Tage sind wie
Gras, er blüht wie die Blu
me des Feldes. Fährt der
Wind darüber, ist sie da
hin; der Ort, wo sie stand,
weiss von ihr nichts mehr».
Aber in demselben Augen
blick wehrt sich in mir et
was dagegen, nur zu glau
ben, wir seien wie das Gras
entweder zum Vertrocknen
oder zum Verbrenrten da.
Vielmehr erwacht in mir
jenes alte irische Pilgerlied,
in dem gesungen wird:
Westwärts, der Sonne
nach, hinter dem Ziel her,
greifen nach Licht, anfas
sbar westwärts, der Sonne
nach, ein Leben lang bleibt
sie am Horizont. Und
kommt man ans Meer, ver
sinkt sie im Wasser. Aber
dahinter, hinter dem Meer,
hinter dem Wasser, hinter
der Sonne, da ist doch et
was. Da will ich wohnen.
Kaplan August Patemo