Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Samstag, 5. Februar 2000 15
Nachrichten
Bally schliesst in Frank
reich 18 von 40 Läden
PARIS: Der seit Jahren mit Schwierigkeiten
kämpfende Schuhhersteller Bally hat am Frei
tag die Schliessung von 18 ihrer 40 Verkaufslä
den in Frankreich bekannt gegeben. Keine An
gaben wurden zur Zahl der betroffenen Stellen
gemacht. Auch über die Namen der betroffenen
Städte liess Bally nichts verlauten. Das Unter
nehmen, das seit letzten Oktober zur US- In
vestment-Gesellschaft Texas Pacific Group
gehört, wies in einem Communiquö lediglich
auf den Grund der Restrukturierung hin. Dem
nach soll die Marke im Luxusbereich neu posi
tioniert werden. Dazu soll der Verkauf in Frank
reich auf 22 Läden konzentriert werden. Gleich
zeitig ist vorgesehen, dass Frankreich zuständig
sein wird für eine Zone, zu der neben Frank
reich auch Italien, Spanien und Belgien
gehören, wie der Mitteilung weiter zu entneh
men ist. Mitte November des vergangenen Jah
res hatte Bally die Schliessung von 100 Ver
kaufsgeschäften in Europa und den Abbau von
500 Stellen bekannt gegeben. Zwei Wochen spä
ter teilte der Schuh- und Modekonzern Bally
mit, dass die Fabrikation in Schönenwerd SO
geschlossen und 250 Stellen gestrichen werden.
Arbeitslosenquote in
USA tiefer
WASHINGTON: Die Arbeitslosenquote in den
USA hat im Januar mit vier Prozent den nied
rigsten Stand seit 30 Jahren erreicht. Das teilte
das Arbeitsministerium am Freitag in Washing
ton mit. Die New Yorker Börse reagierte nach
der Eröffnung positiv. Vor allem im Computer
bereich wurde ein Anstieg der Aktien verzeich
net. Im Dezember hatte die Arbeitslosenquote
bei 4,1 Prozent gelegen. Im Januar 1970 waren
es 3,9 Prozent. Dem Ministerium zufolge wur
den im vergangenen Monat 387 000 neue Stel
len gezählt - mehr als Experten erwartet hatten.
Die Löhne gingen um 0,4 Prozent nach oben. Im
Dezember waren es nach aktualisierten Anga
ben 0,3 Prozent gewesen.
Kurssturz an der
Wiener Börse
WIEN: Die Wiener Börse hat am Freitag mit ei
nem Kurssturz auf die Vereidigung der rechts
konservativen Regierung aus Freiheitlichen
(FPÖ) und konservativer Volkspartei (ÖVP)
reagiert. Der Leitindex ATX fiel bei sehr hohen
Umsätzen um 38,13 Zähler oder 3,46 Prozent
auf 1064,03 Punkte. Vor allem britische und
amerikanische Investoren hätten verstärkt
österreichische Aktien verkauft, berichteten
Händler.
Kosten bei Handy-
Roaming im Visier
BRÜSSEL: Die EU-Kommission nimmt die
Kosten für das so genannte Roaming bei Han
dys unter die Lupe. Dazu sandte sie rund 200
Fragenbögen an nationale Wettbewerbsbehör
den und Mobilfunkbetreiber, wie sie am Freitag
in Brüssel mitteilte. Die Fragen müssen inner
halb von zwei Monaten beantwortet werden.
Beim Roaming benutzen Handy-Besitzer ein
anderes Mobilfunknetz als das ihres Betreibers
- beispielsweise im Ausland. Der Kommission
liegen nach eigenen Angaben Beschwerden
über angeblich zu hohe Roamingkosten vor.
Die Preisunterschiede bei internationalen An
rufen mit und ohne Roaming zum gleichen Ziel
in der EU betragen bis zu 500 Prozent, berich
tete die Kommission mit Hinweis auf eine Stu
die des internationalen Verbandes von Tele
kommunikations-Nutzern (INTUG).
Bestellungseingang
gesteigert
ZÜRICH: Die ABB Aistom Power hat im Ge
schäftsjahr 1999 pro forma eine Steigerung des
Bestellungseingangs um 14 Prozent auf 11,44
Mrd. Euro (18,2 Mrd. Fr.) erzielt, wie das Un
ternehmen am Freitag mitteilte. Das erste Ge
schäftsjahr des Unternehmens, das letztes Jahr
vom ABB-Konzem und der französischen Ai
stom gegründet wurde, währte von Juli bis De
zember 1999. Wie bereits am Donnerstag be
kannt gegeben wurde, betrug der Betriebsertrag
in diesem Zeitraum 26 Mio. Euro. Ebenfalls auf
der Basis eines Pro-Forma-Vergleichs mit den
entsprechenden Vorgängersektoren von Ai
stom und ABB sei der Umsatz unverändert auf
9,85 Mrd. Euro geblieben, heisst es weiter. Die
gute Auftragsentwicklung sei auf den boomen
den Markt für Gasturbinen- und Kombikraft
werke zurückzuführen.
Teuerster Zusammenschluss
Fusion zum Telekom-Giganten Vodafone/Mannesmann perfekt
DÜSSELDORF: Die Nieder
lage der Mannesmann AG in
der Übernahmeschlacht mit
der britischen Vodafone Air-
Touch macht den Weg für ei
nen international dominieren
den Telekom-Konzern frei.
Der teuerste Firmenzusam-
menschluss aller Zeiten im
Wert von knapp 400 Milliarden
fand am Freitag in Düsseldorf
auch die Zustimmung des
Mannesmann-Aufsichtsrates.
In der Nacht zuvor hatte schon der
Mannesmann- Vorstandsvorsitzen
de Klaus Esser nach einem dreiein
halb Monate dauernden Abwehr
kampf ein verbessertes Angebot
seines Rivalen Chris Gent, dem
Chef des weltweit grössten Mobil
funkanbieters, akzeptiert. Als Kon
sequenz greift Esser nur noch bis
Ende Juli direkt in die Geschäfte
des neuen Konzerns mit dem Na
men Vodafone AirTouch ein.
Esser sagte am Freitag vor Jour
nalisten in Düsseldorf, der Vorstand
sei dem Wunsch der Aktionäre für
eine friedliche Einigung gefolgt.
Nach seinen Worten war bis zum
Donnerstag die Hälfte der Mannes
mann-Aktien schon getauscht wor
den. «Wir sind beide Gewinner»,
hatte Gent in der Nacht den Erfolg
seiner Strategie kommentiert. Die
Einigung stiess bei Bundeskanzler
Gerhard Schröder und dem briti
schen Premier Tony Blair auf Zu
stimmung.
Mannesmann hält 49,5
Prozent
Die Vereinbarung sieht vor, dass
die Aktionäre von Mannesmann
mit 49,5 Prozent am neuen Konzern
beteiligt werden. Sie erhalten des
halb bei einem Aktientausch fünf
Vodafone-Papiere pro Mannes-
mann- Papier mehr.
In dem ursprünglichen Kaufge
bot, das am kommenden Montag
ausläuft, hatte Vodafone 53,7 eigene
Der teuerste Firmenzusammenschluss Vodafone und Mannesmann erfolgtßr 400 Milliarden.
Aktien geboten. Mit der aufgebes
serten Offerte verlängert sich die
Umtauschfrist bis zum 17. Februar.
Auch die Vertreter der 130 000
Arbeitnehmer im Aufsichtsrat hal
ten die Einigung mit Vodafone für
tragfähig. In der Übereinkunft seien
wesentliche Fragen zur Beschäfti
gungssicherung geklärt worden,
sagte der Gesamtbetriebsratschef
von Mannesmann Arcor, Hermann-
Josef Schmidt. Vodafone-Chef
Chris Gent hatte in den vergangene
Tagen immer wieder betont, dass
ein Übernahme mit keinem Stellen
abbau verbünden sei.
Mobilfunk, Festnetz und
Internet
An der Verbindung von Mobil
funk, Festnetz und Internet wird
Mannesmann laut Esser auch in Zu
kunft festhalten. Dabei sollen die
Anteile an den Festnetztöchtern
Arcor und Infostrada nicht verkauft
werden.
In den Verhandlungen mit Voda
fone habe Mannesmann viel durch
setzen können, sagte Esser. Wäh
rend das gemeinsame Unterneh
men Vodafone AirTouch heissen
wird, sollen die Mobilfunktochter
D2 und Arcor weiterhin den Namen
Mannesmann tragen.
Als Gewinner dürfen sich auch
die Verbraucher fühlen. Der Mobil
funkanbieter VIAG Interkom rech
net nach der Übernahme mit
schneller sinkenden Handy-Tarifen.
«Der Preisdruck wird sich verstär
ken», sagte VIAG Interkom-Spre
cher Michael Rebstock.
Schub wird erwartet
Ähnlich äusserte sich der Spre
cher von E-Plus in Düsseldorf: «Der
Ebner will VR-Sitz bei Roche
Der Pharmakonzern gibt sich bedeckt
PFÄFFIKON: BZ-Bankier Martin
Ebner wünscht dem Pharmaunter
nehmen Roche eine Einheitsaktie
und sich selbst einen Sitz im Ver
waltungsrat. Daraufhat Roche sibyl-
linisch verlauten lassen, dass weder
das eine noch das andere ein Tabu sei.
Am Donnerstagabend kritisierte
Martin Ebner in Pfäffikon SZ die
derzeitige Kapitalstruktur des Phar-
makonzerns, welche in Inhaberakti
en und Genussscheine aufgeglie
dert ist. Dabei haben die Genuss
scheine keinerlei Stimmrecht. Die
Mehrheit der stimmrechtsverbun
denen Aktien liegen bei den Famili
en Hoffmann und Oeri-Hoffmann.
Dem Wunsch vom Donnerstag
hat der BZ-Banker Taten folgen las
sen. Roche-Sprecher Daniel Piller
bestätigte am Freitag den Eingang
des schriftlichen Antrags der BZ-
Gruppe an den Verwaltungsrat
(VR) der Roche Holding betref
fend die Wahl Ebners. Nicht zur
Diskussion gestellt wird in• dem
Schreiben der BZ-Gruppe aller
dings die Kapitalstruktur des Kon
zerns.
Gleichzeitig reichte Ebner einen
Antrag auf die Wahl in den VR 'der
Crödit Suisse Group ein. Wie eine
CSG-Sprecherin bestätigte, wird die
Wahl an der Generalversammlung
vom 26. Mai entschieden.
Einheitsaktie kein Tabu
Nach Ansicht von Roche hat die
heutige Kapitalstruktur für den Ak
tionär nur Vorteile. Auch die von
Ebner bemängelte Flexibilität sei
Ebner informierte an einer Medienkonferenz über seine Pläne.
gewährt. Dennoch sei die Ein
führung einer Einheitsaktie kein Ta
bu. Wenn alle Umstände stimmen,
sei man bereit, sämtliche strategi
schen Optionen wahrzunehmen.
Der VR von Roche trifft sich vor
aussichtlich noch vor Ende März.
Wie Martin Ebners Chancen für die
Wahl in den VR stehen, war bei Ro
che nicht zu erfahren. «Wir schätzen
Ebner als langjährigen Aktionär»,
hiess es lediglich. Der Entscheid
fällt an der Generalversammlung
vom 9. Mai.
Skeptische Reaktion an der
Börse
Ebners Vorschlag, bei Roche eine
Einheitsaktie einzuführen, ist am
Freitag im Börsenumfeld eher skep
tisch aufgenommen worden. Zwar
gehen Analysten davon aus, dass
Roche früher oder später den
Schritt zur Einheitsaktie wagen
muss. Aber er stehe nicht an, sagten
Analysten.
Würde eine Einheitsaktie gebil
det, würde sich das Stimmrechtsver
hältnis bei Roche verändern. Wenn
heute die Inhaberaktien 100 Pro
zent der Stimmen auf sich vereini
gen, wäre es dann noch umgerech
net 19 Prozent. Dagegen läge das
Stimmrecht bei den Genussschei
nen - von denen es rund vier Mal
mehr gibt - bei 81 Prozent.
Markt wird noch schneller, noch
kundenorientierter und noch at
traktiver.» Der französische Misch
konzern Vivendi erwartet von der
vereinbarten Internet-Allianz mit
Vodafone/Mannesmann einen
Schub. Während am Vodafone-Sitz
in Newbury bei London Euphorie
herrschte, war die Stimmung in
Düsseldorf gedrückt. «Es ist fantas
tisch. Durch die Fusion mit Mannes
mann bekommen wir einen Riesen-
vorsprung. Wir werden in 56 Län
dern vertreten sein», sagte Vodafo
ne-Mitarbeiter David Pitchforth.
Dagegen erklärte der Betriebsrats
chef der Mannesmann-Zentrale,
Friedrich Apfelbaum: «Vor ein paar
Tagen war noch die Meinung zu
hören, wir Mannesmänner können
das schaffen. Nach dem Zusammen
schluss hat die Stimmung merklich
nachgelassen».
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