Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Donnerstag, 9. November 2000 3
NACHRICHTEN
Das Bild des Weiblichen
Werke von Ulrike Rosenbach in der Eröffnungsausstellung des Kunstmuseums
Von Ulrike Rosenbach ist bei der Eröffnungsausstellung des Kunstmuseums Liechtenstein eine Instal
lation zu sehen. (Bild: Gerolf Häuser)
Zur Eröffnung am 12. No
vember werden erstmals
die Sammlungsbestände
des Kunstmuseums Liech
tenstein der Öffentlichkeit
präsentiert. Damit kann
die grundlegende Aus
richtung des Sammlungs-
profils durch Eigenbesitz
vorgestellt werden kann.
Gerolf Hauser
Direktor Friedemann Malsch
konnte zwei Werke der Künst
lerin Ulrike Roscnbach erwer
ben. Ulrike Rosenbachs Arbei
ten zählen zu den wichtigsten
in der Kunst der deutschen
Nachkriegszeit. In den Aus
drucksmedien der Performance
und der Videotechnik ent
wickelte sie sich zu einer Pio
nierin von globaler Bedeutung.
Wir konnten mit der Künstlerin
über ihre Arbeit sprechen.
Frau Rosenbach, was bedeu
tet die Verwendung von Botti-
cellls «Geburt der Venus» in
Ihrer Installation?
Ulrike Rosenbach: «Das
Werk hat zu tun mit dem Kul
turbild der Frau und den Kli
schees, die sich aufgebaut ha
ben: Das Bild des Weiblichen
als des Aphrodisischen und
Erotischcn, was Botticelli in
seinem Renaissance-Gemälde
wiedergegeben hat. Zu sehen
ist jetzt jener Teil der gesamten
Installation, die Friedemann
Malsch für die Sammlung des
Kunstmuseums gekauft hat. Die
zweite Arbeit, die das Museum
erworben hat, aber zur Eröff
nung nicht gezeigt wird, ist
über die Medusa, also über den
dunklen Aspekt des Weibli
chen. Beides sind Arbeiten zu
archaischen Vorbildern des
Weiblichen.»
Also Kunst als Gesellschafts
kritik?
«Ich befasse mich seit 1969
mit dem Kontext des Weibli
chen in der Kunst und war bis
Anfang der 80er Jahre prak-
t
KliKLAME
tisch die Einzige in Europa, die
ihre Arbeiten feministische
Kunst genannt hat, um auf
merksam zu machen auf gesell
schaftliche Zustände. Die In
stallation hat einen leicht iro
nischen Charakter und ist als
eine kritische Wiedergabe der
Kulturvorstellung des Eroti
schen gedacht. Die Ironie be
zieht sich darauf, dass die Frau
immer wieder, z. B. in der Wer
bung, dargestellt wird als
Aphrodite, als abgeklatschte
und angepasste Schönheit,
häufig unter Verwendung die
ses Botticelli-Bildes. Es ist gro
tesk, dass dieses Bild heute als
Chiffre verwandt wird für
weibliche Schönheit, verknüpft
mit Erotik, also keine Schön
heit, die von innen kommt, kei
ne individuelle Schönheit. Das
möchte ich mit meiner Arbeit
zeigen, eben ironisch, fast ein
wenig kitschig.»
Konnten Sie bezüglich Gleich
berechtigung mit Ihrer Kunst
etwas bewirken?
Ulrike Rosenbach: «In den
70er-Jahren, als diese Arbeit
hergestellt wurde, und als
Feminismus noch eine politi
sche Wertung hatte und keine
abwertende wie heute, war die
Recherche über dieses Thema
sehr ernst gemeint. Ohne diese
damalige feministische Bewe
gung hatten wir heute keine
Vorstellung im Bewusstsein,
was positive oder negative Bil
der bedeuten. Die Bewusstma-
chung durch die Frauenbewe
gung der 70er Jahre ermöglich
te es, dass heute Frauen ernst
haft angehört werden, sie auch
höher gestellte Positionen ein
nehmen können. In Deutsch
land und der Schweiz war diese
Frauenbewegung kaum kultu
rell geprägt, im Gegensatz zu
Frankreich, dort war sie vor al
lem literarisch geprägt, und
Amerika. Dort war ich Mitglied
der Kunstbewegung für Frauen,
der Feminist Art, die sogar am
College gelehrt wurde.»
Wie sehen Sie das neue
Kunstmuseum?
«Es ist sehr elegant, sehr
schön geworden und fasst alle
architektonischen Elemente zu
sammen, die in den letzten
Jahrzehnten im modernen Mu
seumsbau gefunden worden
sind. Die Sammlung selbst ken
ne ich leider noch nicht. Ich
denke aber, dass die Verbindung
von alter und moderner Kunst
richtig ist, und das Museum mit
Friedemann Malsch einen kom
petenten Direktor hat. Er war
schon immer ein namhafter Kri
tiker für Medienkünstler und hat
auch ein Buch geschrieben über
Medienkunst am Kunsthaus
Zürich. Ganz bewusst hat er ei
ne klassische Arbeit von mir er
worben, um einen Anfang zu
finden für einen Bogen von Ge
nerationen von Medienkünst
lern. Medieninstallation sind im
Moment wohl der Endpunkt
dieser Bewegung zur Modemen
hin. Danach wird die Computer-
Art kommen, die neueste Spitze
der Medienkunstenfwicklung,
die sicher auch im Museum lan
den wird.»
Eröffnung des
Kunstmuseums
VADUZ: In Vaduz steht der
Sonntag, der 12. November
2000 ganz im Zeichen der
Eröffnung des Kunstmu-
* seums. Um 10.30 Uhr findet
; im Foyer des Museums der
Festakt statt. Auf dem Pro
gramm stehen verschiedene
Gruss-Adressen sowie die
offizielle Eröffnung des
Kunstmuseum Liechtenstein
; mit einem symbolischen
; Akt. Es werden über 100
; Persönlichkeiten aus Politik
und Prominenz erwartet.
Die musikalische Umrah
mung erfolgt durch die
; Liechtensteinische Musik
schule. Der Festakt wird in
das, speziell für diesen Tag
erstellte, Museums-Zelt im
Innenhof übertragen. Ab 12
Uhr ist dann das Museum
zur Besichtigung geöffnet.
Alle Besucherinnen und Be
sucher haben freien Eintritt.
Der Tag der Offenen Türe
dauert bis 18 Uhr und ist so
konzipiert, dass ein Besuch
mit der ganzen Familie
möglich ist. Neben Gratis
bussen von allen Gemein
den Liechtensteins (sowie ab
Feldkirch, Sargans und
Buchs mit den Liechten
stein-Bussen) steht auch ein
Kinderhort zur Verfugung.
Alle sechs Ausstellungssäle
sind frei zugänglich, die
nicht-öffentlichen Räume
wie z.B. Anlieferung, Mate
riallager, Verwaltung, Re
stauratoren-Raum, Cate-
ring-Küche, Warenlift etc.
sind dagegen nur mit
Führungen begehbar. In Zu
sammenarbeit mit «Vaduz
Events» und dem Bürger
meisteramt bietet das
Kunstmuseum ein attrakti-
; ves Besucherprogramm an.
j Alle Besucher des Museums
erhalten einen Gutschein
für ein Gratisgetränk (bis
max. 4 Fr.), dieser Gut
schein ist am Sonntag in al
len Vaduzer Restaurants so
wie im Museums-Zelt ein-
■ lösbar. Zudem treten diverse
' Strassenkünstler auf.
EINLADUNG
zur Nominationsv er Sammlung
Donnerstaq. 9. November, 19.30 Uhr • \
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LGT-Campo Rin Forum
Einladung
zur öffentlichen Podiumsveranstaltung zum Thema
«Liechtenstein und die Rolle der internationalen Medien»
Eine Veranstaltung der LGT Bank in Liechtenstein und des Internationalen Liechten
steiner Presseclubs (LPC) mit Frau Prof. Dr. Gertrud Höhler, Berlin und internationalen
Medienvertretern.
Datum: Donnerstag, 16. November 2000
Beginn: 18.30 Uhr
Ört: Mehrzwecksaal «Campo Rin», LGT Bank in Liechtenstein in Bendern
LGT Bank in Liechtenstein
A Member of Liechtenstein Global Trust