Liechtensteiner Volksblatt
Land ujhd Leute
Samstag, S. Februar 2000 13
Nachrichten
FBPL-Landesvorstand:
Wohnbauförderung
Ende Februar 2000 werden die Stimmbürgerin-
nen und Stimmbürger wegen des Referendums
zur Wohnbauförderung an die Urne gebeten. In
einer moderierten Diskussion, anlässlich des
FBPL-Landesvorstandes, werden Befürworter
und Gegner des neuen Gesetzes zur Förderung
des preiswerten Wohnungsbaues zu Worte kom
men. In einer anschliessenden Diskussion wer
den die Argumente gegeneinander abgewogen.
Ziel des Landesvorstandes wird sein, eine
Mehrheitsempfehlung zu finden. Ein weiterer
Traktandenpunkt am FBPL-Landesvorstand
sieht die Nomination eines Mitgliedes in die
Medienkommission vor.
Der FBPL-Landesvorstand findet am kom
menden Montag, 7. Februar 2000, ab 19 Uhr im
'Kellersaal des Vaduzer Saales statt.
Kinderski-Aktion des
Hilfswerks Liechtenstein
Wir suchen für unseren nächsten Hilfsgüter
transport dringend noch einige Kinder-Ski,
Schlitten, Skischuhe und Skianzüge. Wir fahren
zum Skizentrum in Rokitznitze/Nordböhmen.
In diesem Zentrum wird behinderten und ge
sunden Heimkindern der ganzen tschechischen
Republik die Möglichkeit geboten, Skiferien
und Wochenendaufenthalte zu geniessen. Die
Kinder werden von erfahrenen Skilehrern an
geleitet und betreut. Das gesamte Skimaterial
bleibt in diesem Zentrum und wird jeder Kin
dergruppe aufs Neue zur Verfügung gestellt.
Wir bitten, diese Sachen bis nächsten Donners
tag, den 10. Februar 2000 bei der Zentralsam
melstelle des Hilfswerks Liechtenstein in Trie-
sen abzugeben. Vergelts Gott für Ihre Hilfe!
HILFSWERK LIECHTENSTEIN
Das Wort zum Sonntag
Heillose Isolation
Als ich diese Zeilen
geschrieben habe, la
gen vor mir in herrli
chem Sonnenschein
die schneebedeckten
Churfirsten, Kreuz
berge und das Gebiet
um den Hohen Kas
ten. Und es sah alles
so friedlich aus und so
zum Skifahren einla
dend. Und ich weiss nicht wieso, aber die Welt
des Unbewussten ist nun einmal eine «unbe-
wusste» Welt, ist mir eine Szene aus einer Hi-
malaya-Dokumentation vor meinen Augen ge
standen. Eine Szene die gezeigt hat, wie vom
Dhaulagiri, einem besonders reizvollen Berg,
eine riesige Staublawine in die Tiefe donnerte.
Und wenn einem dann solche Bilder aufsteigen,
dann sind sie meistens mit einer weiteren Asso
ziationskette verbunden. Und ich erinnerte
mich an die verheerenden Zerstörungen, die ei
ne andere Lawine im Tiroler Paznauntal ange
richtet hatte. Und an weitere Lawinen, die ein
mal im Vorarlberger Grossen Walsertal gewütet
hatten oder an jene Muren oder kleinen Schnee
abgänge, die die Strassen im Arlberggebiet oder
irgendwo in Graubünden verlegen. Und ich er
innere mich, wahrscheinlich durch andere Erin
nerungen hervorgerufen, an die Meldungen, die
mit den Lawinen oder Vermurungen verbunden
waren und die berichteten, dass manche Gäste
oder Bewohner von der Aussenwelt abgeschlos
sen wurden, und ich erinnere mich auch an die
hektischen Versuche, die dann angestellt wur
den, um die Wege freizubekommen und den Zu
stand der unfreiwilligen Isolierung aufzuheben.
Denn das ist nun nach wie vor ein Zustand, der
uns Menschen sehr bedrängt und in unserem
Selbstwert sehr verletzt und erniedrigen kann.
So gut und nützlich es sein kann, wenn im Be
reich der Elektrizität eine Isolierung notwendig
ist, um Spannung abzubauen und Schäden, die
durch allzudichte Nähe entstehen, zu verhin
dern, so verderblich kann es sein, wenn wir
Menschen unfreiwillig isoliert werden, ist doch
der Mensch an und für sich ein Wesen, das auf
Gemeinschaft hin angelegt ist. Und um gesuch
te Nähe ihm zu verwehren, muss dann entweder
eine böse Absicht dahinterstecken oder einfach
das Gefühl, das einem sagt, der Isolierer sei ein
besserer Mensch und weil er das sei, habe er das
Recht, einen anderen in einen daseinszer
störenden Kreis tödlicher Einsamkeit zu jagen.
Von einer Lawine kann kein Erbarmen verlangt
werden, aber von uns Menschen dürfte jenes
Mass an Toleranz eingefordert werden können,
das das Leben lebenswert bleiben lässt.
Kaplan August Patemo
Von Geld, Wohlstand und Wohlfahrt
Dr.WernerTabarellis GaUani-Übersetzung des Klassikers «Deila moneta»
Ein kluges Kerlchen muss er
gewesen sein, der Italiener Fer-
dinando Galiani. Der damals
erst 23-jährige Denker hat
nämlich vor mehr als 200 Jah
ren mit «Deila moneta» ein
geldtheoretisches Werk ge
schaffen, das an Aktualität bis
heute nichts eingebüsst hat.
Ein kluger Kopf hat sich die
Mühe gemacht, das Werk Ga-
lianis erstmals vollständig ins
Deutsche zu übersetzen und zu
kommentieren: Gestern prä
sentierte die LGT Bank in
Liechtenstein in Bendern Dr.
Werner Tabarellis beachtens
werte Arbeit.
Jnes Rampone-Wanger
Generaldirektor Heinz Nipp freute
sich sichtlich, dass die Präsentation
des Buches «Über das Geld» im
Mehrzwecksaal des Servicecenters
der LGT in Bendern stattfand.
Während seiner Begrüssungsrede
dankte er Generalkonsul Werner
Tabarelli nicht nur für die grosse
Arbeit, die in der Übersetzung und
der Kommentierung des Geld-Bu
ches steckt, sondern auch für seinen
Einsatz um die Freundschaft zwi
schen Liechtenstein und Liechten
stein.
Zeitlose Thesen
Festredner der Buchpräsentation
LGT-Generaldirektor Heinz Nipp, Regierungschef Dr. Mario Frick und Dr.
Werner Tabarelli freuen sich über das gelungene Werk (v.l.n.r.). (Bild: bak)
war der Berner Nationalökonomie-
Professor Ernst Baltensperger. Der
renommierte Geldtheoretiker zoll
te während seinem Referat den Ge
danken Galianis grossen Respekt.
Vieles, was der junge Neapolitaner
in der Mitte des 18.Jahrhundert ge
schrieben hat, sei auch heute noch
gültig und bilde die Grundlage der
Ökonomielehre. Welchen Gewinn
bringt es nun aber heute, das «alte»
Buch über das Geld zu lesen. Pro
fessor Baltensperger beantwortete
diese Frage mit folgenden Worten:
«Es gibt eine Reihe von wichtigen
ökonomischen Themen, zu denen
eine sorgfältige Lektüre und Auf
nahme des Werks dem heutigen Le
ser - besonders, wenn er wirt
schaftspolitisch interessiert ist -
lehrreiche Einsichten zu gewähren
vermag. Einige dieser Themen seien
hier kurz herausgegriffen. Sie brin
gen in eindrücklicher Weise die
Zeitlosigkeit mancher Problemstel
lungen zum Ausdruck. Galiani hat
immer wieder die Bedeutung eines
vernünftigen und von den Bürgern
breit akzeptierten, freiheitlichen
Rechts- und Ordnungssystems und
klarer Rahmenbedingungen betont.
Der zu seiner Zeit auffallend ge
wachsene Wohlstand in seinem Hei
matland, dem Königreich Neapel,
diente ihm dabei als Beweis für die
These, dass freie Märkte, Rechtssi
cherheit und „gute Gesetze" Vor
aussetzung für Wachstum und eine
grösstmögliche Wohlfahrt seien...
Reich und glücklich sei ein Land,
welches viele Menschen anzieht,
nicht jenes, welches sich gegen Aus
sen abschottet, um früher akkumu
lierte Vorteile zu bewahren.»
Unterhaltsame Geld-Lektüre
Vier Jahre lang hat Werner Taba
relli in seiner Freizeit an der Über
setzung von «Deila moneta» gear
beitet. Sein Werk ist nicht nur schön
anzuschauen, sondern - so der Te
nor vieler bereits erschienener Re
zensionen - sei auch eine unterhalt
same, vergnügliche Lektüre mit wis
senschaftlichem Tiefgang. Eine um
fassende Inhaltsangabe und Werner
Tabarellis Erläuterungen zum Au
tor und Uber den geschichtlichen
Konsens machen aus «Über das
Geld» ein zeitgemässes Werk, das zu
lesen Spass macht. Spass hat «Deila
moneta» auch Regierungschef Ma
rio Frick gemacht, der sich während
seiner kurzen Festrede vor allem
über die Passage «die Menschen
ziehen dorthin, wo die besten Re
gierungen sind» gefreut hat.
WernerTabarelli: Ferdinando Ga
liani - «Über das Geld». Verlag
Wirtschaft und Finanzen, Düssel
dorf, CHF 113.00.
Ausbildungsbereitschaft und
Josef Nigsch, Amtsleiter Amt für Berufsbildung zum Lehrstellenkatalog für Sommer 2000
Im September 1999 veröffentlichte
das Amt für Berufsbildung den
ersten Lehrstellenkatalog für Som
mer 2000. Damals wurden uns 209
Lehrstellen gemeldet. Wieviele
dieser freien Lehrstellen bis heute
besetzt worden sind, ist uns nicht
oder nur zum Teil bekannt z.B. wo
bereits Lehrverträge für Sommer
2000 bei uns eingegangen sind. Auf
eine zweite Umfrage hin, sind uns
per 31. Januar 2000 91 freie
Lehrstellen gemeldet worden, wel
che wir in der heutigen Ausgabe
veröffentlichen.
Wie bereits anfangs September
1999 bei der ersten Ausgabe unseres
Lehrstellenkataloges erwähnt, ha
ben wir es im kommenden Sommer
mit einem starken Jahrgang zu tun
und benötigen für die Schulabgän
ger aus den Ober- und Realschulen,
den Absolventen des 10. Schuljah
res, den Studienabbrecher aus dem
Gymnasium sowie für Zusatz- oder
Zweitlehreh gegen 350 Lehrstellen.
Dabei sind die Grenzgänger aus
dem Rheintal oder aus Vorarlberg
noch nicht berücksichtigt. Als weite
res wird es nicht genügen 350
Lehrstellen anzubieten, da es ja nie
ein den BerufswUnschen deckungs
gleiches Lehrstellenangebot geben
wird. Im Interesse der Schulaustre
tenden ersuchen wir unsere Wirt
schaft (Industrie, Gewerbe und
Dienstleistung) genügend Ausbil
dungsplätze zur Verfügung zu stel
len.
Ausbildungsbereitschaft und
Flexibilität ist gefordert
Das bedeutet, dass vor allem die
Wirtschaft weitere Anstrengungen
unternehmen muss, um noch mehr
Lehrstellen in weiteren Berufen an
zubieten. Dies gilt ganz besonders
für den kaufmännischen und gestal
terischen Bereich sowie für Infor
matiker. Melden Sie sich bitte beim
Amt für Berufsbildung, wenn Sie
sich zur Ausbildung von Lehrlingen
entschlossen haben. Wir unterstüt
zen Sie gejjne.;
Die 'Le^irstillensuchenden bzw.
deren Erziehungsverantwortliche
müssen ihrerseits mehr Flexibilität
in der Berufswahl zeigen, das heisst,
auch bereit sein, eine Lehrstelle in
einem Verwandten Beruf anzuneh
men, wenn sich im «TYaumberuf»
keine solche finden lässt. Im Zeital
ter des lebenslangen Lernens hat
der erlernte Erst-Beruf ohnehin
nicht mehr die* Bedeutung, die ihm
früher einmal' zukam. Ausserdem
kann man später in einer Zweit
oder Zusätzlehre das gewünschte
Berufsziel immer noch erreichen
und sich so besonders gute fachliche
Qualifikationen aneignen.
Lehrstellensuchende, rührt
euch!
Weitersßindjdie Jugendlichen gut
beraten, sich frühzeitig und ernst
haft um eine Lehrstelle zu bewer
ben. Wie Bekaiint, erhalten sie ja bei
der Berufswahl und der Lehrstel
lensuche "viel Unterstützung von
den Schulen, der Berufsberatungs
stelle und, dem Amt für Berufsbil
dung. Die jugendlichen müssen sich
aber auch im klaren sein, dass der
Amtsleiter Josef Nigsch
Lehrstellenmarkt in Liechtenstein
einem starken Druck aus den be
nachbarten Regionen ausgesetzt ist.
Diese Entwicklung ist sicher durch
nichts aufzuhalten; man hat sich
auch auf diesem Gebiet der freien
Konkurrenz zu stellen. Dass da
durch sehr oft schulisch schwächere
Jugendliche leiden, muss durch ver
mehrte Anstrengungen aller Betei
ligten kompensiert werden.
Auch Anlehrstellen werden
benötigt
Auch in diesem Sommer werden
wir wieder eine ganze Reihe An
lehrstellen für schulschwache Ju
gendliche benötigen. Wir rufen hier
ganz besonders die gewerblichen
Lehrbetriebe auf, Anlehrstellen an
zubieten. Anlehrlinge sind aller
dings keine billigen Arbeitskräfte,
sondern erfordern vor allem am An
fang viel Zuwendung. Viele Beispie
le belegen aber, dass man sich mit
einem Anlehrling oft einen über
lange Jahre treuen Mitarbeiter her
anziehen kann, der in seinem Be
reich Beachtliches zu leisten im
stande ist. Auch hier beraten wir Sie
gerne.
Schnupperlehren
Im Lehrstellenkatalog sind viele
Betriebe mit einem *) markiert. Das
bedeutet, dass die Jugendlichen
dort eine Schnupperlehre absolvie
ren können. Eine solche sollte min
destens 3 Tage dauern, um den Ju
gendlichen einen Einblick in den
Beruf bieten zu können. Wir raten
dringend, unbedingt mehr als nur
eine Schnupperlehre zu machen.
Nur so können die Jugendlichen
vergleichen und sich die Grundla
gen für eine Entscheidungsfindung
erarbeiten.
Die Schnupperlehren müssen von
den Ausbildungsverantwortlichen
gut vorbereitet werden, damit man
abschätzen kann, ob der/die Ju
gendliche sich für den Beruf eignet
und sich im betrieblichen Umfeld
wohl fühlen wird. Interessenten
stellen wir gerne ein Merkblatt über
die Gestaltung und Durchführung
der Schnupperlehre zur Verfügung.
Leider hören wir immer wieder
Klagen, dass Schnupperlehrlinge
berufsfremde Arbeiten machen
müssen. Hier appellieren wir an das
Verantwortungsbewusstsein der
Ausbilder, die Jugendlichen nicht zu
Reinigungsarbeiten im Betrieb an
zustellen. Ein solches Verhalten ist
während der Schnupperlehre unse
riös. Man darf sich dann nicht wun
dern, wenn damit ganze Branchen
in Verruf geraten und Mühe haben,
leistungsstarke Lehrlinge zu rekru
tieren.
Beratung und Unterstützung
Das Amt fUr Berufsbildung steht
für eine Beratung und Unterstüt
zung bei der Lehrstellensuche gerne
zur Verfügung. Allerdings bedeutet
dies nicht, dass man dem Amt einen
Auftrag zur Lehrstellensuche ertei
len kann! Es sind in erster Linie die
Jugendlichen und deren Erzie
hungsverantwortliche, die aktiv
werden müssen. Wir können Wege
aufzeigen und Türen öffnen. Eintre
ten muss man selbst.