4 Samstag, 5. Februar 2000
Inland
Liechtensteiner Volksblatt
VBO: Reformen im Agrarbereich
weiterfuhren
Vereinigung Bäuerlicher Organisationen präsentierte Jahresbericht 1999
Die Vereinigung Bäuerlicher Or
ganisationen (VBO) kann auf ein
erfolgreiches Jahr 1999 zurück-
blicken. Der neue Vorstand mit
Thomas Büchel an der Spitze,
konnte von der wertvollen Basis,
welche von Ernst Walch mit sei
nem Team in den vergangenen
Jahren geschaffen wurde profitie
ren. Dennoch setzte die neue Lei
tung der VBO weitere Schwer
punkte für eine effiziente Arbeit.
So will die VBO unter anderem
versuchen, die Weichen für eine
nachhaltige Agrarpolitik in Liech
tenstein zu stellen.
Peter Kindle
Die VBO darf auf ein erfolgreiches Jahr
1999 zurückblicken.Nach der Übernah
me des Präsidentenamtes durch Tho
mas Büchel im März des vergangenen
Jahres, setzte sich die VBO in einem
Workshop neue Ziele und Schwer
punkte, die eine effiziente und nachhal
tige Arbeit für den Bauernstand Liech
tensteins ermöglichen. Profitieren
konnte der neue Präsident von der
wertvollen Vorarbeit seines Vorgän
gers, Ernst Walch.
Offensive Informationspolitik
Dje VBO hat sich das Ziel gesetzt,
mit einer offensiven Informationspoli
tik die landwirtschaftlichen Anliegen
und Vorstellungen für die Öffentlich
keit transparent zu präsentieren. Der
Kontakt zu Behörden und anderen
landwirtschaftlichen Organisationen
wurde intensiviert, die Öffentlichkeits
arbeit und Medienpräsenz verstärkt.
Ein weiteres Anliegen der VBO be
schäftigt mit der Beschaffung von fi
nanziellen Mitteln, um die. Intensität
der Arbeit weiter zu stärken. «Wir müs
sen aber auch zur Kenntnis nehmen,
dass die VBO nicht alle Probleme und
Thomas Büchel, Präsident der Vereinigung Bäuerlicher Organisationen, setzt sich vehement für eine Agrarreform und eine
nachhaltige Landwirtschaftspolitik ein. (Archivbild)
Geschäfte mit der gleichen Intensität
bearbeiten kann, da die finanziellen
Mittel nur begrenzt vorhanden sind», so
VBO-Präsident Thomas Büchel im
Grusswort des Jahresberichtes.
Kritik an der Regierung
Im Jahresbericht kommt zum Aus
druck, dass die Regierung die Anlie
gen der VBO und der Bauern nicht
immer ernst ziyhehjnen scheint. So hat
die Regierung beispielsweise einen
Transportunkostenbeitaag für Schafal-
pung abgelehnt. Liechtensteiner Scha
fe müssen während des Sommers in
'der Schweiz gealpt werden, da die ein
heimischen Alpgehosienschaften die
Alpung von Schafen nicht vorsehen.
Die Bauern wollten einen finanziellen
Unkostenbeitrag für den Transport
der Schafe in die Schweiz bei der Re
gierung geltend machen. Diese lehnte
die finanzielle Unterstützung jedoch
ab.
Nach Gesprächen mit den zuständi
gen Amtsstellen wurde von der VBO
ein Änderungsvorschlag für das Ab
geltungsgesetz erarbeitet, welches eine
Zulassung von Kleinvieh für Herbst
und Winterweiden auf Vertragsflächen
vorsieht. Dieses Anliegen liegt schon
seit zwei Jahren in den Händen der Re
gierung, die sich aber der Behandlung
des Vorstosses verweigert.
Die Ertragsausfallentschädigungen
für die Liechtensteiner Bauern, wel
che aufgrund der massiven Jahrhun
dertniederschläge im Jahr 1999 bean
tragt wurden, stiessen bei der Regie
rung nur auf taube Ohren. «Obwohl
die VBO bereits zweimal auf die Re
gierung zugegangen ist, lehnt diese
jegliche Ausrichtung Von Entschädi
gungszahlungen kategorisch ab. Be
gründet wird die ablehnende Haltung
unter anderem damit, dass die Nieder
schlagsmengen im erwartbaren und
immer wieder auftretbaren Rahmen
liegen», ist dem Jahresbericht der
VBO zu entnehmen.
Milchkontingentierungsgesetz:
Position festlegen
In diesem Jahr wird voraussichtlich
das von der VBO schon seit langer Zeit
geforderte Gesetz zur Milchkontingen
tierung revidiert. Die VBO wird diese
Thematik intensiv prüfen und eine defi
nitive Position festlegen.
Agrarpolitik: Regierung ist
gefordert
«Die Reform muss weitergeführt
werden!», lautete das Motto einer Pres
semitteilung, die sich um eine nachhal
tige Agrarpolitik bemüht. Die VBO for
dert weiterhin eine konsequente Ver
folgung der vor fünf Jahren eingeleite
ten Reformen im Agrarbereich. «Die
Regierung soll in erster Linie günstige
Rahmenbedingungen für unsere Land
wirtschaft Sätzen und in der Gestaltung
der Agrarpolitik eine aktive Rolle spie
len», wird im VBO-Jahresbericht for
muliert. Wichtigste Punkte in der
Agrarreform sind flankierende Mass
nahmen zur Erhaltung der Wettbe
werbsfähigkeit und die Unterstützung
der Bemühungen zur regionalen Ab
satzförderung.
Die Landwirtschaft wird im Regen stehen gelassen
Wasserschäden 1999 - Regierung entschädigt liechtensteinische Bauern nicht
Die Jahrhundertniederschläge des letz
ten Jahres und die damit verbundenen
Schäden an landwirtschaftlichen Kultu
ren veranlassten die VBO Anfang Sep
tember, beim zuständigen Regie
rungsressort einen Antrag auf Ertrags
ausfallentschädigung zu stellen. Da die
Regierung während mehr als drei Mo
naten keinen Entscheid fällte, sah sich
die VBO zu einem zweiten Vorstoss ver
anlasst. Anhand weiterer Fakten konnte
dabei aufgezeigt werden, dass für die
Landwirtschaft tatsächlich eine Notsi
tuation bestand. Erst Mitte Januar, also
nach 4 'l 3 Monaten, wurde der VBO
der ablehnende Regierungsentscheid
schriftlich mitgeteilt.
Die Regierung hat beschlossen, voll
ständig auf die Entschädigung von Er
tragsausfällen zu verzichten, was von
der VBO mit grossem Befremden zur
Kenntnis genommen wurde. In erster
Linie kann die Argumentation für die
sen Regierungsentscheid nicht nach
vollzogen werden, da diese verschiede
ne Fehleinschätzungen enthält und teil
weise gar den vorhandenen Fakten wi
derspricht. Sc hält die Regierung in ih
rer Begründung fest (Zitat), «dass die
im Mai und Juni 1999 gemessenen Nie
derschlagsmengen in den zurückliegen
den Jahren schon vielfach Ubertroffen
worden sind. Die Niederschlagsmengen
sind somit als hoch zu bezeichnen, doch
liegen sie innerhalb des in unserem Ge
biet erwartbaren und immer wieder auf
tretbaren Rahmens». Die nachfolgende
Grafik mit dem Vergleich der Monats
niederschläge 1999 und dem Mittel der
letzten 30 Jahre in der Wetterstation
«Forstpflanzgarten Schaan» beweist je
doch klar und eindeutig, dass die Fest
stellung der Regierung nicht den Tatsa
chen entspricht. So wurde z. B. im Monat
Mai der bisherige Maximalwert von 160
Liter pro Quadratmeter (1983) um
mehr als 60 Prozent übertroffen!
unternehmerischem Denken voll und
ganz unterstützen, fordert jedoch auch
die Gleichbehandli|ng wie für andere
Geschädigte aus Umweltkatastrophen.
Der Lawinenwintef und die Rüfenab-
gänge 1999 sowie fdas Unwetter von
1995 inTriesenberg|and wohl allen noch
in bester Erinnerung. Bei allen erwähn-
Klaus Büchel, Geschäftsführer der Vereinigung Bäuerlicher Organisationen.
Des Weiteren hält die Regierung in
ihrer Begründung fest, dass der Land
wirt ein Unternehmer sei und damit
auch das Wetterrisiko zu tragen habe.
Die VBO kann zwar die Forderung nach
ten Ereignissen hat die öffentliche Hand
zu Recht unkompliziert reagiert und be
trächtliche Mittel zutSchadensdeckung
ausgeschüttet. Die Argumentation, dass
landwirtschaftliche Kulturen gegen Ele
mentarschäden (bsp. Wasser) versicher
bar sind, ist ebenfalls nicht stichhaltig.
Landwirtschaftliche Kulturen können
offiziell nur gegen Hagelschäden, nicht
jedoch gegen Wasserschäden versichert
werden. Bekanntlich sind jedoch Hagel
schäden nicht Wasserschäden gleichzu
setzen. So ist es nur dem grossen Entge
genkommen der Hagelversicherungen
zu verdanken, dass ausnahmsweise nur
ein kleiner Teil der durch Wasserschä
den verursachten Ertragsausfälle bei
Gemüse und Getreide entschädigt wur
de. Nicht berücksichtigt wurden die be
trächtlichen Ertragsausfälle im Futter
bau, bei dem auch grössere Langzeit
schäden zu erwarten sind.
Abschliessend hält die Regierung in
ihrer Begründung fest, dass (Zitat) im
Bundesland Vorarlberg nur eine geringe
Summe zur Entschädigung an landwirt
schaftlichen Kulturen geleistet wurde.
Bei dieser «geringen Summe» handelt
es sich immerhin um knapp eine Million
Schweizer Franken. Ob diese Summe
tatsächlich als gering zu bezeichnen ist,
sei dem geneigten Leser überlassen.
Bei ihrem ersten Vorstoss im Septem
ber war die VBO um eine Abschätzung
der Ertragsausfälle sehr bemüht. Dass
die damals geschätzte Summe von ca. 3
Millionen Schweizer Franken recht na
he bei der Realität lag, wurde zwi
schenzeitlich von den Experten der
Schweizerischen Hagelversicherung be
stätigt. Diese wiesen ausserdem darauf
hin, dass die Ertragsausfälle in unserer
Region besonders hoch waren. Die
VBO hält ausserdem klar und deutlich
fest, dass von der Regierung nie eine
Entschädigung des gesamten Ertrags
ausfalles erwartet worden ist. Jedoch
wäre die unkomplizierte Auszahlung ei
ner Teilsumme neben den Leistungen
der Hagelversicherungen und der Scha
densübernahme durch die Landwirte ei
ne dringend notwendige Hilfestellung
gewesen. Aus der teilweise doch frag
würdigen Argumentation der Regie
rung wird zum wiederholten Male deut
lich, dass diese oft weit von der Praxis
und der tatsächlichen Situation in der
Landwirtschaft entfernt ist. Leider führ
te diese Tatsache zu einer krassen Fehl
einschätzung.
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