Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
MAGAZIN 
Samstag, 4. November 2000 31 
Leonidenstrom wird sichtbar 
Der Sternenhimmel im November - Von Dr. Emma Hahn vom Astronomischen Arbeitskreis 
Der Sternenhimmel im November 
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Himmelsanblick am 1. November um 23 Uhr MEZ . 
| bzw. am 15. November um 22 Uhr MEZ 
Auch im November bietet 
der Nachthimmel wiede 
rum die Möglichkeit, viel 
Interessantes zu beobach 
ten. Bei guter Witterung 
lassen sich in diesem Mo 
nat Planeten, Stern 
schnuppenströme wie 
auch Sternbilder ausge 
zeichnet beobachten. Le 
sen Sie dazu nachstehen 
den Beitrag, verfasst von 
Dr. Emma Hahn vom 
Astronomischen Arbeits 
kreis Fürstentum Liech 
tenstein, der Einblick in 
Geschehnisse am Himmel 
in diesem Monat gibt. 
Dr. Emma Hahn 
Unser Muttergestirn Sonne, seit 
dem 23. Oktober durch das 
Tierkreiszeichen Skorpion zie 
hend, wird dieses am 22. No 
vember um 1.00 Uhr verlassen 
und in das Tierkreiszeichen 
Schütze eintreten. Könnten wir 
die Sternbilder dahinter erken 
nen, würden wir feststellen, 
dass sie bis 23. November 2.00 
Uhr durch das Areal des Stern 
bildes Waage zieht, um an 
schliessend in das Areal des Stern 
bildes Skorpion zu gelangen. 
Darin verbleibt sie aber nur bis 
29. November 15.00 Uhr, denn 
dann gerät sie in das Areal des 
Sternbildes Schlangenträger, 
welches somit das 13. Sternbild 
des Tierkreises ist, dem aber 
kein Tierkreiszeichen zugeord 
net wurde. Der Schlangenträger 
ist ein ausgedehntes Sternbild in 
der Nähe des Himmelsäquators, 
sein Areal reicht aber teilweise 
bis unter die Ekliptik herab, so 
dass er als das 13. Sternbild des 
Tierkreises bezeichnet wird. 
Von uns aus sieht man dieses 
umfangreiche, aber nur aus 
lichtschwachen Sternen beste 
hende Bild in klaren Som 
mernächten am Südhimmel. 
Der griechischen Mythologie 
nach ist der Schlangenträger 
mit Äsculap identisch, dem die 
Schlange ein heilendes Kraut 
gebracht haben soll. 
Periodische Stern 
schnupppenströme 
Und wieder ist es November 
geworden, der einst als der 
klassische Sternschnuppenmo 
nat galt, vor allem wegen der 
um die Monatsmitte auftreten 
den Leoniden, die vom 13. bis 
20. November ab 3.00 Uhr ak 
tiv sind. Das spitze Maximum 
ist in der Nacht vom 16./17. 
November zu erwarten, wenn 
die Erde auf ihrer Bahn eine 
Trümmerwolke kreuzt, die noch 
von dem Kometen Temple- 
Tuttle stammt. Die beiden Teil 
ströme der Tauriden, die aus 
dem Sternbild Stier zu kommen 
scheinen, sind zwar weniger 
beeindruckend, erreichen am 4. 
bzw. am 12. November jedoch 
schon während der Mitter 
nachtsstunden ihr Maximum. 
Die Planetensichtbarkeit 
Der sonnennächste Planet, 
der flinke Merkur, kann nun, bei 
freiem Blick nach Ostsüdost ab 
etwa 6.00 Uhr erspäht werden. 
Freilich verblasst er bereits eine 
halbe Stunde später in der Mor 
gendämmerung. Bis zur Mo 
natsmitte verfrüht er seine Auf 
gänge auf 5.40 Uhr, zudem 
steigt seine Helligkeit und er 
kann leichter gefunden werden. 
Doch schnell verspäten sich 
seine Aufgänge wieder und im 
letzten Monatsdrittel schrumpft 
seine Sichtbarkeitszeit. 
Der andere «innere» Planet, 
dessen Bahn also zwischen der 
des Merkurs und der unserer 
Erde liegt, ist die Venus. Sie 
spielt nun wieder die Rolle des 
Abendsterns, denn sie ist am 
frühen Abendhimmel zugegen. 
Sie erhält den Besuch der 
schmalen Mondsichel am 29. 
November, wie wir, freien Blick 
nach Südwesten vorausgesetzt, 
dann um etwa 18 Uhr werden 
beobachten können. Ziemlich 
hoch über beiden ist am 
Westhimmel ein heller Stern zu 
sehen, es ist Atair, der Haupt 
stern des Adlers. Der rote Pla 
net Mars ist nach 3.00 Uhr im 
Sternbild Jungfrau zu finden. 
Er scheint auf deren Hauptstern 
Spica zuzusteuern, was freilich 
nur in Bezug auf die Blickrich 
tung gesagt werden kann. Am 
2. November zieht er durch den 
sonnen fernsten Punkt seiner 
Bahn und ist dann 1,66-mal so 
weit von der Sonne entfernt, 
wie wir auf unserem Planeten 
Erde von ihr entfernt sind. Der 
Stern Spica aber befindet sich 
in einem Abstand von 275 
Lichtjahren. Die Riesenplaneten 
Jupiter und Saturn ziehen der 
zeit durch das Sternbild Stier. 
Sie erreichen, von der Erde aus 
gesehen, am 28. bzw. am 19. 
ihre Opposition zur Sonne. Sie 
leuchten daher besonders hell 
und es wird gut möglich sein, 
sie auch noch bei leicht be 
wölktem Himmel aufzufinden. 
In klaren Nächten sieht man in 
ihrer Nähe auch die beiden of 
fenen Sternhaufen namens Ple- 
jaden und Hyaden, die im Al 
tertum schon als die Säulen des 
goldenen Tores der Ekliptik be 
zeichnet wurden, durch wel 
ches die Planeten, aber auch 
Sonne und Mond regelmässig 
ihre Bahn entlang ziehen. Jupi 
ter erscheint nun nach Venus 
als das auffälligste Objekt am 
Nachthimmel, gefolgt von Sa 
turn, der diesmal zur Oppositi 
on auch besonders hell er 
scheint. - Es wird am 16. No 
vember, beginnend um 18.00 
Uhr, auf der Sternwarte Cassio 
peia im Gemeinschaftszentrum 
Resch, Schaan, ein Beobach 
tungsabend stattfinden, zu 
welchem auch gerne Kinder 
mitgebracht werden können. 
Nicht nur Sternbilder des Win 
terhimmels werden aufgesucht, 
auch die Aufgänge der beiden 
Riesenplaneten erwartet, und 
am späteren Abend können 
auch noch auf dem Mond die 
Berge, Täler und «Meere» durch 
das Fernrohr betrachtet wer 
den. 
Der Fixsternhimmel 
Bei freiem Blick nach Norden 
sieht man den Grossen Wagen 
jetzt in einer Lage, als käme er 
geradewegs einen hohen Berg 
heruntergefahren, die Deichsel 
voran, auf deren zweitem Stern 
das «Reiterlein» Alkor zu sitzen 
scheint, was freilich nur mit 
guten Augen gesehen werden 
kann, also zugleich Auskunft 
über die eigene Sehkraft erhal 
ten werden kann. Alkor ist von 
Mizar, auf dem er zu sitzen 
scheint, knapp 12 Bogenminu- 
ten am Himmelsgewölbe ent 
fernt. In Wirklichkeit beträgt 
der Abstand zwischen beiden 
mindestens zwei Billionen km. 
Die Umlaufzeit von Alkor um 
Mizar wird nach Berechnungen 
mit mindestens 800 000 Jahren 
angegeben. In bekannter Weise 
findet man von den beiden 
letzten Wagensternen zum Po 
larstern hinauf, und wenn man 
diese Linie nach einem leichten 
Knick nach rechts etwa gleich 
weit noch emporzieht, ist man 
beim grossen Himmel ange 
langt, oder anders gesagt beim 
Sternbild der schönen aber eit 
len Königin Cassiopeia von 
Äthiopien. Den Zenit über 
schreitend, das heisst den Kopf 
weit zurücklegend, findet man 
eine Sternenkette, die ausge 
breiteten Arme der Königstoch 
ter Andromeda. Jetzt ist aber 
eine Drehung nach rechts, 
Richtung Westen, ratsam. Im 
Nordwesten erkennt man Wega 
in der Leier und im Westen 
Atair im Adler, also noch zwei 
Ecksterne des schon sehr nach 
Westen hinabgesunkenen Som 
merdreiecks. Etwas höher, in 
der Milchstrasse, ist auch noch 
Deneb im Schwan auffindbar. 
Im Südwesten steht hoch am 
Himmel das Pegasusquadrat. 
Der Südhimmel ist derzeit von 
eher schwachen Sternen über 
sät, aber schon eine leichte 
Drehung nach Südosten bringt 
die beiden auffälligsten Gestir 
ne, die es um diese Zeit zu se 
hen gibt, vor unser Gesichts 
feld. Das sind die Riesenplane 
ten Saturn und Jupiter im 
Sternbild des Stieres mit dem 
Hauptstern Aldebaran, rechts 
von ihm die Hyaden und etwas 
höher die Plejaden. Über den 
Südosthorizont schreitet bereits 
der Himmelsjäger Orion einher 
und etwas höher, Richtung 
Nordostern sind schon die 
Zwillinge mit ihren Hauptster 
nen Castor und Pollux ange 
kommen, also Wintersternbil 
der, die uns während der kom 
menden Jahreszeit begleiten 
werden. 
Planet entdeckt 
Wegen der Aktualität nun 
noch ein Abstecher zum Sü 
dosthorizont. Lichtschwache 
Sterne bilden dort das Sternbild 
des Flusses Eridanus. Bevor 
man zum rechten Rand dieses 
Bildes kommt, wo der Fluss 
gleichsam eine Kurve macht, 
kann man in einer klaren Win 
ternacht, wenn also die Luft 
sehr ruhig ist, den Stern Epsi 
lon Eridani knapp über dem 
Horizont auffinden. Dieser ist 
uns nicht nur verhältnismässig 
nah, er ist nur etwa zehn Licht 
jahre entfernt, sondern er sei 
auch sehr sonnenähnlich, wie 
Forscher festgestellt haben. Er 
sei ein orangeroter Zwergstern 
mit 0,8 Sonnenmassen, also et 
was kleiner und kühler als un 
sere Sonne. Doch das ist noch 
nicht alles. Ein Astronomen 
team der Universität von Texas, 
Austin, entdeckte dort einen 
Planeten, der vielleicht etwas 
kleiner oder auch eineinhalb 
mal so gross wie der Jupiter ist. 
In einer Distanz, die der dreifa 
chen Entfernung Erde - Sonne 
ungefähr entspricht, umkreise 
dieser Planet in sieben Erden 
jahren seine Sonne Epsilon Eri 
dani. Damit unterscheidet sich 
dieser Planet gewaltig von den 
anderen bisher entdeckten 
Exoplaneten, deren Zahl schon 
auf über 50 angestiegen ist, wie 
kürzlich auch die Neue Zürcher 
Zeitung berichtete. Nun, was 
bedeutet das für uns? Wird es 
in fernerer Zukunft, vielleicht 
erst in mehreren Jahrzehnten, 
der Menschheit doch irgendwie 
möglich sein, bis dorthin zu ge 
langen, zu erkunden, wie es 
dort ist? Vielleicht doch? 
Dem Vortrittsrecht zum Durchbruch verhelfen 
Fussgängervortritt am Zebrastreifen: bfu-Kampagne wird im November wiederholt 
Nur jeder zweite Automobilist 
gewährt den Fussgängern am 
Zebrastreifen den Vortritt. Die 
Kampagne «Freundliche Zone 
- Vortritt für Fussgänger am 
Zebrastreifen» wird deshalb 
zum vierten Mal durchgeführt 
- heuer vom 6. bis 19. No 
vember. 
Mit ihrer Gemeinschaftsaktion 
wollen Verkehrsverbände und 
Präventionsstellen dem Vor 
trittsrecht der Fussgänger in 
der Schweiz und in Liechten 
stein zum Durchbruch verhel 
fen, das partnerschaftliche Ver 
halten im Strassenverkehr för 
dern und die Zahl der Unfälle 
senken, wie die Beratungsstelle 
für Unfallverhütung (bfu) am 
Freitag mitteilte. Seit dem 1. 
Juni 1994 ist das Vortrittsrecht 
am Zebrastreifen neu geregelt. 
Fussgänger haben nicht nur 
Vortritt, wenn sie sich bereits 
auf dem Streifen befinden, son 
dern auch, wenn sie am Trot- 
toirrand warten und die Strasse 
Die bfu-Kampagne «Freundliche Zone - Vortritt für Fussgänger am Zebrastreifen» wird wiederholt. 
erkennbar überqueren wollen. 
Obwohl die Gesetzesänderung 
auch zu Verunsicherung und 
Fehlverhalten geführt habe, sei 
der Zebrastreifen nach wie vor 
der sicherste Ort, um die Stras 
se zu überqueren: 6 von 10 
Fussgängern verunfallen beim 
Queren ausserhalb eines Strei 
fens. 
Laut bfu-Statistik blieb in 
der Schweiz die Zahl der Ver 
unfallten auf Fussgängerstrei 
fen mit 1081 (+1 Prozent) prak 
tisch auf Vorjahresniveau. Es 
starben aber deutlich weniger 
Menschen: Die Zahl der Getö 
teten ging von 50 auf 30 
zurück (-40 Prozent), jene der 
Schwerverletzten von 419 auf 
376 (-10 Prozent). Es gab je 
doch 12 Prozent mehr Leicht 
verletzte (675). 
GESUNDHEIT 
Chemotherapie 
mit geringen 
Nebenwirkungen 
HEIDELBRG: Krebspatienten 
i können auf eine neue Che- 
■ motherapie mit deutlich 
geringeren Nebenwirkungen 
: als bisher hoffen. Wissen- 
; schaftler des Deutschen 
Krebsforschungszentrums 
und der Universität Heidel 
berg haben eine neue Pla- 
i tin-Verbindung entwickelt, 
das so genannte Thioplatin, 
das nur noch sehr gering 
giftig ist. Die Anti-Krebs- 
Wirkung wurde an mensch 
lichen Tumoren nachgewie 
sen, die auf Mäuse trans- 
plantiert worden waren. Die 
Forscher wollen nun noch 
: überprüfen, ob diese experi 
mentellen Ergebnisse 
tatsächlich auf den Men- 
i sehen übertragbar sind. In 
> zwei Jahren könnte dann 
| die neue Therapie ange 
wandt werden. Platinverbin 
dungen wie Cisplatin 
gehören bereits jetzt zu den 
wichtigsten Krebsmedika 
menten. Mit ihrem Einsatz 
in der Kombinationstherapie 
ist nach Angaben des For 
schungszentrums die Hei- 
< lung einer ganzen Reihe von 
Krebserkrankungen möglich, 
, etwa der Lunge, des Eier- 
i stocks und der Hoden. Doch 
die therapeutische Dosis die 
ser Substanzen ist bislang 
. trotz ihrer Wirksamkeit we 
gen der schwerwiegenden 
Nebenwirkungen, wie häufi 
ge Übelkeit und häufiges 
Erbrechen, eingeschränkt. 
Doch kein Schutz 
vor Darmkrebs 
WASHINGTON: Eine obst- 
und gemüsereiche 
5 Ernährung schützt offenbar 
doch nicht vor Darmkrebs. 
Dieses überraschende Ergeb- 
nis von langjährigen For 
schungen an der Harvard 
Medical School in Boston 
widerspricht Dutzenden von 
Studien der vergangenen 20 
Jahre. Nach der jetzt im 
«Journal of the National 
Cancer Institute» veröffent 
lichten Untersuchung kann 
Obst und Gemüse zwar hel 
fen, Herzkrankheiten und 
Diabetes zu verhindern. 
Doch auf Mast- und Dick- 
i darmkrebs hat eine solche 
Ernährung offenbar über 
haupt keine Auswirkungen. 
Selbst die an der Studie be 
teiligte Wissenschaftlerin 
Karin Michels zeigte sich 
zutiefst überrascht von die- 
! sem Ergebnis. 
Passivrauchen 
und Brustkrebs 
WASHINGTON: Passivrau- 
! cherinnen sterben nicht 
häufiger an Brustkrebs als 
andere Frauen. Das ergab 
! eine amerikanische Studie, 
die im «Journal of the Na- 
: tional Cancer Institute» ver 
öffentlicht wurde. Der Wis 
senschaftler Daniel Arten 
berg von der University of 
New Jersey wies allerdings 
• darauf hin, dass Passivrau- 
j chen nachweislich ein Risi 
kofaktor für Lungenkrebs, 
akute Atemwegserkrankun- 
i gen und wahrscheinlich 
' auch für Herzkrankheiten 
: sei. Doch sei nach dieser 
neuen Untersuchung, die 
: frühere kleinere Studien wi- 
j derlege, die Todesrate bei 
j Brustkrebs unter Frauen mit 
rauchenden Partnern nicht 
signifikant erhöht.
	        

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