Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND 
Dienstag, 31. Oktober 2000 23 
Russland und EU erwägen 
gemeinsames Krisenmanagement 
Zusammenarbeit wird verstärkt - Putin räumt Notwendigkeit einer politischen Lösung für Tschetschenien ein 
PARIS: Der russische Prä 
sident Wladimir Putin hat 
die Suche nach einer poli 
tischen Lösung in Tschet 
schenien als dringend 
notwendig bezeichnet, 
Verhandlungen mit «Ter 
roristen» aber erneut 
strikt abgelehnt. 
Nach einem Treffen mit dem 
amtierenden EU-Ratspräsiden 
ten Jacques Chirac und Kom 
missionspräsident Romano 
Prodi bekräftigte Putin am 
Montag in Paris, er nehme die 
Sorgen der Europäer in diesem 
Punkt ernst. Die Europäische 
Union und Russland vereinbar 
ten zudem eine verstärkte Zu 
sammenarbeit in der Sicher 
heitspolitik. 
Krisenmanagement 
Nach dem EU-Gipfel von Ni 
zza solle geprüft werden, wel 
chen Beitrag Russland im neu 
en Krisenmanagement der Eu 
ropäer leisten könne, heisst es 
in einer gemeinsamen Er 
klärung. Es gebe ein gemeinsa 
mes Interesse an Sicherheit und 
Stabilität auf dem Kontinent. 
Um die strategische Partner 
schaft mit Leben zu erfüllen, 
soll der Dialog auch in den Fra 
gen der Abrüstung und der Rü 
stungskontrolle intensiviert 
werden. Der französische Präsi 
dent Chirac begrüsste, dass sich 
die EU und Russland erstmals 
Russlands Ministerpräsident Putin (links) ist momentan zu Besuch bei Frankreichs Präsident Chirac 
und EU-Kommissionspräsident Prodi (rechts). (Bild: Keystone) 
auf die Notwendigkeit einer po 
litischen Lösung für Tschet 
schenien verständigt hätten. In 
einer gemeinsamen Erklärung 
wird zugleich die Souveränität 
Russlands hervorgehoben und 
der «Terrorismus in all seinen 
Formen» verurteilt. Putin sagte, 
ethnische Probleme könnten 
nur politisch gelöst werden. 
Doch ein Dialog mit Leuten, die 
Blut an den Händen hätten, 
wäre ein Zeichen der Schwäche 
Russlands und komme nicht in 
Frage. Der von religiösen 
Fundamentalisten provozierte 
Krieg in Tschetschenien sei zu 
dem zu Ende und der militäri 
sche Widerstand der «Terroris 
ten» gebrochen. Französische 
Intellektuelle, Prominente und 
Politiker kritisierten Putins 
Frankreichbesuch. Der Philo 
soph Andre Glucksmann sagte, 
der russische Präsident habe 
die tschetschenische Haupt 
stadt Grosny zerstört. So etwas 
habe es in Europa seit der Zer 
störung Warschaus 1944 durch 
Hitler-Deutschland nicht mehr 
gegeben. Bei seiner Tschet- 
schenienrcise vor einem Monat 
sei er Zeuge anhaltenden Ter 
rors und Unterdrückung ge 
worden. Der Grünen-Abgeord- 
nete Noel Mamere prangerte 
Massaker an der Zivilbevölke 
rung an und sprach von einem 
schmutzigen Kolonialkrieg. Am 
frühen Abend demonstrierten 
mehrere hunderte Menschen in 
Paris gegen den Krieg in 
Tschetschenien, darunter 
Glucksmann, die Schauspiele 
rin Jane Birkin und die frühere 
EU-Kommissarin für huma 
nitäre Fragen, Emma Bonino. 
Putin hat sich nicht zuletzt we 
gen der Kritik Frankreichs am 
Tschetschenienkrieg mit sei 
nem ersten offiziellen Besuch 
zehn Monate Zeit gelassen. 
Nach bilateralen Gesprächen 
mit Chirac sprach er am Abend 
von einem «neuen Wind» in 
den französisch-russischen Be 
ziehungen. 
Russland soll mehr Öl 
und Gas liefern 
Die EU und Russland bekräf 
tigten ihre Absicht, auf dem 
Energiesektor enger zusam 
menzuarbeiten. Chirac wies 
darauf hin, dass die geplante 
Ausweitung der Gas- und Öllie- 
ferungen aus Russland die Ver 
sorgung der Europäischen Uni 
on vielseitiger gestalte. Putin 
versicherte, Russland sei bereit, 
auf lange Sicht zur Energiever 
sorgung der europäischen 
Staaten beizutragen. Am 
Dienstag trifft P.utin Premier 
minister Lionel Jospin; für 
Mittwoch ist ein kulturelles 
und touristisches Programm 
vorgesehen. 
Weitere Tote bei anhaltender Gewalt im Nahen Osten 
Ministerpräsident Barak wirft den Palästinensern vor, den Weg der Gewalt gewählt zu haben 
JERUSALEM/GAZA: Die Ge 
walt im Nahen Osten reisst 
nicht ab. In Ostjerusalem 
schoss am Montag nach Poli 
zeiangaben ein Mann auf zwei 
israelische Sicherheitskräfte. 
Einer der Männer erlag später 
seinen Verletzungen. Ein Poli 
zeivertreter sprach von einem 
«Akt des Terrorismus». 
In Gilo im Osten Jerusalems 
wurde ein jüdischer Siedler er 
stochen aufgefunden. Auch im 
Westjordanland und im Gaza 
Streifen lieferten sich Palästi 
nenser und die israelische Ar 
mee wieder Strassengefechte. Is 
raels Ministerpräsident Ehud 
Barak ging am Montag ohne die 
angestrebte Regierung der na 
tionalen Einheit in die neue Sit 
zungsperiode des Parlaments. 
Baraks Mitte-Links-Koalition 
hat ihre Mehrheit im Parlament 
im Streit über die Friedenspoli 
tik verloren. In seiner Rede vor 
der Knesset warf Barak den 
Palästinensern vor, den «Weg 
der Gewalt» gewählt zu haben. 
Begleitet von wütenden Zwi 
schenrufen arabischer Parla 
mentarier sagte er, seine Regie 
rung habe bei den Verhandlun 
gen mit den Palästinensern «je 
den Stein auf der Suche nach 
Frieden umgedreht». Israel sei 
zu «herzzerreissenden» Konzes 
sionen bereit gewesen, aber 
nicht zu einem «Kapitulations- 
Frieden». Barak wandte sich 
während seiner Ansprache di 
rekt an Palästinenser-Präsident 
Jassir Arafat. «Mit Gewalt wer 
den Sie nichts erreichen. Ver 
handlungen führt man am 
Tisch, nicht auf der Strasse und 
nicht mit Schüssen und Steinen. 
Es wird keine Belohnung für die 
Gewalt geben.» Oppostionsfiih- 
rer Ariel Scharon seinerseits 
schraubte die Bedingungen für 
eine Beteiligung an einer «Not 
standsregierung» zurück. Der 
Chef des rechtsgerichteten Li- 
kud-Blocks sagte vor dem Par 
lament er müsse sich zuvor mit 
Ministerpräsident Ehud Barak 
über eine gemeinsame Reaktion 
auf eine mögliche einseitige 
Staatsausrufung durch die 
Palästinenser einig werden. Es 
müsse geklärt werden, welche 
Gebiete Israel in einem solchen 
Fall behalten wolle. Bislang hat 
te Scharon unter anderem ein 
Veto-Recht für alle Entschei 
dungen zum Friedensprozess als 
Bedingung für einen Eintritt in 
die Regierung gefordert. Ein 
Bündnis von fünf Parteien, dar 
unter auch Likud, hatte zuvor in 
mehreren Streitfragen harte 
Haltungen gegenüber den 
Palästinensern gefordert. 
NACHRICHTEN 
22 ermordete 
Serben in Mas 
sengrab entdeckt 
BANJA LUKA: Auf einem 
Friedhof in der bosnischen 
Hauptstadt Sarajevo sind 
die sterblichen Überreste 
von 22 offenbar ermordeten 
Serben entdeckt worden. 
Wie die bosnisch-serbische 
Nachrichtenagentur SRNA 
am Montag meldete, wur 
den die Menschen nach An 
gaben von Gerichtsmedizi 
nern während des Bosnien 
krieges von 1992 bis 1995 
getötet. Einige der Leichen 
seien mit Eisendrähten ge 
fesselt, andere verbrannt 
gewesen. 
UN und NATO 
würdigen Wahlen 
im Kosovo 
NEW YORK: Die Vereinten 
Nationen und die NATO ha 
ben am Montag die ersten 
Wahlen im Kosovo unter 
internationaler Aufsicht ge 
würdigt. UN-Generalse 
kretär Kofi Annan nannte 
den friedlichen Verlauf der 
Kommunalwahlen am 
Samstag einen Meilenstein 
für die demokratische Ent 
wicklung der serbischen 
Provinz. In einer Zeit des 
demokratischen Wandels 
auf dem Balkan habe die 
Bevölkerung bei der Erfül 
lung ihrer demokratischen 
Pflicht Reife und Verant 
wortung gezeigt. 
Anschlag in der 
Steiermark 
KINDBERG: Offenbar bei ei 
nem Sprengstoffanschlag ist 
am Montagmorgen in der 
Steiermark ein Unternehmer 
in seinem Auto getötet wor 
den. Nach der Explosion in 
Kindberg wurden zehn Per 
sonen mit einem Schock in 
ein Krankenhaus gebracht. 
Die Polizei ging nach ersten 
Ermittlungen davon aus, 
dass die Täter 200 Gramm 
TNT oder Plastiksprengstoff 
unter dem Fahrersitz des 
Autos deponiert hatten. Der 
| Wagen explodierte nach Po 
lizeiangaben während der 
Fahrt. Der 62-jährige Unter 
nehmer im Ruhestand be 
trieb ein Spielwarenge 
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