2 Montag, 30. Oktober 2000
LAND UND LEUTE
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Ein Programm, so bunt wie der Herbst
Herbstkonzert des MGV Sängerbund Vaduz - Ehrung von Alois Risch für 50 Jahre Vereinstreue
Beim diesjährigen Herbst
konzert des Männerge
sangvereins Sängerbund
Vaduz wurde den zahlrei
chen Gästen im Vaduzer
Saal ein buntes Programm
mit immer wieder gern
gehörten Liedern und
Tänzen aus Operette und
Chanson geboten.
Horst F. Enssle
Das alljährliche Herbstkonzert
des MGV Sängerbund Vaduz
hat Tradition. Der Abend wur
de von Vereinspräsident Peter
Hemmerle feierlich eröffnet.
«Freude am Singen und die
Geselligkeit stehen im Mittel
punkt der 50 aktiven MGV-
Mitglieder.»
Unter der musikalischen Lei
tung von Martin Biedermann
wurden im ersten Teil viele be
kannte Lieder um das «Lieb
chen» besungen und die Gäste
vom Chor und Tenor Claus
Gerstmann als Solist in den
Zauber der romantischen Lie
der entführt, immer wieder
gern gehörte Lieder wie «Es
löscht das Meer die Sonne aus»
wurden eindrücklich vorgetra
gen. Mit dem Lied «Ach ich
hab' in meinem Herzen» für
Solo und Chor schloss der ers
te Teil des Konzerts.
Ehrung für 50 Jahre
Treue zum MGV
Aus den Reihen der Sänger
konnte Alois Risch für 50 Jah
re aktives Singen im MGV ge
ehrt werden. Bereits mit 21
Jahren dem Sängerbund bei
getreten, singt er nun im zwei
ten Bass des Chores. Seit 1990
ist Alois (Alo) Risch Ehrenmit
glied des Sängerbundes. Aus
den Händen des Vereinspräsi-
Tanz und Gesang: Die Vaduzer Sänger erhielten auch Unterstützung durch die Tanzarena.
denten erhielt er für seine
Treue eine grosse Zinnschale.
Vizebürgermeister Ewald
Ospelt nahm als Vertreter der
Gemeinde Vaduz die Ehrung
des Jubilaren vor.
Er betonte dabei, dass es in
der heutigen schnelllebigen
Zeit grosse Beachtung verdie
ne, 50 Jahre aktiv in einem
Verein tätig zu sein.
Aus der Hand von Ewald Os
pelt erhielt Alois Risch die
Verdienstmedaille in Gold der
Gemeinde Vaduz für seine bei
spielhafte Treue zum MGV Va
duz.
«Ein Lied aus Paris»
Der zweite Teil des Abends
stand ganz im Zeichen des
Vereinspräsident Peter Hemmerle (rechts) und Dirigent Martin Biedermann bedanken sich bei Alois Chansons und der Operette.
fliscli für 50 Jahre Treue zum MGV Sängerbund Vaduz. (Bilder: Daniel Ospelt) Mit bekannten Liedern und
weltbekannten Chansons wie
«Pigalle», «Ein Lied aus Paris»
und «Da geh ich ins Maxim»
aus dem Paris der 20er Jahre
wurde nach der Pause der
Konzertaband fortgesetzt -
musikalisch begleitet von
Markus Biedermann (Gitarre),
Georg Fliri (Bass), Franz
Münsch (Schlagzeug) sowie
Hans Christi und Martin Hasler
(Trompete).
Als Solist überzeugte der Te
nor Claus Gerstmann aus
Deutschland, begleitet am Kla
vier von Karoly Gaspar. Tem
peramentvolle und farben
prächtige Darbietungen in den
jeweils passenden Kostümen
boten die Tänzerinnen der
Tanzarena unter der Leitung
von Barbara Kindle. Zum Aus
klang des gelungenen Abends
wurde «Plaisir d'amour» für
Solo und Chor interpretiert.
Begeisterung löste der «Can-
Can» aus, der in der vollen
Tanz-Kostümierung an Auf
führungen im legendären
Moulin Rouge erinnerte.
Mit «Good bye my love . . .»
verabschiedeten sich Chor und
Interpreten schliesslich von
der Bühne. Das Publikum
dankte mit rhythmischem Ap
plaus für den unterhaltsamen
Abend.
Präsident Peter Hemmerle
appellierte zum Abschluss an
die Jugend, Gesang und Gesel
ligkeit zu pflegen und sich
dem Chor anzuschliessen. Mit
gemeinsamer Chorstimme
wurde für Interessenten am
Chorleben die Telefonnummer
232 85 84 bekannt gegeben.
Ein bewegendes musikalisches Ereignis
Der Singkreis Gutenberg bot in Balzers ein Passivkonzert auf hohem Niveau
In der Kunst stellt sich etwas
Aussergewöhnliches nicht von
selber ein. Es muss hart erarbei
tet werden. Sind die äusseren
Bedingungen gegeben, um zu
-arbeiten, dann können sich sol
che Leistungen einstellen, wie
man sie am vergangenen Sams
tag im Gemeindesaal Balzers
beim Passivkonzert des Sing
kreis Gutenberg erleben konnte.
Friedrich Nestler
i
Unter der Mitwirkung eines
Ad-hoc-Männerchores, von
Solisten und dem Symphoni
schen Orchester Liechtenstein
brachte Prof. Josef Gstach das
«Lied von der Glocke» nach
Schiller, von Andreas Jakob
Roniberg zu einem Oratorium
komponiert, zur mustergültigen
Aufführung.
Exzellente Begleitung
Nachdem die Töne zur Ouver
türe «Iphigenie in Aulis» von
Chr. Willibald Gluck verklungen
waren, begrüsste Heidi Brunhart,
Präsidentin des Singkreises, die
Gäste, allen voran Vorsteher
Othmar Vogt. Nun war der Saal
doch bis fast auf den letzten
Platz gefüllt, was dem Veranstal
ter sicher eine besondere Freude
gewesen sein wird, denn durch
Terminüberschneidungen hatte
der Männerchor Vaduz sein
Konzert zur gleichen Stunde. Es
ist bedauerlich, dass es zu sol
chen Schwierigkeiten kommt.
Aber nachweislich hat der Sing
kreis seit Jahren einen fixen Ter
min für seine Veranstaltung.
Schon in der Ouvertüre
musste man aufhorchen, denn
die Musik wurde mit jenem Be
dacht vorgetragen, der nötig
ist, um die vielschichtige
Klangdisposition, wie sie be
sonders durch Gluck in die Or
chesterführung eingebracht
worden ist, deutlich werden zu
lassen. In der Begleitung zur
Glocke erreichte das Orchester
eine Intensität, die nicht zu er
warten gewesen war. Die Bc-
gleitfunktion wurde perfekt er
füllt, und dass der Chor so
überzeugend wirken konnte, ist
zum guten Teil dieser exzellen
ten Begleitung zu danken.
Rombergs Werk ist eine jener
sehr typischen Kompositionen,
wie sie in der Nachklassik im
mer wieder anzutreffen sind.
Handwerklich von allerhöch
ster Qualität fehlte doch jenes
Quäntchen Genialität, das zur
Unsterblichkeit führt. Um so
dankenswerter ist es, wenn die
se fast vergessenen Werke zur
Aufführung kommen.
Wunderbarer Gesang
Der Chor hat wunderbar ge
sungen. Die nur für diese Auf
führung dazugekommenen
Männer haben bewiesen, dass
Motivation und fleissige Pro
benarbeit zu ganz besonderen
Leistungen befähigen. Der Chor
ist in Deklamation, rhythmi
scher Präsenz, in der Klangaus-
geglichenheit und vor allem in
seiner musikalischen Beteili
gung auf hohem Niveau. Es ist
einfach bewundernswert, wie
rhythmische Feinheiten und
Sinngebungen zusammentref
fen, um den perfekten Aus
druck zu erreichen. Es ist offen
sichtlich, dass ein grosses Mass
an intensiver Probenarbeit
nötig war, um diese Feinheiten
so einzustudieren, dass sie der-
massen präsent sein konnten.
Auch die Solisten trugen da
zu bei, dieser Aufführung den
Stempel des Besonderen aufzu
drücken. Christa Gygax hat je
nen spielerisch leichten Sopran,
der für diese Partie notwendig
ist. Karl Jerolitsch ist ein wolil-
tönender lyrischer Tenor, der
die Höhen sicher zur Verfügung
hat, der vor allem aber dekla
matorisch voll den richtigen
Weg fand. Die Basspartie des
Meisters hatte Alvin Mouth
übernommen. Er war seinen
Gesellen ein derber Meister.
Sehnsucht nach Frieden
Ohne Personenkult betreiben
zu wollen, ist es nötig, die gros
se Leistung des Dirigenten be
sonders zu erwähnen. Er ist,
wie ein Kollege sagte, eben «ein
guter Musiker». Natürlich ist er
mehr. Er ist ein klein wenig
Zauberer, ein strenger, hinge
bungsvoller Arbeiter und ein
grosser Mensch, der sein hohes
Mass an künstlerischer Fähig
keit scheu zu verstecken sucht.
Er ist eben Gstach.
Als er Chor, Orchester und
Solisten zu den Schlussklängen
«Frieden» führte, da war mit
tiefer menschlicher Gewalt klar,
wie sehr wir uns alle nach Frie
den sehnen.
i
0
Gesang auf hohem Niveau: der Singkreis Gutenberg in Begleitung des Symphonischen Orchesters Liechtenstein.