48 Freitag, 27. Oktober 2000
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Liechtensteiner VOLKSBLATT
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Zwei neue
Saturn-Monde
entdeckt
GARCHING: Astronomen
haben zwei neue Monde des
Planeten Saturn entdeckt.
Seine nun insgesamt 22
Monde machen ihn zum
Planet mit den meisten be
kannten Trabanten im Son
nensystem, wie die Europäi
schen Südsternwarte (ESO)
in Garching bei München
gestern berichtete. Bisher
galt der Uranus mit 21
Monden als der Planet mit
den meisten Monden.
Astronomen haben weitere
Objekte um den Saturn
nachgewiesen, unter denen
noch weitere Monde sein
könnten. Die beiden neuen
Saturn-Monde waren erst
mals am 7. August mit dem
2,2-Meter-Teleskop der ESO
vom chilenischen La Silla
aus beobachtet worden.
Schon wieder ein
Zug entgleist
LONDON: In Grossbritanni
en ist gestern zum dritten
Mal innerhalb von zehn Ta
gen ein Zug entgleist. Nach
Angaben der Verkehrspoli
zei sprangen am Morgen bei
Virginia Water in der Graf
schaft Surrey südwestlich
von London vier Wagen ei
nes Zuges aus den Gleisen.
Sanitätern zufolge wurden
drei Menschen leicht ver
letzt, einige Passagiere hät
ten einen Schock erlitten.
Die für die Gleise verant
wortliche private Bahnge
sellschaft Railtrack teilte
hingegen mit, es habe keine
Verletzten gegeben. Die Ur
sache war noch unklar.
Nach Angaben von Rail
track hielt der Zug der Ge
sellschaft South West Trains
zwischen Weybridge und
Staines vor dem Unfall
nicht wie vorgesehen am
Bahnhof von Virginia Wa
ter.
Schweizer
Armeeköche holen
Silber und Bronze
BERN/ERFURT: Die Koch-
Nationalmannschaft der
Schweizer Armee hat an der
Koch-Olympiade in Erfurt
(D) eine Silber- und eine
Bronzemedaille errungen.
Das so genannte «Swiss Ar-
med Forces Culinary Team»
wurde für die Plattenschau,
eine Ausstellung von sieben
Menüs mit je drei Gängen,
mit Silber ausgezeichnet.
Bei der warmen Küche, wo
es in einem NATO-Küchen-
container 100 Portionen zu
kochen galt, erreichten die
Schweizer Bronze. Weitere
Schweizer Medaillen erran
gen die Zivilisten. Die
Koch-Nationalmannschaft
holte dreimal Gold, die Ju
niorenmannschaft einmal
Gold. Zudem holte die
Schweiz den Europameister
titel in der Kategorie Ge
meinschaftsverpflegung. Bei
den Patissiers wurde das
frühere Nationalmann
schaftsmitglied Urs Regli
Olympiasieger.
Seeleute qualvoll gestorben
23 Seeleute hatten «Kursk»-Katastrophe anfangs überlebt
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Mindestens 23 Matrosen des russischen Atom-U- Bootes «Kursk» haben nach dem Untergang des Bootes zunächst noch gelebt. Dies ging
aus einer handschriftlichen Notiz hervor, die bei einer der geborgenen Leichen entdeckt worden ist. (Bild: Kevstonej
MOSKAU: Mindestens 23
der insgesamt 118 Seeleu
te des verunglückten rus
sischen Atom-U-Boots
«Kursk» haben die Katas
trophe zunächst überlebt.
Das geht aus dem letzten
Brief eines Offiziers der
«Kursk» hervor, der am
Donnerstag bekannt wur
de.
«Wir sind hier 23 Mann: Keiner
von uns kann an die Oberfläche
gelangen», schrieb Kapitänleut
nant Dmitri Kolesnikow wenige
Stunden nach dem Unglück,
dessen Ursache bis heute unge
klärt ist. Die Botschaft, die auch
Abschiedsworte an Kolesniko-
ws Frau Olga enthalte, sei in ei
ner Tasche seiner Uniform ent
deckt worden, wie Marinebe-
fehlshabcr Wladimir Kuroje-
dow mitteilte.
Kolesnikow ist einer der vier
Toten, die seit Mittwoch von
Tauchern aus dem Wrack ge
borgen wurden. Präsident Wla
dimir Putin kündigte am Don
nerstag in einer ersten Reaktion
eine offene Untersuchung der
Unglücksursache an.
Wegen stürmischer See
konnten Taucher am Donners
tag nicht wieder ins Innere der
«Kursk» steigen, um nach wei
teren Leichen zu suchen. Die
Aktion in 100 Meter Tiefe gilt
als äusserst gefährlich.
Die Seeleute aus den Sektio
nen sechs, sieben und acht der
«Kursk» seien nach dem Un
glück in die hinterste neunte
Sektion geflüchtet, schrieb Ko
lesnikow. Es blieb unklar, wie
lange sie noch am Leben waren.
Marinebefehlshaber und Mi
nister hatten nach dem Unter
gang der «Kursk» am 12. Au
gust mitgeteilt, Überlebende
würden mit Klopfzeichen auf
sich aufmerksam machen. Spä
ter hatten die Behörden dies
wieder zurückgenommen. Die
russische Marine versuchte ta
gelang vergeblich, Rettungs
kapseln an die Notausstiegslu-
ke der neunten Sektion anzu
docken. Erst eine Woche nach
dem Untergang konnten nor
wegische Taucher den Zugang
zur bereits gefluteten Kammer
öffnen.
Diskussion ausgelöst
Der Fund der Taucher löste
in Russland eine Diskussion
aus, ob es Rettungsmöglich
keiten für die überlebenden
Seeleute gegeben hätte. Der
Leiter der offiziellen Untersu
chungskommission, Vizcregie-
rungschef llja Klebanow,
meinte, dass es für die Überle
benden keine Hoffnung gege
ben habe.
In den vorderen fünf
Sektionen seien alle Seeleute
sofort tot gewesen, sagte Kle
banow. Putin war von der rus
sischen Öffentlichkeit heftig
für tagelanges Zögern bei der
Annahme westlicher Hilfsan
gebote kritisiert worden. Die
Taucher sollten nun zuerst die
neunte Sektion untersuchen,
sagte der Stabschef der Nord
flotte, Admiral Michail Mozak.
Für Samstag wurde eine
Trauerfeier für die geborgenen
toten Seeleute im Marinehafen
Seweromorsk angekündigt.
Die Leichen müssen in einem
Speziallabor identifiziert wer
den.
«Mission to Mars» wird wahr gemacht
WASHINGTON: Die US-Raum
fahrtbehörde NASA hat einen
15- Jahresplan für die Mar
serkundung vorgelegt, der ei
ne zusätzliche Orbitermission
im Jahr 2005 und eine ver
stärkte Zusammenarbeit mit
Europa vorsieht.
Wie NASA-Chefwissenschafter
Ed Weiler gestern in Washing
ton mitteilte, wird der neue Er-
NASA präsentiert 15-Jahresplan für Marserkundung
kundungssatellit mit einer
hochauflösenden Kamera in
der Lage sein, Objekte von der
Grösse eines Fussballs auf der
Marsoberfläche zu erkennen.
Der bisherige Orbiter kann Ob
jekte von der Grösse eines
Kleinwagens identifizieren.
Die US-Raumfahrtbehörde
will mit ihrem neuen Pro
gramm so flexibel wie möglich
bleiben, um auf neue Erkennt
nisse schnell reagieren zu kön
nen. Als Rahmen ist eine zwei-
phasige Erkundung geplant, in
der sich Lande- und Orbiter
missionen im Zweijahresrhyth
mus abwechseln.
So soll bereits im kommen
den Jahr der Satellit «2001
Mars Odyssey» den Roten Pla
neten umkreisen. Im Jahr 2003
folgen dann zwei Landeroboter
und dann zwei Jahre später der
«Satellit Mars Reconnaisance
Orbiter» mit seiner Superkame-
ra. Für 2007 ist dann ein so ge
nannter Smart Lander geplant.
Dieser «intelligente» Landero
boter soll mit Hilfe von Düsen
triebwerken und hoch emp
findlichen Sensoren in der Lage
sein, selbst in der letzten Lan
dephase noch Hindernissen wie
grossen Felsen auszuweichen.
Im nächsten Jahrzehnt könn
ten Landeroboter nach Anga
ben Weilers dann erstmals Ge
steinsproben sammeln und mit
einer Rakete zur Erde zurück
bringen. Die erste Mission sei
für 2014 und die nächste dann
für 2016 geplant.
Hierbei setzt die US-Raum-
fahrtbehörde auf eine verstärk
te Zusammenarbeit mit den Eu
ropäern, vor allem mit Franzo
sen und Italienern.
Zahl der Leichen auf 86 gestiegen
Mindestens 86 Tote bei Flugzeugabsturz in Georgien - Flugschreiber gefunden
Das Flugzeugunglück hat nach jüngsten, offiziellen Angaben 86 Todesopfer gefordert. Unter den Toten
befanden sich auch acht Kinder. (Bild: Keystone)
TIFLIS: Beim schwersten Un
glück der Militärluftfahrt Russ
lands der letzten Jahre sind 86
Menschen ums Leben gekom
men, darunter auch Frauen
und Kinder. Eine bei Moskau
gestartete Kuriermaschine
war in Georgien am Mittwo
chabend aus noch ungeklärter
Ursache beim Landeanflug an
einem Berg zerschellt.
Gestern bargen Suchtrupps die
beiden Flugschreiber, deren
Auswertung nach Angaben der
Behörden in Tiflis am Wochen
ende Näheres über die Un
glücksursache ergeben sollen.
Unter den Opfern des Un
glücks waren acht Kinder und
18 Frauen. Eines der Kinder
war neun Mönate alt, teilten
russische Militärs am Donners
tag mit. Möglicherweise seien
auch georgische Zivilisten an
Bord der verunglückten Ma
schine gewesen. Genaue Passa
gierlisten werden bei Militär
flügen üblicherweise nicht er
stellt.
Private Passagiere
Gelegentlich werden von den
Besatzungen auch «Privatpas
sagiere» an Bord geschmuggelt.
Russische Militärs schlössen
daher am Donnerstag nicht aus,
dass sich die Zahl der Opfer
weiter erhöhen könnte.
Die Kuriermaschinen zwi
schen Tschkalowski bei Mos
kau und Batuini verkehren zwei
Mal im Monat. Neben Post wer
den auch Militärangehörige auf
Urlaubsflügen sowie Familien
mitglieder befördert. Russland
unterhält gegenwärtig eine Rei
he von Militärbasen in Georgi
en, die jedoch in den nächsten
Monaten aufgelöst werden sol
len. Die veraltete viermotorige
Turboprop vom Typ lljuschin
11-18 war beim Landeanflug auf
den russischen Militärstütz
punkt Batumi, unweit der
Grenze zur Türkei, in tief hän
gende Regenwolken geraten
und dabei am BergTiralis (Berg
der Tränen) zerschellt.
Den Rettungstrupps, die bei
strömendem Regen mühsam
durch das unwegsame Gelände
zum Unglücksort vorgedrun
gen waren, bot sich ein Bild des
Grauens. Zwischen den Trüm
mern der Maschine an dem
Berghang in rund 1500 Metern
Höhe lagen verkohlte Leichen
teile. Die georgischen Luft
fahrtbehörden in Tiflis teilten
mit, die Maschine sei beim Lan
deanflug über die Berge geflo
gen, anstatt den Flughafen von
See her anzufliegen. Unklar ist,
ob es sich um eine falsche
Kurswahl des Piloten oder eine
falsche Einweisung der Boden
leitstelle handelte. Bereits vor
25 Jahren war beinahe an der
gleichen Stelle eine 11-18 der
ehemaligen sowjetischen Luft
waffe am Berg zerschellt, be
richtete das georgische Fernse
hen am Donnerstag. Damals
starben 38 Menschen. Grund
für das Unglück war ein
Missverständnis zwischen den
Piloten und dem Tower in
Batumi. Die 11-18, die bereits
1959 in Dienst gestellt wurde,
gilt nach Angaben von russi
schen Militärpiloten als «zuver
lässiges Flugzeug ohne
Macken».