4 Donnerstag, 26. Oktober 2000
LANDTAG
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Regierung entlasten
Beschwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten geschaffen
Ab dem 1. Juli 2001 wird
die Regierung als Be
schwerdeinstanz etwas
entlastet. Der Landtag
stimmte in zweiter Le
sung einhellig der Schaf
fung einer Beschwerde
kommission für Verwal
tungsangelegenheiten zu.
Für Diskussionen sorgte
das Datum des Inkrafttre
ten des Gesetzes. Dieses
wurde aus Praktikabi-
litätsgründen vom Land
tag um ein halbes Jahr
verschoben.
Peter Kindle
Neben den weitgreifenden
staatspolitischen Aufgaben
kommt der Regierung immer
noch die Funktion einer
Rechtsmittelinstanz für ver
schiedenste Belange zu. Dies
soll sich nun ab dem 1. Juli
2001 in den Bereichen des Bau
wesens, des Strassenverkehrs,
der Telekommunikation und
der Mietbeiträge für Familien
ändern. Die gewünschte Ent
lastung als Rechtsmittelinstanz
wurde von der Regierung ge
fordert, weil es sich bei diesen
Gesetzgebungsbereichen um
sehr technische und rechtlich
eingeengte Belange handle. Der
Landtag stimmte nun dieser
Arbeitsentlastung für die Re
gierung einhellig zu und be-
Die Beschwerdekommission
wird nach einem Antrag von
Landtagspräsident Peter Wolff
erst am 1. Juli 2001 eingesetzt.
schloss in zweiter Lesung die
Schaffung einer Beschwerde
kommission für Verwaltungs
angelegenheiten, die sich dieser
Bereiche annehmen wird.
Diskussion um Inkraft
treten
Zu Beginn der Debatte
herrschte noch Uneinigkeit
zwischen Regierungschef Ma
rio Frick und den Landtagsab
geordneten betreffend dem Da
tum des Inkrafttretens der neu
en Gesetzgebung: Die Regie
rung sah vor, in einem dicht
gestaffelten Programm das Ge
setz zu publizieren, damit es
auf den 1. Januar 2001 in Kraft
treten kann. In der Zwi
schenzeit hätte der Landtag in
einer weiteren Arbeitssitzung
die Mitglieder dieser Kommissi
on wählen müssen, welche aber
noch im Vorfeld hätten rekru
tiert werden müssen. Sowohl
der FBP-Abgeordnete Rudolf
Lampert, als auch Landtagsprä
sident Peter Wolff konnten dem
Vorhaben des Regierungschefs
nichts Positives abgewinnen.
«Der Zeitdruck ist zu gross»,
stellte Peter Wolff fest, «die Zeit
ist zu knapp bemessen, um
Leute zu finden, die in dieser
Kommission mitarbeiten wol
len». Die Landtagsabgeordne
ten schlössen sich dieser Mei
nung einhellig an und verscho
ben das Datum der Inkrafttre-
tung auf den 1. Juli 2001.
Während das Bau-, das
Strassenverkehrs-, das Brand
schutz- und das Telekommuni
kationsgesetz, sowie auch die
Gesetzespassagen über die Lan
desvermessung einhellig ab
geändert wurden, gab es kurze
rechtliche Diskussionen um die
Abänderung des Gesetzes über
die Gewährung von Mietbeiträ
gen für Familien. Nachdem die
juristischen Fragen entwirrt
werden konnten, stimmte der
Landtag auch dieser Abände
rung des Gesetzes mit 19 Stim
men zu.
Würdiges Programm
100. Todestag von Josef Gabriel Rheinberger
Der 100. Todestag von Je-
sef Gabriel Rheinberger
soll im kommenden Jahr
in einem würdigen Rah
men gefeiert werden. Der
Landtag genehmigte ei
nen Kredit von 300 000
Franken, der Rest wird
durch die Gemeinde Va
duz und Beiträge gedeckt.
Adi Lippuner
Die Regierung hat dem Landtag
einen Kredit von 300 000 Fran
ken zur Durchführung eines
würdigen Gedenkprogramms
zum 100. Todestag von Josef
Gabriel Rheinberger, welches
im kommenden Jahr durchge
führt werden soll, beantragt.
Das Budget geht von einem Ge
samtaufwand von 600 000
Franken aus.
Volker Rheinberger (VU)
kritisierte das Vorgehen der
Regierung, sich nur zur Hälfte
an den Kosten beteiligen zU
wollen. «Es ist eine kulturpo
litische Aufgabe, die der Staat
wahrnehmen könnte, insbe
sondere weil die finanziellen
Mittel vorhanden sind.» Zu-
Volker Rheinberger (VU) wünschte sich ein grösseres Engagement
des Staates. (Bilder: bak)
dem sei im Bericht und An
trag nicht ersichtlich, ob nur
Veranstaltungen im In- oder
auch im Ausland geplant
sind.
Regierungsrätin Andrea Willi
wies darauf hin, dass im Land
zahlreiche Stiftungen ansässig
sind, welche gerne bei ver
schiedenen Projekten mitarbei
ten. Deshalb habe man sich
nicht ausschliesslich auf eine
Finanzierung durch den Staat
abstützen wollen. Bezüglich
der geplanten Veranstaltungen
wies die Kulturministerin da
raufhin, dass erst ein Grobkon
zept vorliege. Allerdings werde
die Idee geprüft, in einer oder
zwei Grossstädten Konzerte
aufzuführen. Dies würde dann
aber unter dem Begriff «Image
werbung für Liechtenstein»
laufen und müsste speziell fi
nanziert werden.
Zur Planung des Gedenkjah
res ist eine Arbeitsgruppe ein
gesetzt. Nach der einhelligen
Zustimmung des Landtages
zum beantragten Kredit von
300 000 Franken kann zügig
weitergearbeitet werden. Ein
Drittel des Kredits wurd als
Nachtragskredit für das Jahr
2000 genehmigt und für dring
lich erklärt. Mit diesem Vorge
hen ist sichergestellt, dass die
vorbereitenden Massnahmen
bereits im laufenden Jahr in
Angriff genommen werden
können.
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