Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Samstag, 21. Oktober 2000 5
«Nicht alles, was möglich ist,
ist gut für unser Land»
Interview mit FBP-Regierungschefkandidat Otmar Hasler zu seinen politischen Grundausrichtungen
verpflichte. Was meinen Sie
damit?
Einer dieser Grundsätze ist
die Nachhaltigkeit. Aber auch
die Diskussion um den Finanz
platz zeigt auf, dass es notwen
dig ist, die Wirtschaftspolitik
zum Thema zu machen. Nicht
alles, was möglich ist, ist gut
für unser Land. Wir müssen
den Ausgleich zwischen Wirt
schaftswachstum und . dem
Schutz und Erhalt unserer
Landschaft finden. Grundsätze
wie die entschiedene Bekämp
fung der organisierten Krimi
nalität, der Geldwäscherei
müssen konsequent umgesetzt
und befolgt werden. Gut aus-
gebildetete Menschen ermögli
chen es einem kleinen Land
wie Liechtenstein bei entspre
chender Politik, Möglichkeiten
zur Diversifizierung der Wirt
schaft zu ergreifen. Das hängt
nebst den Standordvorteilen
entscheidend von der Initiative
der hier lebenden Menschen
ab.
Sie haben sich schon mehr
mals im Landtag für die Bil
dungspolitik eingesetzt und
haben diesbezüglich Ihre Mei
nung immer klar geäussert.
An der Pressekonferenz ha
ben Sie Ihre bildungspoliti
schen Grundsätze unmissver-
ständlich geäussert. Sie wür
den für überschaubare Schul
zentren und für den Bau eines
zweiten Schulzentrums im
Unterland stehen. Zudem
würden Sie hohe Priorität auf
die sprachlich-naturwissen
schaftliche Bildung legen.
Hierzu zwei Fragen:
1.) Bedeutet dies, dass es
unter Regierungschef Otmar
Hasler kein Schulzentrum
Mühleholz II geben wird?
2.) Sehen Sie Ihre Forderung
nach sprachlich-naturwissen
schaftlicher Priorität mit dem
vor gut einem Jahr eingesetz
ten Lehrplan nicht zur Zufrie
denheit umgesetzt?
Zu ihrer ersten Frage: Ich bin
nicht glücklich über die Zu
stimmung der Landtagsmehr
heit zum Bau des Schulzen
trums Mühleholz IL Doch diese
Entscheidung ist auf demokra
tischem Wege gefallen, ein Re
Otmar Hasler: *Wie mit Amtsgeheimnissen umgegangen wurde, wie die Verhältnismässigkeit im Handeln staatlicher Organe interpre
tiert wurde, der Umgang mit der Unschuldsvermutung - das alles hat in den letzten Monaten vielen Menschen zu denken gegeben.»
ferendum gegen den Finanzbe-
schluss ist nicht ergriffen wor
den. Sicher würde ich bei der
Umsetzung dieses Beschlusses
darauf Wert legen, dass dem
Prinzip überschaubarer Schu
len so gut wie möglich nachge
lebt wird.
Zur zweiten Frage: Ich
bin überzeugt, dass wir den
sprachlich-naturwissenschaft
lichen Bereich stärker fördern
müssen. Dieser Kernbereich, er
gänzt durch ein attraktives An
gebot im musischen Bereich,
gibt den Schülerinnen und
Schülern den notwendigen
Rucksack mit, um in ihrem spä
Otmar Hasler: *<Lust auf Zukunft> bedeutet für mich Optimismus und auch Zuversicht, dass wir die
vielen Herausforderungen gemeinsam meistern können. Die Menschen sollen von diesem Optimismus\
angesteckt werden.»
teren Leben bestehen zu kön
nen. Diese Frage ist momentan
unbefriedigend gelöst.
Ich bin überzeugt,
dass wir den
sprachlich-natur
wissenschaftlichen
Bereich stärker
fördern müssen
Die Schulreform wurde vom
Landtag an die Regierung
zurückgewiesen. Die Fraktion
der Bürgerpartei hat ge
schlossen gegen das von der
Regierung vorgeschlagene
Modell gestimmt. Welche
Vorstellungen haben Sie in
Bezug auf die Schulreform?
Im Mittelpunkt jeder Bil
dungspolitik stehen die Interes
sen der Schülerinnen und
Schüler. Aufbauend auf dem
heutigen Schulsystem gibt es
viele Möglichkeiten der Verbes
serung. Wir haben im Landtag
ein Zehn-Punkte-Programm,
wie wir uns das weitere Vorge
hen wünschen, vorgelegt. Es
würde zu weit führen, all die
Vorschläge hier aufzuführen.
Wichtig ist, dass die Schülerin
nen und Schüler in einem über
schaubaren Umfeld auf ihr spä
teres Leben vorbereitet werden.
Die Klasse als Mittelpunkt des
sozialen Lernens hat eine wich
tige Funktion. Ein Schullauf
bahnentscheid soll jederzeit
korrigiert werden können. Die
Zusammenarbeit zwischen den
Schularten muss verbessert
werden.
Ein weiteres Innenpolitisches
Thema, das schon bald wie
der auf der Agenda stehen
wird, ist die Verfassungsre
vision. Sie sind Mitglied
der Verfassungskommission.
Welche Vorstellungen haben
Sie in Bezug auf die Verfas
sungsrevision?
Ich trete nach wie vor für die
heutige duale Grundordnung,
wie sie in der Verfassung von
1921 gmndgelegt ist, ein. Das
bedeutet auch, dass wir in der
Verfassungsdiskussion Lösun-
Wir müssen wie
derum eine Auf
bruchstimmung
schaffen, die mo
tiviert und viele
Menschen zur
Mitarbeit anregt
gen finden, die der demokrati
schen und parlamentarischen
Grundlage, auf der die Monar
chie steht, gerecht werden. Ich
bin ebenso überzeugt, dass es
für Liechtenstein wichtig ist, in
dieser Diskussion einen Kon
sens zwischen Fürst, Landtag
und Regierung zu finden.
Wichtig ist der gegenseitige Re
spekt, die Gesprächskultur. Nur
wenn wir das Verbindende über
das Trennende stellen, haben
wir Erfolg. Liechtenstein steht
vor grossen Herausforderun
gen, die wir gemeinsam ange
hen müssen.
Sie haben in Ihren Ausführun
gen auch davon gesprochen,
eine Aufbruchstimmung ent
stehen zu lassen, damit die
Menschen helfen, ihre Hei
mat mltzugestalten. Wie soll
Liechtenstein In Zukunft aus
sehen? Welche Visionen ha
ben Sie in Bezug auf Liech
tenstein im dritten Jahrtau
send?
In der heutigen, schnelllebi-
gen Zeit 20 oder 30 Jahre vor
auszudenken, ist sehr schwie
rig. Und trotzdem sind wir ver
pflichtet, die politischen Ent
scheidungen im Blick auf
zukünftige Generationen zu
fällen. Wir müssen wiederum
eine Aufbruchstimmung schaf
fen, die motiviert und viele
Menschen zur Mitarbeit anregt.
Wenn es gelingt, die vielen
tüchtigen jungen und älteren
Menschen zu überzeugen, dass
gerade ihre Mitarbeit wichtig
ist, dann werden wir auch die
schwierigen Aufgaben, die vor
uns liegen, lösen. Ich denke an
ein Liechtenstein, das in seiner
Ordnung auf den einzelnen
Menschen zugeschnitten ist
und allen Heimat bedeutet. Ein
Liechtenstein, das Teil einer Re
gion ist, in der die Menschen in
verschiedensten Bereichen zu
sammenfinden. Ein Liechten
stein, das seine landschaftliche
Schönheit behalten kann und
den Menschen vielseitige
Betätigungsfelder in einer zu
sammenwachsenden Welt er
möglicht.
Die Gestaltung der
Zukunft ist eine
Gemeinschaftsauf-
gabe, auf die wir
uns freuen
Die FBP Ist unter dem Motto
«Lust auf Zukunft» In den
Wahlkampf gestartet. Was
bedeutet das für Sie?
«Lust auf Zukunft» bedeutet
für mich Optimismus und auch
Zuversicht, dass wir die vielen
Herausforderungen gemeinsam
meistern können. Die Men
schen sollen von diesem Opti
mismus angesteckt werden. Die
Gestaltung der Zukunft ist eine
Gemeinschaftsaufgabe, auf die
wir uns freuen.
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