6 Donnerstag, 19. Oktober 2000
BAUEN UND WOHNEN
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Von der Morgensonne wach gekitzelt
Der Neubau von Dietmar und Marlene Flatz in Schaan ist für viele Überraschungen gut
Fortsetzung von Seite 4
Streng in der Form heisst
aber nicht kühl in der
Ausstrahlung. Der sehr
feine, frische, weisse
Wandverputz kontrastiert
mit dem warmen Holzton
des Bodens. Die als Raum
teiler zwischen Wohnzim
mer und Esszimmer ein
geschobene offene, dop
pelte Küchenzeile harmo
niert mit dem Türkis des
kleinen Pools mit auto
matischer Rollabdeckung.
Von der Anrichte der Küche
und dem dreieinhalb Meter lan
gen Tisch aus Platanenholz
fallt der Blick wahlweise auf
die nach Osten gerichtete Ter
rasse mit dem Schif'fsparkett
aus Eichenholz, auf die
freischwebende Betonstiege mit
Holzbclag oder das «Bädli», den
überfliessenden Pool mit dem
beruhigenden Geräusch eines
Brunnens, gesäumt von
Schiffsboden und einer mittel-
grossen Rasenfläche, das die
Bauhcrrschaft auf Wunsch der
Architekten nach Wasser in ir
gendeiner Form wählte. Über
haupt nennt das Haus eine spe
zielle Poesie sein Eigen. Durch
die vollverglaste Wohnzimmcr-
front schaut Bauherr Dietmar
Flatz, ein begeisterter Tou
rengänger, auf die Schweizer
Berge oder auf das von den bei
den Gästezimmern im Unterge-
schoss zugängliche Atrium,
statt auf die am Haus vor
beiführende Strasse. Im Eltern-
schlafzimmer im Mittelge-
schoss weckt ihn an freien Ta
gen die hinter dem Drcischwes-
tern-Massiv aufgehende Mor
gensonne.
Liebe zum Detail
Bemerkenswert ist die im
ganzen Haus vorhandene Liebe
zum Detail und der Hang
zum Perfcktionismus. Vorrich
tungen für etwaige Sicht
schutzwände aus Segeltuch auf
der überhängenden Betonteras-
se im ersten Stock sind ebenso
typisch wie in den Granit ge
schliffene Lüftungsschlitze im
Gäste-WC unten oder ein milli-
metergenau in die Granit-
Wand eingelassener Spiegel im
Elternbad.
Im zweiten Stock ist das
Reich der drei Kinder: drei nach
Bewusste Ein- und Ausblicke, Landschaft gezielt erleben, die Beziehung zwischen innen und aussen, so das Thema des Hauses. Im Bild
das Wohnzimmer, mit Blick auf die Schweizer Berge.
(Bilder: Eduard Huebcr und Barbara Keelj
Osten gerichtete, zu den Bergen
hin vollverglaste Räume mit
Die konsequente Materialwahl zeigt sich in den schilfgrünen Einbaufronten von der Garderobe eben
so wie bei der massgeschnciderten Küche.
schilfgrünen Einbaufronten
und einem raffinierten Granit
bad, wo eine Glasdusche die
zwei Waschplätze teilt. Zusätz
lich hat eines der Zimmer Aus
gang auf ein hochgeschlosse
nes Mini-Atrium. Im Kellerge-
schoss runden die grosszügige
Waschküche, der Technikraum,
ein Weinkeller und zwei Gäste
zimmer mit. Bad das Rauman
gebot ab.
Traumhafte Wohnskulp
tur
Was meint die Bauhcrrschaft
zu den Aussagen, man müsse
dreimal bauen, bevor man zu
seinem Traumhaus findet und
Bauen sei überhaupt stressig?
Marlene und Dieter Flatz schüt
teln die Köpfe. Bei Baumschla
ger und Eberle haben sie sich
so rundum verstanden und auf
gehoben gefühlt, dass sie nach
nur einem Nachmittag Bera
tung alles in deren Hände leg
ten.
«Betonschlössli, Schuh
schachtel, Stufenwürfcl» - sie
wissen, dass ihr markantes
Flachdachhaus auffallt, man
che gar schockiert. Das
schmälert die Freude der Fami
lie, die seit sieben Wochen im
Haus wohnt, kein bisschen. Im
Gegenteil. Sie haben ihr
Traumhaus, nicht zu gross und
nicht zu klein, bekommen.
«Unser Haus ist Anschau
ungsunterricht, was alles mög
lich ist», sagt Dietmar Flatz, der
sich jedes Mal aufs Neue freut,
wenn er beim Nachhausekom-
nien sein Haus, seine «Skulp
tur» wiedersieht. Marlene Flatz
schwärmt von der besonderen
Stimmung, wenn die Abend
sonne in den kleinen Pool
scheint und ein tanzendes Wel
lenmuster auf die Decke über
den Esstisch wirft. Die Kollegen
von Sohn Valentin (10), die
ihren Schulkameraden anfangs
bedauert hatten, das dieser in
so einem Haus wohnen «müs
se», sind nach einem Besuch
begeistert. Nur der kleine Vin
zenz (6), der immer noch ein
bisschen das alte Heim an der
Wiesengasse vermisst, meint:
«Hauptsache, wir haben ein
Dach über dem Kopf.»
Marlen und Dietmar Flatz wohnen in IHREM Trauinhaus.
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Vom Gästezimmer im Untergcschoss fällt der Blick aufs begrünte
Atrium (nach oben offener Innenhof) anstatt auf die vorbeiführen- Der Fussboden und der Tisch wurden aus dem Platanenholz hergestellt. Die Ahornart wächst in Afrika ebenso wie bei uns. Übrigens, die
de Strasse. Platane gilt als klassischer Biergartenbaum!
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