Liechtensteiner VOLKSBLATT
WIRTSCHAFT
Dienstag, 17. Oktober 2000 1 3
Viertgrösster Mineralölkonzern
Neue Grossfusion in der Mineralölbranche: Chevron und Texaco schliessen sich zusammen
SAN FRANCISCO: Die US-
Mineralölkonzerne Chev
ron und Texaco schlies
sen sich zum weltweit
viertgrössten Ölkonzern
zusammen. Chevron wird
Texaco mit eigenen Akti
en im Wert von 35 Milli
arden Dollar kaufen.
Die neue Chevron Texaco Corp.
wäre der weltweit viertgrösste
Mineralölkonzern nach Exxon
Mobil, Shell und BP Amoco.
Den Unternehmenswert des
neuen Energieriesen bezifferten
die Ölkonzerne auf 100 Milliar
den Dollar. Das neue Unterneh
men erwarte jährliche Ein
sparungen von 1,2 Milliarden
Dollar, teilten die Vorstände
beider Unternehmen am Mon
tag mit.
Starker Konkurrent
entsteht
Von den zusammen weltweit
rund 57 000 Stellen sollen
4000 wegfallen. In der Mine
ralölbranche ist dies der nächs-i
te grosse Zusammenschluss
nach den Fusionen von Exxon
Durch den Zusammenschluss von Chevron und Texaco entsteht der weltweit viertgrösste Mineralölkonzern.
(Bild: Keystone)
Globale Ölbranchenkonsolidierung
beschleunigt
NEW YORK: ChevronTexaco
wird in der Weitrangliga mit
einem 1999er Umsatz von
72,3 Mrd. Dollar zür Nummer
vier und verdrängt die franzö-
sis&ÄtÄ&Ä
fünften'Platz;] Btfcndienführer
bleibt der US-JConzerri'Exxon- s
Mobil vor der britisch-nieder-,
ländischen Royal Dutch/Shell
und der britischen BPAmoco.
In den'vergangenen drei Jah-,
ren gab es zahlreiche Fusionen
und Übernahmen in ^welt
weiten Mineralölbranche.
Exxon, der grösste US-ölkon-
zern, hatte ; Mobil, die zweit-,
grösste amerikanische Ölge-
, sellschaft, für 85 Mrd. Dollar
geschluckt. ExxonMobil wur
de dadurch mit einem Umsatz !
von rund 187 Mrd. Dollar im i
Jahr 1999 Branchenprimus.
Bisher hat sich die Royal;
Dutch/Sheil-Gruppe belGross-
' (ibemahmeh 1 zurückgehalten^
doch hat die Gesellschaft, dfc:
1 notwendige .Finanzkraft,c va&
-andere grosse Ölkonzerne zu;
schlucken.. Die 1 Gesellschaft.;
■ liegt; mit einem> Umsatz < ypn J
105 Mrd. Dollar weltweit an <
zweiter Stelle. Die britische BP-i
• Gruppe hatte erst die, amerika
nische Amori) für. 52 Mrd..
. Dollar gekauft iind sich, dann!
s die US-ÖlgesellschaftAtlantic \
r Richfield 1 einverleibt Sie'j
brachte es 1999 auf einen Um- i
' satz von rund 83,5 Mrd.- Dollar. ]
und Mobil Oil sowie BP und
Amoco. Mit der neuen Chevron
Texaco entsteht nach Ansicht
von Analysten für beide ein
starker Konkurrent. In der
Schweiz sind Chevron und Te
xaco nach Angaben der Erdöl-
Vereinigung nicht vertreten.
Der neue Konzern würde
über rund 11,3 Milliarden Bar
rel an Öl- und Gasreserven ver
fügen und damit nur knapp
hinter BP Amoco, aber immer
noch weit hinter Exxon Mobil
liegen, sagte Bruce Lanni, Ana
lyst bei CIBC World Markets,
die Fusion. Zusammen hätten
beide eine starke Position bei
der Exploration und Produkti
on in Westafrika, in den Staa
ten der ehemaligen Sowjetuni
on und in Lateinamerika.
Im zweiten Anlauf
f in erster Versuch einer Fusi
on zwischen Chevron als Num
mer zwei und Texaco als Num
mer drei der US-Mineralölkon-
zerne war vor einem Jahr an
den Kaufpreisforderungen von
Texaco gescheitert. Analysten
sprachen nun von einem güns
tigen Kauf für Chevron und
zeigten sich überrascht, dass
Texaco in einen niedrigeren
Verkaufspreis einwilligte.
Die Vorstände hatten vor ei
nigen Monaten die Fusionsver
handlungen wieder aufgenom
men und am Sonntagnachmit
tag den Zusammenschluss be
siegelt. Texaco wird den Anga
ben nach mit 64,87 Dollar je
Aktie bewertet. Chevron werde
0,77 eigene Aktien für jede der
etwa 545 Millionen ausstehen
den Texaco-Aktien tauschen.
Im vorigen Jahr noch hatte Te
xaco ein Angebot im Wert von
70 Dollar je Aktie abgelehnt.
Chevron-Chef David O'Reilly
soll nach der Fusion Chairman
und Konzernchef der neuen
Chevron Texaco Corp. werden.
Der gegenwärtige Chef von Te
xaco, Peter Bijur, werde Vize-
Chairman und solle die Sparten
Raffinerie, Marketing, Strom
und Chemie leiten.
Christopher Stavros vom In
vestmenthaus Paine Webber
geht davon aus, dass die US-
Kartei Ibehörden die Fusion un
ter Auflagen billigen dürften.
«Da der Preis für Texaco offen
sichtlich fünf Dollar niedriger
ist als vor einem Jahr und Te
xaco in der Zwischenzeit eini
ges zur eigenen Stärkung getan
hat, sieht der Deal nach einer
günstigen Gelegenheit für
Chevron aus» sagte Stavros der
Nachrichtenagentur Reuters.
Auch Fred Leuffer, Analyst
beim Investmenthaus Bear
Stearns, hatte zuvor den Zu
sammenschluss als positiv für
Chevron bewertet.
Die Qual der Wahl
Superschnelle Internet-Verbindungen
BERN: Das Angebot an super
schnellen Internet-Verbin
dungen in der Schweiz
wächst. Die Kabelnetz-Betrei-
ber rüsten kräftig auf. Die Te
lecom-Firmen setzen auf die
Karte ADSL. Und mit dem In
ternet aus der Stromsteckdose
steht ein weiterer Durchbruch
bevor.
Philippe Gumy
Die Kundschaft wird künftig
die Qual der Wahl haben. An
gespannte Nerven über Staus
auf der Datenautobahn sollen
der Vergangenheit angehören.
Statt dessen werden sich die In
ternet-Benutzerinnen und Be
nutzer einen Weg durch den
Tarifdschungel bahnen müssen.
Cablecom gibt Gas
Kräftig auf das Gaspedal beim
Aufbau des Hochgeschwindig-
keits-Internets drückt Cablecom.
Das Unternehmen, das jeden
zweiten Haushalt der Schweiz
mit Kabel-TV versorgt, will bis
im nächsten Jahr schweizweit
mit Internet über Kabel präsent
sein.
Die technische Umrüstung
laufe auf Hochtouren, sagte
Cablecom-Sprecher Peter Born.
Das Unternehmen zähle bereits
25 000 Kunden mit einem In
ternet-Zugang über das TV-Ka
bel. Pro Tag werden rund 100
neue Verträge für das High
speed-Angebot abgeschlossen.
Die Cablecom arbeitet mit
den, beiden Providern Swiss
Online ünd Urbanet zusammen.
Das stösst einigen regionalen
Kabel-TV-Anbietern sauer auf,
die das Angebot der Cablecom
in ihre Netze einspeisen. Sie
drängen darauf, allen Provi
dern Zugang zu gewähren.
Swisscom setzt auf ADSL
Auch die Swisscom rüstet ih
re Netze auf. Seit letzten Mon
tag bietet sie den Internet-Auf
fahrtrampen die ADSL-Technik
(Asymetric Digital Subscriber
Line) an. Diese Technologie ist
rund fünf mal schneller als die
herkömmliche ISDN-Technik.
Eine normale Telefonleitung
und ein Modem genügen, um
sich anzuschliessen. Mit ADSL
erhält die Kundschaft erstmals
gegen eine Monatsgebühr eine
permanente Verbindung zum
Internet. Das Angebot ist be
reits heute in der ganzen
Schweiz verfügbar.
Mit dem Internet aus der
Stromsteckdose steht eine wei
tere Technologie in den Start
löchern. Bei der Entwicklung
an vorderster Front ist der Tele
kommunikationskonzern As-
com. Bereits im nächsten Jahr
will Ascom mit seiner Power
line-Technik auf den Markt
kommen.
Auch WLL-Anbieter
mischen mit
Einen weiteren Pfeiler im
Köcher halten jene 34 Firmen,
die im Frühjahr eine WLL-Li-
zenz ergattert haben. Die draht
lose Verbindung von lokalen
Telefonzentralen zum Hausan-
schluss (Wireless Local Loop
WLL) sollen ebenfalls High
speed-Internet ermöglichen.
Im ersten Quartal 2001 soll
ten die ersten WLL-Produkte,
die alle Bedürfnisse der Tele
kommunikation abdecken, auf
dem Markt sein, heisst es bei
Sunrise und Callino. WLL rich
tet sich vor allem an Unterneh
men. Di^ Tarife sind noch nicht
bekannt.
Gute Chancen
Post-Aktie: Aufnahme in DAX
BONN: Die Deutsche Post hat
nach ihrem Börsengang am
20. November nach Einschät
zung von Analysten gute
Chancen auf eine rasche Über
nahme in den Deutschen Ak
tienindex (DAX).
Die Mehrheit der an der Emissi
on beteiligten Banken schätze
den Börsenwert der Post auf 20
bis 25 Mrd. Euro (30 bis 37,5
Mrd. Fr.). Sollte die Hälfte der
Anteile des Bundes zum Handel
zugelassen werden, käme die
Post auf eine Marktkapitalisie
rung von 10 bis 12 Mrd. Euro.
Damit würde sie Platz 22 im
DAX belegen. Als Austausch
kandidaten für die Post kämen
KarstadtQuelle und AdidasSa-
lomon in Frage. Wirksam wür
de der Post-Aufstieg wahr
scheinlich im März 2001.
Made in
NACHRICHTEN
OPEC-OI über
30 Dollar
WIEN: Der Preis für Öl der
Organisation Erdöl expor
tierender Länder (OPEC) ist
in der vergangenen Woche
wieder über 30 Dollar ge
stiegen. Ein Fass (159 Liter)
habe 30,37 Dollar gekostet,
berichtete das OPEC-Sekre
tariat am Montag in Wien.
In der Woche davor muss-
ten 29,03 Dollar bezahlt
werden. Im September hatte
ein Fass durchschnittlich
31,48 Dollar gekostet. Das
Kartell strebt einen Richt
preis zwischen 22 und 28
Dollar an.
Preisschock
beim Erdöl
BERN: Der vom Bundesamt
für Statistik (BFS) berechne
te Gesamtindex der Produ
zenten- und Importpreise
stieg im September 2000 im
Vergleich zum Vormonat
um 0,7 Prozent. Der deutli
che Anstieg ist auf die star
ke Erhöhung der Preise für
Erdölprodukte zurückzu
führen. Dies liess den Im
portpreisindex um 2,2 Pro
zent gegenüber dem Vormo
nat zunehmen. Hingegen
stiegen die Preise der In
landprodukte lediglich um
0,1 Prozent. Gegenüber dem
September 1999 erhöhte
sich das Niveau der Produ
zenten- und Importpreise
insgesamt um 2,8 Prozent.
Dabei lag die Jahresteue-
rung der Importprodukte
mit 8,2 Prozent nach wie
vor wesentlich über deg'eni-
gen der Inlandprodukte mit
0,5 Prozent. Bei Inlandpro
dukten: wenig Bewegung,
geringe Jahresteuerung
(+0,5%).
Der vom Bundesamt für
Statistik berechnete Produ
zentenpreisindex stieg im
September 2000 gegenüber
dem Vormonat um 0,1 Pro
zent. Sein Stand liegt bei
95,8 Punkten (Basis
Mai 1993 -100).
ABB vereinbart
Joint Venture
ZÜRICH: Der weltweit tätige
Technologiekonzern ABB
und der führende Anbieter
von Dienstleistungen und
Technologien^ für die Erdöl-
und Gasindustrie, Schlum-
berger Limited, haben eine
Absichtserklärung für ein
Joint Venture im Bereich
von Unterwasser-Erdöl- und
Gasvorkommen unterzeich
net. Die Erklärung, die keine
substanziellen Kapitaleinla
gen erfordert, bezieht sich
auf die Entwicklung neuer
Technologien und
Dienstleistungen.
SYZERLAND
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Via Nassa 44 ■ 6900 Lugano ■ T6I. 091/918.50.20
Rue du Rhöne 30" 1204 Genöve ■ T61. 032/819.09.09
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