32 Samstag, 14. Oktober 2000
LETZTE SEITE
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
China 1: Mindes
tens 20 Tote bei
Erdrutsch
PEKING: Bei einem Erd
rutsch sind im Südwesten
von China mindestens 20
Bergwerksarbeiter getötet
worden. Nach Presseberich
ten vom Freitag wurden die
Opfer in ihrem Schlagquar
tier von rund 200 000 Ku
bikmetern Schlamm und
Steinen begraben. Der Erd
rutsch wurde von einem
leichten Beben der Stärke
2,2 auf der Richter-Skala
ausgelöst. In den vergange
nen Tagen hatten schwere
Regenfälle den Boden in der
Umgebung der Phosphor-
Mine aufgeweicht.
China 2:23 Tote
bei Busunglück
SCHANGHAI: Bei einem
Busunglück in China sind
23 Menschen ums Leben
gekommen. Weitere 23 Pas
sagiere wurden nach Zei
tungsberichten vom Freitag
verletzt. Der Bus kam in der
Stadt Hualang von der
Fahrbahn ab und stürzte
50 Meter tief in einen Fluss.
Offenbar hatten die Brem
sen des Fahrzeugs versagt.
Die Polizei nahm Ermittlun
gen auf.
Südafrika lässt
7000 Häftlinge
frei
JOHANNESBURG: Südafri
kanische Gefängnisbehör
den haben am Freitag damit
begonnen, wegen Überfül
lung nochmals 7000 Häft
linge zu entlassen. Bereits
im Vormonat waren 11 000
Gefangene auf freien Fuss
gesetzt worden, um die
Haftanstalten zu entlasten.
Einige nutzten ihre Freiheit
allerdings dazu, gleich wie
der Straftaten zu begehen.
Entlassen wird nur, wer ein
gesperrt wurde, weil er sei
ne Kaution von bis zu 233
Franken nicht bezahlen
konnte. Die südafrikani
schen Haftanstalten waren
vor der Aktion mit 172 000
Gefangenen zu 50 Prozent
überbelegt. Sie gelten we
gen der verheerenden Haft
bedingungen als Brutstätte
weiterer Kriminalität.
Spinne befsst
Polizisten In die
Hand
DÜSSELDORF: Eine bissige
Spinne hat in einer Polizei
wache für Unruhe gesorgt.
Das etwa fünf Zentimeter
grosse schwarze und be
haarte Tier biss einem 33-
jährigen Polizisten in den
Ringfinger, als er sich nach
einer Nachtschicht die
Jacke aus seinem Spind an
ziehen wollte. Wie Polizei
sprecher Andre Hartwich
am Freitag mitteilte, musste
der Beamte mit einer Ver
giftung zur Behandlung in
ein Krankenhaus gebracht
werden. Dem Verletzten ge
he es aber mittlerweile wie
der besser. Bei dem bissigen
Kleintier habe es sich mög
licherweise um eine Vogel
spinne gehandelt, sagte
Hartwich. Sie könnte bei
spielsweise nach einem Po
lizeieinsatz auf einem
Grossmarkt in die Wache
gelangt sein. Möglicherwei
se habe die Spinne sogar
jahrelang unbemerkt unter
den Beamten gelebt.
Venedig unter
Wasser
VENEDIG: Nach Stürmen und
tagelangen Regen/allen sind in
Venedig erstmals in diesem
Herbst die Kanäle über die Ufer
getreten. Viele Geschäfie und
Häuser im Zentrum Venedigs
stehen nach Medienberichten
vom Freitag unter Wasser. Das
Fernsehen zeigte Bilder vom
überschwemmten Markusplatz.
Touristen und Venezianer stan
den wadenhoch in den Fluten,
andere balancierten über Holz
stege. Dagegen genossen die Si-
zilianer Sonne pur. Viele holten
bei mehr als 30 Grad im
Schatten noch einmal Badehose
oder Bikini aus dem Schrank
und stürzten sich in die lauen
Mittelmeerßuten. «Sie sind wie
die Eidechsen: Sobald sie einen
Sonnenstrahl sehen, rennen sie
zum Strand und lassen sich
schmoren», sagte die Besitzerin
eines Strandcafis zum Ansturm
der Sonnenanbeter.
«Wir sind an einer Katastrophe vorbeigeschlittert»
Grossbrand nach Explosion in Wiesbadener Chemiefabrik
WIESBADEN: Bei einem ver
heerenden Grossbrand in
einem Wiesbadener Chemie
werk sind in der Nacht zum
Freitag elf Menschen verletzt
worden. Wie die Feuerwehr
berichtete, explodierte in einer
Fabrik für Kunstharze kurz
vor Mitternacht ein Kessel.
Die 3600 Quadratmeter grosse
Produktionshalle der Firma Vi
anova Resins stand sofort in
Flammen. Das rasche Eingrei
fen der Löscher verhinderte ein
Übergreifen des Feuers auf ein
benachbartes Tanklager mit
600 000 Litern brennbarer
Flüssigkeiten. «Wir sind an ei
ner Katastrophe vorbei ge
schlittert», sagte der Wiesba
dener Bürgermeister Holger
Gossmann. Nach ersten Schät
zungen beläuft sich der Scha
den auf 100 Millionen Mark.
Brand erfasste angren
zende Anlage
Der Brand erfasste auch eine
angrenzende Verpackungsanla
ge sowie ein benachbartes La
ger für Tapetenkleister. «Das
war eines der grössten Feuer,
die Wiesbaden je gesehen hat»,
sagte der Leiter der städtischen
Berufsfeuerwehr, Harald Ha
gen. Infolge der Explosion zer
splitterten an umliegenden Fa
briken und Verwaltungsgebäu
den zahlreiche Fenster. Der Ex-
Elf Menschen wurden bei dem Grossbrand in einer Wiesbadener Chemiefabrik verletzt. Der Brand
brach kurz vor Mitternacht aus. (Bild:Keystone)
plosionsknall war im gesamten
Stadtgebiet zu hören. «Als wir
ankamen, fanden wir ein Flam
menmeer vor uns», sagte Ha
gen. Mit Hilfe eines Wasservor
hangs schirmten die Brand-
bekämpfer das Tanklager ab.
Die Wiesbadener Feuerwehr lö
ste Grossalarm aus. Rund 150
Feuerwehrleute waren im Ein
satz. Etwa 100 Polizisten sperr
ten Strassen, die nahe gelegene
Autobahn sowie den Rhein im
Bereich des Brandortes. An
wohner wurden mit Sirenen
und Rundfunkdurchsagen auf
gefordert, Türen und Fenster zu
schliessen. Nach Angaben von
Vianova ereignete sich die Ex
plosion nach dem Befüllen ei
nes Kessels. Arbeiter der Nacht
schicht hätten Naturharz sowie
Zusatzstoffe in den Behälter
einlaufen lassen und daraufhin
einen rasanten Anstieg der
Kesseltemperatur bemerkt. Als
Versuche, den Kessel zu kühlen,
gescheitert seien und ein Si
cherheitsventil angesprungen
sei, hätten die Arbeiter Alarm
ausgelöst und die Fabrik
fluchtartig verlassen.
Anlage in technisch
neuem Zustand
Nach Angaben der Polizei
handelt es sich bei den Verletz
ten um Arbeiter, Feuerwehr
leute sowie Mitarbeiter des
Werkschutzes und der Poststel
le auf dem Werksgelände. Die
Betroffenen litten überwiegend
unter Rauchvergiftungen, sag
te der Leitende Werksarzt Die
ter Kobosil. Ein Arbeiter habe
bei der Explosion Verbrennun
gen ersten Grades, Prellungen
und Abschürfungen davon ge
tragen. Die Mehrzahl der Ver
letzten wurde zur Beobachtung
in Krankenhäuser gebracht.
Wie der Leiter der Werksfeuer
wehr, Robert Langendorf, be
richtete, ergaben permanente
Rauchgasmessungen in der
Nacht, dass bei dem Feuer kei
ne gefährlichen Gase freige
setzt wurden. Werksleiter
Bernhard Hettich betonte, die
Anlage sei in einem technisch
einwandfreien Zustand gewe
sen und erst im vergangenen
Jahr behördlich überprüft wor
den. Die Gewerbeaufsicht und
das hessische Landeskriminal
amt begannen mit der Ermitt
lung der Unfallursache.
NASA feiert Helden
Space Shuttle Discovery dockte bei Raumstation an
Angst vor tödlichem Virus
in Malaysia
CAPE CANAVERAL: Die sie
benköpfige Besatzung der US-
Raumfähre Discovery hatte am
zweiten Tag ihres Jubiläumsflu
ges alle Hände voll zu tun. Es
galt, die Internationale Raum
station ISS durch mehrfaches
Zünden der Shuttle-Antriebs
raketen «einzufangen», um
dann am Abend anzudocken.
Wegen Problemen mit einer
Shuttle-Antenne droht zumin
dest ein teilweiser TV-Blackout
während der anstehenden Ar
beiten an der Raumstation. Bil
der während der Annäherung
an die ISS kamen nur ver
schwommen oder zerhackt in
der Bodenstation der Welt
raumbehörde NASA in Cape
Canaveral an. Aber der eigent
liche Held der elftägigen Missi
on befindet sich auf der Erde.
Der 43-jährige Jorge Rivera soll
von der Weltraumbehörde mit
einer Medaille ausgezeichnet
werden: Rivera war es, der am
Dienstag auf der Startplattform
in Cape Canaveral einen von
Arbeitern vergessenen Metall
stift entdeckte. Der Countdown
wurde darauf hin abgebrochen
und der Shuttle-Start auf Mitt
woch verschoben.
Die US-Raumßhre Discovery bei Ihrem Start in Cape Canaveral.
KUALA LUMPUR: In Malay
sia geht die Arigst vor einem
gefährlichen Virus um. Vor
allem Kinder sind anfällig
für die so genannte Hand-,
Fuss- und Mundseuche
(HMFD).
' Am Donnerstag starb ein drei
jähriger Junge lim Universitäts
krankenhaus der Hauptstadt
Kuala Lumpur. Es handelt sich
dabei um das dritte Todesopfer
in Malaysia. Das Virus breitete
sich von Singapur in den ma
laysischen Staat Johor und von
dort weiter in die nördlichen
; Regionen des Landes aus.
HMFD wird durch direkten
Kontakt mit Körperflüssigkei
ten von infizierten Personen
übertragen. Allein in dieser
Woche registrierten die Behör
den rund 40 Krankheitsfälle iti
Kuala Lumpur, wie das Ge
sundheitsministerium mitteilte.
Falls sich der Erreger weiter in
dieser Geschwindigkeit; aus
breite, werde- man Vorschulen
und Kindergärten schliessen.
In Johor wurden diese Mass
nahmen bereits am Mittwoch
ergriffen. Nach Angaben einer
Sprecherin der Weltgesund
heitsorganisation (WHO), Su-
santha de Silva, kann die In
fektionsrate durch die konse
quente Vermeidung von Kör
perkontakten gebremst wer
den. Es sei daher nicht nötig,
die Schulen landesweit zu
schliessen. In Singapur sind
bereits mehr als 1700 Personen
an der Virusinfektion erkrankt
vier Kinder starben. Die häu
figsten Symptome sind lieber,
ein rauer Hals und 'Hautaus
schlag.